Zwei Landschaften in zwei verschiedenen Ländern. Beide hatten über Äonen hinweg ihr eigenes Dasein. Heute teilen sie sich den Raum, geben ihr Innerstes und ihr Äusserstes ab. Stück für Stück wird von ihnen abgetragen, sie bekommen eine neue Identität und eine neue Funktion, Zuspruch, Bewunderung und vielleicht auch Ehrfurcht.
Sie werden verwundet, kommen in den Kreislauf, werden transformiert und generieren eine teils groteske, teils widersprüchliche Ästhetik.
Beim Wandeln, fasziniert sein, sich Zeit nehmen, verweben sich Gespräche, Geschriebenes, Gefilmtes.
Die Arbeit untersucht vier von der Autorin konzipierte Silent Walks als Ereignisse, als künstlerische Formate und als kollektive Erfahrungsräume. Während dieser Spaziergänge sind die Teilnehmenden schweigend und in unterschiedlichen Gruppen im urbanen Raum der Stadt Zürich unterwegs. Die Dokumentation der Silent Walks durch aufgezeichnete Geräusche, Fotografien, zeichnerisch festgehaltene Körperbewegungen und Befragungen der Teilnehmenden dient der Masterarbeit als grundlegendes Datenmaterial. Aus dessen Auswertung lässt sich schliessen, dass sich die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden trotz erhöhter visueller und akustischer Wahrnehmung während des Silent Walks stark auf die Gruppe, auf die soziale Interaktion und auf die Fremdwahrnehmung richtet. Von dieser Erkenntnis ausgehend wird das Format des Silent Walks im Rahmen der Arbeit als kollektive und individuelle Anlage befragt. So werden Quellen von Irritationen im Zusammenhang mit kollektiv angelegten Ereignissen für weiterführende Szenarien beispielsweise als aktive Mitspieler:innen begriffen.
Zukunfts- und Trendinstitute sprechen von einem Wandel im Umgang mit Tod. Unter dem Begriff «New Death» wird ein Richtungswechsel prognostiziert: «Death is changing. Both the way we see it and the way we handle it are being challenged.» (the futurelaboratory) Vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert war der Tod stets etwas Soziales und Öffentliches. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts hat er seine Selbstverständlichkeit verloren. Dies gilt vor allem für unsere industrialisierte und technisierte Gesellschaft, die den Tod zunehmend als etwas Negatives und Schmutziges betrachtet. Hauptgründe für das negative Verständnis von Tod im 20. und 21. Jahrhundert sind die fortschreitenden Urbanisierungsprozesse, die die infrastrukturelle Auslagerung des Todes mit sich brachten, sowie die rasante Beschleunigung unseres Alltagslebens. «Die Gesellschaft legt keine Pause mehr ein. Das Verschwinden eines einzelnen unterbricht nicht mehr ihren kontinuierlichen Gang. Das Leben der Grossstadt wirkt so, als ob niemand mehr stürbe.» (P.Ariès). Als Beispiele seien das zeitlich stark reduzierte Tragen von Trauerkleidung und das vermeintliche Verschwinden der Leichenwagen aus unserem Alltagswelt genannt. Früher trug man ein Jahr lang Trauerkleider und Angehörige, Nachbarn und Freunde feierten mit den Sterbenden den Tod, heute nimmt man diskret und pikiert an einem Leichenschmaus teil. Das Modul «Todsicher - Styling für das Lebensende» möchte dem Sterben und dem Tod mehr Sichtbarkeit verleihen und Fiktionen zum Tod mit Hilfe von Stylings, Ausstattungen und Szenografien visualisieren. Es sollen Fotostrecken entstehen, die zum Denken anregen und spielerisch und spekulativ dem Tod durch Design mehr Attraktivität verleihen. Schließlich geben wir in der letzten Lebensphase weder unsere Individualität noch unseren Style an Medizin, Pflege und Angehörige ab.
BIOGRAFIE
Chih-Ying Lin, geboren in Taipei, studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien Bühnen- & Filmgestaltung. 2021 fing sie ihr Masterstudium «Bühnenbild» an der Zürcher Hochschule der Künste in Zürich an. Dieses schloss sie im Januar 2024 ab.
