«Es gibt einen Grund, wieso wir unsere Macht neu bestimmen: die Zukunft»
Wenn der Zustand der Welt in den letzten Jahren von Beschreibungsinstanzen dargestellt wird, findet sich immer wieder das Narrativ der allumgreifenden Veränderung. Es scheint etliche Ausdrücke dafür geben: sich «im Wandel zu befinden», «im Umbruch», gar «am Ende» und ebenso viele Erklärungen, Konstruktionen von Feindbildern, Technologien der Hoffnung, der (Un-)Möglichkeiten, Resignationen und soziale Kämpfe. Ich möchte diese Prozesse grob als Legitimationskrise bezeichnen, die, um sich selbst nicht zu erkennen zu müssen, Narrative von Krisen provoziert.
Eine Welt, die durch ökonomische Wünsche nach globalisierter Verbindung in Konflikt mit der Pluralität der Lebensrealitäten steht. Und mittendrin- sowie in allen Richtungen gleichzeitig- das Subjekt; eingezäunt, in den Ferien, auf der Flucht, in der Lohnarbeit, objektifiziert, isoliert, im Weltraum, auf der Straße, in den Palästen, ohne Arbeitsbewilligung, in Bewegung.
Doch wie kann sich das Subjekt zu seinen Existenzbedingungen verhalten?
Kritische Gesellschaftstheorie begreift gesellschaftliche Phänomene und Entwicklungen als veränder- und gestaltbar. Zentral in dieser Analyse und Kritik ist, Theorie, soziale Praxis und soziale Erfahrung in ein wechselseitiges Bestimmungsverhältnis zu bringen. Ich möchte das Subjekt - als vermeintliche Einheit des Gesellschaftlichen - nach dessen spezifischer Macht zu Veränderung, zum Widerstand befragen. Dem zugrunde liegt eine Kritik an der neoliberalen Perspektive des autonomen, souveränen Subjekts. Auf der Suche nach einem zeitgenössischem Konzept des Subjekts, das nicht die Abhängigkeit von den Strukturen und somit der Anderen verleugnet, setze ich mich mit poststrukturalistischen Perspektiven auseinander, um dort die Bedeutung der Subjektivität als Basis für einen möglichen Widerstand gegen bestehende
Verhältnisse zu suchen.
Die Norm des Subjekts als heterosexueller, Weißer, westlicher Mann* gilt es endlich zu erweitern um die hegemonialen Verhältnisse auf allen Ebenen auszuhöhlen. Wenn eine Widerstandspraxis bei den Subjekten selbst beginnt, ist es bedeutend, die Möglichkeit zur Subjektivität aller radikal einzufordern. Mithilfe von postkolonialer Theorie vertiefe ich die Kritik an der Normierung des Subjekts und erläutere wie privilegierte Subjekte, Differenzen der «Anderen» konstruieren, um die eigene, hegemoniale Subjektivität zu bilden. Rassismus verstehe ich dabei als hartnäckige, postkoloniale Tradition.