Kunst ist Spiegel und Treiber gesellschaftlicher Transformationen. Inwiefern gilt dies auch für Kunstinstitutionen? In seiner Masterarbeit nimmt Ugo Pecoraio die Transformationspolitiken von Kunstinstitutionen in den Blick. Am Beispiel von Kunstmuseen zeigt er auf, dass Transformation in diesem Kontext häufig lediglich äusserlich auf der Ebene der Repräsentation stattfindet, während die internen institutionellen Strukturen unverändert bleiben: Hinter den Fassaden spektakulärer Neubauten und umgenutzter historischer Gebäude dominieren nach wie vor hierarchische Organisationsformen. Pecoraio fragt, wie Blockchain-Technologie und Dezentralisierte Autonome Organisationen so in die (künstlerische) Institutionskritik und Institutionsentwicklung integriert werden könnten, dass eine Transformation hin zu flacheren Hierarchien und gerechterer Machtverteilung in Kunstinstitutionen möglich wird.
Die Mission des „Projekt RAUMSTATION“ besteht in der Anbahnung gemeinsamen Tuns zwischen Kindern und Studierenden im Rahmen der Hochschullehre. Dafür wurde im Zuge einer Lehrveranstaltung zwischen der Pädagogischen Hochschule Freiburg (DE) und der benachbarten Grundschule ein Forschungsinstitut auf Zeit für Studierende und Kinder gegründet. Austragungsort war die RAUMSTATION- ein multifunktionaler begehbarer Holzkubus, der für die Projektdauer als Arbeitsort, Treffpunkt und Informationsträger auf dem Campus-Gelände stationiert wurde und Raum für kontingente Bau-, Forschungs- und Gestaltungsprojekte ermöglichte.
Im Präsentationsformat Show & Tell gibt Noemi Kriener, Projektleiterin und Zentrale der RAUMSTATION, Einblicke in Anbahnung, Durchführung und Perspektiven des Projektes und berichtet über offene Türen und strukturelle Stolpersteine der Pädagogischen Hochschule im Projektverlauf. Sie verknüpft dabei wissenschaftliche, künstlerische und pädagogische Zugänge zum Thema „Raum“ und reflektiert wie diese durch die Try-out-Institution RAUMSTATION performative Wissensgenerierung zwischen Kindern und Studierenden ermöglicht hat.
Nach Erika Fischer-Lichte ist das performative Kunstwerk ein Ereignis, das als wesenhaft selbstreferentiell und wirklichkeitskonstituierend zu gelten hat. Performative Kunst ist an den konkreten Augenblick ihrer Aufführung gebunden, sie muss erlebt und erfahren werden. Mein Interesse gilt unter anderem den wirklichen Effekten, welche diese spezifische «Theaterwirklichkeit» haben kann; für den Akteur sowie für die Zuschauer, die nach Erika Fischer-Lichte und der Akteur-Netzwerk-Theorie (nachfolgend ANT genannt) auch Akteure sind. Die Theorie stellt menschliche und nichtmenschliche Akteure (Aktanten) auf eine Ebene. Sie wurde innerhalb der Wissenschaftsforschung entwickelt, um, schlicht formuliert, der Frage nachzugehen, unter welchen Bedingungen Wissen zustande kommt.
Innerhalb des praktischen Teiles folgt die performative Untersuchung der Leitfrage: Wie kommt die Aufführung, welche der Zuschauer unmittelbar sieht, zustande? Unter dieser Frage subsumieren sich die Folgefragen: Was sind die Bedingungen dieses Zustandekommens der Aufführung, die zwangsläufig den künstlerischen Prozess und dessen Ergebnis bestimmen? Durch diese Fragen und das signifikante Setting im Kontext künstlerischer Forschung, in dem die Arbeit einzuordnen ist, soll die spezifische Evokation von Erkenntnispotentialen durch wissenschaftliche und künstlerische Verfahrensweisen innerhalb der darstellenden Künste, namentlich dem Theater, untersucht werden.
