Während im ersten Jahr (2018) in einem Hin- und Rückbesuch zwei Workshops mit Studierenden aus Suchumi und Zürich erfolgten, findet im 2. Jahr (2019) ein Austausch zwischen Studierenden aus Jerewan und Zürich statt.
Ziel des Austauschprojektes ist es, Begegnungen und Erfahrungen zu ermöglichen, in denen ein Bewusstsein für die eigene Positionierung und die jeweiligen kulturellen Bedingungen im Hinblick auf Erziehungsfragen, Kunst- und Bildungsverständnisse entwickelt und geteilt werden können. Dabei haben die angehenden Kunstpädagog*innen die Möglichkeit, ihre Vorstellungen von «Kultur» und ihre Handlungsoptionen für ihre Unterrichtstätigkeit zu erweitern. Der Prozess und die Ergebnisse des Austausches werden im Projekt laufend reflektiert und im Oktober 2019 in einer öffentlichen Veranstaltung an der ZHdK zur Diskussion gestellt. Im November 2019 erfolgt eine abschliessende Evaluation des 2-jährigen Projektes durch externe Expert*innen.
Die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation in weiten Teilen Afrikas ist schwierig. Armut, Kriege, Korruption, Dürren und Überbevölkerung sind Gründe für Flucht und Migration und prägen das in Europa weit verbreitete Bild Afrikas als Krisenkontinent, dessen Bevölkerung massenweise einen Weg nach Europa sucht. Im Gegensatz dazu ist Westafrika im Aufbruch – das zeigt sich besonders in Dakar, Hauptstadt des Senegals und Fadenkreuz Westafrikas. Dakar ist auf eine eigene, afrikanische Art modern, muslimisch, weltoffen und liberal. Die Start-up-Szene wächst, mehr und mehr Co-Working-Spaces eröffnen und werden zu Treffpunkten von tatkräftigen Menschen, die Veränderungen vor Ort vorantreiben möchten. Diese Energie findet sich auch in den kreativen, künstlerischen und kulturellen Ausdrucksformen der Stadt wieder. Dakar wurde von der UNESCO als «ville créative numéerique» ausgezeichnet. Viele junge Kreativschaffende werden zu Akteuren des gesellschaftlichen Wandels und stellen sich den enormen Herausforderungen, die der Kultursektor zu bewältigen hat.
Wie viele afrikanische Staaten ist der Senegal durch starke Importabhängigkeit geprägt. Daher besteht ein grosses Interesse die Produktion von lokalen Inhalten durch subregionale und transkulturelle Kulturschaffende zu fördern. Der Förderung von Kreativwirtschaft kommt ausserdem zu Gute, dass sie nicht auf materielle Ressourcen und hohe Investitionen angewiesen ist, sondern stark durch immateriellen Reichtum wie Ideen, Kreativität, kulturelle Sensibilität und persönliche Netzwerke vorangetrieben werden kann.
Das Projekt «The Dakar Case» exploriert dieses kreative Umfeld und zielt auf Vernetzung und Austausch zum Thema Kreativindustrie zwischen Dakar, Marrakesch und Zürich ab. Das gegenseitige Verständnis soll darüber hinaus gefördert und bestehende Vorurteile im Rahmen des Nord-Süd-Gefälles abgebaut werden.
Z-Modul, in Zusammenarbeit mit Heather Barnett, UAL, 2. September 2020
Im Rahmen des zweiwöchigen Z-Moduls «Art + Artificial Intelligence» an der ZHDK, hat am 2. September 2020 ein halbtägiger Workshop mit Heather Barnett (Pathway Leader on the MA Art and Science an der Central Saint Martins University of the Arts London) stattgefunden.
Eines der Ziele des Workshops hat gelautet, sinnvolle, neue Wege der Kommunikation und der Interaktion über Distanz auszuprobieren und die Erfahrungen dazu auszuwerten. In konkreten Labor-Situationen hat die Kommunikation dabei eine besondere Herausforderung bedeutet.
