Visuelle und literarische Ethnografie in Zürich-West: Das Magazin SMACK präsentiert unterschiedliche Blicke auf das Quartier rund ums Toni-Areal. ZHdK-Studierende der Fachbereiche Fotografie, Kulturpublizistik und Visuelle Kommunikation haben für die erste Ausgabe über Monate hinweg beobachtet, wie hier gewohnt wird.
SMACK erzählt auf ungewohnte Weise: Beobachtungen, Gehörtes und Gesprochenes reihen sich scheinbar zufällig aneinander. Erst auf den zweiten Blick erschliessen sich Zusammenhänge, denn das Magazin verfolgt einen fragmentarischen Ansatz. Auszüge aus Bild- und Textbeiträgen ergeben ein nie ganz vollständiges, dafür umso dichteres Bild. Das Zusammenspiel von Grafik, Bild und Text geht seinen eigenen Weg – und bietet dem Leser auf diese Weise einen ungewohnten Einblick in das Wohngebiet Zürich-West.
Die Zollfreilager-Spezialausgabe Foto-Menschen-Bilder ist eine Auseinandersetzung mit humanistischer Fotografie in Text und Bild, die auf Steve McCurrys «Fotografien aus dem Orient» sowie auf weitere Positionen und Traditionen der Fotografie- und Diskursgeschichte reagiert. Die Projekt-Teilnehmenden kamen aus den Fachbereichen Kulturpublizistik, Curatorial Studies, Kunstpädagogik, Transdisziplinarität, Fotografie und Visuelle Kommunikation. Die Publikation entstand als Kooperation mit dem Museum für Gestaltung und der Ausstellung «Steve McCurry. Fotografien des Orients», in deren salle de lecture sie zu sehen war.
Die erste zusammen mit Studierenden erarbeitete Verlagspublikation der Plattform Kulturpublizistik dokumentiert und erweitert die Recherche der Kuratorin Svenia Steinbeck, die zur Ausstellung «Holy Shit» hätte werden sollen. Ausgehend vom Jahr 1929 und der (Nicht-)Begegnung der Universen Georges Bataille/«Documents» und Aby Warburg/«Atlas Mnemosyne» wird eine Geschichte des Primitivismus in Kunst und Kultur aufgerissen und in die Gegenwart hinein erweitert. Mit Texten von Sigrid Weigel, Hartmut Böhme, Elisabeth Bronfen, Diedrich Diederichsen, Jörg Scheller u.a.m.
Der praktische Teil der Masterthesis von Nadine Wietlisbach ist der Entwurf für «Annemarie von Matt: Entzückenzucker», einer Begleitpublikation zu der von der Autorin kuratierten Ausstellung im Nidwaldner Museum (2015), die einen Blick auf die Text-Künstlerin und Kunst-Texterin Annemarie von Matt (1905–1967) und einen spezifischen Werkteil ermöglicht. Über 50 Schriftstücke, sogenannte Zettel, wurden neu transkribiert und bilden neben einem kurzen Lebenslauf sowie der Rezeptionsgeschichte der Ausnahme-Künstlerin Annemarie von Matt einen Teil der Publikation. Für die Edition wurden die Schriftstücke fotografisch dokumentiert und liegen zusätzlich als Transkripte vor. Die Transkription versucht einerseits, nah am Erscheinungsbild der Zettel zu bleiben, und andererseits, eine vereinfachte Lesemöglichkeit zu bieten. Die Edition beinhaltet zudem Beiträge von Dorothee Elmiger, Michael Fehr, Anna Papst und Filib Schürmann – Autorinnen und Autoren einer jüngeren Generation, deren Arbeiten sich durch ihren experimentellen, lustvollen Umgang mit Sprache und/oder Bild auszeichnen und dadurch neue Perspektiven auf das Werk von Annemarie von Matt eröffnen.
Die Masterthesis befasst sich mit dem okkultistischen Orden der «Abtei Thelema» im Appenzell-Ausserrhoder Dorf Stein zwischen 1947 und 1990. Der Luzerner Ordensführer Hermann Metzger baute eine sektiererische Gemeinschaft auf, die nach den Lehren des britischen Okkultisten Aleister Crowley lebte. Im Praxisteil der Arbeit mit dem Titel OCCULTUM OBICIO – Objekt-Offenbarungen aus dem Appenzell verfasste die Autorin halbfiktive Ausstellungstexte zu 15 Objekten des Nachlasses der Abtei. Ob ein goldener Schlüssel, ein Globus oder eine violette Robe: Die Autorin ging so weit wie möglich der Frage nach, woher die Objekte kommen und welche Bedeutung sie gehabt haben könnten. Der geheimnisvolle Nebel wird dadurch noch dichter, nach dem Motto: Die einzige mögliche Form des Wissens über das Vergangene ist eine Annäherung durch das Erfinden. Der Theorieteil «Der Orden im Dorf» widmet sich dem Verhältnis der Dorfbevölkerung zur Abtei Thelema. Fünf Zeitzeug/innen sprechen über den Orden, eine hinterlassene schriftliche Quelle wird hinzugezogen und zwei Historikerinnen helfen, das Phänomen einzuordnen. Ein skurriles mikrokosmisches Stück Schweizer Geschichte.
