Das Projekt konzentriert sich darauf, selbstorganisierte, unabhängige «Kunstschulen» aufzuspüren, die derzeit im arabischsprachigen Raum existieren oder in den letzten Jahren vorübergehend existiert haben. Engy Sarhan beginnt mit der Frage, was, wie und für wen die Mobilität der beteiligten Individuen die Gestaltung von Wissen in diesen Kontexten der Kunstausbildung, -praxis und -forschung ermöglicht.
Fallstudien, die näher betrachtet und bearbeitet werden möchten:
Ashkal Alwan: Home Workspace Program (Beirut, 2011 – ongoing)
Imaginäres Schulprogramm (Kairo, 2014 – 2015)
Schule der Intrusionen (Ramallah, 2019 – ongoing)
Malhoun Art Space: Labor (Marrakesch, 2023 – ongoing)
Winter School Middle East (Dubai, 2008 – 2011)
Engy Sarhan möchte in diesem Forschungsprojekt an zwei Komponenten arbeiten: an einer analytischen (Erfahrungsbericht) und an einer spekulativen (Protokoll der Erkenntnisse). Die Künstlerin möchte die Auswirkungen der Mobilität auf kulturelle und sozioökonomische Übergänge untersuchen und gleichzeitig individuelle Erzählungen über grenzüberschreitenden Austausch einflechten, von transnationalen Berichten bis hin zur Dynamik von Übersetzung und Unübersetzbarkeit, und neue Wege finden, um von verschiedenen Modellen selbstorganisierter Lernräume im Kontext zeitgenössischer Kunstpraktiken zu lernen.
Dabei werden die beiden Momente der «Ankunft» an den Kunstschulen als Studentin/Teilnehmerin und die «Rückkehr» als Lehrerin/Mentorin berücksichtigt, um sicherzustellen, dass der in diesem Raum geschaffene Wissensbestand über Generationen hinweg erhalten bleibt und weitergegeben wird. Wenn man die Wege dieser Personen nachverfolgt und herausfindet, was ihr Denken und ihre Praktiken zwischen den beiden Momenten beeinflusst, erhält man einen Hinweis darauf, was Engy Sarhan selbst als «Wissensfluss» bezeichnen möchte. Wie werden Wissensflüsse in selbstorganisierten Kunstschulen durch kontinuierliche Bewegung von Personen, behelfsmässige Strategien und kontinuierlichen Austausch realisiert?
Der Erfahrungsbericht wird auf einer analytischen Untersuchung von fünf ausgewählten Fallstudien und der Bewegung der an ihrer Erstellung beteiligten Personen basieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Verständnis der breiteren Kontexte, Denkschulen, Finanzierungssysteme und aktuellen Dringlichkeiten, die jeder Fallstudie zugrunde liegen. Das Protokoll wird sich dann mehr auf die Verzweigungen der Mobilität und die Politik der Grenzüberschreitung konzentrieren und darauf, wie dies ein Schritt zur Annäherung an die kulturelle Selbstbestimmung sein kann, wie Wissen fliesst und mit bereits etablierten Formen der Selbstverwaltung und von Bildungssystemen verhandelt wird.
Flüchtige Bilder, ein Duft, ein Wort, ein Blick – was bedeutet Heimat? Ist es dein Hund, der sich nach einem anstrengenden Tag an dein Bein kuschelt? Ist es der Weg zur Schule, den du als Kind gegangen bist? Ist es die Stimme deiner Mutter, in einer Sprache, die du nur fühlen, aber nicht verstehen kannst? Ein Geräusch, eine Berührung, eine Empfindung? Wo ist Heimat?
In «Roots, Relations, Recollections» gehen die Projektbeteiligten diesen Fragen nach und konzentrieren sich dabei auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Menschen mit asiatischem Hintergrund, die in Zürich leben. Einige von ihnen sind nach Zürich eingewandert, um hier zu arbeiten oder sich auszubilden, andere haben einen asiatischen Elternteil, und wieder andere haben Familien, die wegen des Krieges in die Schweiz geflohen sind. Wenn unsere Gesellschaft fragt, wie viele Asiat:innen in der Schweiz leben, möchte das Projektteam fragen, «wann» und «wer»? Sie sprechen damit von Individuen und Gemeinschaften, nicht von Punkten auf einem Diagramm.
