Das Forum ist eine Diskussionsreihe, in der künstlerisch-gestalterische, performative sowie theoretische Arbeitsprojekte von Angehörigen der ZHdK disziplinenübergreifend kontextualisiert und zur Diskussion gestellt werden.
Im Herbstsemester 15/16 werden im Forum Z+ studentische Projekte besprochen, die sich noch im künstlerischen Arbeitsprozess befinden. Pro Forumsveranstaltung werden zwei Vertreter_innen aus verschiedenen Departementen zur Diskussion der Arbeitsprozesse eingeladen.
Über den Schmerz und seine Darstellbarkeit
Vor 250 Jahren erschien Gotthold Ephraim Lessings «Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie» — ein Klassiker der kunsttheoretischen Debatte, der mit seiner Unterscheidung zwischen Raum- und Zeitkunst sowie mit seiner Reflexion über die Grenzen künstlerischer Darstellungsfähigkeit von Schmerz bis heute in immer neuen Perspektiven aufgegriffen wurde und wird. Welche Impulse aus Lessings Schrift sind heute mit Blick auf die zeitgenössische Kunstproduktion zu gewinnen — gerade auch hinsichtlich der gewachsenen Bedeutung spartenübergreifender Formate? Was bedeutet das Lessing’sche Paradigma angesichts der heute viel beschworenen Entgrenzung und Hybridisierung der Künste?
Das viertägige Festival (23.–26. November 2016) nahm Lessings kunsttheoretische Laokoon-Schrift als Ausgangspunkt für ein Zusammenspiel von künstlerischen Positionen und geistes- und kulturwissenschaftlicher Reflexion. In performativen und installativen Produktionen sowie unterschiedlichen Tagungsformaten wurden die Grenzen künstlerischer Ausdrucksweise von Schmerz ausgelotet. Gemeinsamer Bezugspunkt der fünf künstlerischen Beiträge aus Musik, Theater, Tanz, Kunst und Design war die Erzählung «In der Strafkolonie» von Franz Kafka, anhand derer die je eigene Darstellungspraxis verhandelt werden sollte. Mit Arbeiten von Philipp Becker/Gerhild Steinbuch, Florian Dombois, Karmen Franinović, Isabel Mundry und Cathy Sharp.
Laokoon 2016
Laokoon 2016 war eine departementsübergreifende Projektinitiative der ZHdK, die in Kooperation mit der TU Darmstadt und der Leuphana Universität Lüneburg entstanden ist und im Verlaufe des Jahres 2016 in verschiedenen Formaten an der ZHdK realisiert wurde. Im Fokus standen der Schmerz und die Darstellungsmöglichkeiten der Künste.
Künstlerische Beiträge
Für das Festival wurden fünf Künstler-Dozierende der ZHdK eingeladen, je ein künstlerisches Projekt zu realisieren. Entstanden sind fünf Statements, welche die unterschiedlichen Disziplinen reflektierten und für die Departemente der ZHdK standen. Der Event stand für eine Begegnung der Künste und führte mit den Beiträgen von Philipp Becker (Theater), Florian Dombois (Kunst), Karmen Franinović (Design), Isabel Mundry (Musik) und Cathy Sharp (Tanz) ausgewählte Positionen zeitgenössischen Kunstschaffens vor.
Tagung
Den Auftakt des Festivals bildete eine Tagung (23. November) mit diskursiven und reflexiven Formaten. Der Anlass stellte die (Un)-Darstellbarkeit des Schmerzes zur Debatte, fragte nach dem Schmerzempfinden von Maschinen und verhandelte eigenen und fremden Schmerz. Gäste waren u.a. Gernot Böhme (TU Darmstadt), Anne Eusterschulte (FU Berlin) und Christian Grüny (Universität Witten).
Der Showroom Z+ zeigte mehrmals jährlich Produktionen von Angehörigen aus allen Disziplinen der ZHdK zu einem bestimmten Thema. Ziel des Showrooms Z+ war es, künstlerische, künstlerisch-wissenschaftliche und gestalterische Projekte aus allen Disziplinen für alle Angehörigen der ZHdK sowie auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zur Diskussion zu stellen.
Die Archive füllen sich seit der digitalen Wende, während auf der anderen Seite Geschichtsbewusst-sein und Erinnerung schrumpfen. Eine Fotografie, so Susan Sontag, bewahrt die Einmaligkeit eines Erinnerungsbildes und bringt das Sich-erinnern-Können gleichzeitig zum Verschwinden. Das gilt umso mehr im algorithmisch durchquerbaren Datenraum, der ebenso sehr alles aufzeichenbar zu machen scheint, wie er es im selben Masse vergleichgültigt. Eine Kultur jedoch, die ihr Gedächtnis verliert, verliert nicht nur ihre Vergangenheit, sondern gleichzeitig auch Zeit und Zukunft. Wie reagiert darauf die Kunst? Gibt es neue Verfahren der Archivierung, der Wiederaneignung von Geschichte und Gedächtnis, des Dokumentarischen? Was tut z.B. das Reenactment, was die affektive Re-Inszenierung des Gewesenen, die Konfrontation von Täter und Opfer am Ort des Geschehens? Diese offenen Forschungsfragen wurden zuerst in verschiedenen Projektformen und Theorie-Praxis-Formaten, dann an den letzten beiden Tagen in Gestalt von Workshops und einer wissenschaftlich-künstlerischen Tagung diskutiert und behandelt.
Z+ war bestrebt, innerhalb der ZHdK departements-übergreifende Netzwerke zu bilden. Die Soirée Surprise bot die Möglichkeit eines informellen Austausches zwischen Dozierenden sowie Angehörigen des Mittelbaus und des administrativ-technischen Personals verschiedener Departemente und Disziplinen.