Mittels Verfahren aus der ANT und der Pedologie soll der künstlerische Prozess im Rahmen einer Aufführung materialisiert und untersucht werden. Die performative Untersuchung folgt dabei grösstenteils dem Text «Zirkulierende Referenz» von Bruno Latour. Er handelt vom Urwald und von der Savanne in der Nähe von Boa Vista und bietet zwei konkrete Bezüge an: einerseits die Methode, das eigene Schaffen zu beobachten und analysieren, andererseits schlägt der Text eine Antwort auf die Frage vor, wie Wissen hergestellt wird.
Mit der Beschreibung und Analyse von Übersetzungsprozesses aus diesen Text soll der Prozess der Aufführungswerdung sowie dessen Bedingungen sichtbar gemacht werden. An der Aufführung soll nicht die Aufführung gezeigt werden, sondern Schritte des Probenprozesses. Selbstverständlich ist die «Nicht-Aufführung» auch eine Behauptung, denn der Probenprozess wird (wieder-)aufgeführt. Doch liegt der Fokus klar auf der Probe. Der Probeprozess ist eine Versuchsreihe, die in der Aufführung ihr Ergebnis findet. Proben ist also ein forschender Prozess und hat zum Ziel, die «Welt», zumindest jene, die an der Aufführung «gezeigt» (erlebt) wird, zu erschliessen.
"Mit sechs jungen Partyveranstalter*innen und einem Szenografen und Kunstvermittler haben wir den Prozess des Hineingehens in einen Club (Gaskessel Bern) in den Fokus gerückt um den Moment des Eintretens durch performative und installative Interventionen als potentieller Verlernprozess unserer patriarchalen und rassistischen Sozialisierung zu gestalten. Dabei haben wir den Blick auf uns selber sowie die Institution Gaskessel gelegt, um Momente der strukturellen Diskriminierung zu entdecken, verstehen und zu verändern.
Es sind verschiedene performativ installative Schleusen für den Partybetrieb entstanden, sowie eine Lecture Performance in der ich den Projektprozess anhand von biografischen Erfahrungen sowie dem theoretischen Diskurs um strukturelle Diskriminierung reflektierte"
Durch welche Praktiken wird in ihr Wissen strukturiert und verbreitet? Und wie nutze ich sie künstlerisch als Display, um Wissen anders zu strukturieren?
In ihrer Masterarbeit «Die Schulvitrine» bringt Hannah Raschle drei pädagogische Objekte zum Sprechen. Molekülmodell, Steinprobe und Eule erzählen von ihrer Herkunft, Berührungspunkte mit Menschen und über den Alltag im Gymnasium.
Die Arbeit geht der Frage nach, inwiefern durch die Wissensvermittlung mittels des Präsentationsmediums «Schulvitrine», traditionelle Wissenssysteme aufrecht erhalten werden und befragt dabei gleichzeitig, wo das Mobiliar und die Objekte der Schulgänge ein narratives Potential für eine kritische Welt(en)annäherung aufweisen.
Mentorierende:
Prof. Hannes Rickli
Dr. phil. Ines Kleesattel
Tief versteckt im Schwarzwald liegt Triberg, die Geburtsstadt der Kuckucksuhr. Seit Jahrhunderten wird hier das Kultobjekt traditioneller Handwerkskunst angefertigt, wodurch unzählige Touristen angezogen werden. Doch nach dem grossen Boom in den 80er Jahren hat die Kuckucksuhr und mit ihr auch die Stadt zusehends an Attraktivität verloren. Gegenwärtig gleicht Triberg einer Geisterstadt. Inmitten verlassener Restaurants und Souvenirshops ist ein Kampf der Triberger um die letzten verbliebenen Touristen entbrannt. Die Stadtbewohner stellen sich die Frage, ob diese jemals wiederkehren werden. Der Film zeichnet das Porträt einer Stadt nach, die im Zuge der Globalisierung den Anschluss verloren hat. Es handelt sich hierbei um eine Suche mit der Fragestellung, inwiefern gelebte Traditionen in der gegenwärtigen Welt noch eine Zukunft haben. Es ist ein humoristisch pointierter Dokumentarfilm mit einer nicht geringen gesellschaftlichen Relevanz. Alles tickt in Triberg, nur die Zeit selbst scheint dort stehen geblieben zu sein.
