Obwohl unbestreitbar eine Kunstdisziplin, schafft es das Theater viel zu häufig als Reproduktionsmaschine vorherrschender struktureller Systeme, Denkansätze, Dichotomien und Machtverhältnisse zu fungieren, anstatt diese zu durchleuchten, zu unterwandern, zu zerschlagen.
In dieser Arbeit möchte ich daher einmal genauer unter die Lupe nehmen, was genau die Bühne für ein Ort ist und sein kann im Kontext der Pop-Musik. Polemisch gesagt: Warum findet man im Pop die besseren Theatermacher:innen und was können wir von ihnen lernen?
Anhand von drei Musiker:innen möchte ich exemplarisch darstellen und untersuchen, wie Inszenierungen abseits der Theaterbühne funktionieren und welche subversiven Energien wir uns von dort abschauen können.
Unsere von Erfolgsdenken befangene Mentalität scheint uns vom zweckfreien Spielen abzuhalten. Stattdessen suchen wir zunehmend immer erst nach einem Grund, um überhaupt spielen zu dürfen.
Das Spiel trifft im Theaterkontext häufig schneller auf Akzeptanz als im öffentlichen Raum, als sei die Hürde, Begründungen für ein spielerisches Handeln zu finden, kleiner und leichter zu überwinden. Dabei ist keineswegs nur die Aufführungssituation gemeint, in der man gegebenenfalls einem scheinbar zweckfreien Spiel auf einer Bühne zuschaut. Vielmehr geht es um die Spielerfahrung an sich. Ganz gleich unter welchen Bedingungen ein Spielangebot in diesem Kontext zu Stande kommt, ist die Bereitschaft dieses auszuprobieren, sich „darauf einzulassen“, oft höher.
Können wir also vom Theater lernen und das Spiel so wieder mehr für uns nutzen?
Wie erleichtert der Kontext des Theaters es dem Spiel, sich zu entfalten?
Und wie kann man diesen Mechanismus für die Arbeit und den künstlerischen Prozess im Theater nutzbar machen?
Es wird mich innerhalb der folgenden Seiten interessieren, auf der Grundlage von Begriffsschöpfungen eine Spieltheorie zu entwickeln und diese an szenischem Material aus dem Dokumentarfilm „The Act of Killing“ zu untersuchen.
Wenn ich von Spielen spreche, so meine ich hier das Spielen von menschlichen Körpern, also von Personen in einem theatralen Raum. Doch was ist Spielen? Und was ist ein theatraler Raum?
Wir wollen vorerst nur über Schauspiel nachdenken und formulieren deshalb: „Schauspiel funktioniert, wenn es beim Publikum unvermittelt Regung hervorruft.“
Wir nehmen diese Definition als Sprungbrett und stellen fest, dass im Begriff Schauspiel die Spielmodi, die ich entwickeln will, schon implizit vorhanden sind: das „für andere Spielen“ in der Schau und das „für sich Spielen“ im Spielen. Im Spannungsfeld dieser beiden Spielmodi vermute ich den Schlüssel zu einer Spielweise, die es vermag, unvermittelt Regung auszulösen.
Der Skandal ist ein Spiegel gesellschaftsrelevanter Themen. Ich halte in meiner Thesis dem Theater als Institution den Skandal-Spiegel vor. Nach dem Konkretisieren und Abgrenzen des Forschungsfeldes untersuche ich den Begriff des Skandals mithilfe verschiedener medientheoretischer Ansätze.
Daraufhin widme ich mich dem spezifischen Theaterskandal, zuerst in einem kurzen historischen Umriss, um dann auf die verschiedenen am Theaterskandal beteiligten Akteur*innen zu sprechen zu kommen. Anschließend analysiere ich anhand der beteiligten Akteur*innen vier Theaterskandale der Gegenwart, deren Berichterstattung ich in großen Teilen aus Interesse zum Zeitpunkt ihres Geschehens mitverfolgt habe. Im abschließenden Reflexionsteil widme ich mich der Frage für wen Theaterskandale letztlich relevant sind und welche Rückschlüsse sich vom Theaterskandal auf gesellschaftliche Werte und Normveränderungen ziehen lassen.
Diese Thesis behandelt den Raum. Den Raum im Verbund mit dem Theater. Wenn von «immersiven Theaterformen» gesprochen wird, hängt da irgendwo immer ein «neumodisch» dran. Doch ist der Wunsch nach Immersion im Theater wirklich neu, oder ist uns nur nicht bewusst, wie alt und tiefgründig er wirklich in unserer Geschichte steckt?
Dieser Fragestellung möchte ich mich annähern, in dem ich zuerst erörtere, was es mit dem Raum auf sich hat. Der Verlauf unseres Theaterverständnisses unterliegt einer bemerkenswerten Zäsur. Erst mit Diderot und dem bürgerlichen Trauerspiel verhärtete sich das Verhältnis zwischen Akteur*in und Zuschauer*in. Ich erörtere, wie raumgebunden das Theater davor, während und nach dieser Zeit war und momentan ist.