In «Strange Days» (Arbeitstitel) geht es um die Untersuchung der Beziehung zwischen Fremden, Verkörperung und Gemeinschaft. Was ist im Fremden vertraut, was ist im Vertrauten fremd? Sechs internationale Künstler:innen erarbeiten zu diesem Thema kollaborativ ein Magazin / Artistbook. Ausgehend von Sarah Ahmeds Text «Strange Encounters» soll die freie «Übersetzung» als formale Verständigungsgeste dienen. Sara Ahmeds Text «Strange Encounters. Embodied Others in Post-Coloniality» wird dafür stückweise vorbereitet und in mehreren Zoom-Sessions besprochen.
Thematische Schwerpunkte sind Queer-Feminismus, Postkolonialität und Intersektionalität – insbesondere in Bezug auf das Konzept der «Fremdheit» und die Figur der bzw. des «Fremden», die nach Ahmed sehr genau vordefinierte und paradoxerweise vertraute Konzepte zu sein scheinen. Diese werden lose mit dem Konzept der Übersetzung verstrickt: In einem ersten Schritt entstehen eigene Beiträge. In einem zweiten Schritt werden diese Beiträge von je einer anderen Künstlerin oder einem anderen Künstler nach eigenen Kriterien frei «übersetzt». Die Beiträge sollen gleich viel Raum, bzw. Seiten bekommen, wodurch die Hierarchien bewusst angesprochen werden.
Als Endprodukt entsteht ein Magazin, welches online publiziert und als E-Objekt frei zugänglich ist. Schliesslich ist im Spätherbst 2022 ein Magazin-Launch geplant (evtl. als Ausstellung, je nach weiteren Fördermitteln), in mehreren Kapiteln (in Berlin / Zürich / Wien), bei dem auch Print-Ausgaben erworben werden können.
Das Seminar/die Konferenz möchte gemeinsam mit internationalen Gästen Praxen, Positionen und Perspektiven von «Museum und Ausstellung als gesellschaftlicher Raum» befragen. Nach einer Einführungsveranstaltung geschieht dies entlang der thematischen Schwerpunkte «Museen und Ausstellungen als Kontakt- und Konfliktzonen», «Künstlerische und kuratorische Praxis als politische Intervention» sowie «Ausstellungsinstitutionen als kritische Instanz». Zur Diskussion gestellt wird, inwiefern Museen, Ausstellungsinstitutionen und Ausstellungen als Möglichkeitsräume für demokratische Aushandlungsprozesse fungieren könnten.
Konzeption und Moderation
Sønke Gau, Angeli Sachs, Thomas Sieber
Was ist eigentlich ein Museum? Für lange Zeit schien relativ klar zu sein: Unabhängig davon, ob sich ein Museum in privater oder öffentlicher Trägerschaft befindet, ob es der Kunst, Geschichte oder Naturkunde gewidmet ist – es «… erwirbt, bewahrt, beforscht, präsentiert und vermittelt das materielle und immaterielle Erbe der Menschheit und deren Umwelt zum Zweck von Studien, der Bildung und des Genusses». So definiert der Internationale Museumsrat (ICOM) seit 2007 die Institution. Seit 2016 versucht die ICOM eine neue Definition zu erarbeiten. Auch mit dem seit 2019 vorliegenden Neuvorschlag – der Museen als polyphone Orte definiert, die für soziale Gerechtigkeit einstehen, demokratisch agieren und zum globalen Wohlsein beitragen – ist die internationale Diskussion über die Frage, was ein Museum ist, bzw. was es in Zukunft sein soll, keineswegs verstummt. In jüngerer Zeit hat insbesondere die Debatte um die Dekolonisierung von Sammlungs- und Ausstellungsinstitutionen gezeigt, dass dominante, (neo-)koloniale Narrative nach wie vor (re-)produziert werden und die Mehrheit der epistemologischen Grundlagen, auf denen die Wissensordnungen von Ausstellungsinstitutionen beruhen, davon bestimmt sind.
