Wie kann ein In-Beziehung-Treten mit Pflanzen aussehen? Wonach streben Pflanzen, was sind ihre «Wünsche»? Welche Rolle kann ich in diesem Verhältnis einnehmen? Und inwiefern können Pflanzen und ihre Daseinsberechtigung als dem Menschen gleichwertig betrachtet werden? Salome Stadler beschäftigt sich in ihrer Masterthesis mit Positionen aus Kunst, Literatur und Philosophie, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Frage der Bedeutung der Pflanzen in unserer Welt widmen. Die Erkenntnisse aus Stadlers theoretischen Untersuchungen fliessen zurück in ihre künstlerische Praxis; vor dem Hintergrund des angeeigneten Wissens und eigener Beobachtungen im Wald setzt sie sich im malerischen Prozess mit ihren Bedürfnissen und Gefühlen gegenüber Pflanzen auseinander und versucht, mit ihnen in Beziehung zu treten.
In «Commoning Art Education» beschäftigt sich Yael Anders mit kritischen, feministischen und künstlerischen Ansätzen zu Commons und Commoning und transferiert diese in die Kunstvermittlung. Commoning wird dabei als partizipative, interdisziplinäre und experimentelle Herangehensweise verstanden, die einen Prozess ermöglicht, in dem alle Teilnehmenden ihr Wissen und ihre Perspektiven in Form und Inhalt eines Vermittlungsformats einbringen können. Diese Herangehensweise erprobte Anders in einem zweiwöchigen soziokulturellen Vermittlungsformat, in dessen Rahmen sie gemeinsam mit den Teilnehmenden urbane Commons, zum Beispiel Brachen, bespielte. Die im Zuge dieses Formats erhobenen Daten bilden den Grundstein für Anders’ Masterthesis, in der sie der Frage nachgeht, ob und wie Commoning in der Kunstvermittlung gelingen kann.
Ausgangslage von Adelina Ismailis Masterarbeit ist ein kollektiver Filmprozess im Rahmen eines soziokulturellen Projekts mit Kindern und Jugendlichen in Kosovo. Dabei zirkulierte eine Handkamera zwischen verschiedenen Personen und verwandelte sich von einem Dokumentationsinstrument in eine aktive Teilnehmerin, die durch ihre Präsenz die soziale Dynamik und die Interaktionen beeinflusste. Ismaili erforscht in ihrer Masterthesis filmisch und schriftlich die Situationen, in denen die Funktion der Kamera zwischen dokumentarischem Instrument und sozialem Katalysator oszilliert. Im Fokus stehen dabei unterschiedliche Momente und Ebenen des «Dazwischen» – etwa des Dazwischens von zwei Videoaufnahmen oder desjenigen von Kamera und Mensch.
Kunst ist Spiegel und Treiber gesellschaftlicher Transformationen. Inwiefern gilt dies auch für Kunstinstitutionen? In seiner Masterarbeit nimmt Ugo Pecoraio die Transformationspolitiken von Kunstinstitutionen in den Blick. Am Beispiel von Kunstmuseen zeigt er auf, dass Transformation in diesem Kontext häufig lediglich äusserlich auf der Ebene der Repräsentation stattfindet, während die internen institutionellen Strukturen unverändert bleiben: Hinter den Fassaden spektakulärer Neubauten und umgenutzter historischer Gebäude dominieren nach wie vor hierarchische Organisationsformen. Pecoraio fragt, wie Blockchain-Technologie und Dezentralisierte Autonome Organisationen so in die (künstlerische) Institutionskritik und Institutionsentwicklung integriert werden könnten, dass eine Transformation hin zu flacheren Hierarchien und gerechterer Machtverteilung in Kunstinstitutionen möglich wird.
Larissa Platz’s Master’s thesis is a speculative curatorial research project. Platz employs the visual essay format to create a piece where cosmologies are constellated, associations flow, and tools to subvert the regime of the gaze are tested. Focusing on Anito, an ambient ancestral spirit from around the island of Pongso No Tao in Taiwan, she positions minor deities and ancestral spirits within the predicament of Christianity and the paradoxes of modernity. Platz draws on Anito, who hovers between malevolence and friendliness, the dead and the living, to investigate how one can narrate something from the perspective of a liminal entity, and if one can write against artificial boundaries without reproducing them. In doing so, she sheds light on the apparent contradictions of modernity and lays out how resistance may unfold at sites of extraction, colonial expansion, and political ideology.
