Für das Training von Computerprogrammen, die mit künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten, werden im Machine Learning-Verfahren Unmengen an Energie und materiellen Ressourcen aufgewendet.
Emanuel Bühler Garcia interessiert das künstlerische Potential intelligenter Sprachprogramme, aber auch der enormen Energieverbrauch dieser digitalen Prozesse. In Allianz mit der künstlichen Intelligenz des Sprachprogramms GPT-3 entstehen spekulative Texte darüber, wie sich zukünftige Organismen entwickeln müssen, um in einer Welt voll von Elektroschrott und Schadstoffen zu überleben. Die beschriebenen fiktiven Organismen werden anschliessend über das fotografische Verfahren der Cyanotypie als seriell angelegte Bilder visualisiert und befragt. Dabei bezieht sich Emanuel Bühler Garcia auf die Botanikerin und Fotografie-Pionierin Anna Atkins und auf deren naturwissenschaftliche Anwendung der Cyanotypie. Auf der Suche nach passenden Umsetzungsmöglichkeiten für fiktive Bilderzählungen und sowohl in Anlehnung als auch Abgrenzung zu Atkins Herangehensweise, setzt sich die Masterarbeit mit den charakteristischen Qualitäten der Cyanotypie auseinander.
In den Museen Europas werden Millionen Objekte aufbewahrt, die aus anderen Kontinenten stammen. Hunderttausende davon befinden sich in der Schweiz. Ein grosser Teil dieser Sammlungen wurde während der Kolonialzeit nach Europa gebracht. Die Bestände dieser Museen und Informationen zu den darin enthaltenen Sammlungsobjekten möglichst breit sichtbar und zugänglich zu machen, ist Anliegen und Motivation der Masterarbeit von Jonas Sebastian Lendenmann. In enger Zusammenarbeit mit Schweizer Museen, die über bedeutende aussereuropäische Sammlungen verfügen, entsteht eine statistische Auswertung, welche die Anzahl der Objekte, deren geografische Herkunft sowie die digitale Zugänglichkeit der Sammlungsinventare umfasst. Das Projekt «CH: Colonial Heritage» vereint grundlegende Informationen für die Vermittlung des Themas und nutzt das Potenzial von Open Data, um die erfassten Informationen für weitere Forschungs- und Unterrichtsprojekte zur Verfügung zu stellen. Eine theoretische Auseinandersetzung mit kunstpädagogischen Perspektiven auf den Umgang mit kolonialem Kulturerbe verortet die Arbeit im disziplinären Kontext.
Link zur Webseite: www.colonialheritage.ch
Mit Hilfe der emanzipatorischen pädagogischen Position von bell hooks und der lernendenzentrierten Didaktik von Christoph Arn blickt die Masterarbeit von Julia Hodel kritisch auf die eigene Unterrichtspraxis und reflektiert Haltungen, Erkenntnisse und Widersprüche, aber auch Ansprüche an Lehrpersonen. Dabei werden Situationen im Schulzimmer über die Erinnerung der Autorin analysiert. Es wird beschrieben, welche Überlegungen in Entscheidungssituationen auftreten und inwiefern sie daran anschliessende Handlungen beeinflussen. Ausgehend von dieser Analyse werden Haltungen und Ansätze, die Bildung als ein transformatives Lernen durch Begegnung denken, beschrieben. Gleichzeitig wird aufgezeigt, dass Lehrpersonen oft mit widersprüchlichen Erwartungen konfrontiert sind, die in bestimmten Momenten zu Interessenskonflikten und Verunsicherung führen. Die Arbeit möchte den Hintergrund dieser widersprüchlichen Erwartungen sowie die Aufgaben der Schule generell mit Hilfe der theoretischen Positionen von hooks und Arn in einem grösseren gesellschaftlichen Zusammenhang verorten.
Aus persönlicher Betroffenheit und im Rahmen ihrer Vermittlungsarbeit im Museum begann Beate Frommelt, Bild- und Zeichenkurse für demente Personen zu entwickeln. Die Erfahrungen in den Kursen ermutigten und motivierten sie, das Konzept stetig weiterzuentwickeln und zu reflektieren. In einem ersten Teil ihrer Masterarbeit legt sie dar, aus welchen Beobachtungen und Begebenheiten die Motivation für die Kursentwicklung entstand. So wird beschrieben, dass sich über die Bildbetrachtung, aber auch im eigenen bildnerischen Tun, für Menschen mit Demenz verloren geglaubte Erinnerungsräume auftun und neue Möglichkeiten der Kommunikation erschliessen lassen. Basierend auf Beobachtungen und Erfahrungen aus den Kursen und mithilfe kunstpädagogischer Theorie sucht die Arbeit nach Kriterien, anhand derer entsprechende Kursprogramme entwickelt werden können. Die Arbeit ist auch mit dem Anliegen verbunden, die Untersuchungsergebnisse modellhaft für entsprechende Vermittlungsprogramme zugänglich zu machen.
