Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Paulus op. 36 (MWV A 14)
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Muriel Schwarz | Sopran
Lisa Lüthi | Alt
Maximilian Vogler | Tenor
Milan Siljanov | Bass
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Konzertchor und Orchester der ZHdK
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Markus Utz | Leitung
Arc-en-Ciel
Ensemble für zeitgenössische Musik der ZHdK
Baldur Brönnimann, Leitung
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1. Teil: Uraufführungen
aus den Kompositionsklassen
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Jakob Stillmark
Kryptomnesie I für kleines Ensemble
Alt-Flöte, Klarinette in B, Trompete in B, Perkussion (Ride-Becken, Gong, Xylophon, Crotales, 3 Tomtoms, Trinagel, Autofeder), Klavier, Violine ,Viola, Violoncello
Franziska Wilhelm
Diametralspiele für Ensemble
Klarinette/BKl, Fg / Hr in F / Perc (Vibraphon, Snare Drum, Plattenglocke, sonst Röhrenglocken), Klavier, Viola, Violoncello
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Po-Yu Wang
Polymérisation
for 10 instruments
Fl, EH, Basskl / Horn / 2 Perkussion (1: Marimba, Snare Drum, Tom-toms, Crotales / 2: Marimba, Snare Drum, Tom-toms, Cymbal, Gong), Klavier, Violine, Bratsche und Violoncello
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Etsuro Masuda
Das Spiel
für Kammerorchester
Fl, Ob, Klar in B, Fg / Hr in F, Trp in C, Pos, Tb / 1 Perc (Suspended Cymbal, Drum-Set, Marimba, Vibraphone) Hrf, Klav / 1.1.1.1.1
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Hao Ma
Fault
Kammermusik für 13 Instrumente
Fl/Bassfl, Oboe/EHorn, Kl in B/Bassklar B, Fagott/Ffg, Horn in F, Trp in B, Perc (Vibraphon, Marimba, Glockenspiel, Trinagel, Sizzle Cymbal, Wind Chimes, Bongo, 4 Toms, Tamtam),
2 Vi, Vla, Vc, Kb
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2. Teil
Unsuk Chin (*1961)
Gougalon (2009/2011)
I. Prolog - Dramatisches Aufgehen des Vorhangs / Prologue - Dramatic Opening of the Curtain
II. Lamento der kahlen Sängerin / Lament of the Bald Singer
III. Der grinsende Wahrsager mit dem falschen Gebiss / The Grinning Fortuneteller with the False Teeth
IV. Episode zwichen Flaschen und Dosen / Episode between Bottels and Cans
V. Circulus vitiosus - Tanz vor den Baracken / Circulus vitiosus - Dance around the Shacks
VI. Die Jagd nach dem Zopf des Quacksalbers / The Hunt for the Quack's Plait
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Eintritt frei, Kollekte
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1. Teil:
Einführungstexte zu den Stücken aus der Kompositionsklasse
Jakob Stillmark
Kryptomnesie I für kleines Ensemble
5’
Alt-Flöte, Klarinette in B, Trompete in B, Perkussion (Ride-Becken, Gong, Xylophon, Crotales, 3 Tomtoms, Trinagel, Autofeder), Klavier, Violine ,Viola, Violoncello
Der Begriff Kryptomnesie kommt aus der altgriechischen Sprache und bezeichnet eine vergessene Erinnerung. In der Psychologie wird damit ein Phänomen bezeichnet, bei dem scheinbar vergessene Erinnerungen plötzlich wieder auftauchen und sind vergleichbar mit dem Phänomen des Déjà-vu.
Als ich mit der Komposition dieses Stückes begann, erlebte ich in meiner inneren Vorstellung des bereits Geschriebenen einige solcher Kryptomnesien am eigenen Leibe. Je mehr ich schrieb, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass sich in meiner Musik eine unbewusste musikalische Erinnerung artikulierte. Nach einiger Zeit wurde mir dann schlagartig klar, um welches Stück es sich handelte. Das war sehr überraschend, denn ich hatte mir eigentlich vorgenommen, in diesem Stück ganz auf die Verwendung von Zitaten zu verzichten. Nach dieser Erfahrung begann ich das Stück neu und machte diesen Prozess der schleichenden Konkretisierung einer vergessenen musikalischen Erinnerung zum Konzept der Komposition. Kryptomnesie I ist eine Skizze für den ersten Satz zu einem dreisätzigen Werk.