Diese Arbeit handelt von den Schmerzen einer unglücklichen Liebe während meiner Jugendzeit und verbindet Texte mit Bildern. Ich habe eigene Gedichte geschrieben und diese in Bildern ausgedrückt. Dabei erforschte ich mich und meine Gefühle. Mit meiner Arbeit versuchte ich, Enttäuschung, Herzschmerz und die zerrüttete Seelenlandschaft darzustellen.
Diese Arbeit ergründet die politischen und kulturellen Herausforderungen, die mit der Verwendung der N'ko-Schrift in Westafrika verbunden sind. Im ersten Teil werden die Hauptpunkte der kontroversen Debatten rund um diese Schriftverwendung präsentiert und bewertet, während im zweiten Teil Möglichkeiten zur künftigen Entwicklung der N'ko-Schrift untersucht werden. Der Schwerpunkt wird dabei auf die Herausforderungen und Chancen des Lehrens der Schrift gelegt.
Ich träumte, ich führe mit dem Boot den Fluss hinauf. Da tat sich über dem Fluss eine große Öffnung auf, einer Höhle ähnlich. Ich erschrak für einen Moment, aber weil es mein Auftrag verlangte, fuhr ich weiter. Als ich hineinfuhr begriff ich, dass diese Öffnung nichts anderes war als mein eigener Anus. Und auch wenn das seltsam klingt: Es erschien mir nicht besonders ungewöhnlich (denn im Traum herrschen andere Gesetze als in der Wirklichkeit). Ich fuhr also weiter, um mich herum diese wuchernde Wildnis, immer weiter, den Fluss hinauf, tiefer hinein in mein Gedärm, in meinen Körper, in diese merkwürdige Natur.
Im Departement Kulturanalysen und Vermittlung hat im Rahmen von «Arts for Change» die transkulturelle Vermittlung im Vordergrund gestanden. Drei Projekte haben hinsichtlich der Förderungen von «Arts for Change» zum Verständnis von Transkulturalität @home und «abroad» beigetragen.
Das Projekt «Die transformative Kraft der Städte, Kunst und Design im Kontext urbaner Veränderungsprozesse» untersucht Fragen von «Stadtidentität», die vor einem globalen Hintergrund diskutiert werden und planetare Urbanisierungsprozesse, die im Lokalen aufgespürt und für die internationale Diskussion fruchtbar gemacht werden. Der Blick auf urbane Transformationsprozesse ist gleichzeitig ein selbstreflexiver Blick, wenn es möglich wird, die eigene Umgebung konkret und vor Ort mit anderen globalen Transformationsgebieten zu vergleichen. Durch den Vergleich mit anderen Städten schärft sich der Blick aufs Eigene, er sensibilisiert für eine differenzierte Betrachtung und das Hinterfragen von Zuschreibungen der eigenen Kultur in Bezug auf ästhetische Sichtweisen oder Haltungen. Sei es auf der Ebene von ästhetischen, stadtplanerischen, architektonischen, künstlerischen, historischen, kulturellen oder ökonomischen Aspekten, sei es auf der Ebene von Denk- und Handlungsweisen. Die Ergbenisse des Projekts sind in diesem umfassenden Bericht vorgestellt.
Isabell kommt nicht über den Tod ihres Hundes hinweg. In ihrer Verzweiflung entschliesst sie sich, dass auch sonst niemand einen Hund haben soll: Nachts verteilt sie vergiftete Würstchen im nahegelegenen Hundepark.
Ausgangslage von Adelina Ismailis Masterarbeit ist ein kollektiver Filmprozess im Rahmen eines soziokulturellen Projekts mit Kindern und Jugendlichen in Kosovo. Dabei zirkulierte eine Handkamera zwischen verschiedenen Personen und verwandelte sich von einem Dokumentationsinstrument in eine aktive Teilnehmerin, die durch ihre Präsenz die soziale Dynamik und die Interaktionen beeinflusste. Ismaili erforscht in ihrer Masterthesis filmisch und schriftlich die Situationen, in denen die Funktion der Kamera zwischen dokumentarischem Instrument und sozialem Katalysator oszilliert. Im Fokus stehen dabei unterschiedliche Momente und Ebenen des «Dazwischen» – etwa des Dazwischens von zwei Videoaufnahmen oder desjenigen von Kamera und Mensch.