Thema des Workshops hat die Erforschung von Funktionen und die Suche nach Definitionen von Intelligenz in lebenden Systemen gebildet. Dies ist am Beispiel der SLIME MOULD (Physarum Polycephalum) geschehen.
Ein «Co-Creative Design-Projekt» mit einer Maya-Gemeinschaft in Guatemala
Die «Digitale Studienreise» ist Teil des «CAS Design Cultures» des «MAS Strategic Design» und eine Kooperation zwischen der ZHdK, des MIT D-Labs und Link4 Guatemala. In dieser Online-Designerfahrung konnten die Teilnehmenden ihre interkulturellen Design- und Sozialkompetenzen vertiefen und mit Mitgliedern einer Maya-Gemeinschaft in Guatemala «Co-Creation» und «Strategic Design» praktizieren.
Der Kurs bestand aus Klassen und interaktiven Sitzungen mit Dozierenden des MIT D-Labs, Dozierenden der ZHdK und Expert/Innen der guatemaltekischen Organisation Link4, welche die ferngesteuerte «Co-Creation» mit Mitgliedern einer Maya-Gemeinschaft geleitet haben. Weitere Themen des Kurses waren: «Design for Social Innovation», «Co-Creation», «Intercultural Competences», «Innovation Ecosystems», «Systems-Innovation», «Entrepreneurship» and «Inclusive Business Strategies».
Diese digitale Studienreise nach Guatemala war die erste ihrer Art. Durch interaktive Karten, Live-Video-Aufnahmen, Eintauchen in Geräusche und Live-Video «Co-Creation» Sessions, hatten die Teilnehmer die einzigartige Gelegenheit, digital nach Guatemala zu reisen und mit ihrer Kreativität zur lokalen Entwicklung beizutragen. Die Konzepte und Ideen des Kurses werden nun von der lokalen Maya-Gemeinschaft mit Unterstützung der Organisation Link4 umgesetzt.
Im Frühjahr 2020 entstand die Idee einer Kooperation zwischen verschiedenen Design- und Kunsthochschulen aus Nordafrika, dem Nahen Osten und Europa. Aus dieser Idee ist inzwischen ein artikuliertes, gemeinsames Online-Programm hervorgegangen. Das Projekt wurde weiterentwickelt und es ist vorgesehen, das Programm bis 2023 weiterzuführen.
Die Partner
American University of Beirut, AUB
American University in Cairo, AUC
University of the Arts Berlin, UdK
École Supérieure des Arts Visuels de Marrakech, ESAV
Zurich University of the Arts, ZHdK
Haute École d'Art et de Design Genf, HEAD (im Moment nicht aktiv)
2020 Herbst: Curricula Austausch
In der ersten Phase des Kennenlernens stellten alle sechs Institutionen ihre Schule und ihr Curricula vor und es wurden verschiedene Studienprojekte präsentiert.
Siehe: https://www.linking-cultures.org/00-page
2021 Frühjahr: Projekte von Studierenden
Das Thema der Studierenden-Projekte lautete: «What design can do – for society, culture, economy, education, gender or environment?». Dabei haben zehn gemischte Teams mit 52 Studierenden ebenso viele Projekte erarbeitet. Diese wurden am Schluss in einer grossen Online-Präsentation vorgestellt und diskutiert.
Siehe: https://www.linking-cultures.org/04-page
2021 Frühjahr: Virtuelle Vorlesungsreihe
Parallel zu den Studierenden-Projekten wurde eine Vorlesungsreihe organsiert, die als Anregung für die Projektarbeit konzipiert war. Neun Interventionen mit der aktiven Teilnahme der fünf Schulen thematisierten Fragen zu Kultur und Design aus ganz unterschiedlichen Perspektiven – in anderen Worten, die Sicht aus fünf Ländern, drei Sprachen und drei Kontinenten.
