Angekommen in einem neuen Land. Manches ist fremd und manches gleich. Die freiwilligen Helfer von TransFair leisten wichtige Integrationshilfe für Migrantinnen und Migranten und erleichtern den Familien den Neuanfang. Salü unterstützt die Vermittlung und richtet sich an Kinder im Vorschulalter. Die Kinder werden in einem interaktiven Aufgabenbuch durch einen «Tag im Herbst» geführt. Sie werden animiert, den Alltag zu beobachten; durch themenspezifische Übungen werden ihre Feinmotorik und Kreativität gefördert. Das Buch wird durch Bastelutensilien und einen Glücksbringer, der als Begleiter dient, in einer Tragetasche ergänzt. Somit dient das Aufgabenbuch zur Vermittlung der Alltagskultur wie auch als experimentelles Bastelbuch. Die herbstliche Reise beginnt morgens beim Zähneputzen und endet am Abend beim Sternezählen. In dieser Zeitspanne werden kleine Abenteuer rund um die Schweiz zu einer informativen und kreativen Beschäftigung der Kinder.
Das Projekt Local Colours entwickelt Textilfarben aus pflanzlichen Abfällen der regionalen Lebensmittelindustrie. Früchte- und Gemüseschalen sind die färbenden Teile der natürlichen Farbstoffe. Die äusseren Zwiebelhäute wie auch die äusseren Rotkohlschichten werden in Landwirtschaftsbetrieben vor dem Verkauf entfernt und tonnenweise kompostiert. Dasselbe gilt für die Schalen von exotischen Früchten wie Avocados und Granatäpfeln, die in der Schweiz verarbeitet werden. Sie gelten deshalb hierzulande trotz ihrer Herkunft als lokaler Abfall. Local Colours verwendet all diese Abfälle und schenkt den Nahrungsmittelresten vor der Kompostierung ein zweites Leben.
Das Projekt zeigt beispielhaft verschiedene Einsatzmöglichkeiten von Local Colours an Hand verschiedener Schweizer Mode- und Lifestyle-Unternehmen von «Switcher» bis «Freitag» und unterstützt damit die nachhaltige Produktion von Schweizer Unternehmen.
Die Verwendung natürlicher Local Colours impliziert, dass sich die Farben im Laufe der Zeit verändern. Dieser natürliche Vorgang provoziert verschiedene Anwendungsmöglichkeiten, wie Dip-Dye und Used-Look, und hebt sich so von standardisierten industriellen, synthetischen Farben der Textilindustrie ab. Unternehmen können dieses Storytelling nutzen und Konsumentinnen und Konsumenten so zu nachhaltigem Denken und Konsumieren verführen.
Als Masterarbeit konzipiert, schrieb und gestaltete die Autorin ein biografisches Kochbuch über ihre Oma. Wie so viele Großmütter beherrscht diese die Kunst des Kochens unglaublich gut, vor allem kocht sie leidenschaftlich gerne. In ihrer Küchen-Choreografie sitzt jeder Handgriff, zu jeder Zutat weiß sie eine Anekdote. Für das Buchprojekt lässt sie die Autorin in ihre Töpfe schauen und verrät ihr Geheimnisse aus ihrer Küche und ihrem Leben – was bei ihr zusammengehört. Die Gespräche führen immer wieder zum guten Essen: Vom Sauerkraut ihrer Kindheit im Bayrischen Wald, über die Flucht vor der Landwirtschaft mit ihrem Frieder nach Schwaben, bis zur ayurvedischen Gemüsepfanne in ihrem sportlichen Single-Haushalt. Zwei Frauen aus zwei Generationen im Gespräch – begleitet von Fotografien ihrer Hände beim Kochen.
Das Buch wurde im Eigenverlag veröffentlicht und steht auf der Shortlist der schönsten deutschen Bücher 2016.
Blumenstrauss und Weinflasche – das sind die Standard-Mitbringsel fast aller ratlosen Eingeladenen. Gewiss, es ist nicht immer leicht, ein ideales Geschenk für die Gastgeber / innen zu finden; oft fehlt auch die Zeit oder das Wissen. Während man nun eine Flasche Wein wenigstens trinken kann, landet der Blumenstrauss nach ein paar Tagen im Abfall, im besseren Fall auf dem Kompost.
