Im Sinne einer «Archäologie der Gegenwart» untersucht die Arbeit «Labitzke Farben» das ehemalige Labitzke-Areal in Zürich-Altstetten mit wissenschaftlichen und ästhetischen Mitteln. In der ehemaligen Farbenfabrik siedelte sich während einer rund 25-jährigen Zwischennutzungszeit, die bis Mitte 2014 andauerte, eine bunte Mieter_innenschaft an, die im Stadtraum Zürichs je länger desto weniger Platz findet. In vielerlei Hinsicht kann das Areal als exemplarisch für urbane Veränderungsprozesse betrachtet werden.
Im Rahmen einer teilnehmenden Beobachtung konnte ich als Bewohnerin des Areals mit unterschiedlichsten disziplinären und methodischen Zugängen wie Interviews mit Nutzer_innen, Fotografie, Video und der symbolischen Sicherung von Objekten durch Zeichnungen experimentieren. In der Auseinandersetzung mit dem Areal verfolgt die Arbeit verschiedene Fragestellungen. Was ist an diesem Ort entstanden? Was lässt sich anhand seiner Objekte darüber sagen? Was lässt sich von ihm weitertragen? Was ist verloren gegangen? Wo haben die Nutzer_innen einen neuen Ort gefunden? Die Untersuchungen werden in einem Video-Walk und einem «Stadtplan», der u.a. eine «Ausgrabungskarte» und einen Textteil enthält, zugänglich gemacht. Indem Vergangenes auf Gegenwärtiges und Zukünftiges trifft, werden die Ebenen der Zeitlichkeit des Ortes freigelegt. Der historische Ort wird so wieder sichtbar gemacht und ins Zentrum gerückt.