Wie können post-anthropozentrische Theorien in den Kunstunterricht transferiert werden und welche Auswirkungen auf Unterrichtspraktiken sind damit verbunden? Inwiefern wirkt sich diese Auseinandersetzung auf die Entwicklung des professionellen Selbstverständnisses der Lehrperson aus?
Die Masterthesis von Noé Freuler setzt sich, ausgehend von Donna Haraways Theorien, mit der Frage auseinander, wie ein «Mit-Werden» (Becoming with) im Bildnerischen Gestalten und im auf individuelle Leistung ausgerichteten aktuellen Schulsystem möglich ist.
Im Rahmen eines Projekttags auf Sekundarstufe 2 versucht Noé Freuler, Handlungsformen eines «Mit-Werdens» zu initiieren, um so ihren eigenen Unterricht zu beforschen. Die Erprobung eröffnet Fragen zu hierarchischen Strukturen, Vertrauen, Verantwortlichkeiten sowie Beziehungsgefügen im Klassenzimmer. Ziel der Arbeit ist es, aus dem durchgeführten Unterrichtsexperiment und den daraus entstandenen Fragen, Reibungen und Konflikten eine konkretere Vorstellung davon zu bekommen, was «Unruhig unterrichten» voraussetzt und bedeutet.
In seiner Funktion als CEO der Säntis-Schwebebahn AG nimmt sich der Autor dieser Arbeit das Re-Design des Strategieprozesses vor. Der Prozess soll zeitgemässer sein, die Mitarbeitenden sollen sich mit Prozess und Resultat besser verbinden können. Kann der Mix aus klassischen Strategiemethoden und Design-Thinking-Methoden dazu einen Beitrag leisten? Zunächst identifiziert der Autor in Interviews mit anderen Führungspersonen aus der Tourismusbranche Faktoren, die den Strategieprozess bereichern könnten. Sodann konzipiert er ein Prozessdesign, das designstrategische Interventionen («Hacks») mit klassischen Strategiemethoden (wie Outcome, Zielen, OKR) mischt. Dieses testet er prototypisch in drei Wirkungsebenen seines eigenen Strategieprozesses und überführt die Erkenntnisse und Schlüsselthemen abschliessend in die «Strategy-Hacks». Diese können auch anderen als Leitfaden fürs Strategisches Prototyping dienen.
Technologischer Fortschritt und Digitalisierung im Detailhandel machen Konsument*innen emanzipierter und den Markt umkämpfter. Konsequente Kundenzentrierung ist für zukunftsfähige Detailhändler unabdingbar, da wirkungsvolles Packagingdesign das Interesse der Kund*innen visuell stimulieren, Informationen transportieren und Kaufentscheide beeinflussen kann. Wie lässt sich die bislang vernachlässigte Kundenzentrierung im Packagingdesign-Prozess der Migros strategisch fördern? Auf Basis theoretischer Grundlagen aus dem Design Thinking sowie dem Neuromarketing erörtert die Autorin, wie Konsument*innen Entscheidungen treffen, sie analysiert die bestehenden Prozesse der Migros und befragt Kund*innen im Supermarkt. Im Resultat entwickelt sie ein prototypisches Framework mit kostengünstigen Methoden, um die Kundensicht im Packagingdesign-Prozess zu berücksichtigen. Dieses ist auch für andere Abteilungen/Unternehmen anwendbar.
In «Strange Days» (Arbeitstitel) geht es um die Untersuchung der Beziehung zwischen Fremden, Verkörperung und Gemeinschaft. Was ist im Fremden vertraut, was ist im Vertrauten fremd? Sechs internationale Künstler:innen erarbeiten zu diesem Thema kollaborativ ein Magazin / Artistbook. Ausgehend von Sarah Ahmeds Text «Strange Encounters» soll die freie «Übersetzung» als formale Verständigungsgeste dienen. Sara Ahmeds Text «Strange Encounters. Embodied Others in Post-Coloniality» wird dafür stückweise vorbereitet und in mehreren Zoom-Sessions besprochen.
Thematische Schwerpunkte sind Queer-Feminismus, Postkolonialität und Intersektionalität – insbesondere in Bezug auf das Konzept der «Fremdheit» und die Figur der bzw. des «Fremden», die nach Ahmed sehr genau vordefinierte und paradoxerweise vertraute Konzepte zu sein scheinen. Diese werden lose mit dem Konzept der Übersetzung verstrickt: In einem ersten Schritt entstehen eigene Beiträge. In einem zweiten Schritt werden diese Beiträge von je einer anderen Künstlerin oder einem anderen Künstler nach eigenen Kriterien frei «übersetzt». Die Beiträge sollen gleich viel Raum, bzw. Seiten bekommen, wodurch die Hierarchien bewusst angesprochen werden.
Als Endprodukt entsteht ein Magazin, welches online publiziert und als E-Objekt frei zugänglich ist. Schliesslich ist im Spätherbst 2022 ein Magazin-Launch geplant (evtl. als Ausstellung, je nach weiteren Fördermitteln), in mehreren Kapiteln (in Berlin / Zürich / Wien), bei dem auch Print-Ausgaben erworben werden können.
Der bulgarische Wald Strandzha wird zum Zentrum eines eigens geschriebenen Stücks, basierend auf einer im Februar 2017 stattgefundenen Expedition, die zu einer Reise ins „Herz der Finsternis“ voller Widersprüche wurde. Über einzelne Szenen von Figuren, die sich um ein abgesperrtes Zonengebiet bewegen – darunter ein Grenzwächter, ein Zigeunerjunge, Nationalisten und andere – werden die einzelnen Erzählstränge zu einem dystopischen Weltbild unseres heutigen Europas an den Außengrenzen verknüpft.
