<i>DERMATILLOMANIA</i> ist eine mediale Auseinandersetzung mit meiner körperbezogenen Impulskontrollstörung, der sogenannten «Dermatillomanie». Typisch dafür ist das zwanghafte Bearbeiten der Haut mit befriedigender Wirkung. Die filmische Auseinandersetzung tritt anstelle eines Selbstbeobachtungs-Protokolls, welches sonst eine gängige Intervention in Therapieversuchen darstellt.
Das Video <i>DERMA</i> zeigt einen sachlichen, forschenden Blick auf mein Verhalten und wird dadurch sinnbildlich zum Spiegel. Die Videoarbeit <i>TILLO</i> zeigt das lustvolle Kratzen und Bearbeiten von Material. Anziehend, aber stets an der Schwelle zum Unangenehmen, steht es für meine Ambivalenz innerhalb der Impulskontrollstörung. Der dritte Teil <i>MANIA</i> macht in Form einer Videoperformance durch das Abkleben der reizenden Hautstellen die Quantität an Auslösern und damit auch den Leidensdruck sichtbar.
In der Landschaftsarchitektur wird der Begriff desire lines verwendet, um inoffizielle Wege zu beschreiben: Spuren am Boden, die von Menschen stammen, die vom vorgesehenen Weg abgewichen sind. Desire lines sind Zeugen davon, dass Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben und verschiedene Richtungen einschlagen. Sie zeigen aber auch, dass eine bestimmte Richtung vorgesehen ist und ein Abweichen davon einen Orientierungsverlust bedeuten kann.
Die Masterarbeit erfragt, was es heisst, sich zu orientieren, insbesondere dann, wenn Wege abseits der Norm eingeschlagen werden. Die Orientierung von Körpern im Raum, wird sowohl in der (Bild-/Raum-)Gestaltung sowie in einem zwischenmenschlichen und sozialen Sinn untersucht. Die Arbeit eröffnet drei verschiedene Zugänge: einen malerischen, einen theoretischen und einen narrativen – wobei die Malerei den Ursprung der Auseinandersetzung darstellt. Die halb-fiktiven Kurzgeschichten bieten persönliche Einblicke und eine Ausgangslage, um über Orientierung und inklusive Räume nachzudenken.
Save the Date: Auf Grund der aktuellen Lage findet die Diplomausstellung 2020 des Departements Fine Arts vom 7.–21. Februar 2021 im Kunsthaus Glarus statt. Die Vernissage ist am Samstag, 6. Februar 2021. Sie können sich aber bereits heute auf dieser Übersichtsseite von im Studium entstandenen Arbeiten und den Künstlerportfolios unserer Master Fine Arts Diplomand*Innen 2020 inspirieren lassen.
GIOVANNI VERRANDO (b. 1965)
First Born Unicorn, remind me what we’re fighting for (2001)
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IMPROVISATION 1
Angst (2018)*
ft. Kay Zhang, saxophone
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BENJAMIN D. WHITING (b. 1980)
Human Sequencer (2018)*
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IMPROVISATION 2
Ärger (2018)*
ft. Kay Zhang, saxophone
HOWARD KENTY (b. 1980)
How Am I Not Myself (2018)*
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IMPROVISATION 3
Liebe (2018)*
ft. Kay Zhang, saxophone
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MELODY CHUA (b. 1994)
Chaos Ver 4: Circle (2018)
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*world premiere/Uraufführung
All visuals programmed by Melody Chua
Die Masterthesis von Pascale Gähler ist eine Auseinandersetzung mit ihrem Schreibprozess. Dieser dreht sich um die Frage, wie intersektionale Positionen und Diskriminierung in literarischen Texten für Leser:innen erfahrbar werden können. In ihrem Diversitätslabor analysiert die Autorin ihre Themen-Recherche, ihre Erfahrungen beim Schreiben und kristallisiert Potenziale und Momente des Scheiterns heraus. Basis bilden drei Kurzgeschichten, die auch Familien- und Migrationsgeschichten sind.
