Die Surprise-Konzerte sind eine Kooperation der ZHdK mit der Tonhalle-Gesellschaft.
Ausgewählte Studierende erhalten in dieser Vorkonzertreihe die Möglichkeit ein ca. 30' Kammermusikprogamm zu spielen, dessen Programmgestaltung Bezug nimmt zum nachfolgenden Hauptprogramm des Tonhalleorchesters.
Meist kommen selten gespielte Werke zur Aufführung, welche von den Tonmeister-Studierenden der ZHdK professionell aufgenommen werden.
Woyzeck hat keine Moral. Woyzeck hat keine Tugend. Woyzeck soll sich brav halten. Woyzeck ist der Underdog. Woyzeck ist die Metapher des Unterdrückten. Woyzeck ist die Leerstelle – „Die offene Wunde“ (Heiner Müller). Woyzeck ist längst mehr als eine dramatische Figur. Kann eine Verkörperung dieser Figur ihr überhaupt noch gerecht werden? Kann man Büchners Woyzeck erzählen, ohne dass Woyzeck auftritt?
Installative Arbeit des BAII zu «Zürich tanzt!» im Réunion.
Mittels Kopfhörer konnten sich die Besucher_innen mit unterschiedlichster Musik und ausgewählten Tanzvideos in die Welt der verschiedenen Tanzstile versetzen und diese mit allen Sinnen erleben.
Die Faszination für die Grazie der Menschen, die sich nicht beobachtet fühlen.
Im Kurzfilm «The perfect human» zeigt uns der Regisseur Jorgen Leth einen Mann und eine Frau in einem undefinierten, weissen Raum. Er dekliniert deren alltägliche Gesten und Handlungen durch. Ein Voice-Over kommentiert und benennt die Handlungen. Vom formal Beschreibenden (Der Mensch geht. Der Mensch setzt sich) zum undurchschaubar Geistigen (Was denkt dieser Mensch) beschreibt die Stimme den perfekten Menschen.
«Der ideale Mensch» übernimmt den Text und das Konzept des Filmes und bringt es mit acht Spielern und einer Stimme aus dem Off auf die Bühne.
Eine Suche zwischen dem Ausstellen von Alltäglichem als choreografierte Bühnenhandlung und der Poesie des ungreifbar Unverständlichen eines jeden Menschen.
Gehen, sitzen, fallen, liegen, schlafen, essen, anziehen, ausziehen, tanzen.
Was denkt der Mensch?
Freies Abschlussprojekt Bachelor Regie und Dramaturgie im TICTRICTRAC, Räffelstrasse 24–28, 8045 Zürich
(Zwischennutzung eines Bürogebäudes durch die ZHdK)
„Woyzecks Ort ist, wo fernab der Hauptstraßen der Schutt liegen bleibt, der beim Bau der Industrien aufgeworfen wurde. Zu spät, zu früh: was hier existiert, ist verkümmerte, abgelebte Vergangenheit und dumpf bedrohliche, zugleich bereits halb verpaßte Zukunft. Überaltert Verhältnisse (...) endlos sich dehnendes Hintropfen leerer Zeit der Reproduktion.
(...) Kaum je ein Augenblick des Glücks, der Befreiung, auch nur des Aufatmens (...), Körper und Gedanken sind beengt, Tätigkeit ist reduziert aufs mühsam-träge Einerlei der fruchtlosen Plackerei, die nicht mehr als gerade nur das Weitermachen ermöglicht.
In all dem einige, wenige Ausblicke: zum Beispiel die Liebe zu Marie, die Freundschaft mit Andres. Aber die Momente, in denen am Rand der Zeitstraße für kurze Zeit verheißungsvoll der Schein von anderem aufblitzt – ein Jahrmarkt vielleicht, eine Zärtlichkeit- sind rasch verschluckt. Ja, sie bringen Gefahr mit sich. Denn das träge Beharren, (...) ist zugleich Rettung, Sicherung. Routine unterbindet den Gedanken ans Sinnlose, Fühllosigkeit überdeckt die Verzweiflung. Wut und Aggression sind dieser Welt latent eingeschrieben. Zufällig, wann sie aufbricht, wen sie trifft. Nicht ganz zufällig gewiß, dass es die Frau ist. Doch unter anderen Umständen, zu anderer Zeit sind andere Opfer denkbar. (...)
Woyzeck steht unter Aufsicht. Kontrollierende Blicke organisieren die Welt, in der ihm ein Mord passieren wird. Die Blicke sind überall, der Überwachungsstaat verwirklicht sich durch ein unheimliches Netz gegenseitiger Bespitzelung. (...) Auf der Erde vermessen, registrieren, beobachten Leute wie der Doktor die Körper, lebende und tote Stoffe. Unter der Erde wachen Augen und Ohren, geheimnisvolle Kräfte und „Verbindungen“.
Aus diesem System führt kein Impuls heraus – fast. (...) Eine winzige Fluchtlinie hat Woyzeck gefunden. Sie heißt Phantasie.
Aus: Hans-Thies Lehmann, Das Politische Schreiben, Berlin 2012 (S.154f)
Das Stereotyp: ein vereinfachendes, verallgemeinerndes Urteil über sich, andere oder eine Sache; ein festes, klischeehaftes Bild.