Nach einigen Bühnenassistenzen und Projekten in der Filmausstattung, konzentriert sich sie momentan auf die szenische Arbeit im Theater, mit einem Fokus auf Bühnenbild und Licht, in Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden aus den verschiedenen darstellenden Bereichen.
DIPLOMPROJEKT
“to find a world, maybe you have to have lost one. Maybe you have to be lost. The dance of renewal, the dance that made the world, was always danced here at the edge of things, on the brink, on the foggy coast.” - Ursula K. Le Guin
Wie beschreiben wir die Welt, in der wir leben? Wie erleben wir sie und wie gehen wir mit der Veränderbarkeit der Welt um? Was erzählen wir uns über die neuen Welten? to end utopia/schönes leben vereint die Diplomprojekte von calendal (MA Regie) und Chih-Ying Lin (MA Bühne) und geht von konkreten Beschreibungen der Gegenwart aus, um in abstrakte Beschreibungen von in-der-Welt-sein zu kommen und nach Bildern zu suchen, die die Gleichzeitigkeit des revolutionären, gefährdeten, trans*, solidarischen Körpers und die Erfahrung der Vereinzelung abbilden. to end utopia/schönes leben versucht, als Teil einer beschädigten Gegenwart über die Gestaltung der beschädigten Zukünfte nachzudenken. Bewegungen zu finden. Sounds aus Ruinen zu spielen und mit brechender Stimme zu sprechen. how to end to start?
In Zusammenarbeit mit dem brasilianisch-amerikanischen Forscher Felix Toro werden in diesem Projekt die Entwicklungen im nordbrasilianischen Bundesstaat Bahia in den 50er und 60er Jahren untersucht. Insbesondere diejenigen des Museums für Moderne Kunst in Bahia während Lina Bo Bardis Amtszeit (1959 – 1964); des von Anísio Teixeira geschaffenen Schulparks; einer Schule, die neben vielen weiteren Besonderheiten die grösste Wandmalereisammlung modernistischer Maler in Brasilien beherbergt; des «Museums des Südatlantiks», ein vor seiner Eröffnung abgebrochenes Projekt, das ein regionales Museum vorsah – ein interdisziplinärer Ort, dessen Aufgabe es sein sollte, das Gebiet des Südatlantiks zu erforschen.
Ausgehend von kritischen Diskussionen über die Rolle des Museums und der Bildung im Kontext postkolonialer, feministischer, ökologischer und anderer Auffassungen der Moderne und der Aufklärung, erscheint der Fall Bahia nicht nur deutlich anders als das, was damals im übrigen Brasilien geschah, sondern vor allem als ein wichtiger Ansatz, von dem aus das Kunstmuseum und die Bildung neu überdacht werden sollten. Die Museumsschule von Lina Bo Bardi, das «Museum des Südatlantiks», der «School-Park» und die Biennalen von Bahia sind einige der institutionellen Ausdrucksformen des Versuchs, die spezifischen Bedingungen des kolonialen Gebietes zu berücksichtigen und nicht blind die europäischen Modelle zu kopieren. All diese Orte entstanden in ein und derselben Stadt, innerhalb eines Zeitraums von 20 Jahren.
Durch die Kombination von Exkursionen, Archivrecherchen und praktischen Workshops will das Projekt das vergessene Wissen aus Bahia ausgraben, daraus lernen, es weiterdenken und weiterentwickeln.
Marius Wengers Masterarbeit ist Dokumentation und Vermittlung eines ca. zweijährigen Rechercheprozesses im Themenfeld «Öffentlichkeit und Klimawandel» (Ende 2018 – Ende 2020).
Am Anfang stand die Frage, wie Medien im Allgemeinen und der Kulturjournalismus im Besonderen dem Klimawandel zu mehr Aufmerksamkeit sowie zu klimafreundlichen Verhaltensänderungen in der Bevölkerung und somit einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen können.
Der Rechercheprozess war geprägt von mehrmaligen, der Aktualität geschuldeten Abbrüchen, konzeptuellen Änderungen und Neuanfängen: Ausgelöst durch die Klimastreikbewegung erhielt der Klimadiskurs 2019 einen unvermittelten, heftigen Aufmerksamkeitsschub, bevor die Coronapandemie im Frühling 2020 das Thema wieder aus Medien, Politik und Gesellschaft verdrängte und die Klimastreikbewegung (vorübergehend) aus dem öffentlichen Raum verbannte.