Mit den (post-)migrantischen Stimmen und kolonialverstrickten Nebenschauplätzen erprobt die Autorin Bedingungen für das Setzen divergierender, neuer Narrative. Es ist ein Versuch, Zürich als transkulturellen Ort zu beschreiben und zur Neuverhandlung von Fragen der Zugehörigkeit und Identität einzuladen.
Wie kann Serendipität dazu beitragen, dass Überraschungen, die Entdeckung von Unbekanntem sowie Musse auf Reisen mehr Raum gewinnen?
Das unabhängige Reisen hat auf der Suche nach Einzigartigkeit und Authentizität seine Grenzen erreicht. Touristen finden es zunehmend schwieriger, mühelos und erwartungsfrei Orte zu entdecken. Wie können Überraschungen, unbekannte Entdeckungen und grösstmögliche Musse mehr Raum bekommen? Durch das Verfolgen der Idee experimentellen Reisens und basierend auf explorativen und autoethnografischen Forschungsmethoden entwickelte ich DSCVR, einen Reiseführer für Serendipität: Anstatt durch die Stadt zu navigieren, lädt er dazu ein,
sich zu verlaufen. DSCVR wirft Fragen auf, regt zu kulturellen Interaktionen an und fordert zum Nachdenken über vergangene Situationen auf. Spielerische Impulse im Führer sollen den Horizont des Reisenden für ungewohnte Erfahrungen erweitern und zur Entdeckung gewisser Ungewissheiten inspirieren – von Honolulu bis nach Hause.
Die Zollfreilager-Spezialausgabe Dada Afrika begleitete die gleichnamige Ausstellung im Museum Rietberg (18. März bis 17. Juli 2016), die den aussereuropäischen Einflüssen auf die KünstlerInnen der Dada-Bewegungen gewidmet war. Der Fokus der Ausgabe ist ein erweiterter. Er untersucht zum einen europäisch geprägte Avant-Garde-Strömungen und die darin auftretenden Spielformen des Primitivismus, zum anderen blickt er auf nicht-europäische Modernen und deren Verhältnis zu Dada bis heute. Durch Probebohrungen auch experimentell-poetischer Art wird herausgestellt, wie und wo sich die global gewordene «reflexive Moderne» zeigt. Dada Afrika ist Teil eines grösseren Recherche- und Lehrprojekts der Plattform Kulturpublizistik.
Zum 100. Geburtstag der Dada-Bewegung wurde Cast / Audiovisuelle Medien von Journalist und Transmedia-Pionier David Dufresne ins Boot geholt für seine neueste interaktive Webdoku «Dada-Data». Die Studierenden des 4. Semesters produzierten den Livestream rund um einen 30h Hackathon im Cabaret Voltaire in Zürich.
1916 wurde in Zürich die Dada-Bewegung ins Leben gerufen. 100 Jahre später soll Dada durch das interaktive Dokprojekt «Dada-Data» neu interpretiert werden – Eine Hommage an Data der beiden Autoren David Dufresene und Anita Hugi, im Auftrag von SRG SSR und ARTE . Der 30h Dada-Hackathon-Livestream bildet den Höhepunkt und Abschluss des einmonatigen Projekts.
Die Studierenden mussten sich, nebst den technischen Herausforderungen, in kürzester Zeit in die Thematik der Dada-Bewegung einarbeiten, denn der Livestream sollte selbst Teil des Events sein. «Seht den Stream als eure persönlich Performance», so David Dufresne. Die Rahmenbedingungen des Hackathons? «Das Cabaret Voltaire wird für 30 Stunden geöffnet sein, und es wird einen Live-Stream auf «Dada-Data» geben. Wir hoffen auf Studenten, Designer, Programmierer, Metzger, Whistleblower, Maler, egal – auf jeden, der ein digitales Manifest verfassen möchte.»
So wurden Kameras mit Masken und Verkleidungen zu eigenen Persönlichkeiten verwandelt, Kloschüsseln als Kanal aus den dicken Mauern des Cabaret Voltaires hinaus installiert und animierte und glitchige Bildüberlagerungen vorproduziert. Moderator «Hugo die Handpuppe» stellte sicher, dass auch neue Zuschauer über vergangene Ereignisse informiert wurden und einen Überblick erhielten.
