In Zusammenarbeit mit dem brasilianisch-amerikanischen Forscher Felix Toro werden in diesem Projekt die Entwicklungen im nordbrasilianischen Bundesstaat Bahia in den 50er und 60er Jahren untersucht. Insbesondere diejenigen des Museums für Moderne Kunst in Bahia während Lina Bo Bardis Amtszeit (1959 – 1964); des von Anísio Teixeira geschaffenen Schulparks; einer Schule, die neben vielen weiteren Besonderheiten die grösste Wandmalereisammlung modernistischer Maler in Brasilien beherbergt; des «Museums des Südatlantiks», ein vor seiner Eröffnung abgebrochenes Projekt, das ein regionales Museum vorsah – ein interdisziplinärer Ort, dessen Aufgabe es sein sollte, das Gebiet des Südatlantiks zu erforschen.
Ausgehend von kritischen Diskussionen über die Rolle des Museums und der Bildung im Kontext postkolonialer, feministischer, ökologischer und anderer Auffassungen der Moderne und der Aufklärung, erscheint der Fall Bahia nicht nur deutlich anders als das, was damals im übrigen Brasilien geschah, sondern vor allem als ein wichtiger Ansatz, von dem aus das Kunstmuseum und die Bildung neu überdacht werden sollten. Die Museumsschule von Lina Bo Bardi, das «Museum des Südatlantiks», der «School-Park» und die Biennalen von Bahia sind einige der institutionellen Ausdrucksformen des Versuchs, die spezifischen Bedingungen des kolonialen Gebietes zu berücksichtigen und nicht blind die europäischen Modelle zu kopieren. All diese Orte entstanden in ein und derselben Stadt, innerhalb eines Zeitraums von 20 Jahren.
Durch die Kombination von Exkursionen, Archivrecherchen und praktischen Workshops will das Projekt das vergessene Wissen aus Bahia ausgraben, daraus lernen, es weiterdenken und weiterentwickeln.
ACT kann als offenes Laboratorium für die Erprobung performativer Projekte und künstlerischer Strategien betrachtet werden. Das Festival bietet den Studierenden die Möglichkeit, ihre Performance-Praktiken einem heterogenen Publikum vorzustellen. ACT 2022 findet vom 6. bis 8. Mai 2022 in Biel/Bienne statt und feiert damit sein 20-jähriges Bestehen.
ACT 2022 bringt Kunststudierende zu einem überregionalen Treffen rund um die Performancekunst zusammen. Das dreitägige Programm wird an verschiedenen Orten in der Stadt Biel stattfinden, wobei jeder Ort eine einzigartige physische und technische Situation bietet, in der die Studierenden ihre Performance-Arbeiten zeigen können. Neben dem öffentlichen Performance-Programm wird es täglich eine Live-Runde mit Studierenden und ausgewählten Gästen geben, die über den Stand der Performancekunst in der Schweiz und das Potenzial für überregionale Netzwerke reflektiert.
Zum ersten Mal schlägt ACT eine Brücke zwischen den Sprachregionen der Schweiz und steht für das Miteinander, die Begegnung und den sprachlichen und kulturellen Austausch zwischen den verschiedenen Sprachen.
Der Fachbereich Bildende Kunst an der ZHdK hatte in den letzten Jahren einen unglaublichen Zuwachs an internationalen Studierenden zu verzeichnen. Es ist wichtig, diesen internationalen Studierenden die Möglichkeit zu bieten, sich mit Studierenden anderer Kunsthochschulen zu vernetzen, und den Schweizer Studierenden mehr Möglichkeiten zu geben, in einem vielfältigeren Umfeld zu arbeiten. Es ist auch zentral, dass Studierende, die sich mit performativen Praktiken auseinandersetzen wollen, ihre Arbeiten im Rahmen eines Performance-Festivals zeigen können. Drei Tage gemeinsam mit Studierenden und Kunstschaffenden aus der ganzen Schweiz zu verbringen ermöglicht ihnen, ihr Netzwerk zu erweitern, neue performative Praktiken zu entdecken und neue Kollaborationen zu starten.