In der Schweiz werden die asiatischen Kulturen immer noch durch den sogenannten weissen Blick wahrgenommen. Das Projektteam ist der Meinung, dass es höchste Zeit ist, Menschen mit interkulturellem Hintergrund zu Wort kommen lassen. Sie fragen sich selbst: «Sind wir bereit, authentische Erfahrungen zu teilen und uns auf andere einzulassen? Sind wir bereit, Zeugnis abzulegen, zu präsentieren, statt zu interpretieren?» Gemeinsam wird versucht, sich in die Nähe jeder Person zu begeben. Dabei sprechen sie weder «über» noch «für» sie. Ebenso sind die Projektbeteiligten bereit, sich mit mehreren Antworten auf eine scheinbar einfache Frage auseinanderzusetzen: «Wo ist Heimat?» Diese Fragen strukturieren das Gespräch. Die Projektbeteiligten erkennen ihre Fremdheit an und begegnen dem Anderssein mit Aufrichtigkeit, Gleichheit und Respekt.
Gesammelt werden Erfahrungen, Erinnerungen und Erlebnisse von Menschen. Das Projektteam taucht ein in die Zwischenräume zwischen dem Sichtbaren und dem Hörbaren. Der Schwerpunkt liegt auf der Produktion von Videos aus den Fragmenten, die in den verschiedenen Gesprächen gesammelt werden. Die Filme bilden Collagen aus Klängen, Poesie, Aufnahmen, Musik, Worten und Bildern. Anhand mehrerer Videoinstallationen wird die kollaborative künstlerische Arbeit in gleichzeitigen Videoprojektionen präsentiert.
Seit dem ersten Besuch in Tibet im Jahr 2010 ist Ni Daodao unzählige Male in der Region gewesen. Dabei hat sich eine tiefe Verbundenheit mit dem tibetischen Land entwickelt. Immer wieder hat Ni Daodao von tibetischen Freund:innen Geschichten über Vertreibung gehört und ist selbst Zeug:in brutaler Unterdrückungsmassnahmen geworden. Ni Daodao hat Bücher gelesen über die soziopolitische Geschichte des modernen und zeitgenössischen Tibets, zum Beispiel das Buch des Forschers Li Jianglin «When the Iron Bird Flies: China’s Secret War in Tibet». Je mehr Ni Daodao über das Leid und die Trauer Tibets erfahren hat, desto mehr ist klar geworden, dass die Geschichte Tibets bekannt gemacht werden muss. Nachdem der Telegrafist Atanobu aus Litang 1959 beobachtet hat, wie der Dalai Lama die Grenze überschritt, um China zu verlassen, schrieb er an die CIA: «Bitte informieren Sie die Welt über das Leiden des tibetischen Volkes.»
«Als Künstler:in und als Person, die aufgrund meiner fliessenden Geschlechtsidentität von der Mainstream-Kultur des chinesischen Festlands an den Rand gedrängt wird, fühle ich mich nicht nur mit der tibetischen Kultur verbunden, sondern glaube auch, dass meine künstlerische Praxis ein Mittel sein kann, um der Welt die Kämpfe des tibetischen Volkes zu vermitteln.»
Tibetische Gebetsfahnen sind kleine quadratische Fahnen mit aufgedruckten religiösen Texten und Bildern, die von den Einheimischen verwendet werden, um die Welt, die Natur und die Götter miteinander zu verbinden. Auf früheren Reisen nach Tibet hat Ni Daodao viele dieser Fahnen gesammelt – als Begleitung auf der eigenen Wanderung, vom chinesischen Festland in die Schweiz, dem Ort der Niederlassung. Zufälligerweise leben Tausende von Tibeter:innen in der Schweiz, vor allem in der Alpenregion, wo die Bedingungen ähnlich sind wie in Tibet. Die Region Linzhi in Tibet ist zum Beispiel als die kleine Schweiz des Ostens bekannt.
Seit vielen Jahren wollte Ni Daodao Werke schaffen, die die Geschichte Tibets erzählen, ohne genau zu wissen wie. Im Dezember 2022, als in Zürich der erste Schnee des Jahres fiel, beschloss Ni Daodao, visuelle und taktile Gedichte zu schaffen und sie mit Performance und Videoinstallation zu kombinieren. Durch die künstlerische Praxis hofft Ni Daodao, die Geschichte der tibetischen Diaspora in der Schweiz zu sammeln und zu teilen.
Ni Daodaos Projekt widerspiegelt den Wechsel der Jahreszeiten in der Schweiz. Ab dem Winter 2022 verwendet Ni Daodao zu jeder Jahreszeit die tibetischen Gebetsfahnen aus der eigenen Sammlung, um ein visuelles oder taktiles Gedicht zu schaffen. Zur Vorbereitung wird eine gründliche Recherche über die Geschichte der tibetischen Diaspora in der Schweiz durchgeführt. Dazu gehören Recherchereisen zu lokalen Bibliotheken und Archiven sowie Besuche und Interviews mit tibetischen Gemeinschaften, um mündliche Erzählungen über die eigenen Reisen und Überlegungen zu sammeln. In jeder Saison wird das von Ni Daodao erstellte Gedicht an einen schwebenden Ballon gebunden. Diesen schwebenden Ballon und das Gedicht nimmt Ni Daodao dann mit sich, durch soziale und natürliche Räume wie öffentliche Verkehrsmittel, tibetische Viertel, tibetisch-buddhistische Klöster, Berge, Flüsse und Seen. Die Performances werden auf Video aufgezeichnet und zu Videoarbeiten verarbeitet, die dann ausgestellt und verbreitet werden können.
