Anna, Francesco, und der achtjährige Giorgio können sich keinen fancy Urlaub leisten. Das würden sie aber niemals zugeben. Deshalb entscheiden sie den Urlaub zu simulieren. Sie verstecken sich in ihrem Haus und posten auf den social medias gephotoshopte Bilder von sich auf den Bahamas. Berauscht von Likes und Followers, vergessen die Eltern die Bedürfnisse ihres Sohnes.
Oscar ist spät dran. In den Hochhäusern, die ihn umgeben, werden bereits Hände geschüttelt und Verträge unterzeichnet. Das kann er jetzt wirklich nicht brauchen. Woher kommen diese verfluchten Schnecken?
Neben Abfallcontainern sucht eine Köchin ihr Rezept. Ein Kehrichtmann versucht in Ruhe seine Zeitung zu lesen. Eine Mitarbeiterin wirft ihre Brotkrümel den Vögeln zu. Sieben Orte zeigen Menschen bei ihrer Zigarettenpause. Durchatmen und die Sorgen in Rauch auflösen, bevor das Menü bestellt wird, das Altpapier recycelt und die Vögel davonfliegen.
Die Familie Rasoul lebt mit ihren Kindern Raman und Hadia in einem kurdischen Geflüchtetenlager.
Raman, ein Kinde aus Syrien träumt in der Zukunft Zahnarzt zu werden. Genau wie andere Kinder, die jemand sein wollen.
Raman glaubt, dass es keine Hoffnung gibt. Es scheint alles für die Familie schwierig zu sein.
Dies hat Einfluss auf Ramans Studium und macht ihn unmotiviert zu Lernen.
Seine Mutter Nsrin hilft ihm bei seinen Hausaufgaben. Und mit Hilfe der Grossmutter, die ihm und seiner Schwester rät, sich auf das Lernen zu konzentrieren.
Yuna begibt sich auf eine Suche nach ihrer Freundin Moana und findet dabei Antworten auf ihre Fragen. Zwischen Erinnerungen und Sehnsucht erlebt Yuna eine Erkenntnis, wodurch sie mit ihrem Verlust Frieden finden kann.
YouTube-Tutorials haben in den Klassenräumen Einzug gehalten. Immer selbstverständlicher konsumieren Schüler:innen Anleitungen aus dem Internet. Diese haben meist ein eng gefasstes Vorhaben zum Inhalt und sind überwiegend ergebnisgeschlossen und deterministisch. Sie sind ein Gegenstück zu meiner Überzeugung, wonach im Bildnerischen Gestalten das Selber-etwas-Erfinden, Explorieren und Experimentieren für einen nachhaltigen Lernprozess essenziell sind. Aber ist das Herbeiziehen von Anleitungen aus dem Internet wirklich eine un-selbsttätige Handlung? Und wie kann ich dem als Lehrperson begegnen?
Julia Pestalozzi sucht in dieser Arbeit zum Unterrichtsprinzip der Selbsttätigkeit und in der Motivationsforschung Argumente, um die beschriebenen Situationen einschätzen und vermittelnd agieren zu können. Dabei zeigte sich, dass das selbständige Konsumieren von Video-Tutorials bereits viele Merkmale von Selbsttätigkeit aufweist und meist intrinsisch motiviert ist, was ein guter Einstieg in eine eigenständige Arbeit darstellt. Diese Erkenntnis veränderte einerseits die Haltung der Autorin sowohl zu YouTube-Tutorials im Unterricht als auch zum (User-)Verhalten der Schüler:innen, wirft aber auch weiterführende Fragen zur Rolle als Lehrperson auf.
Dejana Valanovic untersucht im Rahmen einer empirischen Recherchearbeit, was Kunstpädagog:innen dazu verlassen kann, sich in ihrer Berufspraxis ausserhalb des Bezugsfelds Schule und dem Unterrichten zu bewegen und mit welchen Gefühlen und Gedanken sich die Betroffenen in ihrem Werdegang auseinandersetzten. Ausgehend von ihrer eigenen Betroffenheit führte Dejana Valanovic drei Beispiel-Interviews mit ausgebildeten Kunstpädagog:innen, die ausserhalb des Berufsfelds tätig sind und befragt deren exemplarischen Werdegang.
Es ist eine gewisse Unruhe, welche die Autorin darüber nachdenken lässt, was sie in ihrem Studium eigentlich tut und wie sie «hier» gelandet ist; Aber wo ist überhaupt «hier» – am Ende dieser Ausbildung oder in einem ganz anderen Job? So fragt die Autorin sich berechtigterweise: «Welchen Nutzen hat diese Ausbildung, für mich, wenn ich nun doch nicht in diesem Beruf beziehungsweise als BG-Lehrerin arbeiten möchte?»