Siehe: https://www.linking-cultures.org/00-acitivity-2021
2021 Herbst: Studierende für Studierende
Der Schwerpunkt für das Herbstsemester liegt auf dem Austausch zwischen den Studierenden. Dazu sind fünf Termine geplant, bei welchen die Studierenden der einzelnen Schulen ihre Projekte vorstellen und zur Diskussion stellen werden.
Für Programm und Teilnahme siehe: www.linking-cultures.org
2022 Frühjahr bis Sommer 2023
Es ist geplant, im Frühjahr jeweils ein Projekt – ähnlich zu «What design can do» – durchzuführen und im Herbst das Programm «Studierende für Studierende» zu organisieren. Diese Programme werden alle Online durchgeführt. Für den Sommer 2022 und 2023 ist eine Summerschool vorgesehen. Wenn es die Lage der Pandemie erlaubt und die Finanzierung möglich ist, soll jeweils am Standort einer der fünf Schulen eine Summer School abgehalten werden. Details dazu sind noch in Arbeit. Eine Erweiterung der teilnehmenden Kunst- und Designschulen wird für das Frühlingssemester in Erwägung gezogen.
Organisation und Kontakt
Larissa Holaschke, larissa.holaschke(at)zhdk.ch
Peter Vetter, peter.vetter(at)zhdk.ch
Menschen zeichnen in Zeiten sozialer und physischer Distanz
Diese Online Exkursion führt uns zu einem Mitmenschen. Eine Person wird mit einer Online-Kamera «besucht», während die Kursteilnehmenden online dabei sind. Sie zeichnen nach der Anschauung einer Live-Übertragung auf ihrem Monitor.
Die Situation steht bewusst im Kontrast zum «normalen» Menschenzeichnen in einem Schulraum. Die Möglichkeit, dem Körper des beobachteten Menschen sehr nahe zu kommen, ist nur ein Beispiel. Die kleine Online-Kamera geht an Orte, an welche eine Gruppe von Zeichnenden nicht hingelangt. Zudem bestimmt die dozierende Person, was genau im Bildgeviert erscheint. Die Teilnehmenden müssen sich mit einer gegebenen Bildkomposition auseinandersetzen. Individuelle Perspektiven, Sichtweisen und Fokuspunkte existieren nicht. Eine Reihe neuer Fragen werden in dieser Situation aufgeworfen. Diese werden zeichnend und malend und in einer Diskussion reflektiert.
Beispiele für Fragen, welche sich aus der Situation ergeben könnten:
– Inwiefern unterscheiden sich Arbeiten, die ab Monitor gemacht werden von solchen die im Raum entstanden sind?
– Kann ich von der gegebenen Bildkomposition profitieren?
– Resultiert das Arbeiten ab Monitor, ab Projektion oder im Raum in unterschiedlichen Bildgestaltungen?
– Inwiefern unterscheiden sich Arbeiten, die in Einzelarbeit vor dem Monitor enstanden sind, von solchen, die in einer Zeichengruppe enstanden sind?
– Was kann zur Verantwortung der filmenden Person gesagt werden?
– Wie wirkt sich visuelle Nähe in virtueller Distanz, bzw. Intimität in einer virtuellen Realität auf unser eigenes Körperbild aus?
Das Projekt beinhaltet drei Herausforderungen:
– Alleine zeichnen und malen von gegebenen, live übertragenen Bildern ab Monitor
– Reflektion über die Art und Weise, wie physisch und sozial distanzierte Mitmenschen dargestellt weden
– Austausch über Arbeiten und Erfahrungen und Anscihten zum Thema «Online»
Die Rolle von Kunst und Theater zur teilhabeorientierten Intervention in Bildungskontexten
Methoden:
Wir schaffen gemeinsam mit Studierenden, Schüler:innen und Lehrpersonen theater- und kunstbasierte Formate der kulturellen Teilhabe.