Immersion als die Erfahrung, vollständig in die Welt eines Films einzutauchen, spielt eine zentrale Rolle in der Wahrnehmung dieses Mediums. Die Zuschauenden sind vom Geschehen gefesselt und tief bewegt. Mit seiner Masterarbeit erkundet Daniel Gerzner die Kriterien und künstlerischen Techniken, die eine solche immersive Erfahrung fördern. Mittels einer Videomontage untersucht er, wie visuelle und auditive Elemente zusammenwirken, um eine Illusion der Unmittelbarkeit und Präsenz zu erzeugen. Dabei legt er den Fokus auf die Rolle der Sinnlichkeit und der Montage. Gerzners Untersuchung zielt darauf ab, ein tieferes Verständnis der dynamischen Interaktion zwischen Filmgestaltung und Zuschauer:innenerfahrung zu entwickeln und aufzuzeigen, wie gezielte Entscheidungen ein intensives Eintauchen in filmische Welten ermöglichen.
Olivia Büchel befasst sich in ihrer Masterthesis mit der emotionalen Dimension von gesellschaftlichen Krisensituationen und deren fehlenden Thematisierung in Institutionen. Ausgehend von Care- und Affekttheorien problematisiert sie den Mangel an Raum, der negativen Gefühlen in institutionellen Kontexten gegeben wird und fragt nach künstlerischen Strategien der Institutionskritik. Vor diesem Hintergrund setzt sie sich künstlerisch mit der Frage auseinander, wie Zuwendung zu sich selbst jenseits gesellschaftlicher und institutioneller Aufforderungen zur Selbstfürsorge realisierbar ist. Entstanden ist eine Rauminstallation, in der Gummibälle als Symbole für Fragen der Selbstwirksamkeit, der Verharmlosung, des Trostes und der Konfrontation im Kontext «institutioneller Positivkultur» spielerisch in Zusammenhang mit Erfahrungsberichten und Fotografien gebracht werden.
Diese Arbeit ist eine Beschreibung des Sprachfindungsprozesses von Nagihan Okyay, dessen Ziel es ist, zu einem passenden Wortschatz zu gelangen, der es der Malerin ermöglicht, ihre nonverbalen Malmomente angemessen zu verbalisieren. Okyays Arbeit bewegt sich entlang folgender Fragestellungen: Wie finde ich eine differenzierte Sprache für die Beschreibung und Interpretation eines Bildes? Wie schaffe ich es, mich differenziert auszudrücken, um die Interpretation und den Entstehungsprozess der Malerei in Worte zu fassen? Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse und Reflexion der Wörter, mit denen dem «nicht gesprochenen Malen» eine Stimme verliehen wird. Hierfür stützt sich Okyay unter anderem auf Texte von Roland Barthes, in denen Barthes Cy Twomblys Bilder beschreibt und dafür aussergewöhnliche Begriffe, Beschreibungen und Alltagsanalogien verwendet. Okyay stellt in ihrer Arbeit einen Zusammenhang zwischen Barthes’ Begriffen und der Beschreibung des eigenen Malprozesses her.
Der Vorhang bleibt zu. Er ist Hauptdarsteller von Selina Schlumpfs Masterarbeit und tritt darin als eine ambivalente Gestalt auf. In ihm vereinen sich die Funktionen des Verbergens und Enthüllens. Indem er fast nichts zeigt, wird etwas Anderes sichtbar. Er erzeugt suspense – indem er verbirgt, verspricht er etwas, weckt Erwartungen und das Verlangen, hinter ihn zu sehen. Somit verkörpert er eine spezifische Form der Verweigerung; eine Verweigerung, die mit Begehren aufgeladen ist. In «Opaque Reflections» denkt Schlumpf vor und hinter dem Vorhang, zwischen transparenten Sichtbarkeiten und trüben Verschleierungen über die Verbindung von Opazität und Begehren nach. Zusammenhänge von Sehen und Wissen, (Un-)Sichtbarkeiten und (Ent-)Täuschungen stehen dabei im Zentrum. Schlumpfs Masterthesis reflektiert die Funktionen des Vorhangs nicht nur inhaltlich, sondern auch auf sprachlich-formaler Ebene: In einer opaken, fragmentierenden Sprache verknüpft Schlumpf queerfeministische und psychoanalytische Perspektiven auf das Begehren nach Bildern mit Reflexionen zum Vorhang als Denkbild zu einer sich in sich selbst faltenden, mehrstimmigen Assemblage. Im Verbergen und Versprechen, entlang der widersprüchlichen Potentiale des Sich-Entziehens und der Intransparenz, wird das Begehren nach Opazität reflektiert.