Ich werde mich in meiner Master-Thesis mit meiner eigenen schauspielerischen Arbeit auseinandersetzen. In meinen letzten Arbeiten ist mir oft die Frage begegnet ob das, was ich auf der Bühne tue, Schauspiel ist oder Performance. Spiele ich oder performe ich? Ich selbst bezeichne mich bisher in jeder Arbeit auf der Bühne als Schauspieler, was aber von der Außenwahrnehmung (Publikum, Kolleg*innen, Dozierende) häufig in Frage gestellt wird. Bestimmt spiele ich immer auf der Bühne – auch wenn es manchmal nicht so aussieht und ich behaupte, eigene Gedanken, Texte, Handlungen zu performen. Oder?
Nach einer Vorstellung von SOMMERGÄSTE nach Maxim Gorki (10. Juni 2018, Körber Studio Junge Regie, Thalia Gaußstraße, Hamburg, Regie: Timon Jansen) in der ich die Rolle des Sergej Basov übernommen hatte, kam die Regisseurin Julia Hölscher zu mir, beglückwünschte mich zu meiner Arbeit und fragte, ob ich denn generell nur meine eigenen Sachen machen und als Performer arbeiten würde oder ob ich mir auch vorstellen könnte, als Schauspieler an einem Haus zu arbeiten. Nachdem ich mich erst über das Kompliment gefreut hatte, dachte ich später darüber nach, was sie eigentlich gesagt hatte. Nämlich, dass ich in ihren Augen in dieser Vorstellung nicht eine Rolle gespielt, sondern mich selbst performt hätte. Dieser Auffassung würde ich widersprechen und trotzdem denke ich, dass es gewisse Überschneidungen gibt.
Wo liegt die Grenze? Wollen manche Theatermacher*innen nicht mehr mit Schauspieler*innen, sondern nur noch mit Performer*innen arbeiten? Ist ein*e ausgebildete*r Schauspieler*in für die Performancekunst für immer verloren? Oder bin ich als Schauspieler nicht sogar der bessere Performer?