Migration ist in der Schweiz eine gesellschaftliche Realität, die das Zusammenleben wesentlich mitprägt. Im öffentlichen Diskurs, insbesondere in den Massenmedien, haben Migrant/innen aber kaum eine eigene Stimme. Dies ist die Folge hegemonialer Machtstrukturen und trägt gleichzeitig zu deren Stärkung bei. Diese Masterthesis geht der Frage nach, ob es möglich ist, die Reproduktion von Rassismus und Exotismus in der kulturpublizistischen Beschäftigung mit Migrant/innen zu vermeiden und Machtstrukturen zu durchbrechen. Sie sucht nach journalistischen Herangehensweisen, mittels derer Migrant/innen mit ihrer Stimme sprechen und persönliche inhaltliche Schwerpunkte setzen können. Nicht zuletzt fragt sie danach, wie Medienschaffende mit ihrer Rolle in der Repräsentation von Migrant/innen umgehen. Die Theoriearbeit führt die Felder Migration, Postkoloniale Theorie und Medien zusammen. Sie analysiert anhand von fünf Experteninterviews die Auswirkungen des Repräsentationsdilemmas auf die kulturjournalistische Praxis und dient so auch als Grundlage für den praktischen Teil. Darin verfolgt die Autorin mit einem partizipativen Ansatz das Ziel, dem Repräsentationsdilemma entgegenzuwirken und gleichzeitig das Bewusstsein für eine Darstellung auf Augenhöhe zu schärfen. Es resultieren drei journalistische Porträts in Text, Bild und Ton.
Als Masterarbeit konzipiert, schrieb und gestaltete die Autorin ein biografisches Kochbuch über ihre Oma. Wie so viele Großmütter beherrscht diese die Kunst des Kochens unglaublich gut, vor allem kocht sie leidenschaftlich gerne. In ihrer Küchen-Choreografie sitzt jeder Handgriff, zu jeder Zutat weiß sie eine Anekdote. Für das Buchprojekt lässt sie die Autorin in ihre Töpfe schauen und verrät ihr Geheimnisse aus ihrer Küche und ihrem Leben – was bei ihr zusammengehört. Die Gespräche führen immer wieder zum guten Essen: Vom Sauerkraut ihrer Kindheit im Bayrischen Wald, über die Flucht vor der Landwirtschaft mit ihrem Frieder nach Schwaben, bis zur ayurvedischen Gemüsepfanne in ihrem sportlichen Single-Haushalt. Zwei Frauen aus zwei Generationen im Gespräch – begleitet von Fotografien ihrer Hände beim Kochen.
Das Buch wurde im Eigenverlag veröffentlicht und steht auf der Shortlist der schönsten deutschen Bücher 2016.
"Schreiben ist für mich eine Antwort auf das Leben."
Franz Hohler
Die Arbeit sucht und findet Gründe, warum es sich für Armutsbetroffene lohnt, ihren Lebens- und Leidenslagen schreibend zu begegnen. Dabei setzte sich die Autorin mit psychischen Belastungen auseinander, die mit Armut in der Schweiz verbunden sind, sowie mit dem therapeutischen Schreiben. Und sie schlägt die Brücke zum professionellen Schreiben: Die Schweizer Schriftstellerinnen und Schriftsteller Franz Hohler, Tanja Kummer, Thomas Meyer, Milena Moser und Peter Stamm wurden zu ihrem Schreiben befragt: einem Schreiben, das nicht therapeutisch motiviert ist, in fiktive Welten vordringt, dabei aber ebenfalls bereichern, beglücken, befreien kann. Als praktischer Teil wurde in Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Tanja Kummer sowie der Caritas Zürich eine Schreibwerkstatt mit Armutsbetroffenen realisiert und eine Publikation erarbeitet, die alles vereint und verbindet.
Schreiben. Über die Kraft eigener Texte, wenn man's schwer hat
Lecturer / head of project
Daniel Perrin
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30.12.2016
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Man muss ständig an sich arbeiten, um zu bleiben, wer man ist: Vom Stapferhaus Lenzburg zum "Haus der Gegenwart". Vergegenwärtigung einer bewegenden Identität
Das Stapferhaus Lenzburg schafft mit seinen Ausstellungen Räume zur Auseinandersetzung mit Gegenwartsfragen. Zum Zeitpunkt seiner Masterthesis hatte der Autor als Kommunikationsverantwortlicher des Stapferhauses die Aufgabe, die Identität seines Arbeitgebers in die Öffentlichkeit zu tragen.
In naher Zukunft soll das Stapferhaus zum "Haus der Gegenwart" (Arbeitstitel) werden: Das provisorische Zeughaus, wo die Stapferhaus-Ausstellungen seit 13 Jahren gezeigt werden und der Stiftungssitz auf Schloss Lenzburg sollen durch einen Neubau abgelöst werden, der am Bahnhof Lenzburg Büro- und Ausstellungsräumlichkeiten unter einem Dach vereint.
In diesem Veränderungsprozess auf dem Weg zum "Haus der Gegenwart" drängt sich für den Autor die Frage auf, woraus sich diese Identität überhaupt konstituiert: "Wer sind wir, was tun wir, woher kommen wir und wohin gehen wir?" In Gesprächen mit acht Personen, die alle in einem unterschiedlichen Verhältnis mit dem Stapferhaus in Verbindung stehen, macht der Autor für die Kulturkommunikation relevante Identitätsfragen exemplarisch sichtbar und verhandelbar. Die anschliessende Theoriearbeit in Form einer Diskursanalyse befasst sich mit der Bewegung von statischen hin zu dynamischen Identitätskonzepten - mit Implikationen für die Kommunikationspraxis einer Kulturinstitution, die ständig an sich arbeitet, um zu bleiben wer sie ist.
Man muss ständig an sich arbeiten, um zu bleiben, wer man ist: Vom Stapferhaus Lenzburg zum "Haus der Gegenwart". Vergegenwärtigung einer bewegenden Identität