Franziska Wilhelm
Diametralspiele für Ensemble
7’
Klarinette/BKl, Fg / Hr in F / Perc (Vibraphon, Snare Drum, Plattenglocke, sonst Röhrenglocken), Klavier, Viola, Violoncello
Im Stück Diametralspiele habe ich Kontraste, Widersprüche und Chancen der Kombination von Improvisation mit Komposition und Zwischenformen erkundet. Einzelne klangliche Atmosphären werden zum einen fest durchkomponiert, zum Vergleich in anderen Abschnitten improvisierend umgesetzt. Dadurch ergibt sich eine Form, in der verschiedene Systeme des Musizierens diametral gegenübergestellt werden, als auch der Übergang jener durch beispielsweise Komposition mit freien Parametern oder Improvisation mit festen Vorgaben gezeigt wird.
Ich denke das Stück in Runden eines Spiels, die von einem Signal klar abgetrennt werden. In jeder Runde werden die Rollen der Spielenden neu ermittelt und verschiedene Konstellationen kurz aufgestellt.
Dieses Werk ist eine musikalische Interpretation der Struktur des "Baum des Lebens" (עץ החיים). Die Komposition begann mit einer Reihe von Nummern und durchlief mehrere Prozesse, die das Material der vorangegangenen Stufe immer wieder aufgriffen. Ob in den Systemen der Tonhöhe, des Rhythmus oder der Struktur, sie alle gingen von derselben Zahlenreihe aus, nämlich: 1,3,5,7. Diese Zahlenreihe als Ursprung des kompositorischen Geschehens führt hier durch seine Selbstschöpfung zur parametrischen Identität.
Etsuro Masuda
Das Spiel, für Kammerorchester
8’
Fl, Ob, Klar in B, Fg / Hr in F, Trp in C, Pos, Tb / 1 Perc (Suspended Cymbal, Drum-Set, Marimba, Vibraphone) Hrf, Klav / 1.1.1.1.1
Das Stück beschäftigt sich mit Japan, insbesondere mit musikalischen Elementen aus japanischen Videospielen, Clubs und weiteren populären Amüsement-Genres. Dabei bin ich strukturell auf Kombinationen von langen und kurzen Tönen gekommen. Dies habe ich zum Konzept meines Stücks gemacht. Meistens erfolgen die Kombinationen gleichzeitig, manchmal auch nacheinander.
Ich denke, dass der Versuch, Elemente verschiedener Genres zu integrieren, eine sehr japanische Eigenschaft ist.
Hao Ma
Fault
Kammermusik für 13 Instrumente
7’
Fl/Bassfl, Oboe/EHorn, Kl in B/Bassklar B, Fagott/Ffg, Horn in F, Trp in B, Perc (Vibraphon, Marimba, Glockenspiel, Trinagel, Sizzle Cymbal, Wind Chimes, Bongo, 4 Toms, Tamtam),
2 Vi, Vla, Vc, Kb
The creation of the work is inspired by the most famous San Andreas Fault in the world. It is also one of the most famous earthquake-induced faults. A fault is a rock fracture surface that separates two rock masses that are in relative motion. Faults usually occur in areas with frequent crustal activity and are associated with natural disasters such as earthquakes and tsunamis. Faults usually occur in groups; they vary in size, with large faults running across the entire lithosphere and horizontally extending for thousands of kilometers. Obvious faults all require the significant relative displacement of the rock formations on both sides.
Different parts of this work have displayed various strata formed over an extended period, mutual conversion of various materials, and active exchange of diverse sounds, rendered manifold colors and distinctive stances from geological faults occurred at vastly disparate times with divergent textures.