Analysiert wurden unterschiedliche Faktoren, die den jeweiligen Werdegang der Befragten hin zur Kunstpädagogik und die Faktoren für eine Entfremdung vom klassischen Berufsziel und der Ausübung einer Lehrtätigkeit mitgeprägt haben. Inwiefern spielen hier beispielsweise eine gespaltene Haltung zur Rolle und Aufgabe einer Lehrperson, oder das Bedürfnis selbst künstlerisch tätig zu sein eine Rolle? Aber auch persönliche, unvorhergesehene Weggabelungen treten als Gründe aus den Erzählungen der Befragten hervor. Entstanden ist eine Reflexion – auch über den eigenen Werdegang der Autorin – inklusive der Erkenntnis, weshalb diese Arbeit geschrieben werden musste.
Inzwischen fällt die Wahl des Restaurants am liebsten auf jenes, das von der Community mit 4,5 von 5 Sternen geadelt wird, besonders klug ist man mit einem IQ ab 130, eine wissenschaftliche Publikation ist umso relevanter je öfter sie zitiert wird, usw. «Die Gesellschaft erzieht uns zu Numerokraten», so der Soziologe Steffen Mau.
Im Rahmen ihrer Masterthesis fragt sich Michèle Benz, inwiefern sich eine qualitative Kunstpädagogik in ein quantitatives Wertesystem eingliedern muss, falls sich tatsächlich ein wertkonstituierender Zahlenkult etablieren sollte? Wenn Wert nur noch mittels Zahlen nachgewiesen werden kann, wie mag sich die Kunstpädagogik um ihre Konzession im Fächerkanon behaupten? Ist es machbar oder sinnvoll, die Leistungsmessung im Bildnerischen Gestalten zu quantifizieren? Welchen Stellenwert kann/darf das subjektive ästhetische Urteil noch einnehmen, wenn nach objektiven Leistungsindikatoren verlangt wird?
Die Autorin beschreibt die Kunstpädagogik dabei als Praxis des Erzählens, die durch reine Zählung keine Selbstbeschreibung erfahren kann. Die Kunstpädagogik erwies sich so als komplexes Problem, das durch eine Quantifizierung ihrer Diversität beraubt würde – Nichtbestimmbares, Nichtgewusstes, Nichtplanbares fände in einer binär-numerischen Werteordnung keine Berücksichtigung.
Anliegen des im Rahmen der künstlerischen Masterarbeit entstandenen Films von Jean David-Jamet ist es, die Tiefe und Endlosigkeit des wahrgenommenen Moments in dessen filmischer Aufzeichnung wieder zu finden. Der Fokus liegt dabei nicht allein auf der visuellen Wiedergabe des Moments per se, sondern darauf, die affektiven Beziehungen des Autors zur Welt und in spezifischen Augenblicken nachvollziehbar zu machen und dieser Ausdruck zu verleihen. Verschiebungen der Autorenperspektive, ausgelöst durch die Kamera spielen hier eine performative Rolle. Die Kamera ist zugleich Widerstand und Motivation des künstlerischen Ausdrucks, da sie die künstlerisch-mediale Auseinandersetzung und Aufzeichnung erst ermöglicht. Der in anderen Situationen unerwünschte und technisch bedingte Umstand, dass die Kamera aufgrund der spärlichen Lichtverhältnisse und fehlenden Kontraste immer wieder Probleme hatte zu fokussieren, erwies sich in der Auseinandersetzung als eminent wichtig. Dieses scheinbare technische Problem der Fokussierung offenbarte sich dabei als Analogie, in der Tiefe etwas zu suchen, zu finden zu glauben, aber dann doch wieder jeglichen Anhaltspunkt zu verlieren.
In der begleitenden theoretischen Arbeit setzte sich Jean-David Jamet mit der Frage auseinander, welches spezifische Wissen der Prozess des Filmemachens generieren kann, das sich ausserhalb begrifflichen Denkens entfaltet. Die Theorie der Gesten von Vilém Flusser, die von Dieter Mersch formulierte negative Medientheorie und Überlegungen über Film und das Filmemachen von Andrej Tarkovskij werden dabei im Bezug zur eigenen filmischen Arbeit reflektiert.
Nicole Salvalaggio stellt in ihrer Masterarbeit die These zur Disposition, dass der Kreisverkehr als Teil des Konzepts von Strassenverkehr an soziale Bedingungen geknüpft und als Nicht-Ort geeignet ist für künstlerische Interventionen im Raum.
Die Autorin nähert sich dem Kreisverkehr mit künstlerischen Versuchen sowie mit einer theoretischen Auseinandersetzung an. Ethnografische und kulturtheoretische Überlegungen etwa von Marc Augé oder Thomas Waitz begleiten sie dabei in ihren Reflexionen zum Phänomen Kreisverkehr. Im Close Reading der Schlusssequenz des Films «Playtime» von Jacques Tati verdichten sich ihre Überlegungen, auch vor dem Hintergrund der theoretischen Erörterungen und den eigenen künstlerischen Erprobungen.