Zur Erreichung dieser Ziele lanciert das Projekt zwei ganztägige Workshops. Vorbereitend werden gemeinsam mit den Studierenden theoretische Konzepte und deren Verbindung zu künstlerischen Formen erprobt, um diese an den Workshops fruchtbar zu machen: Durch Theaterimprovisation können bspw. Erfahrungen stumm gespielt werden, um die darin enthaltenen Unterschiede jeglicher Art hervorzuheben. Daraus entsteht eine fruchtbare Diskussions- und Erfahrungsgrundlage: Zusammenhänge verweben, Handelswege und Biographien abrollen, gesellschaftliche und kolonialhistorische Positionierungen fühlen, Rollenwechsel und Privilegien darstellen, Dependenztheorie und Machtasymmetrien verkörpern, etc.
Zielsetzung:
Es geht um eine sensibilisierende Intervention, welche die Teilnehmenden zur Entwicklung eigener Projekte motiviert. Zwei unterschiedliche Stossrichtungen sind vorgesehen: Zum einen wird die Dichotomie zwischen «wir» und «die Anderen» hinterfragt, um darüber hinausweisende Strategien zu erarbeiten. Zum anderen wird ein Bewusstsein für die Zugangsbedingungen zu Kunst entwickelt und dafür, wie ganz bestimmten Personen und Schichten Kunst verwehrt bleibt. Das Projekt zielt in diesem Sinne auf einen Transfer zwischen Lehre, Theorie, künstlerischen Formen, vermittlerischen Praktiken, institutionellen Anbindungen sowie Interventionen ab.
Schlussfolgerung:
Das Projekt und die Workshops tragen zur Möglichkeit einer erweiterten, interdisziplinären Ausbildung von Studierenden, einer Weiterbildung von Lehrpersonen und zu Sensibilisierungen und Stärkung eigener Anliegen von Jugendlichen in einer postmigrantischen Gesellschaft bei. Wir hoffen durch den Schneeballeffekt nachhaltig auch eine grössere Gruppe Jugendlicher zu erreichen.
Dämme – Erkundungen von Industriebauwerken in Russland und den Schweizer Alpen
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Untertitel
2021 ZHdK Fonds für internationale und interkulturelle Dozierenden-/Mittelbau-Projekte
Datierung
2021 (13.09. – 17.09.)
Beschreibung
Der eine liegt im Finnischen Meerbusen und schützt die Stadt St. Petersburg vor Überschwemmungen, der andere liegt auf mehr als 2’000 Metern über Meer und dient der Energieversorgung der Stadt Zürich. Der eine ist 25 Kilometer lang, der andere 115 Meter hoch. Über den einen führt eine Autobahn, über den anderen ein Wanderweg.
Die Rede ist von zwei 2’500 Kilometer voneinander entfernt liegenden Staudämmen im russisch-finnischen und im schweizerisch-italienischen Grenzgebiet, die während einer kollaborativen Projektwoche mit Studierenden und Dozierenden des Art & Science Center der ITMO University St. Petersburg (https://en.itmo.ru) erkundet werden.
Als elementare Infrastrukturen der Energieversorgung und des Bevölkerungsschutzes gehören Dämme und Staumauern seit der Industrialisierung zum Landschaftsbild zahlreicher Regionen der Erde. Als monumentale Zeugen der Nutzbarmachung natürlicher Ressourcen und des menschlichen Bemühens, Naturgewalten unter Kontrolle zu bringen, stellen sie unsere Vorstellungen von «unberührter» Natur in Frage. Was war da, bevor die Dämme gebaut wurden? Von wem und mit welchen Interessen wurden sie geplant? Welche sozialen und politischen Konflikte entzündeten sich im Zuge ihrer Projektierung und Realisierung? Welche Geschichten ranken sich um sie? Welche ökologischen Auswirkungen haben sie auf den sie umgebenden Lebensraum? Was haben sich frühere Generationen von ihnen versprochen und welche (nachhaltigen) Zukünfte lassen sich mit ihnen denken?
