Einleitung
Spricht man von den Allerkleinsten (auch die Ganzkleinen oder die Jüngsten genannt), dann meint man in
der Regel Kinder im Alter von null bis fünf Jahren. Eine Altersgruppe für die die öffentliche Aufmerksamkeit
in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Peter Closs schreibt in Kindheit und frühe Bildung in der
Gesellschaft:
„Nachdem die frühe und frühste Kindheit in der öffentlichen Debatte, aber auch in den wissenschaftlichen
Diskursen lange Jahre eher ein Schattendasein führte, wird nun mit Verweis auf internationale
Vergleichsstudien, unter Hinzuziehung der neusten Erkenntnissen der Neurowissenschaften und nicht selten
auch auf der Basis der Berechnung ökonomischer Folgekosten zu geringer Investition in die frühe Bildung
auf die bislang vernachlässigten und nun neu entdeckten Potentiale der ersten Jahre verwiesen.“1
Im Zuge dieser Entwicklung werden Orte wie Kindertagesstätten, Kindergärten oder Kinderhorte in denen
Kinder betreut werden, zu Bildungsorten. So richten sich beispielsweise die Berliner Kindertagesstätten nach
dem Berliner Bildungsprogramm welches klar formuliert, über welche Kompetenzen das Kind verfügt und
wie diese geschult werden sollen2. In dieser Entwicklung sucht auch das Theater den Weg in die
Kindertagesstätten und anderen Einrichtungen, da ja die ästhetische Bildung aus modernen
Bildungskonzepten nicht mehr wegzudenken ist und sich das Theater langsam aber sich neben der bildenden
Kunst und der Musik am etablieren ist. Es entsteht also ein Kunstangebot für die Allerkleinsten. Aber
welchen Zweck erfüllt diese Kunst für die Allerkleinsten? Wird diese als Instrument der ästhetischen Bildung
begriffen um das Kind als human becoming zu formen oder hat das allerkleinste Kind als human being ein
Recht auf nicht instrumentalisierte Kunst? Geht man von einem unverdorbenen aber defizitären Wesen
(becoming) oder einem Wesen auf einer bestimmten Entwicklungsstufe mit spezifischen Kompetenzen
(being) aus?3
Von welchem dieser beiden Kinderbilder man auch ausgeht, beide legitimieren Kunstangebote für die
Allerkleinsten. Zum einen weil die Kinder gebildet werden müssen damit sie die Menschen werden, die
unsere Gesellschaft braucht und zum anderen, weil sie als Menschen mit bestimmten Kompetenzen wie alle
anderen ein Recht auf Kunst haben. Zusammengefasst haben unter Anderem diese Überlegungen dazu
geführt, dass ein Theater für die Allerkleinsten als richtig und wichtig empfunden wird und in den letzten
Jahren langsam ein Teil des kulturellen Angebotes im deutschsprachigen Raum geworden ist.
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