Hier setzt das Konzept der Mampfsträusse an. Es gibt dem Blumenstrauss einen Mehrwert: Jeder Strauss bekommt ein zweites – kulinarisches – Leben, indem ihn die beschenkten Gastgeber zu einer wohlschmeckenden Mahlzeit weiterverarbeiten können. Die zu einem Strauss gebundenen Blumen, Kräuter und Blätter sind nicht nur essbar; sie sind Teil eines mitgelieferten Rezepts und verleihen dem zu kochenden Gericht seine Geschmacksidentität. Auf den visuellen und olfaktorischen Genuss der Blumendekoration folgt der Genuss auf der Ebene des Geschmackssinns. Zudem hat der Strauss, da er aus essbaren Blüten und Blättern besteht, auch eine ganz andere Ästhetik als Blumensträusse vom Floristen um die Ecke. Zusammen mit dem mitgelieferten Rezept erfindet der Mampfstrauss den Blumenstrauss neu und ist ein ebenso originelles wie ästhetisches und nachhaltiges Mitbringsel.
Das Projekt Urban Fox kreiert Produkte und Kleinserien aus dem Stadtzürcher Fuchsbestand, verwertet die Pelze teildomestizierter Wildtiere und bewahrt sie so vor der Mülldeponie. Die Produktserie für Großstadt-Nomaden besticht durch zeitloses, schlichtes Design und Funktionalität, wird in der Schweiz produziert und ist als Limited Edition – je nach Verfügbarkeit und Sterberate des Fuchses – erhältlich.
Die Gewinnung erfolgt ausschließlich über die regulatorischen Organe bzw. staatlichen Fachstellen, wie «Grün Stadt Zürich», welche die Bestände unter hygienischen, epidemiologischen und städtebaulichen Gesichtspunkten bejagen und kontrollieren. Im Umkehrschluss dürfen keine Füchse auf Nachfrage gejagt werden. Urban Fox positioniert den Stadtfuchs weg vom geduldeten « Ungeziefer » hin zum geachteten Nutztier und deklariert die städtische Herkunft des verwendeten Pelzes: nämlich die unmittelbare Nachbarschaft. Ziel ist es, mit den Produkten, von wärmenden Stirnbändern bis schützenden Base-Cape-Fahrradmützen, eine öffentliche Debatte zu lancieren, von welcher auch Tierschützer profitieren. Urban Fox arbeitet mit Transparenz aus eigenem Antrieb, verarbeitet, anders als andere Kürschner, das vollständige Fell und sorgt für die Sensibilisierung der Konsumentinnen und Konsumenten.
Bei steigender Nachfrage bleibt das Angebot limitiert, ausser die Beschaffung würde auf weitere urbane Lebensräume, auch im nahen Ausland, ausgedehnt.
"Schreiben ist für mich eine Antwort auf das Leben."
Franz Hohler
Die Arbeit sucht und findet Gründe, warum es sich für Armutsbetroffene lohnt, ihren Lebens- und Leidenslagen schreibend zu begegnen. Dabei setzte sich die Autorin mit psychischen Belastungen auseinander, die mit Armut in der Schweiz verbunden sind, sowie mit dem therapeutischen Schreiben. Und sie schlägt die Brücke zum professionellen Schreiben: Die Schweizer Schriftstellerinnen und Schriftsteller Franz Hohler, Tanja Kummer, Thomas Meyer, Milena Moser und Peter Stamm wurden zu ihrem Schreiben befragt: einem Schreiben, das nicht therapeutisch motiviert ist, in fiktive Welten vordringt, dabei aber ebenfalls bereichern, beglücken, befreien kann. Als praktischer Teil wurde in Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Tanja Kummer sowie der Caritas Zürich eine Schreibwerkstatt mit Armutsbetroffenen realisiert und eine Publikation erarbeitet, die alles vereint und verbindet.