Auf einer 5-tägigen Exkursion ins Bergell setzen sich die teilnehmenden der Projektwoche mittels künstlerischer, ethnographischer und/oder wissenschaftlicher Praktiken sowie im Austausch mit Expert:innen vor Ort, mit den sozialen, ästhetischen, symbolischen, technischen, historischen und ökologischen Eigenheiten rund um die Albigna-Staumauer auseinander. Die Beobachtungen werden gleichzeitig per Internet (Zoom u.a.) ausgetauscht und verglichen, mit jenen der Studierenden und Dozierenden des Art & Science Center der ITMO University in St. Petersburg (https://en.itmo.ru), die sich mit dem in der Meerbucht vor der Stadt gelegenen Petersburger Damm befassen.
Praxisprojekte, um Teilhabe in und an der Öffentlichkeit zu ermöglichen
Was sind aktuelle postmigrantische Positionen in den Künsten – und was haben sie mit uns zu tun? Im Rahmen dieses Projekts werden unterschiedliche studentische gestalterische, künstlerische und vermittelnde Projekte entwickelt, die sich mit der postmigrantischen Gesellschaft befassen. Wir hinterfragen unterschiedliche Auffassungen davon, wer gemeint ist, wenn von «wir» die Rede ist, und regen dadurch Neuverhandlungen von Gemeinschaften und Wir-Identitäten an.
Methoden:
Das Projekt ist mit drei Lehrveranstaltungen verbunden, die das Projektteam im Frühlings- und Herbstsemester 2022 durchführt. Zwei davon sind überdepartemental. Diese ermöglichen den interessierten Studierenden, sich vor ihren Projektplanungen mit diskriminierungskritischen, post-kolonialen und feministischen Perspektiven auseinanderzusetzen und dadurch die eigene künstlerische und gestalterische Praxis zu reflektieren. Im Rahmen der Veranstaltungen lernen sie Praktikerinnen und Praktiker kennen, die über ihre Projekte und Erfahrungen berichten. In interdisziplinären Gruppen entwickeln sie anschliessend ein eigenes Projektdesign für ein Vorhaben, das sie im Rahmen von «ZHdK postmigrantisch» in einer Öffentlichkeit umsetzen (z.B. im öffentlichen Raum, an einer Schule, in einer NGO, in einer Galerie, auf einer Bühne, etc.).
Zielsetzung:
Ziel ist die Generierung einer Öffentlichkeit durch die studentischen Teilhabe-Projekte auf Basis der künstlerisch-gestalterischen Praxis der Studierenden. Dabei setzen sich alle Projektbeteiligten mit postmigrantischen Erfahrungen und Lebensrealitäten sowie Repräsentationskritik auseinander. Darüber hinaus lernen sie künstlerische Potenziale der institutionellen und strukturellen Kritik kennen und üben sich darin, damit zu experimentieren.
Schlussfolgerung:
Innerhalb der Curricula an der ZHdK gibt es nur wenige Möglichkeiten, Praxisprojekte zu entwickeln, die sich auf unsere aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse beziehen. Die Verbindung von Lehrveranstaltungen mit individuellen, interdisziplinären studentischen Projekten versucht diese Leerstelle zu adressieren.
Marseille ist eine Stadt der Gegensätze und Brüche. Ein Journalist hatte das Bild einer in Nord und Süd beziehungsweise in Arm und Reich geteilten Stadt, die sich am zentralen Boulevard «La Cannebière» trifft, gezeichnet. Die Themen Postkolonialismus, Postindustrialisierung, Migration, Gentrifizierung, Kosmopolis, struktureller Rassismus sind hier ungeschönt sicht- und spürbar. Und doch ist alles durchlässiger, menschlicher und freundlicher als in der Hauptstadt Paris. Diese Gegensätze suchen und thematisieren wir, damit sie bei uns selbst neue Fragen aufwerfen, auf welche wir in Zukunft künstlerisch-gestalterische Antworten oder Gegenfragen formulieren können. So werden wir Le Corbusiers Vision eines idealen Wohnblocks «Cité Radieuse» den Sozialsiedlungen im Norden der Stadt gegenüberstellen, dem neu errichteten MUCEM den danebenliegenden Industriehafen, dem von den Sozialisten mit dem Aushub des Metrobaus errichteten Stadtstrand den maghrebinisch/afrikanisch geprägten Markt in Noailles.
