In der heutigen Zeit bilden sich zunehmend Bewegungen, derer Mittelpunkt identitätspolitische Forderungen darstellen. Identitätspolitik beschreibt dabei jenes Phänomen, bei dem sich aus individuellen Erfahrungen kollektive Identitäten bilden, welche dann in politischen Forderungen münden können. Dabei subsumiert sich unter dem Begriff nicht nur der Kampf von Minderheiten, welche eine Verbesserung der eigenen sozialen oder rechtlichen Stellung einfordern, sondern auch rechte Bewegungen, die ihre nationale Identität durch die Globalisierung bedroht sehen. Dass die Identitätspolitik im Rahmen der Politik eine wichtige Rolle einnimmt, ist unumstritten. Doch inwiefern ist die zeitgenössische Kunst von diesem Phänomen geprägt? Welche Strategien nutzen Künstler:innen in ihren Werken, um identitätspolitische Forderungen zu bearbeiten und wie entwickeln diese politische Kraft? Welche Rolle spielen dabei die Institutionen und das Publikum?
Durch eine Analyse von Christoph Schlingensiefs Aktion «Bitte liebt Österreich» aus den 2000er Jahren, in der Asylsuchende im Big-Brother-Format durch die Wahl per Telefon abgeschoben werden konnten, sucht die Autorin nach Antworten auf die gestellten Fragen. Anhand verschiedener literarischer Texte zur Identität, Hegemonie-Theorie und Identitätspolitik arbeitet Janina Müller im Rahmen ihrer Masterthesis exemplarisch Möglichkeiten der Kunst im identitätspolitischen Diskurs heraus.