Der momentan herrschende Fitnesswahn hat die sozialen Netzwerke erreicht. Junge Frauen und Männer werden zu perfekten Selbstdarstellern und präsentieren sich und ihre Körper selbstbewusst auf öffentlichen Plattformen. Es entsteht eine Verschiebung im Umgang mit Privatsphäre und Öffentlichkeit. Es herrscht eine Lust am digitalen Exhibitionismus, eine Lust, sich zu zeigen, eine Lust an narzisstischem Daten-Striptease im Internet.
« Couple Fitness », ein neuer, kurioser Fitnesstrend, treibt diese Lust auf die Spitze. Es findet eine detaillierte, dramatische, intime, fast schon pornographische Körper- und Selbstinszenierung als Liebespaar
im Netz statt. Die verliebten Paare betreiben engumschlungen Fitnessübungen miteinander, aufeinander, hintereinander, übereinander und untereinander. Ihre gefilmten Workouts mit Titeln wie « A couple that trains together stays forever » stellen die Paare online und, das mit Erfolg – beinahe vier Millionen Views hat das meist geklickte Video. Ihren Erfolg messen die Paare also bequem zu Hause an der Menge der Views und Likes im Netz. So scheinen der Wunsch nach medialer Aufmerksamkeit und die Inszenierung als Paar genauso zu «Couple Fitness» zu gehören wie das Optimieren des Körpers.
Der Kurzfilm « ♥Fit together is fit forever♥ » thematisiert auf überspitzte Weise den Trend « Couple Fitness » und Themen des digitalen Exhibitionismus.
Man muss ständig an sich arbeiten, um zu bleiben, wer man ist: Vom Stapferhaus Lenzburg zum "Haus der Gegenwart". Vergegenwärtigung einer bewegenden Identität
Das Stapferhaus Lenzburg schafft mit seinen Ausstellungen Räume zur Auseinandersetzung mit Gegenwartsfragen. Zum Zeitpunkt seiner Masterthesis hatte der Autor als Kommunikationsverantwortlicher des Stapferhauses die Aufgabe, die Identität seines Arbeitgebers in die Öffentlichkeit zu tragen.
In naher Zukunft soll das Stapferhaus zum "Haus der Gegenwart" (Arbeitstitel) werden: Das provisorische Zeughaus, wo die Stapferhaus-Ausstellungen seit 13 Jahren gezeigt werden und der Stiftungssitz auf Schloss Lenzburg sollen durch einen Neubau abgelöst werden, der am Bahnhof Lenzburg Büro- und Ausstellungsräumlichkeiten unter einem Dach vereint.
In diesem Veränderungsprozess auf dem Weg zum "Haus der Gegenwart" drängt sich für den Autor die Frage auf, woraus sich diese Identität überhaupt konstituiert: "Wer sind wir, was tun wir, woher kommen wir und wohin gehen wir?" In Gesprächen mit acht Personen, die alle in einem unterschiedlichen Verhältnis mit dem Stapferhaus in Verbindung stehen, macht der Autor für die Kulturkommunikation relevante Identitätsfragen exemplarisch sichtbar und verhandelbar. Die anschliessende Theoriearbeit in Form einer Diskursanalyse befasst sich mit der Bewegung von statischen hin zu dynamischen Identitätskonzepten - mit Implikationen für die Kommunikationspraxis einer Kulturinstitution, die ständig an sich arbeitet, um zu bleiben wer sie ist.
Man muss ständig an sich arbeiten, um zu bleiben, wer man ist: Vom Stapferhaus Lenzburg zum "Haus der Gegenwart". Vergegenwärtigung einer bewegenden Identität
Die Appenzeller Bauernmalerei zeigt in ihrer traditionellen Form eine heile Welt mit beschaulichen ländlichen Ansichten. Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie diese Abbildungen aussehen könnten, wenn sie die Gegenwart statt der Vergangenheit und die Realität statt einer Idealisierung darstellten.