In seinem Roman «Herkunft» erzählt Saša Stanišić seine Familien- und Migrationsgeschichte; hierbei geht der Autor der Frage der Bedeutsamkeit von Erinnerung für die individuelle Identitätskonstruktion nach. Die Geschichte ist einerseits sehr persönlich erzählt, andererseits handelt es sich um eine Geschichte universellen Formats, insofern sie auf ähnliche Weise von vielen Menschen weltweit erfahren wird. Es ist dies die Geschichte von Krieg, Flucht und Migration und dem Verlust von Heimat. Zugleich erzählt sie von Ankunft und Integration, von der Selbstermächtigung durch die Sprache, vom Zuhausesein in unterschiedlichen Welten, aber auch von der Komplexität von Herkunft und Identität.
Das Theaterprojekt adaptiert Teile des Romans für eine digitale Bühne; es geht hierbei der Frage nach, inwiefern, bzw. unter welchen Umständen Theater in einem virtuellen Raum möglich ist. Konstitutiv für das Theater ist die Kopräsenz von Spieler:innen und Zuschauer:innen in einem gemeinsamen Raum . Es stellt sich die Frage, inwiefern dieser Raum virtuell sein kann oder ob seine physische Konstitution zwangsläufig vorhanden sein muss? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit eine Online-Aufführung auch tatsächlich als Theater erlebt und nicht allein als Film- oder Videokunst erfahren wird? Im Zuge der Corona-Pandemie und dem Ausfall von Theater gewinnen diese Fragen an Bedeutung. Um Antworten zu finden, werden wir szenische Experimente im digitalen Raum durchführen; hierbei sollen insbesondere die Aktivierung und Involvierung des Publikums ausgelotet werden.
Der Roman «Herkunft» bietet eine ausgezeichnete Vorlage hierfür, da in seinem letzten Teil die Leser:innen bestimmen können, wie es weitergehen soll. Dieses Prinzip der Partizipation wird in dem Experiment auf die Zuschauenden übertragen, mit der Hoffnung, zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis und einem Live-Moment beitragen zu können. Dem Roman-Thema «Migration» folgend, erscheint es hierbei sinnvoll, eine digitale Reise zu kreieren. Menschen migrieren an Orte, das Theater in die Virtualität. Die Digitalität erlaubt uns, die Geschichte nicht-linear, fragmentarisch und fantastisch zu erzählen und so auch formal auf die Funktionsweisen des Erinnerns und Fabulierens einzugehen.
Um die für den Roman charakteristische Pluralität von Geschichten, Perspektiven und Identitäten auch auf struktureller Ebene in das Projekt einzubringen, werden verschiedene Künstler:innen aus den Bereichen Malerei, Illustration, Animation, Videokunst, Game-Design, Grafik- und Webdesign, Komposition, Gesang und Sound Design miteinbezogen; sie gestalten jeweils einzelne Szenen oder Erzählstränge visuell, bzw. auditiv. Diese Szenen können über die Projekt-Homepage bei den Aufführungen «betreten» werden, wobei die Zuschauer:innen die Reihenfolge der Szenen selbst bestimmen und den Verlauf der Geschichte mitbeeinflussen können. Dabei können sie Live-Begegnungen und Interaktionen erfahren. Der letzte Teil ist als Computerspiel gestaltet. So kann jede:r eine eigene Reise im digitalen Raum zum Thema «Herkunft» erleben und sie mit anderen teilen.
Ziel dieses forschungsbasierten Projekts ist es, der Dekolonisierung und ihren Auswirkungen auf die Öffentlichkeit nachzugehen. In diesem Forschungsfeld ist das Medium der Performance eine innovative Art, vor Ort Fragen stellen. Die Aktionen und Performances im öffentlichen Raum sind eine Möglichkeit, ihren alltäglichen Gebrauch und ihre Grenzen innerhalb einer Stadt zu beobachten und zu analysieren.