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2. Teil
Unsuk Chin
Gougalon
Scenes from a Street Theater (2009/2011) for ensemble
Kammerensemble der Zürcher Hochschule der Künste
Andreas Janke, Orfeo Mandozzi - Leitung
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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Serenade Nr. 13 für Streicher in G-Dur, KV 525
„Eine kleine Nachtmusik“ (1787)
Kooperation mit dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam
Edward Grieg (1843-1907)
Aus Holbergs Zeit
Präludium (Allegro vivace)
Sarabande (Andante)
Gavotte (Allegretto)
Air (Andante religioso)
Rigaudon (Allegro con brio)
Violine 1
Marleen Asberg (RCO)
Sofia Goetz (ZHDK)
Tjeerd Top (RCO)
Solveig Steinthorsdottir (ZHDK)
Irené Fiorito (CSI)
Viola
Edith van Moergastel (RCO)
Frederik Boits (RCO)
Anastasia Gerassina (MKW / ZHDK)
Amir Liberson (ZHdK)
Cello
Joris van den Berg (RCO)
Friederike Arnholdt (ZHdK)
Maura Rickenbach (ZHdK)
Kontrabass
Léo Genet (RCO)
Louis Ponseele (ZHdK)
Beteiligte Institutionen
Schweizer Freundeskreis des Royal Concertgebouw Orchestra
Royal Concertgebouw Orchestra (RCO)
Musikkollegium Winterthur (MKW)
Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)
Conservatorio della Svizzera italiana (CSI)
„Stell dir einen langen, gehaltenen Ton vor, wie eine zarte Blume, die du in den Händen halten und auf einem Drahtseil gehen musst, ohne sie fallen zu lassen oder zu stürzen. Auf diese Weise misst man die Zeit und bemerkt die winzigen Veränderungen, die sich im Weitergehen ereignen.“ Auf diese Vorstellung verweist Anna Thorvaldsdóttir bei ihrem Stück Ró.
Distanz als Metapher für musikalische Vorstellungen in unterschiedlichen Formen findet man, wie es der Titel schon sagt, auch bei Barblina Meierhans’ Werk „Auf Distanz“. Sie wird bei ihr konkret erlebbar, denn die Komponistin verteilt die Interpretierenden an verschiedene Orte. Dadurch macht sie den Klang und seine Resonanz im Raum erfahrbar und geht parallel der Frage nach, was Distanz mit uns macht. Das war gerade während der Entstehung der Komposition, im Jahr 2020 während der Pandemie, eine besonders dringliche Frage.
Mit Schoenbergs Orchesterstücke op. 16 ergibt sich eine Parallele in der Form. Meierhans hat wie Schoenberg mehrere kurze Sätze geschrieben und sich dabei jeweils auf ein sprachliches Phänomen bezogen. Während Schoenberg jedoch einen neuen Umgang mit dem Orchester suchte – 1909 schrieb er an Richard Strauss „[…] keine Architektur, kein Aufbau. Bloß ein bunter ununterbrochener Wechsel von Farben, Rhythmen und Stimmungen, […]“ – standen bei Meierhans die klangliche Untersuchung von Sprachlauten im Vordergrund. So heissen die kurzen Sätze „Schnalzen“, „Kichern“, „Lauschen und Singen“ und „Atmen“.
Schmutz für Violine und grosses Ensemble von Ying Wang öffnet den konzeptuellen Raum nach aussen und stellt Fragen, die uns alle betreffen: „Gestank in der Luft, Angst in den Gedanken.“ Wang erzählt mit ihrer Komposition von den schrecklichen Gefühlen im Zusammenhang mit der Umweltverschmutzung. Das macht sie aber nicht in Hoffnungslosigkeit, sondern geht von der unberührten Schöpfung aus: „Ausgangspunkt: das Individuum=Violine. Geburt. Ein Ton für sich. Im Leben. Im Einklang. Stabil. Stark im Wachsen und Ausbreiten. […]“
SCHMUTZ – Ying WANG
für großes Ensemble (2018/2019)
Das Gehör ist die Tür zur Seele. Eine Tür die immer offen steht. Aufnahmebereit. Passiv wie aktiv. Permanente auditive Überforderung als Resultat einer viralen Raum-Beschlagnahme. Kulturelle wie gesellschaftliche Bedingungen als Bezugspunkte einer Wahrnehmung in humanem Sinn werden medial geflutet und vereinheitlicht zu einem globalen monokausalen Entwertungssystem.Ethik, Moral und Kultur verschmiert vom geistigen Abfall einer selbstgefälligen Feudalgesellschaft. Gehirnwäsche als Akt einer totalitären Verschmutzungsfraktion. Verträumte Tralala- und sexy Bum-Bum- Ästhetik strömt aus der vordergründigen Bedürfnisanstalt degenerierter Suchtgemeinschaften. Lautstarke Selbstinszenierung dominiert auf stylisch- linearen Wegen, Autobahnen der Fluchthelfer. Darunter das Leben. Ich. Vermüllt. Zugeschüttet. Verpestet. Ich drohe zu ersticken. An dieser kleinen tagtäglichen Unachtsamkeit.
