Diese beiden Vermittlungsprojekte sind innerhalb der diesjährigen Kunstbiennale Manifesta 11 entstanden. Fünf Master-Studentinnen des Studiengangs Art Education/Curatorial Studies (ZHdK) haben in Kooperation mit der Kunstbiennale Manifesta 11 zwei Formate entwickelt, die das Thema «What People Do for Money. Some Joint Ventures» erweitern und gleichzeitig kritisch hinterfragen.
Eine Juristin, zwei Lehrlinge der SBB, eine Beraterin und ein Interaction-Designer unterhalten sich Ende Juni auf der Josefwiese in Zürich über unbezahlte Pausenzeiten, prekäre Arbeitsbedingungen im Kulturbereich und vielfältige Bildungswege. Auch wenn sie im gleichen Stadtteil arbeiten, treffen sie während dieser gemeinsamen «Mittagspause» das erste Mal aufeinander. Ein langer Tisch mit Getränken und frischem Obst bietet an zwei Tagen auf der Josefwiese die Gelegenheit, mit fremden Menschen in Kontakt zu treten und sich während des Mittagessens nicht nur mit den eigenen Arbeitskollegen zu unterhalten.
Um Kontakt geht es auch bei der Stadtführung «Spielraum Zürich»: Hierbei erfahren die Teilnehmenden neue Perspektiven und Berührungspunkte mit dem Zürcher Stadtraum. Unter einer Autobahnbrücke sitzen mehrere Menschen und lauschen still den Geräuschen der vorbeifahrenden Autos. Kurz zuvor haben sie sich unter einen Brunnen gesetzt und den urbanen Raum aus einer anderen Perspektive erfahren. Während des gemeinsamen Spaziergangs werden die Teilnehmenden aufgefordert, ihr Wissen und ihre Erfahrung mit den Anderen zu teilen und mit ganzem Körpereinsatz die Stadt Zürich neu kennen zu lernen.
Als wichtige europäische Kunstausstellung, neben der Documenta in Kassel und der Biennale in Venedig, lässt sich die Manifesta seit 1996 alle zwei Jahre an einem anderen Ort nieder; zuletzt 2014 in St. Petersburg. Passend zu einer Stadt, die wirtschaftlich floriert und Platz drei der teuersten Städte der Welt belegt, macht der Themenschwerpunkt «What People Do for Money. Some Joint Ventures» auf die vielfältigen Arbeitsfelder und Berufstätigen der Stadt Zürich aufmerksam. Der Künstler und Kurator der 11. Manifesta, Christian Jankowski, bringt mit seinem kuratorischen Konzept 30 Künstler_innen aus der ganzen Welt mit Berufstätigen aus Zürich zusammen. Die bei der Zusammenarbeit entstandenen Kunstwerke werden in Kunst-Institutionen wie dem Löwenbräukunst-Areal, dem Helmhaus oder dem Cabaret Voltaire gezeigt. Ergänzend zu den neu entstandenen Kunstwerken finden sich in der «Historical Exhibition» Kunstwerke aus vergangenen Jahrzehnten, die sich ebenfalls mit dem ThemaArbeit auseinandersetzen. Auf dem «Pavillon of Reflections», einer schwimmenden Plattform auf dem Zürichsee, werden die Kooperationen zwischen Künstler_innen und Berufstätigen durch kurze Dokumentarfilme sichtbar gemacht. Weitere Ausstellungsorte sind die sogenannten Satelliten: Orte, die mit den unterschiedlichen Berufsfeldern zusammenhängen, wie zum Beispiel ein Schulhaus, eine Zahnarztpraxis oder ein Hundesalon.
Die beiden Vermittlungsprojekte «Mittagspause» und «Spielraum Zürich» bewegen sich auf unterschiedliche Art und Weise in diesem Themenfeld. Während bei dem gemeinsamen Mittagstisch das Phänomen der Pause als wichtiger Bestandteil der arbeitenden Gesellschaft untersucht wird, findet die spielerische Stadtführung neue Zugänge und Perspektiven auf den urbanen Raum und bietet eine Unterbrechung zu den Ausstellungsbesuchen während der Manifesta an. Beide Projekte haben die Eigenschaft in Form von einer Pause – sei es von der eigenen Arbeit oder dem Besuch der Kunstbiennale – Teilnehmenden Zeit zum Nachdenken zu ermöglichen.