‚Ophelia‘ wird oft so unschuldig, so zart wie eine kleine Porzellanpuppe dargestellt. Sie ist das Sinnbild für eine Frau, deren Liebe unerwidert zurückgelassen wird. Sie steht für die Unterdrückung der eigenen Sprache und der Gefühle. ‚Ophelia‘ wird als eine Frau präsentiert, die durch ihre Emotionalität, Verzweiflung und zu guter Letzt auch durch ihren „Wahnsinn“, wie es öfters bezeichnet wird, in den Tod getrieben wird.
Schauen wir uns Frauenrollen aus einem beliebigen klassischen Drama an; da sind sich fast alle einig: unterrepräsentiert, zu wenig Rollen, nur von dem männlichen Blick aus geschrieben. Weibliche Figur xx existiert nur für den Herren xy.
Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir von „starken Frauen“ reden? Was ist eine starke Frauenrolle, oder gar eine feministische Frauenrolle? Welche Punkte müsste eine weibliche Figur erfüllen, um in diese Kategorie von Frau zu fallen?
Wenn wir aber von starken Frauen sprechen, suggerieren wir somit gleichzeitig, dass es auch nicht starke Frauen gibt? Wären diese dann schwach? Schwache Frauen? Fragile Frauen? Zerbrechliche Frauen? Sind diese nicht automatisch feministisch?
Männer sprechen nicht über Gefühle, treffen Entscheidungen, kümmern sich um die Finanzen, stehen immer in Konkurrenz zueinander und sind zu absolut jedem Zeitpunkt bereit für Sex. Das ist das Männlichkeitsbild, das unsere westliche Gesellschaft seit Generationen prägt und beeinflusst. Es lässt sich finden in Romanen, Kinofilmen, Serien, in der Werbung und natürlich auch in der dramatischen Literatur. Dieses Männerbild lässt sich unter dem Begriff der «toxischen Männlichkeit» zusammenfassen.
In der kanonischen Theaterliteratur werden diese stereotypisierten Verhaltensweisen, wie zum Beispiel emotionale Distanz, Gewaltbereitschaft und Dominanz oft als etwas Positives dargestellt.
Ich möchte mich im Folgenden damit auseinandersetzen, ob sich erkennen lässt, welche Vorstellung Karl Moor aus Schillers „die Räuber“ und Ferdinand von Walter aus Schillers „Kabale und Liebe“ von ihrer Männlichkeit haben. Behindert diese Vorstellung sie in ihrem Streben und gehen sie letztendlich auch an ihr zugrunde?
Da viele Kolleg:innen - und auch ich - bald die Schauspielschule absolvieren und in das Arbeitsfeld Theater einsteigen werden, sorge ich mich um unser Wohlergehen in diesem Beruf. Aus den Erfahrungsberichten von vielen theaterschaffenden Menschen, ist zu entnehmen, dass dieses Wohlergehen beispielsweise bei den Proben nicht gewährleistet ist.
Ich, als weisser Cis-Mann, ertappe mich immer wieder dabei in die gleichen diskriminierenden Fettnäpfchen zu treten. Zum Beispiel beim Nicht-Gendern in meinem alltäglichen Sprachgebrauch, beim Mansplaining in der abendlichen Runde unter Freund:innen oder beim Verwenden von politisch inkorrekten Worten.
Ich bin verantwortlich und sehe es als meine Aufgabe, aus meinen Fehlern zu lernen, und mich auf dem Weg zur Gleichberechtigung und Chancengleichheit, weiterzubilden, mir einen kritischeren Blick auf die Welt anzutrainieren, denn das ist nicht die Aufgabe der diskriminierten Menschen sondern die der Privilegierten.
Meine These ist also, dass der weiße Cis-Mann eine aktive Rolle im Kampf gegen die Diskriminierung am Theater und in der Welt hat und diese vor allem Lernen heisst.
«Das war doch nur ein Witz» ist eine häufige Reaktion, wenn sich das Gegenüber durch einen Scherz angegriffen fühlt. Nicht selten ist der Grund für die Kränkung auf sexistische, rassistische, ableistische, klassistische, antisemitische, queerfeindliche oder anderweitig diskriminierende Inhalte der Aussage zurückzuführen. Trotzdem wollen Witzemacher*innen ihre Schuld häufig nicht anerkennen. Komik sollte alles dürfen, schliesslich ist es «nicht ernst gemeint». Doch ist das wirklich so? Darf sich Comedy alles erlauben?
Der oder die Täter*in macht einen diskriminierenden Witz, wodurch sich das Opfer angegriffen fühlt und verletzt ist. Anstatt jedoch die Schuld an der Verletzung am Gegenüber anzuerkennen, verteidigt sich der oder die Täter*in, indem er oder sie den Grund für die Verletzung nicht in der eigenen Aussage sucht, sondern in der Reaktion des Opfers. Etwa, weil er oder sie zu sensibel sei. Die Folge ist eine Delegitimation der Grenzen der Diskriminierten.
Wer darf unter welchen Umständen Witze machen?
