Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind Spaziergänge durch die Stadt. Ich frage nach der Tradition, in welcher ich als spazierende Künstlerin stehe. Dabei gehe ich von der Annahme aus, dass der Spaziergang durch die Stadt intensive Denk- und Wahrnehmungserlebnisse begünstigt. Ich untersuche, ob Spaziergängen auch so etwas wie ein subversives Potential inne wohnt und, wenn ja, wo ein solches liegen könnte.
Seit die Zürcher Hochschule der Künste 2014 ihre neuen Räumlichkeiten auf dem Toni-Areal bezogen hat, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, von zuhause aus zum Toni-Areal und zurück zu gehen. Nicht selten lasse ich mich vom direktesten Weg abbringen und zu Erkundungen verführen. Anstatt links gehe ich rechts, bleibe stehen, schaue mich um. Unterwegs mache ich Fotografien und Videos, die ich später als Ausgangspunkt für die Malerei verwende.
Als Spaziergängerin begebe ich mich auch in das weite Feld der Spaziergangsdiskurse. Der eingeschlagene Weg gibt Einblick in meine Auswahl künstlerischer und kulturtheoretisch-philosophischer Positionen aus Europa und Amerika seit dem 19. Jahrhundert. Ich gehe der Frage nach, in welcher Tradition ich als spazierende Künstlerin stehe. Dabei wird der Spaziergang als Tätigkeit untersucht, bei der sich die Vorgänge des Gehens, Denkens und Wahrnehmens eng miteinander verflechten und bei der auch das Denken unerwartete Richtungen einschlägt. An der Konstitution eines Spaziergangserlebnisses grundlegend beteiligt, liegt ein thematischer Schwerpunkt auf der Stadt und auf der Wahrnehmung der Stadt durch die Spaziergängerinnen und Spaziergänger. Es wird untersucht, ob Spaziergängen auch so etwas wie ein subversives Potential inne wohnt und, wenn ja, wo ein solches liegen könnte. Zum Schluss behandle ich den Spaziergang als Zugang und Themenquelle für die Malerei. Das Kapitel führt zu meiner künstlerischen Auseinandersetzung hin, die das Verfassen dieser Arbeit begleitet. Sie ist eine malerische Erkundung der Stadt, meiner Spaziergänge und meines flanierenden Denkens.
This thesis is about walks through the city. I investigate which tradition I place myself in as a walking artist, starting from the assumption that walking through the city is conducive to intensive cognitive and perceptual experiences. I investigate whether there may be a subversive potential lurking within the act of walking, and, if so, where it might be found.
Since the Zurich University of the Arts moved into its new premises in the Toni-Arial complex in 2014, I have made it a habit to walk each day from home to the Toni-Areal campus and back. Quite often, I let myself be tempted off the most direct route, and into journeys of exploration. Instead of turning left, I go to the right, stop and look around. Along the way, I take photographs and shoot videos, which I later use as starting points for my paintings.
As a walker, I also enter the wide expanse of walker discourses. This path gives insights into my choice of artistic and cultural theory philosophical positions from Europe and America since the nineteenth century. I pursue the question of which tradition I situate myself in as a walking artist. Walking is considered as an activity in which the processes of walking, thinking and perceiving are closely interwoven, and in which thinking, too, can suddenly take an unexpected turn. As a fundamental constituent element of a walking experience, the city and the ways in which walkers have perceived it are aspects of key thematic importance. I investigate whether there may be a subversive potential lurking within the act of walking, and if so, where it might be found. Finally, I discuss the walk as an access route and thematic source for painting. From this chapter, I make the transition to the artistic engagement with the material accompanying the thesis. This is a painter's exploration of the city, my walks through its streets, and my randomly strolling thoughts.