Mentorat: Katrin Luchsinger, Bernadett Settele, Christian Vetter
Wie kann ich eine eigene künstlerische Arbeit vermitteln? Was erzählt mir meine Arbeit und wie kann ich diese Erzählungen für andere in einem von mir geschaffenen, vermittelnden Ereignis erfahrbar machen? Welche Erfahrungen, die ich als Künstlerin mache, kann ich auch als Vermittlerin nutzen? Von diesen Fragen geht Kathrin Affentrangers Untersuchung «Lovestories» aus. Die Autorin ersucht zeichnend, schreibend, lesend und reflektierend nach einer vertiefenden Verknüpfung ihrer Selbstwahrnehmungen als Künstlerin und Vermittlerin. In der hybriden Rolle als Künstlerin und Vermittlerin sieht sie ihre Aufgabe darin, körperliche Empfindsamkeit zu teilen und dadurch Resonanzräume zu öffnen. Musikalisch betrachtet kann «Lovestories» als Album und können die Zeichnungen als einzelne, darin vorkommende Lieder gelesen werden. Die Lieder besingen die körperliche Anziehung sowie die Reibung und den Schmerz, der damit einhergeht. Sie fröhnen dem bunten Chaos des Lebens und umschreiben die Ambivalenz des Begehrens und Begehrt-Werdens.
Zuhören bedeutet, in Beziehung zu treten. Ein Klang wird angesetzt, es entsteht eine Geräuschwolke, die in der Schwebe bleibt, bis der Klang auf einen Körper trifft. Doch was passiert mit dem Körper, der den Klang empfängt und wahrnimmt? In der Arbeit wird untersucht, wie Zuhören als soziale und gesellschaftskritische Praxis entwickelt werden kann. Ausgehend von Erprobungen in unterschiedlichen Bildungskontexten, wie im Unterricht für Bildnerisches Gestalten oder einer Reading Group im Hochschulkontext, werden selbstgesetzte Scores umgesetzt, verändert und wiederholt. Entlang der konkreten Erprobungskontexte eröffnen sich Fragen zur Konstruktion von politischen, sozialen und ökologischen Realitäten. Inwiefern fordert Zuhören als gesellschaftskritische Praxis immer auch ein Handeln heraus, das zu gesellschaftlichen Veränderungen führt? Mit Hilfe der Erprobungen von Listening-Praktiken und entlang der konzipierten Scores möchte die Arbeit Handlungsformen und Resonanzräume entwickeln, durch die wir der Natur, der Welt und uns selbst mit mehr Achtsamkeit und Fürsorge begegnen können.
Wasser fliesst durch alle Arten von Körpern und verbindet uns mit anderen Lebewesen und Lebensformen, mit anderen Zeiten und Orten. Um neue Sichtweisen der Fürsorge und Kohabitation zu ermöglichen, untersucht die Masterarbeit von Martina Ehleiter ausgehend von Astrida Neimanis` Theorie des Hydrofeminismus, mit welchen Medien und Strategien Wasserkörper in zeitgenössischen künstlerischen Positionen erfahrbar gemacht werden. Schmelzende Wasserkörper in den Arbeiten der Künstlerinnen Laurence Bonvin und Katie Paterson sowie speziesübergreifende Verbindungen in der Arbeit von Lena Maria Thüring werden dabei zur theoretischen Auseinandersetzung in Beziehung gesetzt. Im künstlerischen Anteil der Arbeit erkundet Martina Ehleiter die Flüssigkeiten und wässrigen Elemente ihres eigenen Körpers. Der Prozess wird mit Hilfe von Drucken, Texten und einer Videoarbeit reflektiert. Fragen der Materie, Relationalität, Ökologie und Fürsorge begleiten sowohl die theoretische Auseinandersetzung als auch den künstlerischen Prozess.