Ein 30h Livestream bedeutet auch trotz guter Planung für die Studenten viel Arbeit, wenig Schlaf, und die eine oder andere technische Herausforderung. Rund 7’000 Zuschauer aus der ganzen Welt verfolgten und gestalteten das Manifesto von zuhause vor dem Bildschirm mit. Den krönenden Abschluss bildete das «Dada Funeral Concert» der Band Dead Brothers. Wobei das Ende eines Livestreams für die Studenten von Cast / Audiovisuelle Medien leider auch immer Abbau heisst.
Das Projekt Dada-Data gewann im Juni 2016 den Grimme Online Award in der Kategorie Kultur. Die Begründung der Jury: «Das Portal "DADA-DATA" vermittelt auf einzigartige Weise die vielschichtigen Erscheinungsformen der Dada-Bewegung. Hoch interaktiv, technisch brillant und gestalterisch aufwendig werden prägende Protagonisten samt ihren Werken ideenreich präsentiert. Kunstvermittlung, die zum Mitmachen anregt.»
Mit welchen Prozessen und Methoden kann ein gehaltvolles Abenteuerspiel für Computer entwickelt werden, welches gleichermassen Kinder und Erwachsene anspricht?
Der Videospielmarkt ist übersättigt mit Spielen, die mit grafischer Darstellung von Gewalt und stereotypen Spielfiguren um die Gunst der Spielergemeinde buhlen. Abseits dieses Mainstreams existiert eine Szene von Independent-Entwicklern, die mit neuartigen Spielkonzepten und Ideen die Vielfalt der Videospiele bereichern. Diese Independent-Spiele stellen allerdings häufig einen hohen Anspruch an ihre Zielgruppe und erreichen selten die breite Öffentlichkeit. Diese Arbeit zeigt neuartige Mittel und Wege auf, durch die ein gehaltvolles und unterhaltsames Videospiel für Jung und Alt entwickelt werden kann. Konzepte wie Meaningful Play und Gender Inclusive Game Design sowie Techniken aus der klassischen Malerei und der Bildkomposition wurden untersucht. Daraus folgernd wurde eine Methodik konzipiert, die Spielentwicklern eine Palette von Werkzeugen für die Konzeption einzigartiger und erfolgreicher Spiele bieten soll.
Einige Völkerkundemuseen in Deutschland benennen sich in letzter Zeit um. Das ehemalige «Staatliche Museum für Völkerkunde» in München heisst jetzt «Museum Fünf Kontinente», das frühere «Museum für Völkerkunde» in Frankfurt/Main «Weltkulturen Museum» und das damalige «Hamburgische Museum für Völkerkunde» «MARKK». Diese Neupositionierung ethnografischer Museen, ihre Auseinandersetzung mit ihrem kolonialen Erbe, ihren Gründungsgeschichten und den Geschichten des Zeigens und Vermittelns der Objekte «anderer» Kulturen, die häufig unter ethisch fragwürdigen Umständen in ihre Sammlungen gelangt sind, ist ein aktuell sehr relevantes Thema. Was bedeutet das für den Bildungsauftrag der Institutionen? Und wie geht man in der Vermittlung damit um?
Seit 2020 ist Rilando June Lamadjido als Kuratorin für Vermittlung, Bildung und Publikumsarbeit am MARKK tätig. Mit Fokus auf ihre Arbeit dort zeigt sie, was diese Neupositionierung für die Vermittlung im MARKK bedeutet. Welche neue Funktion hat sie? Welche neuen Potenziale können geschaffen werden? Welchen Handlungsraum gibt es? Dafür erarbeitet sie in ihrer Masterthesis die Grundlagen und zwei Konzepte für eine dekolonisierende Vermittlungsarbeit am Museum.
Mentorin: Dr. Nora Landkammer
Ko-Referentin: Prof. Angeli Sachs