Methoden:
Um einen zusätzlichen Perspektivenwechsel zur gewohnten, durch das Studium weiterentwickelten Wahrnehmungs- und Verortungsweise zu provozieren, werden neben den herkömmlichen Gestaltungstools, auditive Medien genutzt. Die Studierenden haben die Möglichkeit, sich dokumentarisch mit der akustischen Realität zu beschäftigen und eine Sound-Scape (Soundtrack) zu produzieren, welche in einem Community Radio abgespielt und besprochen wird. Das Walking ist das neue «Driften» (dériver) und eine beliebte Freizeitbeschäftigung vieler Marseiller. Neben den Wanderungen in der nahen Natur werden in ausgesuchten Vierteln lokal und unabhängig organisierte Erkundungstouren, die sich mit sozialen, geschichtlichen und kulturellen Themen auseinandersetzen, organisiert.
Zielsetzung:
Ziel ist es, die Studierenden binnen kürzester Zeit mit einem Stadtraum vertraut zu machen, damit sie diesen lesen und interpretieren lernen. Dies erreichen wir, indem wir uns in einer stetigen Vorwärtsbewegung mit verschiedenen Akteur:innen aus jeweils unterschiedlichen Wirkungsfeldern (Design, Kunst, Kultur bis Sozialpolitik und Aktivismus) austauschen, an lokalen Projekten und Initiativen mitwirken, sowie relevante und aussagekräftige Orte besuchen. Die Auswahl und Dichte der Eindrücke, die in einer Gruppe zusätzlich potenziert werden, soll bei den Studierenden gewohnte Denkmuster aufbrechen und neue, inspirative Denkanstösse vermitteln.
Schlussfolgerung:
Die Wahrnehmung von Differenz gibt den Studierenden die Möglichkeit, ihre eigene berufliche Vision und ihre eigene gestalterische Haltung zu entwickeln. Der internationale Austausch fordert die Studierenden auf, ihre Optik und Position zu reflektieren. Ihnen werden einzigartige Inhalte und eine Atmosphäre vermittelt, die sie in ihrem Heimatland nicht antreffen.
Eines der Ziele ist es auch, Professoren, Dozierende, Assistierende, lokale Studierende (ESADMM) und praktizierende Gestalter und Gestalterinnen als aktive Teilnehmende zu gewinnen. Dabei sollen Erfahrungen zur Vermittlung, sowie pädagogische Methoden zur Gestaltung und Kunst geprüft und diskutiert werden. Programme in ausländischen Designinstitutionen (nicht nur Bildungseinrichtungen) sollen kennengelernt werden, um Innovationen, partizipative Prozesse und zukünftige, gestalterische Möglichkeiten im Bildungsprozess zu entdecken und zu benennen.
Linking Cultures versteht sich als internationales Austauschprogramm zwischen Studierenden und Dozierenden von Kunst- und Designhochschulen aus Beirut, Berlin, Kairo, Marrakesch und Zürich.
Im Frühjahr 2020 entstand als Reaktion auf die durch die Covid-19-Pandemie genutzten digitalen Austauschmöglichkeiten die Idee einer Kooperation zwischen verschiedenen Design- und Kunsthochschulen aus Nordafrika, dem Nahen Osten und Westeuropa. Aus dieser Idee ist inzwischen ein artikuliertes, gemeinsames Online-Programm hervorgegangen, das nun weiterentwickelt werden soll.
Das Thema der Studierendenprojekte und der Vorlesungsreihe im Frühjahr 2022 lautet «Design as Dissent». In zehn transkulturellen Studierendenteams werden Konzepte entwickelt, die sich die problemlösende Stärke von Design zu Nutze machen und einen Beitrag für Herausforderungen unserer Zeit leisten. Eine öffentliche Vortragsreihe zwischen dem 8. März und dem 19. April begleitet das Programm.
