Aufführungsbesuch bei einer 6. Klasse, die eine eigene Stückentwicklung auf der Bühne zeigt. Auf der Bühne sind zwei Gruppen zu sehen, die Mädchen2 spielen die Tussis und die Jungs die Roboter. Als Zuschauerin geht mir sofort durch den Kopf: Möchte ich als Frau eine Tussi auf der Bühne spielen? Hätte ich als Jugendliche da einfach so mitgespielt? Die Tussis sitzen zu Hause, lackieren sich die Nägel, schminken sich und spielen die unschuldigen, gar naiven Figuren. Die Roboter dagegen sind die technikbegabten, starken und eher frechen Jungs. Während des Stücks ist mehrheitlich eine klare Machtstruktur zwischen den Geschlechtern ersichtlich. Neben dem Bedienen der Jungs durch die Mädchen, deutet auch die räumliche Anordnung der Figuren (Jungs stehen, Mädchen sitzen) auf ein Machtverhältnis hin. Meiner Einschätzung nach, finden diese Handlungen und Setzungen allerdings unreflektiert statt, weshalb ich anschliessend auch das Gespräch mit den Spieler*innen und der Lehrperson suchte. Auf diese Stereotypen angesprochen, sagte mir ein Mädchen: „Das sind halt unsere Rollen im Leben.“ Als ich die Spielleitung danach fragte, wie diese Rollenzuteilung entstanden sei, antwortete sie, dass dies gar keine Diskussion war, das ergab sich einfach so. Aufgrund meiner folgenden, eigenen, etwa zeitgleichen Erfahrung im Umgang mit dem Thema Gender, habe ich mich dabei gefragt, was für Konsequenzen ein Hinterfragen der Gendernorm mit Kindern auf den Prozess eines theaterpädagogischen Projekts hat.