In ihrer Masterarbeit untersucht Mareen Wrobel, wie Ausstellungen durch Storytelling an gesellschaftlichen Diskursen teilnehmen können. Am Beispiel einer Ausstellung im Stapferhaus Lenzburg analysiert sie Storytellingpraktiken natur- und kulturhistorischer Museen und fragt nach deren Übertragbarkeit auf Kunstausstellungen. Wrobels Arbeit führt in Storytelling, Narration und Szenografie ein und zeigt auf, wie multidisziplinäres Geschichtenerzählen in Ausstellungen komplexe Themen zugänglich machen und die aktive Teilhabe des Publikums fördern kann.
Für die documenta fifteen führte das Kollektiv ruangrupa, das die künstlerische Leitung der Weltkunstschau übernahm, die lumbung-Praxis ein. Sie leitet sich von einer kollektiv genutzten Reisscheune ab und beruht auf sieben Werten, mit denen in einem gemeinschaftlichen Miteinander Ressourcen geteilt werden, um auf eine gleichberechtigte Zukunft hinzuarbeiten. Inwiefern diese Prinzipien für die Ausstellungsrundgänge geltend gemacht wurden und wie die sobat-sobat die lumbung-Praxis für ihre Arbeit als Kunstvermittler:innen produktiv machten, untersucht Desirée Hieronimus anhand teilnehmender Beobachtung, Aktionsforschung und durch ein Fokusgruppengespräch mit weiteren Vermittler:innen. Auf dieser Grundlage sowie mit Bezug auf vergangene Konzepte der documenta-Vermittlung werden vier vermittlerische Strategien herausgearbeitet.
Bastian Riesen setzt sich, ausgehend von Karen Barads Buch «Meeting the Universe Halfway» und dessen Schlüsselbegriff der Diffraktion, mit Narration auseinander. Auf der Suche nach alternativen Formen der Geschichtenerzählung wird das Potenzial des Comics bzw. der Graphic Novel sowohl theoretisch wie auch praktisch untersucht – immer ausgehend von der empfundenen Notwendigkeit, bestehende hegemoniale Narrationsstrukturen zu hinterfragen. Barads Verständnis von Diffraktion, Entanglements und Intra-Aktion verbindet sich dabei mit Ursula K. Le Guins Carrier Bag-Theorie. Die dadurch entwickelten Ansätze formulieren eine fragmentarische, post-humanistische und non-lineare Erzählweise, welche in Bastian Riesens Graphic Novel «Totenschiff/e» auch praktisch erprobt wird.
Sybille, eine Schulleiterin und Politikerin, steckt mitten im Wahlkampf für das Amt als Gemeinderatspräsidentin ihres Schweizer Dorfes, als ihr Sohn von einer Mitschülerin beschuldigt wird, diese misshandelt zu haben. Sybille muss sich zwischen Moral und Karriere entscheiden. So oder so steht ihr Ansehen in der Gemeinde auf dem Spiel!
Das Stereotyp: ein vereinfachendes, verallgemeinerndes Urteil über sich, andere oder eine Sache; ein festes, klischeehaftes Bild.
Die Installation «Stereotopia» entstand im Rahmen eines Bachelorprojekts. Die Autorin beschäftigt die Wirkung von Stereotypisierung auf das Individuum und der mögliche Umgang der Betroffenen damit. Betrachter/innen begeben sich in die Rolle des Voyeurs und sollen dadurch die eigenen Stereotypen befragen. «Stereotopia» ist zudem ein Rückblick, Blick und Ausblick auf die Konsequenzen, welche die Stereotypisierung von Menschen haben kann. Bis in die dreissiger Jahre existierten noch Völkerschauen. Im Zoo Basel wurden exotische «Lippennegerinnen» ausgestellt, übersexualisiert und als dem Tier näher als dem Menschen beschrieben. Auch heutzutage kann man in China aufs Land fahren, um dort die ländliche Bevölkerung und ihre Traditionen anzuschauen. Die Grenze zwischen Tourismus und Völkerschau verschwimmt. Die aktuelle xenophobe Stimmungslage in Europa und Amerika wirft Fragen auf bezüglich der Folgen, welche sture, stereotype Denkmuster in unserer Gesellschaft haben werden.
Den Überblick in unserer zunehmend vernetzten Welt mit immer mehr Kontakten und Begegnungen mit anderen Menschen zu behalten, ist schwierig. Stereotopia nimmt alle diese Probleme in die Hand und vereinfacht unser aller Alltag mittels einer simplen und sinnvollen Kategorisierung. Ort: Kassel, Deutschland
Das Projekt Stereotopia setzte sich mit Stereotypen auseinander. Es wurde mit dem Studio Lev in Kassel ausgearbeitet und fand auf zwei verlassenen Bürostockwerken in der Kasseler Innenstadt statt. Die Zuschauer konnten sich als Teilnehmer bei Stereotopia zu einem Termin anmelden um in Kleingruppen ihr persönliches Stereotypenprofil ermitteln zu lassen. Sie sollten aktiver Teil der Performance sein. An elf Teststationen wurde ihr Stereotyp ermittelt und in einer Abschlussveranstaltung mit optionaler Beratung als Urkunde überreicht.