Zur Diskussion gestellt wird, inwiefern Museen, Ausstellungsinstitutionen und Ausstellungen als Möglichkeitsräume für demokratische Aushandlungsprozesse fungieren könnten. Wie können Museen zu vielstimmigen Orten werden, die zuvor marginalisierte Stimmen und unsichtbare Geschichten hör- und sichtbar machen und dabei die Grundlagen ihrer eigenen Wissensordnungen zur Disposition stellen? Wie können Ausstellungen in ihrem Zusammenspiel von diversen Akteur:innen, Kunstwerken und Objekten mit Architektur, Displays, kuratorischen Konzepten und Vermittlungsprogrammen als Versuchsanordnungen im gesellschaftlichen Raum verstanden werden? Inwiefern können und sollen Ausstellungsinstitutionen über ihre traditionellen Funktionen, Selbstverständnisse und Expertisen hinausgehen und zu Akteur:innen einer politischen Demokratisierung und sozialen Inklusion werden?
Termine
Museum und Ausstellung als gesellschaftlicher Raum
29.4.2022, 10–17h
Toni-Areal, Kunstraum, 5.K12, Ebene 5
mit
Léontine Meijer-van Mensch
Absolvent:innen des Master Art Education Curatorial Studies:
Katrin Bauer, Jonas Bürgi, Julian Denzler, Yulia Fisch, Martina Oberprantacher
Museen und Ausstellungen als Kontakt- und Konfliktzonen
13.5.2022, 10–17h
Toni-Areal, Raum 4.T09, Ebene 4
mit
Anna Greve
Bonaventure Ndikung
Ismahan Wayah
Künstlerische und kuratorische Praxis als politische Intervention
20.5.2022, 10–17h
Toni-Areal, Raum 4.T09, Ebene 4
mit
Kathleen Bühler
Forensic Architecture
RELAX (chiarenza & hauser & co)
Ausstellungsinstitutionen als kritische Instanz
27.5.2022, 10–17h
Toni-Areal, Raum 4.T09, Ebene 4
mit Binna Choi
Clémentine Deliss
Maria Lind
With microphones attached to my hands and listening to the amplified touch through the headphones, I explore the hidden layers of the landscape. Inspired by the notion of « in-between » developed by sound artist and researcher Salomé Voegelin, the sonic textures created with this concept are highlighting relations normally existing in void and silence, without any touch. The point of connection, first thought as a sonic friction, can actually be explored with care and tenderness, questioning the consent of others. Trying to shift away from an anthropocentric listening position, I developed the concept of „eco-empathic listening“ in order to address the act of carefully listening to non-human and more-than-human beings. I caress with care the surfaces of rocks, lichens, barks and my own skin. With delicacy and attention, I try to welcome the otherness as an empathic extension of myself. Within the context of this master project, my main
research question is: How could eco-empathic listening informs an ecological sensibility by exploring (in)tangible otherness? « Otherness », in this context, is understood as the « more than human » living beings encountered with the affective and relational qualities produced by listening and touching.
How can I use my skills as a designer to stimulate change?
By taking a closer look at material agency in art education, this research aims to unlock the transformative powers of historical textile archives. By interlacing cognitive, sensory, and artistic approaches I am exploring strategies for museums to actively engage the public in current sustainability discourses and empower their audiences to co-author and design new stories for the future.
In this thesis, I construct lateness as a disobedient stance against the temporal domination by narratives of progress. Arguing that these narratives have played a significant role in, firstly, the making of global inequality and, secondly, the bringing forth of plantetary warming, lateness could offer a vocabulary to bridge both issues in the need for a fundamental reimagination of time. Intrinsic to the idea of progress is
the modern conception of time as unilinear, homogenous, and empty; but rather than seeing this as a natural characteristic of time, this thesis emphasizes its power-sustaining function. Against this imagination of time and the derived narrative of progress, lateness resists the synchronizing imperative to follow a normative path of development and embraces heterogeneity as the condition for commonality.
