Georg Wilhelm Rauchenecker (1844-1906) ist ein Gründervater des Departement Musik der ZHdK.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in seiner Geburtsstadt München studierte er Klavier und Orgel bei Theodor Lachner, Violine bei Joseph Walter, Kontrapunkt bei August Baumgartner sowie Komposition bei Franz Lachner.
1862 wurde er als Kapellmeister nach Aix-en-Provence berufen und ging 1864 als erster Theaterkapellmeister nach Carpentras. Im Jahre 1868 nahm Rauchenecker eine Stelle als erster Opernkapellmeister und Direktor des Konservatoriums in Avignon an.
Nachdem er bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 als Staatsbürger eines deutschen Staates des Landes verwiesen wurde, liess er sich in der Schweiz nieder. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Klavierlehrer und war Mitglied des Tonhalleorchesters in Zürich. Durch den Kapellmeister des Zürcher Stadtorchesters, Oskar Kahl, wurde er bei Richard Wagner eingeführt. Am 21. Dezember 1870 fanden im Foyer des alten Theaters in Zürich die ersten Proben zur Aufführung des Siegfried-Idylls statt, das dann am 25. Dezember 1870 unter der Leitung von Richard Wagner zu Cosimas Geburtstag auf der Treppe des Hauses in Tribschen bei Luzern uraufgeführt wurde. Rauchenecker war einer der 15 Musiker des kleinen Orchesters.
Am 29. Oktober 1873 wurde Rauchenecker auf Vorschlag von Ziegler-Sulzer als Direktor des Musikkollegiums Winterthur gewählt, wo er seit Anfang Dezember 1873 auch als Direktor der neugegründeten Musikschule tätig war. Deren später gegründete Berufsabteilung ist heute Teil der ZHdK.
Die 'Grande Ouverture pour musique militaire' wurde 1867 an der Weltausstellung in Paris uraufgeführt. Sie ist ein seltenes Originalwerk für sinfonisches Blasorchester aus dem 19. Jahrhundert. Raucheneckers Stück ist stark von der Tonsprache Richard Wagners beeinflusst. Im Seitenthema des schnellen Teils der Ouvertüre sendet der Komponist einen musikalischen Gruss an sein Vorbild, indem er in einer geschickt abgewandelten Paraphrase das Thema des Hochzeitmarsches aus Lohengrin anklingen lässt.