Das «Schubladenmuseum» von Herbert Distel, das vielleicht kleinste Museum der Welt, beherbergt über 500 Werke moderner Kunst in Miniaturformat in 20 Schubalden à 25 Kästchen. Die Mini-Objekte wurden grösstenteils in den 1960er und 1970er Jahren angefertigt und passen jeweils in ein einzelnes Fach (je 43 x 57 x 48mm). Während einzelne Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten in verkleinertem Massstab reproduzierten, schufen andere neue Werke für das «Schubladenmuseum». Inspiriert wurde Distel von Marcel Duchamps tragbarer «Boîte-en-valise», dem mit Miniaturen von Duchamps Arbeiten bestückten Koffer. Die Schublade als Kunstraum im Mini-Format interessiert uns im Kontext unseres Windkanals, der Labor und Kunstraum gleichzeitig ist. (ms)
Das Foto ist ein Still eines Films von Pierre Huyghe, in dem ein Marionetten-Theater in und um ein Modell des Carpenter Center for the Visual Arts der Harvard Universität von Le Corbusier (Cambridge MA, 1961-64) inszeniert wird. Die Aufführung fand in einem Modelltheater im Eingangsbereichs des Carpenter Centers statt, ein Modell im Modell im Modell. In der vorliegenden Szene wird dieses Spiel noch weiter getrieben, denn wir sehen eine Marionette von Huyghe, die – von Huyghe (unsichtbar) gespielt – selbst wieder zwei Marionetten spielt: eine kleine Huyghe- und eine Le Corbusier-Marionette. Hier wird die Frage der Verkörperung des Künstlers/Autors im Modell auf eine andere Weise thematisiert, wie sie sich auch bei der Architektenparty der Society of Beaux-Arts Architects (1931) zeigt. (fd)
Im 30-Kanal-Video der südafrikanischen Künstlerin Candice Breitz imitieren 30 Madonna-Fans eine Best-of-Platte der Sängerin. Madonna ist «Modell für» die Installation und zugleich das Original, das imitiert wird. Im Kunstwerk sichtbar sind jedoch nur die Nachahmer, das Modell selbst bleibt visuell abwesend, ist nur über den Soundteppich präsent. Die vermeintlich einfache Logik von Modell und Original erweist sich als Spiel, ist je nach Standpunkt umkehrbar. (ms)
Obwohl die Grundsteinlegung des Panthéon dargestellt wird, ist das Portal bereits vollständig zu sehen. Es handelt sich hierbei um ein Full-Size-Model aus bemalten Leinwänden, das zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung aufgebaut worden war. Einer der zahlreichen Kernpunkte dieses Gemäldes ist der Umstand, dass es sich in keiner Weise darum bemüht, den realen medialen Zustand der Kirche malerisch offenzulegen. Es nimmt damit die perfekte Illusion auf, die von den Leinwänden auf die Zuschauer ausgegangen sein mag oder ausgehen sollte, und überträgt sie ins Medium der Malerei. Bild und Modell fungieren als Komplizen. (rw)
Das Foto wurde 1967 von Arnold Behr im Atelier Lasduns in 50 Queen Anne Street in London aufgenommen und 1991 von Denys Lasdun als sogennantes "Diploma Work" anlässlich seiner Berufung zum Mitglied der Royal Academy of Arts unter dem Titel "Models in Dialogue" eingereicht. Oben links hatte er zuvor eine eigenhändige Zeichnung auf die Fotografie aufgetragen, auf der das Theater sowie seine eigene zeichnende Hand zu sehen sind. Fotografie, zeichnerische Ergänzung und Titel ergeben eine Art Denkmodell der Modellierung, der Zusammenwirkung mehrerer Modelle sowie verschiedene Medien (Modell und Zeichnung). Der Dialog entspinnt sich dabei nicht nur zwischen diesen, sondern auch zwischen dem Bild und seinen Betrachtenden. (rw)