In a theoretical argument, I seize lateness from its negative connotation in the geopolitical context of development, where the so-called West is seen as ‘advanced’, ‘civilized’, and ‘timely’, while the Rest is imagined as ‘backward’, ‘uncivilized’, ‘belated’. Instead of regarding the command to catch-up, develop, and modernize as keys to a hopeful future, I argue that this rhetoric performs a demand for complacency against which lateness positions itself in undisciplined defiance. It is, therefore, a refusal to sustain the colonial mechanism of temporal difference that postulates a naturalized timeline of developmental progress in order to justify its expansionary and exploitative missions. This refusal, by not following the predetermined path towards the western civilizational model, also holds the possiblity for alternative ways of living and
conceptualizing the relationship between humans and nature that are vital to prevent the worst effects of climate change. I mainly discerned three types of lateness that are genealogically connected: a cultural symbol of subordination, an existential condition in the face of climate change, and a disobedient position towards temporal domination.
Fischaugen sollten beim Kauf einen schwarzen Glanz aufweisen. Sehen sie matt aus, als ob ein Schleier darüber liegen würde, ist es ein Hinweis dafür, dass der Fisch nicht mehr frisch ist und vom Kauf sollte abgeraten werden. Auch ist das Fischauge ein Objektiv, welches, währenddem es in der Skateboardkultur einen hohen Stellenwert hat, sonst einen eher zweifelhaften Ruf geniesst. Der Frage nachzugehen, wieso es für die
Skateboardfotografie so wichtig wurde und über vier Jahrzehnte – bis heute – deren Erscheinungsbild wesentlich prägte, stand am Anfang dieser Arbeit. Während des Studiums entwickelte ich ein Interesse am urbanen Raum, wie dieser von Skatern gelesen wird, und wie diese Lesart die Wahrnehmung desselben auch bei anderen Nutzer:innen verändern könnte. Das dynamische Wesen des Skateboarding und die bisweilen banale Architektur des öffentlichen Raums zu kontrastieren, stellt den Kern der Arbeit dar. Der dabei entstehende Zwischenraum steht zur Debatte und kann in einer Publikationsserie und einer Ausstellung erlebt werden. Im Idealfall entsteht daraus ein Dialog, welcher den wesentlichen und dabei auch transdisziplinären Charakter meiner Arbeit bildet. Maine Arbeit besteht aus zwei Teilen: einer Text- und einer fotografischen Arbeit.
Is a transdiciplinary project in which refugees design and guide city walks and workshops based on their cultural backgrounds, lived experiences and interests in Zurich. The walkshops are thought in a postcolonial framework; building its pillars on concepts of social equality and peace building.
Every city walkshop is a unique experience in which participants explore various outdoor and indoor spaces in Zurich that spark discussion on topics such as public space, equality, racism, gentrification, human rights, etc. Some of the visited locations can be asylum centres, “zwischennutzung” spaces, public parks, education centres, gentrifies neighbourhoods and more. During the walk, participants engage with artistic methods such as photography, film, drawing, storytelling to recognise and question their relation so the spaces and with fellow participants in the citywalk.
After the walk, participants gather in a location where the workshop part takes place. The workshop is hands-on, discussion led chance for participants to collaborate, interact with the photos, film, drawing or stories from their fellow participants and co-create their own map of Zurich. The project started as a response to the lack of information, education and opportunities for refugees and asylum seekers to enjoy public and private spaces in Zurich according to their own needs, interests and desires.
Natalia Sierra founded the campaign and education model PEACE TO THE PEOPLE! drawing from her own experiences as an exile Colombian artist living in Zurich with her family for over 6 years. She lived in refugee shelters in different cities in Switzerland, hearing first hand from fellow refugees about the frustration and struggles to make a sense of home in the places they were assigned to live.
Her transdisciplinary research for PEACE TO THE PEOPLE! involved topics such as: historical and social development of the public spaces in Zurich since the 20th century, artistic practices in social contexts, activism and human rights policies in the context of migration and fleeing and peace building approaches.
Die Arbeiten von Andreas Bertschi setzen sich mit Konventionen, Normalitäten und Normierungssystemen auseinander, deren Charakter er durch Medienverschiebungen und Deplatzierungen sichtbar macht. Er sucht nach Absurditäten oder Nebensächlichkeiten des Alltags und montiert neue Blicke auf diese. Die Masterarbeit ”Relativ stringent” umfasst eine Reihe von Arbeiten und eine Ausstellung.