Dazu setze ich je ein fiktives Dorf aus den drei Grosslandschaften der Schweiz in Szene: einerseits eine von idyllischer Natur umgebene Ortschaft im Jura, die nicht an einer wichtigen Verkehrsachse liegt und die mit dem Lädeli- und Restaurantsterben zu kämpfen hat; andererseits eine Gemeinde im Mittelland, welche über einen Autobahnanschluss verfügt und sowohl die Vor- als auch die Nachteile dieser Tatsache spürt; schliesslich ein Alpendorf, das im Winter vermehrt unter Schneemangel zu leiden hat und sich deshalb als Ferienort auf der Suche nach möglichen Neuausrichtungen befindet. Die ästhetischen Merkmale der Originale verknüpfen sich mit dem Neuen, damit Assoziationen geweckt und die Vergleichbarkeit der beiden Ansätze begünstigt werden.
Das Ergebnis sind drei Lebenswelten, durch die sowohl positive als auch negative Aspekte von Fortschritt und Wandel veranschaulicht, der Fokus sowie das Bewusstsein auf das Unspektakuläre gerichtet und die Identitätssuche der Schweiz illustriert werden. Dabei sind die behandelten Themen aktuell und omnipräsent in den Medien. Die Motive sind schliesslich dazu geeignet, auf verschiedene Produkte und Souvenirs übertragen zu werden.
Jedermann trägt Socken; trotzdem stehen sie am Rande der Garderobe. Sie komplettieren das Outfit, sollen aber im Hintergrund bleiben. Die Schleife hat ein verstaubtes Image, doch sie ist auf dem Weg zurück in die Herrengarderobe. Die zwei Accessoires - Socken und Fliegen - sollen eine neue und bedeutendere Rolle bekommen. Twinset widmet sich diesen unbeachteten Kleidungsstücken und kombiniert sie zu einem zweiteiligen Set. Damit gibt es dem Träger die Möglichkeit, sein Outfit aufzuwerten und Akzente zu setzen. Die Kombination der zueinander passenden Socken und Schlei-fen fängt den Blick des Betrachters und überrascht. Der Look der ersten Zwillingskollektion bewegt sich zwischen klassischen und verspielt coolen Designs. Twinset soll neue Wege eröffnen, sich im Alltagsgrau durch das gewisse Etwas abzuheben.
Das Souvenir ist ein Gegenstand, den man als Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis oder einen Ort nach Hause nimmt und aufbewahrt. Für meinen «Souvenirshop» entwickelte ich Mitbringsel für Länder, aus denen die meisten Asylgesuche in der Schweiz eingehen. Dem Reisen, welches mit dem Souvenir konnotiert wird, stellte ich die Flucht gegenüber. Diese Verschiebung wird dadurch unterstrichen, dass man Souvenirs aus Orten, in denen es aktuell fast keinen Tourismus gibt, in der Schweiz erwerben kann - ohne Reise und ohne die damit verbundenen Erlebnisse. Anstelle der glorifizierenden Sujets sind die Konflikte der jeweiligen Orte auf den einzelnen Produkten abgebildet: Erinnerungen, an die man nicht erinnert werden möchte. Mit meiner Arbeit möchte ich aktuelle Konflikte thematisieren, Fragen aufwerfen, zum Nachdenken und zur Diskussion anregen.
Essen hat für jede Person eine andere Bedeutung und kann viele Erinnerungen beinhalten. Für mein Projekt «Geschichten in Gerichten» habe ich mich auf die Suche nach diesen Erinnerungen gemacht. Ich habe zwanzig Personen aus verschiedenen Nationen besucht, die für mich ein Gericht gekocht haben, mit dem sie eine besondere Erinnerung verbinden. Ich habe diese Menschen beim Kochen fotografiert und ihre Erinnerungen aufgeschrieben. Die porträtierten Personen haben mir zudem das Rezept und ein Foto aus ihrer Vergangenheit gegeben, welches ihre Erinnerung visualisiert. Mit diesen vier Ebenen – meiner eigenen Fotostrecke, den textlich festgehaltenen Erinnerungen, den persönlichen, alten Erinnerungsfotos und den Rezepten – habe ich ein Buch gestaltet, das in erster Linie einen persönlichen Einblick in das Leben verschiedener Menschen ermöglicht.