Im Zentrum der Arbeit steht die Frage, wie Ausstellungstexte «Wahrheitseffekte» produzieren und welche Diskurse dabei reproduziert werden. Als Fallbeispiel dient die Dauerausstellung «Welten sammeln» im Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen (HVM), die sich vor allem aus Objekten der im 19. Jahrhundert begründeten völkerkundlichen Sammlung zusammensetzt. Seit den 1990er-Jahren steht der Typus des ethnologischen Museums im Mittelpunkt der Debatte um die so genannte «Krise der Repräsentation». In jüngster Zeit hat die Forderung nach einem neuen Umgang mit dem kolonialen Erbe im Museum im Zusammenhang mit Projekten wie dem Humboldt Forum in Berlin oder dem Bericht Zurückgeben. Über die Restitution afrikanischer Kulturgüter von Felwine Sarr und Bénédicte Savoy (2019) an Dringlichkeit gewonnen. Sandra Cubranović hat den Textkorpus der Dauerausstellung in St. Gallen in einer Diskursanalyse untersucht und mit aktuellen Fragen der Repräsentation konfrontiert. Mit welcher Perspektive blickt das HVM auf seine eigene Sammlungsgeschichte? Inwiefern werden die kolonialen Verstrickungen der Sammlungsobjekte in die Texte einbezogen? Werden Lücken in der Provenienz von Objekten offengelegt?
Mentor: Prof. Thomas Sieber
Ko-Referent: Paolo Bianchi