Mit welchen subversiven Strategien reagieren junge Frauen in Teheran auf problematische politische Zustände und welche materielle Kultur entsteht dabei? Das Leben der Frauen in Iran ist paradox: auf der Strasse müssen sie sich den Gesetzen der islamischen Republik beugen, Kopftuch tragen und dürfen keinem Mann die Hand reichen, im Privaten tragen sie kurze Kleider, feiern Parties und haben einen Freund. Die junge Generation möchte aus diesem widersprüchlichen Leben ausbrechen, doch von einer weiteren Revolutionsbewegung halten sie nichts. Ihr Protest manifestiert sich in alltäglichen Dingen – leise versuchen sie so einen Wandel herbeizuführen. In der 15 Millionen Einwohner Metropole Teheran bin ich auf Frauen gestossen, die sich zwar als unpolitisch sehen, deren Style aber Ausdruck der Einschränkungen und Repressionen ist. Sie machen mithilfe von Dingen problematische politische Zustände sichtbar und bringen damit eine eigene materielle Kultur hervor. Entstanden ist ein Buch, das einen persönlichen Einblick in die Welt hinter dem Schleier von Islam und westlichen Stereotypen zeigt. Ein Buch über alltägliche Dinge, in denen sich Protest und ziviler Ungehorsam von jungen Frauen gegen die Repressionen, die besonders sie treffen, manifestiert. Ein Buch, das von hinten wie von vorne gelesen werden kann – in persischer und westlicher Leserichtung.
Welche Designstrategien wenden urbane Nomaden in ihrem temporären Zuhause an? Mobilität ist ein wichtiger Impulsgeber unserer heutigen Gesellschaft, der sich sichtbar auf die Lebensstile auswirkt: Nomadisch anmutende Wohnwelten etablieren sich und Menschen entwickeln kreative Einrichtungskonzepte für ein provisorisches Zuhause. In meiner Masterthesis untersuche ich den Megatrend Mobilität im Spannungsfeld Wohnen und Identität. Dabei gebe ich in einer
Publikation explorative Einblicke in die Alltagswelten urbaner Nomaden und zeige anhand von Beispielen auf, wie sich diese ihr temporäres Zuhause konstruieren. Die entstandene Phänomenologie aktueller Mobilitätspraktiken ist eine Hommage an die Ästhetik nomadischer Wohnstile und soll zu neuen Designkonzepten im urbanen Raum inspirieren.
Welche visuellen Zeichen enthält der Kleidungsstil türkischer Postmigranten und lässt sich diese Migrationsästhetik in eine Modeästhetik transformieren?
In Metropolen wie Berlin, Hamburg und Zürich findet eine Verdichtung türkischer Migrantenkultur statt. Es riecht nach Ali’s‐Backwaren und Meraba-Dönerimbiss. Halbstarke Türken mit Kickboxfrisuren und gezupften Augenbrauen prägen das Strassenbild. Eine hybride Lebensweise aus zwei Kulturen manifestiert sich in ihrer Stylekultur. Auf der Basis von Fotografien junger türkischer Postmigranten in Zürich und an Hand von Bildmaterial aus ihrer Alltags‐ und Lebenswelt im Social Web werden kleidungsspezifische Zeichen sichtbar gemacht, decodiert und transformiert. Details und Tragweisen ihrer Kleidung dienen als Vorlage für die Kollektion «Türkenstyle Vallah Geil». Sie ist ein Aneignungstool und dient als Vermittlungskonzept dieser Stylekultur. Warum also nicht die Hose hochkrempeln, den Nike Air Max anziehen und die Bauchtasche umschnallen, um den bislang abschätzig behandelten «Türkenstyle» aufzuwerten und zu einem «Must Have» zu erheben.
Wie kann Serendipität dazu beitragen, dass Überraschungen, die Entdeckung von Unbekanntem sowie Musse auf Reisen mehr Raum gewinnen?
Das unabhängige Reisen hat auf der Suche nach Einzigartigkeit und Authentizität seine Grenzen erreicht. Touristen finden es zunehmend schwieriger, mühelos und erwartungsfrei Orte zu entdecken. Wie können Überraschungen, unbekannte Entdeckungen und grösstmögliche Musse mehr Raum bekommen? Durch das Verfolgen der Idee experimentellen Reisens und basierend auf explorativen und autoethnografischen Forschungsmethoden entwickelte ich DSCVR, einen Reiseführer für Serendipität: Anstatt durch die Stadt zu navigieren, lädt er dazu ein,
sich zu verlaufen. DSCVR wirft Fragen auf, regt zu kulturellen Interaktionen an und fordert zum Nachdenken über vergangene Situationen auf. Spielerische Impulse im Führer sollen den Horizont des Reisenden für ungewohnte Erfahrungen erweitern und zur Entdeckung gewisser Ungewissheiten inspirieren – von Honolulu bis nach Hause.
Wie zeigt sich die Jugend 2014? Wie kleidt sie sich? Wie kopieren und interpretieren heutige
Jugendliche Bekleidungscodes? What do young people look like in Zurich in 2014? How do they dress? How do they copy and interpret fashion codes?