Im Herbstsemester finden sogenannte «Students for Students»-Präsentationen statt, die zum gegenseitigen Verständnis der unterschiedlichen Hochschulen und Studiengänge beitragen.
Für die Weiterentwicklung des Programms soll nun die Online-Präsenz um eine kollaborative Plattform weiterentwickelt und ein physischer Austausch mit Studierenden und Dozierenden organisiert werden. Eine Erweiterung der teilnehmenden Kunst- und Designschulen wird darüber hinaus in Erwägung gezogen.
Methoden:
In diesen nachpandemischen Zeiten, an die sich andere katastrophische Szenarien anschliessen, wie etwa der Ukraine-Krieg, die Gaskrise, rechtspopulistische Despot:innen und natürlich die stetige Bedrohung durch eine Umweltkatastrophe, scheint die Welt verunsicherter denn je. Die Kunst ist mehr und mehr aufgefordert, politische Haltungen zu beziehen. Ein Nebeneffekt scheint allerdings zu sein, dass die Zuschreibung der Katastrophe ein inflationäres Ausmass erreicht hat: Die Katastrophe scheint das Herz unserer Existenz erreicht und sich in unseren alltäglichsten Ablauf eingeschlichen zu haben, wie es die Redewendung «Es ist eine Katastrophe!» treffend ausdrückt. Es ist also an der Zeit, wieder einen differenzierten Blick zu entwickeln. Es ist an der Zeit, innezuhalten und zeitgenössische Katastrophen zu benennen. Und es ist an der Zeit sich zu fragen, welche Rolle die Künste dabei spielen sollen, können und müssen. Sich vor diesem Hintergrund mit der Darstellbarkeit des Katastrophischen in den performativen Künsten zu beschäftigen, bildet den Ausgangspunkt dieses Projekts.
Zielsetzung:
Das Austauschmodul «Catastrophe and Performing Arts: Past, Present and Future» findet in Kooperation mit dem Studiengang Theater an der ZHdK und der Theatre Academy an der Uniarts Helsinki statt. Studierende der ZHdK sind im Dezember 2022 zwei Wochen nach Helsinki gereist, haben dort mit den Studierenden erste Recherchen begonnen und kleine künstlerische Skizzen entwickelt. Im Sommer 2023 kommen die Studierenden aus Helsinki nach Zürich, um weiter in transdisziplinären Gruppen zu arbeiten und die hier entstandenen künstlerischen Positionen gemeinsam Ende Mai in der «Helferei» in Zürich zu präsentieren.
Schlussfolgerung:
Die Studierenden der ZHdK sind im MA Theater Regie angesiedelt, ihr Background ist jedoch divers: Tanz, Schauspiel, Film, zeitgenössische Musik und Oper sowie textbasiertes Arbeiten gehören zu ihren künstlerischen Kompetenzen. Helsinki antwortet im Gegenzug mit Dramaturg:innen, Tänzer:innen, Performer:innen und Musiker:innen. Die künstlerischen Resultate werden damit die Spannbreite von Performances, Audio Walks, Stadtraum-Interventionen, Kurzfilmen, Essays, Fotoarbeiten und audiovisuellen Installationen umfassen. Die Studierenden arbeiten dazu teilweise an mehreren unterschiedlichen Projekten und in unterschiedlichen Besetzungen zusammen.
Ziel ist, die in Zürich entstandenen Arbeiten an einem hochschulöffentlichen Happening, das zwischen Aufführung und Ausstellung changiert, gemeinsam zu präsentieren und zu diskutieren. Als Präsentationsort ist die «Helferei» angefragt, ein ebenso geschichtsträchtiger wie auch katastrophischer Ort für die Stadt: Wohnort von Ulrich Zwingli und seiner Familie, aber auch Unterbringung von Zürichs Pestkranken.