Es gibt die Position im zeitgenössischen Theater, Brecht wäre eigentlich nur noch historisch aufführbar. Auch wenn ich tendenziell selbst gegen Aktualisierung von Klassikern auf Biegen und Brechen bin, würde ich hier widersprechen. Und doch kann man aus dieser kritischen Perspektive auch Gewinn ziehen. So interessieren mich in meiner Arbeit an diesen Konzepten oft das Historische, das Gewesene und ihre daraus resultierende Magie. Das Konzept des Modellbuchs gehört zu den Versuchen der Nachkriegsjahre, Theater neu zu denken. Es ist eng verbunden mit seiner Zeit und entsteht aus einer Notlage, wie später anhand des Vorworts des Antigonemodells genauer erläutert wird.
In diesem Sinne soll sich meine Arbeit mit dem von Bertolt Brecht in Versuchen dargelegten Projekt des Modellbuchs anhand seiner Bearbeitung der Antigone und ihrer Anwendung beziehungsweise Unabwendbarkeit für das Theater heute beschäftigen.