The basis of this performance is an experimental poem in which I challenged the definitions of the
documentary and the poetic. I combined two very different types of documents – original doctors’ notes of a
relative of mine and her personal letters to me – and added my own column in the poem. I trans-formed the
docupoem into a performance-text with the intention to move the language – to develop new patterns and
therefore more possibilities to explore movement, text and their relation relying language and expression. In
the performance, I embodied the text and the movement within it, including the variety of perspectives
involved. The setting of the performance put the following elements into play: my physical body including the
voice, projected live-drawings (with Eren Karakuş as stage artist) and sounds of the MRI scanner (from the
album MRI by Simon Grab and Patricia Bosshard, 2010). The combined aimed to blurr the frames of
conventional categorizations such as objective/subjective, author/reader, drawing/signs.
Staudämme, Staumauern, Wasserkraftwerke, Stromleitungen. Infrastrukturbauten zur Energieproduktion und -distribution befinden sich in einer Landschaft, deren Bild sie verändern. Sowohl das Bild der Landschaft wie auch der Landschaftsbegriff haben sich aber über die Zeit verändert. Dabei spielen in den neueren Begriffsdefinitionen, vermehrt die Mehrdimensionalität und die Prozesshaftigkeit der Landschaft eine Rolle. Die Landschaft ist also nicht nur der geographische Raum, er ist auch eine kulturell codierte Vorstellung der Sehnsüchte und Phantasien in unseren Köpfen. Zudem ist die Vermittlung von Landschaft auf Medien angewiesen. Über Landschaft kommunizieren wir traditionell visuell durch Gemälden, Photographien in Reiseprospekten, bewegter Bilder aber auch literarischen Beschreibungen und nicht zuletzt Klang. Landschaft ist so auch als mediale Konstruktion zu denken.
In OPERATION BETON werden die alpinen Landschaften in der Schweiz untersucht. Die Alpen sind einerseits geprägt vom touristischen Bild, sie sind aber auch Räume, die divers genutzt werden: Vom Tourismus, aber auch für die Landwirtschaft oder die Energieproduktion. Die Umgestaltung der alpinen Landschaften durch moderne Infrastrukturbauten zeugt von den Bedürfnissen unserer Gesellschaft, die dabei in Konflikt mit dem Erhalt der traditionellen Landschaftsbilder, wie sie von Natur- und Heimatschutz gefordert werden, stehen. Seit der Energiewende ist dieser Konflikt wieder vermehrt im Fokus, da der mögliche Ausbau erneuerbarer Energie mithelfen soll, die Ziele der Energiewende zu erreichen. Und obwohl dies nicht stimmt, stehen sich graue Staumauern und grüne Alpwiesen als unvereinbare Gegensätze – als Technik und Natur – gegenüber. Wie wollen wir mit diesem Denk- und Nutzungskonflikt umgehen?
Durch konventionelle Denkweisen kann dieses Dilemma nicht adäquat verhandelt werden, solange weiterhin in Dichotomien wie Natur–Kultur und Objekt–Subjekt gedacht und gesprochen wird. Eine Reflexion und eine mögliche Überwindung dieser Dualismen im Sinne von Theorien von Donna Haraway und Bruno Latour, könnten eine alternative Perspektive auf die Problematik mit sich bringen. Daher beschäftigt sich das Projekt OPERATION BETON mit der Frage ob und wie ein neues Narrativ zur Wahrnehmung und Bewertung von Staudämmen in alpinen Landschaften entwickelt werden kann, und wie dieses die vorhandenen Denkweisen reflektieren, kritisieren und ansatzweise auflösen kann. Für dieses Narrativ soll ein anderes Mittel als das Bild und die erspürte Atmosphäre verwendet werden. Denn Landschaft ist nicht nur Bild oder Atmosphäre, Landschaft ist auch Erfahrungswissen.
Um die Staumauern und Staudämme in ihrer landschaftlichen Verankerung zu untersuchen ging Annina ins Feld vor Ort. Zwischen 2018 und 2020 hat sie rund 26 Staudämme in acht Schweizer Kantonen besucht. Das Feld ist ein Raum der Beteiligung, der Teilhabe, in dem sie gleichwertig wie andere Wesen beobachtet und beobachtet wird, agieret und reagiert. Ein Feldprotokoll, dass sich im Lauf der performativ-forschenden Tätigkeit entwickelt hat, erhebt sowohl qualitative wie auch quantitative Daten und wird mit einem Feldtagebuch ergänzt. Im Feld gilt die Aufmerksamkeit aber dem Prozess der Datensammlung und nicht den Daten selbst. Der Vorgang des Datensammelns wird zu einer Handlung–zu einer Geste. Dies legt den Nährboden für eine sinnliche Wahrnehmung, also einen ästhetischen Zugang.
Am vorläufigen Ende dieses Projektes steht der nicht-wissenschaftlicher Synthesebericht. Er ist eine Assemblage von vermeintlich «objektiven» systematisch erhobenen Forschungsdaten, «objektiven» und «subjektiven» Erkenntnissen sowie Erfahrungsmomenten und Geschichten der Forschungsreisen. Es ist aber auch eine Assemblage von verschiedenen Schreibformen und im Forschungsprozess entstandenen Texten, Bildern und Klängen, die in der Form einer Schallplatte zusammenkommen. Die Diplomarbeit besteht schlussendlich aus dem eben erwähnten Synthesebericht und einem Entwurf eines Forschungsantrags zur Einwerbung von Drittmitteln, in dem beschrieben wird, wo offene Fragen bestehen und wie daran produktiv weiter gearbeitet werden könnte.