Machtmissbräuche gehören zum traurigen Alltag vom Theater. Eine Studie von Thomas Schmidt im Jahr 2019 zeigt, dass über die Hälfte der 2000 befragten Mitarbeiter:innen Machtmissbrauch erlebt haben.
Das Theater hat also ein Strukturproblem: Durch asymmetrische Machtstrukturen im Theaterbetrieb haben einzelne Agitator:innen verhältnismässig übergroße Machtbefugnisse. Ihre Positionen werden dadurch unantastbar und Fehlverhalten wird nicht weiterverfolgt. Diese Struktur begünstigt Machtmissbrauch und braucht deshalb dringend eine Veränderung. Die Funktion der Regie als «treibende Kraft in künstlerischen Verfahren» muss aufgrund dieser Führungsposition im Kontext von Machtverhältnissen reflektiert werden. Arbeits- und Verhaltensweisen von Regisseur:innen, die hierarchisch, autoritär und ungerecht sind, werden oftmals nicht weiter kritisiert, da es ja am Ende darum geht ein «gutes künstlerisches Produkt» herzustellen. Der Kritik von Seiten der Schauspieler:innen oder anderen Produktionsbeteiligten wird kein Gehör geschenkt, die Regisseur:innen werden trotzdem wieder eingestellt und können weiterhin missbräuchlich arbeiten.
Eine (mehrheitlich) wissenschaftliche Abhandlung darüber, weshalb eine Schauspielausbildung ein anderes Wissensverständnis braucht (vielleicht) bzw. die Ba-Thesis ein anderes Wissensverständnis braucht (vielleicht)
Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit einer Haupt- und mehreren Nebenfragestellungen. Im Zentrum der Thesis steht die Frage, welchen Wissensbegriff der Bachelorthesis im Studiengang Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste zugrunde liegt und welche Auswirkungen dieser Begriff auf den Inhalt bzw die Erkenntnisformen der Ba-Thesis hat.
Diese Fragestellung führt dazu, dass ich im Verlauf der Arbeit auf verschiedene andere Themen und Fragestellungen eingehen werde.
Wie lässt sich Wissen definieren? Was gibt es für Wissensformen? Was bedeutet wissenschaftlich? Welchen Wissensbegriff haben die Wissenschaften?
In meiner Recherchephase habe ich mich mit mehreren Personen verschiedener Kunstbereiche auseinandergesetzt und mich mit deren Praxen beschäftigt. Dabei habe ich den Fokus auf Personen gelegt, welche direkt von einer Wirklichkeit schöpfen und davon ausgehend ins Kunstschaffen kommen. Mir stellt sich folgende Frage:
Welche praktischen Methoden gibt es in der Kunst, sich mit Wirklichkeiten auseinanderzusetzen und welche Wirkung haben sie? Es stellt sich mir aber auch die Frage nach der Verantwortung von Kunstschaffenden, wenn sie sich mit real existierenden Personen und deren Erlebnissen oder Schicksalsschlägen beschäftigen.
Im Folgenden werde ich mich ausführlich mit der mexikanischen Künstlerin Teresa Margolles und ihrem Umfeld befassen und davon ausgehend einige ihrer künstlerischen Arbeiten genauer vorstellen. Dabei werde ich auf die zuvor genannten Fragen eingehen und vergleiche ihre Arbeitspraxis mit Methoden anderer Vertreter*innen des dokumentarischen Theaters.
Diese Bachelor-These ist eine Auslegeordnung und ein Versuch, das aktuelle Erscheinungsbild des Dilettantismus in der Kunst und in unserer Gesellschaft zu fassen und zu verorten. In Anlehnung an die Tradition dilettantischer Methoden, die ihren Weg in die akademische Welt gefunden haben, ist auch diese Arbeit ein Auswählen, ein Kopieren, ein Collagieren und vor allem ein Ausbreiten für eine bessere und andere Übersicht.
In der historischen Betrachtung zeigt sich, dass der Dilettantismus eine soziale Praxis ist, die über Teilhabe und Zugang funktioniert, und direkt in Verbindung zur Demokratisierung von Gesellschaften steht.
Dilettantismus wird mit dem Begriff des Ungenügenden in Verbindung gebracht.
Dem wird in dieser Arbeit nicht widersprochen, sondern durch die Beschreibung eines produktiven Dilettantismus eine andere Perspektive eingenommen. Aus dieser Perspektive plädiert diese Arbeit für eine Sensibilität für das Unsichere und für ein Bekenntnis zum Ungenügenden.
Die vorliegende Arbeit startet den Versuch, einen Reflexionsraum über die eigene künstlerische Praxis zu öffnen, die sich in den letzten Jahren herausgebildet hat und durch das Regiestudium an der Zürcher Hochschule der Künste nachhaltig geprägt wurde.
Im Zentrum dieser Auseinandersetzung steht die Frage nach der Konstruktion von Identität und welche Rolle dabei der Erinnerung zukommt.
Sich selbst zu erzählen wurde zu einem Motor für meine Arbeiten. Unter einem soziologischen Blickwinkel interessieren mich stets die Erzähl- und Performancestrategien innerhalb einer individualistisch geprägten Gesellschaft sowie die Wechselwirkungen zwischen singulären und kollektiven Verhältnissen.
So steht im Zentrum meiner Arbeit oft die eigene Identität, die auf einem Experimentierfeld seziert und konstruiert wird.
Ein grosses Interesse gilt dabei dem dokumentarischen Zugriff: Dokument, Fälschung, Wirklichkeit, Autobiografie, Fiktion und Erinnerung sind Begriffe, die ich in meinen Arbeiten immer wiederfinde und die in mir im Verhältnis zum Material eine produktive Reibung erzeugen.