Das Projekt widmet sich einem Austausch zwischen Künstler:innen-Positionen aus Kroatien und aus der Schweiz.
Sechs zeitgenössische Künstler:innen-Positionen machen zusammen eine Ausstellung – drei Künstler:innen aus Kroatien und drei, die in der Schweiz tätig sind. Durch den Austausch der jeweiligen Themen und künstlerischen Ansätze wird die individuelle künstlerische Praxis erweitert und bereichert. Es entsteht eine Sensibilisierung dafür, was die Künstler:innen aus internationalen Positionen bewegt und was sie miteinander teilen.
Shannet Clemmings, eine schwarze Transgender-Frau aus Jamaika, die sich auf den leeren Strassen Europas verirrt hat, erzählt die Geschichte ihrer unverwüstlichen Reise zur Heilung der unsichtbaren Wunden von Vorurteilen und Diskriminierung.
Zürich, das Wirtschaftszentrum der Schweiz, mit einem Flughafen, an dessen Wänden Reklametafeln hängen und Werbevideos in Endlosschleife himmlische Destinationen anpreisen. Jeden Tag eilen Menschen durch diese schillernden Hallen und Terminals, die bis ans Ende der Welt führen.
Der Flughafen, ein Schmelzpunkt verschiedener Symptome unserer Zeit, ist der komplexe und kontroverse Schauplatz, an dem sich die Schicksale von sechs Protagonist:innen entwickeln und abspielen, die alle auf der Suche nach ihrer eigenen Freiheit sind.
In essayistischer Form denkt Camille Briffod über den Begriff der Freiheit nach und über die privilegierte und absurde Position der Schweiz, ihrem Heimatland. Der Film ist in fragmentierter Form aus mehreren Schichten aufgebaut. Wie in ihren früheren Filmen ist Camille Briffod erneut an einer Erzählweise interessiert, die sich von den klassischen konfliktreichen Dialogen entfernt, die oft zu einer Eskalation der Geschichte in einem mündlichen Austausch führen. Die Künstlerin möchte hauptsächlich mit den Körpern arbeiten, um einen sinnlichen Zugang zu schaffen. Bilder und Körperbewegungen illustrieren die Geschichte. Gesichter, Ausdrücke und Blicke übernehmen die Rolle der Dialoge, der Flughafen übernimmt die Position des inneren Dialogs. Die Informationen werden uns demnach nicht in Form von Dialogen unterbreitet, die, wenn überhaupt, nur sehr kurz gehalten sind, sondern durch verschiedene Mittel, die Fakten oder subtile Anspielungen auf die Situation der Protagonist:innen vermitteln.
In ihren beiden vorangegangenen Projekten hat Camille Briffod das Radio als Mittel benutzt, um dem Publikum die notwendigen Informationen zu übermitteln. Bei diesem Projekt werden nebst dem Radio auch das Telefon, öffentliche Durchsagen aus den Flughafenlautsprechern, ein Brief, eine Zeitung, Sprachnachrichten oder digitale Nachrichten auf Leuchttafeln verwendet. Diese Informationen dienen als Leitfaden für die Geschichte.
Die Verwendung der verschiedenen Medien ermöglicht der Künstlerin, sich dem Thema Freiheit auf weniger direkte, dafür auf subtilere Weise zu nähern. Natürlich ist die Geschichte so aufgebaut, dass das, was über diese Medien übermittelt wird, mit der einen oder anderen Figur in Verbindung gebracht werden kann. Diese Erzählform ermöglicht dem Publikum dafür eine grössere Freiheit bei der Interpretation.
N’Ko ist ein afrikanisches Zeichensystem, das 1949 erfunden wurde, um die Manding-Sprachen zu verschriftlichen. Manding-Sprachen werden von mehr als zwanzig Millionen Menschen in verschiedenen Ländern Westafrikas gesprochen. Trotz seiner Bedeutung, die afrikanischen Sprachen und Kulturen zu fördern, ist N’Ko selbst in den Ländern, in denen es verwendet wird, noch relativ unbekannt.
Mit dem Projekt «Learning N’Ko» soll ein kostenloses Bildungspaket erstellt werden, um Kindern in Schulen an der Elfenbeinküste und in Guinea die N’Ko-Schrift beizubringen. Das Paket wird Spiele, Poster, Bücher und die notwendigen Werkzeuge zur kreativen Gestaltung (Buntstifte, Farben usw.) enthalten.
