oder
das semantische Feld des Kaninchenschmorbratens
Diplomproduktion Master Theater, Regie
Welche Rolle spielen Gedächtnis und Erinnerung bzw. das Vergessen und Verdrängen für unsere Identität? Die Theaterarbeit "Variationen über das Kraepelin-Modell" erforscht das Thema Demenz, sowohl auf persönlicher Ebene in Form der Krankheit, als auch auf kollektiver bzw. politischer Ebene in Form von Geschichtsvergessenheit. Ein Sohn pflegt seinen an Demenz erkrankten Vater, ein Arzt berät ihn im Umgang mit dem Kranken. Doch für den alten Mann löst sich zunehmend alles auf - Zeitebenen schieben sich ineinander, Realität und Logik bröckeln langsam ab und eine surreale, traumwandlerische Atmosphäre entsteht, in der die Grenzen zwischen Früher und Jetzt, Realität und Einbildung, Erinnern und Vergessen, Traum und Trauma verschwimmen.
Die Geschichte des alten Mannes nehmen wir zum Anlass, Europa und die EU ins Blickfeld zu nehmen und das kollektive Gedächtnis des "alten Kontinents" zu untersuchen - denn auch hier scheint das identitätsstiftende Narrativ abhanden zu kommen, während die Auflösungserscheinungen zunehmen. Insbesondere der aktuelle Krieg in der Ukraine zeigt, wie unterschiedlich offenbar das Narrativ von Europa/EU als Friedensprojekt interpretiert wird und welche Lehren aus der gemeinsamen Geschichte gezogen wurden bzw. wie viel bereits in Vergessenheit geraten zu sein scheint.
Kammerensemble der Zürcher Hochschule der Künste
Andreas Janke, Orfeo Mandozzi - Leitung
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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Serenade Nr. 13 für Streicher in G-Dur, KV 525
„Eine kleine Nachtmusik“ (1787)
Unter dem Geröll liegen grosse glatte Felskörper. Gebogen wie das Skelett eines Dinosauriers das langsam zum Vorschein kommt. Der Berg bewegt sich. Meist unmerklich aber ab und zu ganz schnell. Und wenn sich die Schichten zeigen, die sich über Jahrmillionen abgelagert haben, werden wir dran erinnert, dass die Gesteinsmassen die wir Gebirge nennen, einmal Meer waren.
About the project:
Frag uns nicht, wer wir sind is a 1-hour hybrid based upon the biblical story of the three magi. The project was one of the winning propositions for the weit& initiative, in which the selected artist has to explore the space of a Catholic church from Zürich (in my case: the DreikönigenKirche ). The main topics it concentrates on are communication, miscommunication, identity and connectedness and it was conceived as having both an artistic dimension and a spiritual one. The matter out of which is constructed is based on the selected texts („Wise, we?” by Stephan Teuwissen, The Bible and Queen Marie of Romania memoirs), music, movement (both live and virtual) and lights. The live movement is performed by a master of ceremony, role which is fulfilled by Meinrad Furrer, theologian and the weit& coordinator. Through his actions - more akin to rituals - there is an attempt to create the illusion of invoking voices from the loudspeakers, which gradually get exposed as being some sort of entities merely related to the three magi. Sonically speaking the approach is one born out of austerity: the human voice predominates, with the addition of only three instruments: the singing bowl, the incense and the ritual drum. These ritual instruments are mostly used live by the master of ceremony. Despite this fact, both austerity and flamboyancy are being employed compositionally, as a result of the concepts derived from my analysis of the topic. From the point of view of form the macrostructure is moulded after the main text, but its backbone is rooted in the design of the Christian liturgy (be that Catholic or Orthodox).
Stephan Teuwissen - author of „Wise, we?”