Das Erwachsenwerden ist für jedes Individuum ein einmaliges Ereignis – es ist eine Zeit des Umbruchs und Identitäten werden neu gefunden und gefestigt. “Yolo – you only live once” ist eine ethnographische Studie. Portraitiert wurden Zürcher Schulklassen aus mehreren Stadtbezirken und aus verschiedenen Bildungsstufen mit dem Fokus auf die Bekleidung. Durch Workshops und Spiele entsteht eine Sammlung von Artefakten wie Aufsätze, Fotos und Steckbriefe der Jugendlichen selbst. Die Ergebnisse werden in aufgearbeiteter Version in der Ausstellung „Fashion Talks“ als Sonderbeitrag im Gewerbemuseum Winterthur gezeigt. Ziel der Ausstellung ist es, zu vermitteln wie heutige Zürcher Jugendliche aussehen, welches Bekleidungsverhalten sie pflegen und wie sie über und mit Mode kommunizieren. Der angewendete Methodenmix aus der Forschung wird für das Museum in verschiedene Vermittlungsworkshops transferiert.
Mit welchen Mitteln und Inhalten lässt sich die Musikübersetzung in Gebärdensprache durch Musikvisualisierungen gestalterisch weiterentwickeln? Musik ist eine Sprache der Emotionen und nicht nur ein rein auditives Ereignis. In dieser Arbeit wurden Musikvisualisierungen für gehörlosen Menschen an Live Konzerten in Zusammenarbeit mit Gehörlosen gestaltet, und dabei Visualisierungsstile in Kombination mit der Gebärdensprache entworfen und weiter entwickelt.
Wie kann CITY CURATION zum Schutz und zur Förderung von Diversität auf Haupteinkaufsstrassen beitragen? Weltweit erfahren Haupteinkaufsstrassen dramatische Transformationen. Während Globalisierung Diversität verspricht, bietet die Dominanz von multinationalen Marken auf unseren Haupteinkaufsstrassen weltweit dasselbe repetitive Bild. Welche Folgen hat dieser Wandel? Welche Massnahmen können ergriffen werden, um diesem Trend entgegenzuwirken? IDENTI.CITY untersucht die aktuellen Entwicklungen an den Haupteinkaufsstrassen der Innenstädte und prüft sozioökonomische Faktoren, die auf Gesprächen mit Einzelhändlern, Gebäudebesitzern, Stadtplanern und Sozialgeografen basieren. Ziel dieses Papers ist es, lokalen Behörden, Entwicklern, Strassenvereinigungen und Gemeinschaftsgruppen strategische Empfehlungen zur Verfügung zu stellen. Es zeigt auf, wie die Kräfte, die Auswirkungen auf prominente urbane Standorte haben, mit CITY CURATION kontrolliert und Haupteinkaufsstrassen neues Leben eingehaucht werden können.
Wie kann ein interdisziplinärer Austausch zwischen Forschung, Fiktion und Design zur Reflexion über die Zukunft anregen?
Zukunft ist ein beliebtes Thema – in der Wissenschaft, Gesellschaft und den Künsten. Dennoch herrscht wegen der Komplexität unserer Zeit ein Mangel an Zukunftsvisionen. Zukunftsvisionen spielen aber eine wichtige Rolle, wenn es um die Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft geht. Sie unterstützen das Nachdenken über zukünftige Entscheidungen und Handlungen und deren Vorbereitung.
Meine Arbeit hat zum Ziel, den Zugang zu abstrakten Zukunftsvisionen zu erleichtern. Durch die Kombination verschiedener Formate zukunftsorientierten Denkens strebe ich die Eröffnung einer inspirierenden Debatte über aktuelle Entwicklungen und alternative Zukunftsvisionen an. Das Ergebnis meiner Arbeit ist ein Baukasten für spekulatives Zukunftsdenken. Er besteht aus einer kreativen Methode und verschiedenen exemplarischen vorwärtsschauenden Objekten, welche die Vergegenwärtigung der Zukunft auf einer sachlichen, aber einfallsreichen Basis unterstützen. Der kreative und partizipatorische Ansatz fügt einen noch nie da gewesenen Grad zukunftsgerichteten Denkens hinzu.
Wie theatral sind Videospiele?
In der Arbeit VideoGamePlay wird das Spiel als Kulturphänomen aus der Sicht eines Ereignisses untersucht. Die Begriffe «Ereignis» und «Spiel» werden insbesondere über den Begriff der «Performativität» zusammengeführt. In der Betrachtung von Erika Fischer ‐Lichtes «Ästhetik des
Performativen» stellt sich heraus, dass sich Performativität als Dachbegriff von Theatralität immer im Aufführungscharakter manifestiert. Somit müsste Spielen als performative Handlung ebenfalls Aufführungscharakter besitzen. In der praktischen Untersuchung wird Videospielen in einem theatralen Raum inszeniert. In einem Prototyp wird die Kollision des theatralen Spielraums mit den virtuellen Spielwelten intermedial inszeniert. Aus den Beobachtungen werden Schlussfolgerungen für ein zukünftiges Aufführungskonzept.