Eine performative Inszenierung kommt hinzu, in der sich die Autorin dem «Kreisel» im öffentlichen Raum körperlich annähert. Sie besucht und betritt ihn, umkreist ihn und lässt sich bewusst mit ihrer gesamten Sinneswahrnehmung auf ihn ein. Es entstehen Fotografien, Videos, Audio-Aufnahmen und letztlich eine Installation, die mit dem Gehörten auf dem Kreisverkehr spielt. Die Frage, um welchen Ort es sich für die Autorin handelt und in welcher Beziehung sie dazu steht, beantwortet sich die Autorin mit dieser Inszenierung wie folgt: Es ist eine Leere, ein Nicht-Dazu-Gehören, weder Nicht-Ort noch Ort. Es ist der Raum des Dazwischen.
Mentorat: Prof. Dr. Sigrid Adorf, Prof. Heinrich Lüber, Romy Rüegger
In der heutigen Zeit bilden sich zunehmend Bewegungen, derer Mittelpunkt identitätspolitische Forderungen darstellen. Identitätspolitik beschreibt dabei jenes Phänomen, bei dem sich aus individuellen Erfahrungen kollektive Identitäten bilden, welche dann in politischen Forderungen münden können. Dabei subsumiert sich unter dem Begriff nicht nur der Kampf von Minderheiten, welche eine Verbesserung der eigenen sozialen oder rechtlichen Stellung einfordern, sondern auch rechte Bewegungen, die ihre nationale Identität durch die Globalisierung bedroht sehen. Dass die Identitätspolitik im Rahmen der Politik eine wichtige Rolle einnimmt, ist unumstritten. Doch inwiefern ist die zeitgenössische Kunst von diesem Phänomen geprägt? Welche Strategien nutzen Künstler:innen in ihren Werken, um identitätspolitische Forderungen zu bearbeiten und wie entwickeln diese politische Kraft? Welche Rolle spielen dabei die Institutionen und das Publikum?
Durch eine Analyse von Christoph Schlingensiefs Aktion «Bitte liebt Österreich» aus den 2000er Jahren, in der Asylsuchende im Big-Brother-Format durch die Wahl per Telefon abgeschoben werden konnten, sucht die Autorin nach Antworten auf die gestellten Fragen. Anhand verschiedener literarischer Texte zur Identität, Hegemonie-Theorie und Identitätspolitik arbeitet Janina Müller im Rahmen ihrer Masterthesis exemplarisch Möglichkeiten der Kunst im identitätspolitischen Diskurs heraus.
Der theoretische Teil der Masterthesis beleuchtet das Phänomen der Berührung aus natur- und geisteswissenschaftlicher Perspektive, um die eigene gestalterische Tätigkeit an der Schnittstelle von Massage und Malerei und zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Subjekten, zu kontextualisieren und zu reflektieren. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen die philosophischen Theorien Karen Barads, die sie vor dem Hintergrund der Neuen Materialismen erörtert. Von quantenfeldtheoretischen Erkenntnissen ausgehend, formuliert Barad das Anliegen, die Vorstellung von Berührung als eine unschuldige Handlungsform zu problematisieren und folglich ihre Verortung in der Philosophiegeschichte im Sinne eines Akts gegenseitigen Einverständnisses zwischen Individuen infrage zu stellen. Sie verhandelt einen avancierten Subjektbegriff, der eine «Andersheit des Selbst» berücksichtigt, und betont damit die relationalen Zusammenhänge aller Materie und die daraus folgende, dringliche Verantwortung gegenüber allen nicht/menschlichen «Entitäten». Vor diesen Theorien wird im weiteren Verlauf der Thesis Jasmin Kaufmanns eigene berührend-gestalterische Praxis als ein Moment von Relationalität beleuchtet und die Begriffe «Subjektivität» und «Autor:innenschaft» hinterfragt.
Für ihre künstlerische Auseinandersetzung im Rahmen der Masterthesis begibt Jasmins Kaufmann sich ausgehend von einem persönlichen Erlebnis des Berührt-Werdens in ein Forschungsfeld an der Schnittstelle von Massage und Malerei. Dabei steht die Auseinandersetzung mit Berührungsprozessen zwischen Menschen, aber auch mit als «leblos» wahrgenommener Materie im Fokus. Als Ausgangslage für die Untersuchung initiierte sie neun halbtägige Events, um gemeinsam mit je einer weiteren Person das Potential der Massage als Inspirationsquelle für Gestaltungsprozesse zu erproben. Das Ziel war, die subjektiv erlebten, physischen und psychischen Erfahrungen, die durch das Massieren angeregt wurden, in einer gestalterischen Form zum Ausdruck zu bringen. Die während der Events gesammelten Erfahrungen, Inspirationen und Assoziationen, übertrug Jasmin Kaufmann anschliessend in der Rolle der berührenden Malerin mithilfe ihrer Hände und Arme als Werkzeuge in neun grossformatige Gemälde, die als «Event-Portraits» die zentralen Ergebnisse der künstlerischen Masterthesis ausmachen.
[«Event-Portraits», Gouache und Acryl auf zwei Rollen Papier à 1.5 x 10 Meter]
Mentorat: Eliane Binggeli Esposito, Dr. Yvonne Volkart