Unter den beiden Aspekten Gender und politische Herangehensweise, möchte ich mit dieser Arbeit herauszufinden, auf welche Weise ich als weisse Frau Comedy zu einem politischen Akt machen kann.
„Heute morgen, kurz vor Sonnenaufgang, stand ein Hirsch vor meinem Fenster, in einem Nebel, der so dicht und hell war, dass der zweite Hirsch, nicht weit entfernt, aussah wie der unvollendete Schatten des ersten. Du kannst ihn ausmalen. Du kannst ihn ‚die Geschichte der Erinnerung‘ nennen.“
Ich habe dieses Zitat ausgewählt, da es für mich den durch Kunst bespielbaren Raum treffend und gleichzeitig poetisch beschreibt.
Das Thema Autofiktionalität im Theater interessiert mich sehr, da der Grat zwischen privat und persönlich sehr schmal ist. Mich bewegt und fasziniert es, wenn ich autobiografische Geschichten auf der Bühne sehe.
Ich gehe davon aus, dass sich autofiktionales Schreiben bzw. die künstlerische Auseinandersetzung mit autofiktionalen Texten dazu eignet, Fragen zu Autobiografie und der Konstruktion des Selbstbildes zu bearbeiten. Und dass die Umsetzung im Theaterkontext wichtige Auswirkungen auf die Verarbeitung von persönlichen Erfahrungen und die Reflexion über dieselben hat.
Deshalb versuche ich im Folgenden herauszufinden, was Autofiktionalität für Potenziale in Bezug auf die Freiheit und Erkennung des persönlichen Verständnisses und Ausdrucks hat.
„Das ist zu privat.“ So oder so ähnlich fällt dieser Satz des Öfteren im Unterricht unserer Schauspielausbildung. Um dieses Private gibt es eine Art Mysterium. Niemand weiß genau, was damit gemeint ist. Eine einheitliche Definition gibt es nicht. Klar ist nur, Privatheit ist auf der Bühne unerwünscht. Was stattdessen gefragt ist, ist das persönliche Spiel. Es wird vermittelt: Privat ist keine (Schauspiel)Kunst. Private Befindlichkeiten interessieren nicht.
Bei der Verwendung des Begriffes privat tut sich bei mir ein großes, diskursives Feld auf, das ich abstecken möchte, indem ich den Begriff "privat" sozio-kulturell, gesellschaftspolitisch und geschichtlich einordne und aus feministischer Sicht untersuche. Denn die private Sphäre wurde, als Gegensatz zur Öffentlichkeit als Raum und Mechanismus genutzt, um patriarchale Strukturen zu stabilisieren und Frauen vom gesellschaftlichen Diskurs und öffentlichem Leben fernzuhalten.
Klassismus meint die Diskriminierung aufgrund von sozialer- bzw. Klassenherkunft und richtet sich vor allem gegen Menschen aus der Armuts- oder Arbeiter*innenklasse. Klassismus hat konkrete Auswirkungen auf die Lebenserwartung und begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, Macht, Teilhabe, Anerkennung und Geld.
Oft und vor allem zu Beginn meines Studiums wurde mir in Feedbackgesprächen mit Dozierenden gesagt, dass ich mir im Unterricht mehr „Raum nehmen“ müsse. In dieser Arbeit möchte ich dieser Forderung auf den Grund gehen und beleuchten, dass der Raum, den es sich zu nehmen gilt, nicht für alle gleich zugänglich ist.
Daraus resultiert meine Ausgangsfrage: „In welchen Situationen wird mir an unserer Hochschule Raum genommen?"
Methoden aus dem Schauspiel zur Förderung von kognitiven, emotionalen sowie sozialen Kompetenzen im Kindesalter
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Vernetzung von Schauspielmethoden und therapeutischen Interventionen in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie am Beispiel des störungsübergreifenden Gruppentherapieprogramm FESSKO
Kinder wachsen heutzutage in einer stark leistungsorientierten Gesellschaft auf, die Strebsamkeit, Egoismus und Erfolg oftmals als erstrebenswerte Werte postuliert und Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt eher nachrangig anerkennt. In solchen Zeiten brauchen Kinder Sicherheit, Selbstwirksamkeitserleben sowie ein ressourcenorientiertes Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Dieser Gedanke soll das in der vorliegenden Arbeit konzipierte Kompetenztraining „Kinder spielerisch stark machen“ inspirieren, begleiten und dabei das Theater als wertvolles spielerisches Mittel in der Vermittlung von Kompetenzen in den Mittelpunkt hervorheben. Meiner Meinung nach stellen Schauspielfähigkeiten und - kompetenzen auch Lebenskompetenzen dar, die für Kinder im kognitiven, emotionalen sowie sozialen Kompetenzbereich nutzbar gemacht werden können. Aus psychologischer Perspektive stellt das „so-tun-als-ob“ Spielprinzip einen Handlungsraum dar, um das „Proben von Verhaltensweisen“ zum „Aufbau von sozialen Kompetenzen“ zu trainieren.
Die vorliegende Arbeit möchte daher mithilfe eines spielerischen Kompetenztrainings einen Beitrag für Kinder – insbesondere mit gering ausgeprägten finanziellen Mitteln – leisten.