«Learning N’Ko» ist von entscheidender Bedeutung für die Förderung der Verwendung der N’Ko-Schrift, für die Stärkung der kulturellen Vielfalt und die Erhaltung der afrikanischen Sprachen und Kulturen. Das Projekt soll dafür sorgen, dass künftige Generationen ihr kulturelles Erbe kennen und mit den notwendigen Werkzeugen ausgestattet werden, um es zu bewahren.
Das Bildungspaket bietet eine Sammlung von Bildungsressourcen für Lehrer:innen, um N’Ko auf spielerische und strukturierte Weise zu vermitteln. Ziel ist es, dass die Lehrkräfte die Aktivitäten auch ohne Vorkenntnisse durchführen können. Das Kit wird sowohl für Dioula- als auch für nicht Dioula-sprachige Kinder zugänglich sein und an verschiedene Altersgruppen angepasst werden.
FAST45 ist ein europaweites Forschungsprojekt, welches zum Ziel hat, neue Methoden zu entwickeln und zu erproben, Zukunftsszenarien zu entwerfen, eine langfristige internationale Zusammenarbeit zu etablieren und Instrumente und Initiativen zu entwickeln, die Kunstinstitutionen ermöglichen, eine unbekannte Zukunft nicht nur zu antizipieren, sondern sie aktiv zu gestalten.
Unter Beteiligung von Kunstvermittler:innen, Forschenden, Studierenden und Fachleuten aus der Wirtschaft, die über künstlerische Disziplinen und branchenspezifische Grenzen hinweg arbeiten, versucht FAST45, die Kunstausbildungslandschaft für das Jahr 2045 zu analysieren, zu kartieren und vorherzusagen.
FAST45 ist ein «Erasmus+ Knowledge Alliance» Projekt, welches von der Luca School of Arts koordiniert wird und bis Ende 2023 dauert. Zusammen mit 11 weiteren Partner:innen (u. a. ELIA und AEC), ist die ZHdK mit der «School of Commons» an FAST45 beteiligt.
Vom 29. August bis 1. September 2022 hat im Toni-Areal die Konferenz und Workshop-Reihe «Footnotes: Annotating the Future of Arts Education» stattgefunden, welche die «School of Commons» gemeinsam mit dem Künstlerinnenduo 0ct0p0s organisiert hat.
Diplomproduktion Master Theater, Schauspiel von Samuel Schneider
Zwei Körper in einem Ring.
Zwischen ihnen Kraft, Wille, Fürsorge und Gewicht.
Zwei Körper in einem Ring, der eine Bühne ist, zwei Körper,
deren Bühne sonst die Nacht ist.
Faust3000 ist eine Suche nach Kontakt und Eskalation;
Auseinandersetzung mit Selbstüberschätzung und Zärtlichkeit;
Konfrontation zwischen Realität und Fiktion.
Alice Müller setzt sich in ihrer Masterarbeit mit den Herausforderungen der Architekturvermittlung auseinander. Diese liegen einerseits in der Komplexität des zu vermittelnden Gegenstandes, andererseits in einer kulturellen Distanz zwischen den Lehrpersonen und den Expert:innen.
Implizites Wissen über Material und Raum dient ihr als Grundlage für eine differenzierte Architekturvermittlung. Die Aktivierung einer Material Literacy und des gelebten Raumwissens verändert die Art und Weise, wie wir unsere räumliche Umgebung wahrnehmen – und auch wie wir Räume gestalten.
In der Masterthesis führen eine Lehrerin und eine Architektin eine fiktive Diskussion über ihre Sichtweisen und Ziele innerhalb der Architekturvermittlung sowie deren Potenziale und Hindernisse. Der Dialog führt die Lesenden durch den Unterricht, welchen Alice Müller im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit durchgeführt hat.
Ausgehend von der «Suhrkamp Edition», die klassische und zeitgenössische Schriften diverser Autor:innen führt, soll «Suhrkamp Voices» – ein fiktives Format – eine Weiterentwicklung sein, die die bereits existierenden Formate des Suhrkamp Verlags ergänzt. Künstler:innen und Musiker:innen sollen eine Plattform erhalten, um ihren Standpunkt zu aktuellen Themen zu vertreten.
Diese unterschiedlichen Positionen bilden den Kern der Marke und werden durch Zitate und Ausschnitte sichtbar gemacht. Visueller Anker ist die eigens entwickelte Hausschrift, die das Erscheinungsbild der Marke massgeblich prägt. So ist nicht nur ein visuelles, sondern auch ein inhaltliches Konzept entstanden, dem es gelingt, ein hohes Mass an Eigenständigkeit zu entwickeln und gleichzeitig das bestehende Produktportfolio von Suhrkamp organisch zu erweitern.