Wenn wir öffentlich genutzten Raum als kulturellen, politischen, ökonomischen und sozialen Ausdruck verstehen, der durch ebendiese öffentliche Nutzung geprägt wird , so wird er zum Spiegel der zeitgenössischen Gesellschaft. Der Raum stellt so ein sich wandelndes Phänomen dar, und zwar sowohl auf Ebene der Strasse als auch auf Ebene der Stadt. Aufgrund seines schnellen Wachstums entstehen Probleme der Segregation und Ausgrenzung. Wenn wir die Stadt als Spiegel der Gesellschaft wahrnehmen, müssen wir sie auch von der anderen Seite betrachten: Als Stadt die mit ihren Fragmentierungen auch eine geteilte Nation schafft, in der das Miteinander nicht mehr zählt und Verwandtschaft nicht gelebt wird. Die Privatisierung der öffentlichen Räume verstärkt diese Spaltung und diese wiederum erzeugt hierarchische Gewalt.
Die Idee von Tereza Glazova und Luca Büchler besteht darin, für eine Ausstellung acht junge Künstlerinnen und Künstler zusammenzuführen, woraus wiederum vier temporäre internationale Künstlerduos entstehen sollen.
In dieser Zusammenarbeit werden Ideen entwickelt, Visionen diskutiert und die kollaborativen Arbeitsprozesse beobachtet. Die daraus resultierenden transkulturellen Gegebenheiten bilden den Inhalt der Ausstellung, festgehalten werden sie in einer Publikation.
Seit einigen Jahren ist es in Marokko en vogue, Rassehunde wie Huskies, Belgische Schäfer und Rottweiler zu halten. Auf den Dächern und Balkonen der Grossstädte züchten junge Männer diese Hunde, um sie später auf informellen Tiermärkten und online feilzubieten. Roman Selim Khereddine widmet sich seinem Projekt diesem Phänomen.
Mit diesem Projekt – welches auch an der Internationalen Biennale von Casablanca 2020 teilnimmt – untersucht die Künstlerin transkulturelle Repräsentationen von Sprache. Die Arbeit bildet das Ergebnis eines intensiven Prozesses der Untersuchung der herrschenden sozialen Mechanismen und gesellschaftlichen Normen in einer multikulturellen Welt ab. Ishita Chakraborty versucht, die üblichen Grenzen, in denen wir interagieren, zu erweitern und einen Raum zu schaffen, in dem sie in der Lage ist, alternative Geschichten zu weben und in dem ihre künstlerische Stimme jenen Gehör verschafft, die normalerweise nicht wahrgenommen werden.
Das rund 45-minütige Videoprojekt thematisiert die endlosen Momente von Migrantinnen und Migranten, die in Griechenland blockiert sind. Ertuna Serhat konzentriert sich in dieser Arbeit auf die Gesichter dieser Menschen, die ein vages Registrierungspapier in der Hand halten. Ein Gesicht vermag sowohl die Identität einer einzigartigen Person auszudrücken, als auch Zeichen von Ent-Individualisierung – betont durch ein Verwaltungspapier.
Invasion! (nach Jonas H. Khemiri) – ein Theaterabend über Konstruktion und Dekonstruktion von Identitäten, Machtausübung durch sprachliche Begriffszuschreibungen, Fremdenangst und rechtspopulistische Manipulationsmechanismen.
In einem Workshop mit geflüchteten Jugendlichen soll ein Text über ein altes und ein neues Leben entstehen.
Der Text bildet die Grundlage für einen Film, der in seiner Verdichtung eine eindringliche Stimme für die Menschen sein soll, die zu uns kommen, um sich eine Zukunft aufzubauen.
Diese Arbeit handelt von einer musikalischen, filmischen, performativen Annäherung und Auseinandersetzung mit der Pluralität eines Ortes, einer Recherche über die Auflösung von Identitäten, einem vermeintlich objektiven Blick und die (Über-)Identifikation mit der uns umgebenden Umgebung. Die Stadt Jerusalem ist dabei Ausgangspunkt und Anstoss, auf der Suche nach Antworten und, noch viel mehr, nach Fragen. Ein kollaboratives Projekt mit Künstlerinnen und Künstlern aus Israel, Deutschland und der Schweiz.
Der Dokumentarfilm erzählt von einer demenzkranken Bewohnerin und ihrer Betreuerin im Chagrin Valley Elderly Home, einem Indoor-Dorf, welches das Amerika der 1950er-Jahre nachbildet. Die Bewohnerinnen und Bewohner können dort der realen, von Verwirrung und Schmerz geprägten Welt entfliehen, indem sie sich in eine Simulation von vertrauten Szenen ihrer Jugend zurückziehen.