DE
“Tiny Miracles” ist eine Gruppenausstellung mit drei Künstler_innen, Cory Arcangel (*1978), Mitchell Anderson (*1985) und Marlie Mul (*1980). Die hier versammelten Positionen werden gemeinhin dem vage gefassten Begriff der “Post-Internet Art” zugeordnet. In ihren spezifischen Untersuchungen nähern sie sich aus unterschiedlicher Warte den über Netzwerke in Umlauf gebrachten Bild-, Erfahrungs- und Konsumwelten. Dabei loten sie ebenso unterschiedliche Medien wie Inhalte aus. Die Gegenüberstellung im Rahmen der Ausstellung im NEST verdichtet und eröffnet neue Spielräume durch analog oder digital aufgegriffene Ready-Mades, die die Begriffe künstlerischer Handschrift und künstlerischen Vokabulars ebenso unterlaufen wie erweitern.
EN
"Tiny Miracles" is a group exhibition with three artists, Cory Arcangel (*1978), Mitchell Anderson (*1985) and Marlie Mul (*1980). The positions collected here are generally assigned to the vaguely defined term "post-Internet Art". In their specific investigations, they approach the worlds of images, experience, and consumption circulated via networks from different perspectives. They explore different media as well as content. The juxtaposition within the framework of the exhibition at NEST condenses and opens up new scope through analog or digital ready-made works that undermine and expand the concepts of artistic handwriting and artistic vocabulary.
Opening: October 24, 2019, 7 - 9 pm
Duration: October 25 - November 15, 2019
NEST, Level 6, Room 6.K03, Toni Area, ZHdK
Lira muss an eine wichtige Veranstaltung. Beim Versuch, aus ihrer Wohnung zu gehen, lässt sie sich aber immer wieder ablenken. Was als Freiheit beginnt, sich im Moment zu verlieren, nimmt langsam zwanghafte Züge an: Ein Ringen mit der Zeit, ein Kampf gegen sich selbst. Begleitet vom Gesang der Oper, in der sie eigentlich sitzen müsste.
ROLLEN (Auswahl)
Maria, Maria Stuart (Friedrich Schiller)
Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends (Peter Licht)
THEATER (Auswahl)
Im Spiegelsaal nach Liv Strömquists Comic, Spieler:in (R: Franziska Autzen, ZHdK 2024)
Warmer Neuschnee in Baracke Nr. 4 nach Ödön von Horváth «Die Bergbahn» (R: Zo Hug, ZHdK 2023)
Steps, kollektive Arbeit mit Viccy Link und Lucas Zibulski (ZHdK 2023)
BFF?, kollektive Arbeit mit Martha Benedict (TiaR-Festival, Zürich 2022)
Don’t Fear Einbruch des Realen, Spieler:in (R: Bruno Brandes, Zentral Wäscherei Zürich, 2022)
WEITERES
klassische und elektrische Gitarre, spielte in verschiedenen Bands
tanzt und singt gerne (wäre am liebsten Background-Sänger:in)
Förderpreisträger:in der Stiftungen: Armin- Ziegler und Friedl-Wald
<i>«Die Fischindustrie fischt pro Minute mit ihren Schleppnetzen am Meeresgrund die Grösse von 4316 Fussballfeldern leer!»</i>
Seit ich klein war, bin ich dem Element Wasser und dessen bunter Unterwasserwelt verfallen. In den vergangenen dreissig Jahren war ich viel auf Reisen. Dabei entging es mir nicht, wie rasant sich der Zustand unserer Meere verschlechterte. Während meinen letzten Tauchgängen bekam ich beinahe nur noch Abfall zu Gesicht. Anstelle blühender Korallenriffe und der vielfältigen Flora und Fauna, erinnert mich der jetzige Anblick oft nur noch an eine leblose Kriegslandschaft.
Die Aussichtslosigkeit, das natürliche Gleichgewicht unserer Meere wieder nachhaltig herzustellen und gleichzeitig zu wissen, dass ich trotz dem Versuch achtsam zu sein, meinen Teil zu dieser Zerstörung beitrage, stimmt mich ohnmächtig und bewegt mich dazu, meine Arbeit dieser Thematik zu widmen.