Die Installation «Stereotopia» entstand im Rahmen eines Bachelorprojekts. Die Autorin beschäftigt die Wirkung von Stereotypisierung auf das Individuum und der mögliche Umgang der Betroffenen damit. Betrachter/innen begeben sich in die Rolle des Voyeurs und sollen dadurch die eigenen Stereotypen befragen. «Stereotopia» ist zudem ein Rückblick, Blick und Ausblick auf die Konsequenzen, welche die Stereotypisierung von Menschen haben kann. Bis in die dreissiger Jahre existierten noch Völkerschauen. Im Zoo Basel wurden exotische «Lippennegerinnen» ausgestellt, übersexualisiert und als dem Tier näher als dem Menschen beschrieben. Auch heutzutage kann man in China aufs Land fahren, um dort die ländliche Bevölkerung und ihre Traditionen anzuschauen. Die Grenze zwischen Tourismus und Völkerschau verschwimmt. Die aktuelle xenophobe Stimmungslage in Europa und Amerika wirft Fragen auf bezüglich der Folgen, welche sture, stereotype Denkmuster in unserer Gesellschaft haben werden.
Eine illustrierte Anleitung zum paradoxen Denken: „Paradogs“ hat das Ziel, Paradoxa zu illustrieren. Auf eine witzige Art soll für jedermann und jedefrau ein Zugang zu tiefgründigen philosophischen Themen ermöglicht werden. Die Vielschichtigkeit des Inhalts zeigt sich in einer surreal wirkenden, bizarren Bildsprache, gepaart mit einer lesbaren Form. Somit wird das Verworrene zugänglich gemacht oder das Unzugängliche entwirrt.
Die zum Teil schwer nachvollziehbaren Gedankenstränge sind in eine humorvolle Darstellungsform gepackt, damit man auch unterhalten ist, wenn man gar nichts versteht.
„Und wenn dann die ganze Maschinerie zu leiern anfing, die Gelenke zuckten, die Stimme herausknarrte und ich das ewige Orgellied herumtrillern hörte und die Wälzchen und Stiftchen im Orgelkasten hüpfen und drehen sah, – ich verfluchte das Konzert, den Kasten, die Melodie und – ach, wir armen schreienden Musikanten.“
(Georg Büchner in einem Brief an seine Verlobte Wilhelmine Jaeglé, März 1834)
Vier SpielerInnen stellen sich unter der künstlerischen Leitung von Eireen Savoldelli der Frage: Wie wird die eigene Vorstellung zur Realität? Und kann eine Spielerin, ganz praktisch gesprochen, die in der Intensivprobenzeit/Aufführungen nicht da ist, trotzdem ein Teil des Theaterstückes bilden?
Das „Wie“ hat sich sogar zum tragenden Gerüst unseres Stücks entwickelt!
Ein Stück über Don Quijote, fahrender Ritter der Mancha, der sich nur einer einzigen Idee verschrieben hat: Ich ziehe in die Welt, um ein grosses Abenteuer zu erleben. - Und wo keines ist, wird eins daraus gemacht!
Die Illusion, das Urthema jeden Theaters, bildet auch das Zentrum unseres Stücks.
Lachen der vorbeigehenden Studierenden. Ein Linienmuster am Boden. Glas, Durchsichten, Spiegelungen. Ping-Pong; Geräusche aus dem nahen Industriequartier. Eine Lifttür, die sich öffnet.
Installative Arbeiten mit Klang und Bild nehmen akustische, visuelle und atmosphärische Charakteristiken eines Standorts auf und thematisieren das Zusammenspiel der Sinne. Sie basieren stark auf allgemeinen Wahrnehmungsaspekten; die üblicherweise angenommene Autonomie von Bild und Ton verschmilzt, wenn die Sinnesbereiche sich verbinden, und es treten besondere Aspekte hervor.
Die verschiedenartige Ausrichtung unserer beruflichen Aktivitäten - Dozentin für Theorie der Gestaltung und Kunst (Sprenger) sowie Musiker/Komponist und Künstler (Peter) - soll explizit in Wochengestaltung einfliessen:
Die erste Hälfte der Woche dient Experimenten und Übungen zu Wahrnehmung und Intervention, dem genauen Beobachten und Beschreiben von akustischen und visuellen Ereignissen, dem Kennenlernen von Werken aus Vergangenheit und Gegenwart (u. a. von Alvin Lucier, Christina Kubisch, Jenny Cardiff, John Cage, Max Neuhaus, Vlatka Horvat, Streuli/Gallio, Rüegg/Heyer).
In der zweiten, praktischen Wochenhälfte erarbeiten die TeilnehmerInnen in Gruppen kleine Projekte, bildnerisch/akustische Kompositionen mit installativem Charakter. Umweltelemente des gewählten Raumes werden zum Ausgangsmaterial. Interaktion ist mitgedacht und wird im Rahmen des technisch Bewältigbaren berücksichtigt.
«Um die halbe Welt» sind gepaarte Keramikschalen. Fragmente eines vergrösserten Fingerabdrucks spannen sich als Relief über beide Porzellangefässe und halten die beiden «halben Welten» visuell zusammen.
«Um die halbe Welt» ist zur Verwendung zu zweit gedacht. Ob das Gegenüber vis-à-vis sitzt oder ob man in Gedanken um den halben Globus reist, um die Welt mit der zweiten Hälfte zu teilen, sei dahingestellt. Durch das Öffnen der Weltkugel zu Welthälften soll das Teilen einer Welt performativ erlebt werden, zum Beispiel durch das Gespräch bei Speis und Trank.
«Um die halbe Welt» umkreist designstrategisch verschiedene philosophische Fragen zu Identität und Weltenwanderung und sucht diese im Material Porzellan zu verarbeiten und zu beantworten. Obwohl die Autorin einen persönlichen Zugang zu den Fragen wählte, ist das Produkt universell und auf unterschiedliche Lebensgeschichten adaptierbar.