Die Arbeit untersucht vier von der Autorin konzipierte Silent Walks als Ereignisse, als künstlerische Formate und als kollektive Erfahrungsräume. Während dieser Spaziergänge sind die Teilnehmenden schweigend und in unterschiedlichen Gruppen im urbanen Raum der Stadt Zürich unterwegs. Die Dokumentation der Silent Walks durch aufgezeichnete Geräusche, Fotografien, zeichnerisch festgehaltene Körperbewegungen und Befragungen der Teilnehmenden dient der Masterarbeit als grundlegendes Datenmaterial. Aus dessen Auswertung lässt sich schliessen, dass sich die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden trotz erhöhter visueller und akustischer Wahrnehmung während des Silent Walks stark auf die Gruppe, auf die soziale Interaktion und auf die Fremdwahrnehmung richtet. Von dieser Erkenntnis ausgehend wird das Format des Silent Walks im Rahmen der Arbeit als kollektive und individuelle Anlage befragt. So werden Quellen von Irritationen im Zusammenhang mit kollektiv angelegten Ereignissen für weiterführende Szenarien beispielsweise als aktive Mitspieler:innen begriffen.
In der Landschaftsarchitektur wird der Begriff desire lines verwendet, um inoffizielle Wege zu beschreiben: Spuren am Boden, die von Menschen stammen, die vom vorgesehenen Weg abgewichen sind. Desire lines sind Zeugen davon, dass Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben und verschiedene Richtungen einschlagen. Sie zeigen aber auch, dass eine bestimmte Richtung vorgesehen ist und ein Abweichen davon einen Orientierungsverlust bedeuten kann.
Die Masterarbeit erfragt, was es heisst, sich zu orientieren, insbesondere dann, wenn Wege abseits der Norm eingeschlagen werden. Die Orientierung von Körpern im Raum, wird sowohl in der (Bild-/Raum-)Gestaltung sowie in einem zwischenmenschlichen und sozialen Sinn untersucht. Die Arbeit eröffnet drei verschiedene Zugänge: einen malerischen, einen theoretischen und einen narrativen – wobei die Malerei den Ursprung der Auseinandersetzung darstellt. Die halb-fiktiven Kurzgeschichten bieten persönliche Einblicke und eine Ausgangslage, um über Orientierung und inklusive Räume nachzudenken.
Einem Bild zu begegnen heisst, einen Dialog zu führen. Das Bild wird zum Gegenüber, zum Du, zur Gesprächspartner:in. Ein Dialog kann verschiedene Formen haben und auf verschiedenen Ebenen ablaufen. Nicht immer ist es die Sprache, die kommuniziert, denn nicht alles kann in Worte gefasst werden. So können auch Bilder oder Leerstellen Teil eines Dialogs sein. Die Masterthesis von Jael Rappersberger ist ein Selbstversuch. Ein gestalterischer Prozess wird unter Anwendung verschiedener Dialogformen initiiert und protokolliert. Aus einer Reflexion über den Dialog entstand ein Malen im Dialog und so eine künstlerisch-dialogische Praxis, die das Gespräch selbst zum Bildthema macht und visuell befragt.
Josefin Walker befasst sich im Rahmen ihrer Masterarbeit aus einer bildungspolitischen und künstlerischen Perspektive mit dem Comic als Vermittlungsschauplatz. Dieser Ansatz führt in der Konzeption der Arbeit zu einer Verschränkung: Über die theoretische Arbeit und einen darin eingebetteten Erklär-Comic wird die künstlerische Arbeit reflektiert, währenddessen die künstlerische Arbeit auf die Erkenntnisse der theoretischen Perspektive aufbaut. Kernthemen der Arbeit sind dabei Praktiken multimodalen Lesens, inkludierende Vermittlungsstrategien sowie bedeutungsoffenes Erzählen. Die Masterarbeit besteht aus zwei Publikationsformaten: dem formal freien, episodischen Comic «Gloria In Flagranti» und dessen wissenschaftlichem Gegenüber «Glorias Geburt».
We are happy to announce their first exhibition, "I am Santa Sangre.-" by Sabrina Röthlisberger Belkacem, who lives and works in Geneva. Her work takes the form of videos, performances, installations, and texts that address the links between science and death, power and survival. She weaves a rhizome of references from art history to pop-culture, relating to her own reality and social experience.
Santa Sangre is a mysterious creature torn in eight songs; it's a quest for acceptance; it's time to follow a path often left abandoned. The opportunity to question our relationship to reality in a world where appearance matters more than anything. An open-air fairy tale or a magnificent materialization of the fall of an empire, of a civilization, Santa Sangre metaphorizes death and transformation.