Meinrad Furrer - Master of Ceremony
Ioan-Alexandru Alexandri, Ionuț Davidescu - singers
Brady Coyle, Richard Blair, Yve Delaquis, Lamine Diouf - narrators
Stephanie Schmidt - artistic advisor
Serafin Aebli - spatial audio design and assistance
Die Arbeit reflektiert die eigene künstlerische Praxis in Tongestaltung nach verschiedenen Aspekten von ökologischem Denken. Mit Hilfe von Ideen der Biomimicry, Ansätzen des regenerative Designs und Expert*innenwissen zur Flechtensymbiose formt sie eine eigenständige Herangehensweise an elektroakustische Klangkunst. Inmitten der Solarpunkbewegung und Strömungen aus der Kunst, wie Eco Art und Ecological Sound Art, findet sie ihren kulturellen Kontext. Die praktische Arbeit vertieft das angeeignete Wissen anhand eines elektronischen Musikinstruments, welches nach dem Vorbild der Flechtensymbiose aufgebaut ist. Entsprechende Prozesse werden mit solarbetriebenen Raspberry Pi Computer, Arduino-Board und Sensoren imitiert. Fragen hinsichtlich elektroakustischem Sound Design und musikalischer Gestaltung können so, mit Einbezug der erarbeiteten Perspektiven, konkret evaluiert werden.
1920 besetzt der Dichter Gabriele D’Annunzio mit einem Haufen Deserteure eine Stadt für Italien, die der italienische Staat nicht will.
Und zwischen der Stimme des Dichters, den knallenden Stiefeln auf dem Asphalt, dem Rauschen der Maschinen in den Fabriken vor der Küste zieht sich in einem rasenden Fest alles zusammen.
Zischend die Ideen der Avantgarde-Kunst, die Schrecken aus den schneebedeckten Bergen.
Von der Bühne treten die Symbole ins Leben, die Mussolini in Mailand dankbar entgegennimmt.
Arbeiter*innen taumeln zwischen den Feiernden .
Kokain von der Decke herab, zwei Lippen berühren sich fast und das Begehren zieht sich hindurch.
Yoga und Liebesdreieck, Befreiung der Frau und Feier der Nation. Eine Verfassung auf Basis der Musik – Faschismus.
Alles rattert durch die Strassen von Fiume als geschichtliches Zwischenspiel: Was passiert, wenn alles herunterbricht, wenn die Katastrophe schon passiert ist und die Widersprüche einen Punkt erreicht haben, an dem es kein Zurück mehr gibt? Was, wenn die liberale Ideologie einen unlösbaren Anschlagpunkt erreicht hat, der Moment für die Revolution schon vorbei und begleitet von Orgien und Schreien nach Leben und Liebe schon die nächste Katastrophe im schwarzen Hemd herbeimarschiert?
Das Theaterstück „Fiume“ behandelt die Besetzung der Stadt Fiume durch die Arditi, die Sturmtruppen der italienischen Armee, die desertierten und sich 1919 dem Dichter Gabriele D’Annunzio anschlossen.
Da die Region um die Stadt nach dem Ersten Weltkrieg nicht an Italien fiel, fühlten sich viele nationalistisch denkende Italiener_innen betrogen und unterstützten das Bestreben D’Annunzios und seiner Schar, die Stadt für Italien zu besetzen. Die italienische Regierung forderte den Rückzug der Besetzer_innen und umstellte die Stadt, erlaubte aber erst nach eineinhalb Jahren direkte militärische Intervention. In der Zwischenzeit entwickelte sich innerhalb der Stadt ein Schmelztiegel verschiedener Ideologien: Protofaschistische Ideen trafen auf sozialistische Anschauungen, Freigeister sahen in Fiume die Möglichkeit einer Rückkehr zur Natur.
Heute steht die Besetzung von Fiume für die Geburt der faschistischen Ästhetik. Das Theaterstück begleitet die Besetzung von Beginn bis zu ihrem Ende, beobachtet die politischen Geschehnisse in, um und nach Fiume und zoomt ins Privatleben der historisch beteiligten Figuren.