Die Arbeit untersucht die Relevanz und das Potenzial kollaborativer Improvisations-Strategien für die Kunstpädagogik. Ausgehend vom und mithilfe des musikalischen Improvisationsverständnisses von Peter Niklas Wilson wird gemeinsame Improvisation als soziale Praxis befragt, die Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen und kulturellen und digitalen Transformationsprozessen zu bieten vermag. Inwiefern könnten daraus abgeleitete Konzepte für die Kunstpädagogik produktiv gemacht werden? Kann ein improvisatorischer Modus gemeinsamen Denkens und Handelns neue Lern- und Bildungsmethoden mit sich bringen? Die Arbeit sucht über kunsttheoretische, -pädagogische und ästhetische Konzepte zu Teilhabe und Kollaboration nach Antworten.
Raffaela Kolb geht in ihrer Masterarbeit polemisch ihrer inneren Zerrissenheit auf den Grund: ihre Lust an Popmusik, die ihr unter anderem Möglichkeiten geboten hat, sich von einer mädchenhaften Sozialisation abzugrenzen, trifft auf die Auffassung von Pop als Teil der kapitalistischen und patriarchalen Verhältnissen. Und weiter noch: In der Auseinandersetzung mit ihrer Arbeitspraxis reflektiert sie selbstkritisch, ob sie selbst einen vermarktbaren, verwässerten (Pop-)Feminismus instrumentalisiert, der von den Forderungen nach Gleichstellung, Emanzipation und nach gesellschaftlichem Wandel abgekommen ist. Sie begibt sich in ihrem Essay auf die Suche nach subversivem Potential im Pop und macht die Begriffe Schuldbewusstsein und Lustempfinden, welche sich zunächst diametral entgegenzustehen scheinen, als kritische Dimensionen dialektisch und produktiv nutzbar.
Die Deutschschweiz hat eine grosse Dichte an Künstler:innen, die Musik für Kinder produzieren. Die Szene ist dynamisch. Beinahe jährlich kommen neue Künstler:innen dazu, einige machen nur ein Album und widmen sich dann wieder anderen Projekten. Divers ist auch die Vermarktung: Während einige (vor allem Männer) auf grossen Festivalbühnen auftreten und auf Spotify präsent sind, muss man bei anderen (vor allem Frauen) ganz genau wissen, wo suchen. Nina Gehrigs Thesis ist ein Podcast, der Eltern, Lehrpersonen und allen anderen, die sich für Kindermusik interessieren, helfen soll, interessante Musik zu finden. Ihre Gespräche mit Künstler:innen drehen sich um deren Musik und die Beweggründe, die zur Entstehung Ihrer Lieder führten. Für die fünf vorliegenden Podcast-Folgen wurden mit Sibylle Aeberli, Sarah Laupper, Eva Zihlmann, Jaël Malli, sowie Laurent Aeberli & Max Kämmerling Künstler:innen ausgewählt, die verschiedene Zugänge, Erfahrungshintergründe, Musikstile und auch Geschlechter vertreten.
Meditation, schamanische Naturrituale und Yoga: Spiritualität ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Masterarbeit von Tobias Söldi geht dem Phänomen in vier journalistischen Porträts nach. Da ist der privilegierte Sohn aus gutem Hause, der nach einer LSD-Erfahrung zuerst zum Hippie und dann zum Zen-Meister wurde. Da ist der reformierte Pfarrer, der sich als Eremit im Kloster, als Obdachloser auf der Strasse und als Einsiedler im Wald auf die Suche nach dem Göttlichen gemacht hat. Da ist die schamanisch arbeitende Therapeutin in einer Welt voller beseelter Gegenstände, verstorbener Ahnen und unsichtbarer Energien. Und da ist der Jesuiten-Priester und Zen-Meister, für den budddhistische Meditation und katholische Eucharistie nahtlos mit einander verbunden sind. Die vier Porträts geben einen Einblick in die Biografien, Gedankenwelten und Wirkstätten ihrer Protagonist:innen, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit immer wieder überraschende Parallelen aufweisen.