An der ignoranten selbstgefälligen Entsorgung. Ich drohe zu verstummen unter den breitspurigen Laut-Sprechern. Plastik im Meer, Öl im Gefieder, Lärm im Ohr, Gift im Essen, Gestank in der Luft, Angst in den Gedanken. Dieses Netz der Belastungen, ausgelegt von jedem einzelnen, verbreitet sich stetig. Meine Musik erzählt von dieser Qual. Das Stück ist geschrieben für Solo-Violine und Ensemble.
Ausgangspunkt: das Individuum=Violine. Geburt. Ein Ton für sich. Im Leben. Im Einklang. Stabil. Stark im Wachsen und Ausbreiten. Jede Klangtextur wie ein unersetzbarer individueller Fingerabdruck. Vielfalt (Polyphonie) ist gewünscht. Aber Vergleiche machen unsicher. Im Aufeinandertreffen das Bedürfnis nach Harmonie. Ausgesetzt den inneren (Violine) und äußeren Verführungen (Ensemble). Neid und Hass erzwingen Anpassungen, die eher eine ästhetisierende Inszenierung der Persönlichkeit verlangen, als eine Entfaltung des Selbst zu ermöglichen. Außen Hui! Innen Pfui! Werbung suggeriert Perfektion.
Man nimmt teil. Ohne zu teilen. Man lernt auszuteilen. Die Industrieminute (Ensemble) beschleunigt das Zeitempfinden im exponentiellem Wachstum.
Die leeren Lehren der Politik, Religionen und der Medien (Ensemble) predigen elende Ungleichheit. Entweder Ausbeuter oder Ausgebeuteter. Gottmensch oder Untermensch. Gläubiger oder Ungläubiger. Ausgesetzt diesen Gewalten unterliegt die Ideologie. Kapitulation, Leichtsinn, Resignation. Der Mensch selbst wird zum Problemstoff. Umweltsünde über den Tod hinaus.
Orchester der Zürcher Hochschule der Künste
Pierre-André Valade, Leitung
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Olivier Messiaen (1908–1992)
Les Offrandes Oubliées (1930)
méditation symphonique pour orchestre
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Igor Strawinsky (1882–1971)
Chant du Rossignol (1917)
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Henri Dutilleux (1916–2013)
Symphonie Nr. 1 (1951)
I. Passacaille
II. Scherzo molto vivace
III. Intermezzo
III. Finale, con variazioni
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[Aufnahme aus rechtlichen Gründen im Login-Bereich abhörbar]
Symphonisches Blasorchester der ZHdK
Frits Damrow, Leitung
Georg Wilhelm Rauchenecker (1844–1906)
Grande Ouverture pour Musique Militaire
grande harmonie composée à l'occasion de l'Exposition Universelle de 1867 à Paris
Andante maestoso - Allegro vivace
Etienne Crausaz (*1981)
A low Brass Fantasy (2019)
Allegro con energia - Recitativo - Allegro vivo
Solisten
Seong Jin Han - Horn
Vazquez José - Euphonium
Elias Schäfer - Posaune
Frank Blaze John II - Tuba
Oliver Waespi (*1971)
Divertimento (2011)
I. Prélude
Allegro vivace
II. Meditation
Adagio
III. Procession
With a funk feel
IV. Howdown
Vivace possibile
PAUSE
Franco Cesarini (*1961)
Sinfonie Nr. 1, op. 50 (2015)
"The Archangels"
I. Gabriel, the Messenger of Light
Maestoso - Allegro brillante
II. Raphael, the Guide of Souls
Lento e devoto
III. Michael, the Prince of the Heavanly Host
Pesante - Allegro con fuoco - Lento
IV. Uriel, the Time Keeper
Lento - Moderato senza lentezza - Grandioso - Lentamente - Maestoso