Im Zentrum der Arbeit «Spuren einer Denkformel in ästhetischen Expeditionen» steht das Theatervermittlungsprojekt „Ästhetische Expeditionen I – III“ (2012-2016), für das die Autorin als Co-Leiterin des Zentrum Theaterpädagogik Luzern (PHLU) verantwortlich war. Der inhaltliche Kern war eine praktische theaterpädagogische Auseinandersetzung mit «Heterogenität als Potenzial». In enger Zusammenarbeit mit Lehrpersonen und deren Klassen sowie der Arbeitsgruppe «Entwicklungsschwerpunkt Heterogenität» der PHLU rückte dabei das Verhandeln von Theaterverständnissen und damit einhergehende Methoden der Theaterarbeit mit den Schüler_innen in den Mittelpunkt.
In einer produktiven Begegnung von Schule und Kunst eröffnete sich kontinuierlich ein neues Forschungsfeld: der Zusammenhang zwischen Anerkennung, ästhetischer Bildung und der Haltung der Lehrperson bzw. der Theaterpädagogin. Geradezu zeitgleich «figurierten» sich die bisherigen Erkenntnisse (erinnernd an das Serendipitätsprinzip) in Form einer Formel. Diese manifestierte sich als eine Abbildung von Konstruktion und Dekonstruktion, Kalkül und Kontingenz, von Identität und Differenz, von produktivem Infragestellen: X ist X ist nicht X.
Um die Spuren des Denkens aus der ästhetischen Expedition III durch den Umgang mit der Denkformel fassbar und diskutierbar zu machen, rückte der Ansatz der teambasierten Aktionsforschung in den Mittelpunkt. Dabei trafen unterschiedliche Überzeugungen, Ideologien, disziplinär verankerte Verfahren sowie verschiedene Professionsverständnisse oder lebensweltliche Erfahrungen aufeinander. Die Formel wurde darin als Analyse-, Vermittlungs- und Reflexionsinstrument nutzbar und vermochte Gewohnheiten, Haltungen, Erwartungen oder institutionelle Vorgaben zu unterbrechen, sichtbar und verhandelbar zu machen. Diese transdisziplinäre Arbeitsweise ermöglichte eine produktive Grenzüberschreitung zwischen Kunst und Bildung, welche in der ästhetischen Expedition III als erweiterte Praktiken des Denkens, Sprechens und Handelns erkennbar wurden.
Ich baue mir eine Fallhöhe.
In meiner künstlerischen Tätigkeit bewege ich mich seit längerem an den Schnittstellen zwischen Bildender Kunst, Video und Performance/Bühnenkunst unter Einbezug von Elementen aus die Populärkultur. Insbesondere die Popmusik und ihre signifikanten Showeffekte, also die Verführungstechniken der Unterhaltungsindustrie, inspirieren mich immer wieder.
Eine wichtige Motivation für das Transdisziplinaritätsstudium ist mein Interesse am Theater. Das Theater als diskursiver künstlerischer Ort, an welchem gesellschaftlich relevante Fragen in Gegenwart und unter Einbezug des Publikums intensiv verhandelt werden. Ich nutze mein Masterprojekt, um mehr zu erfahren über Theatertechniken, Dramaturgie und Inszenierung, Konventionen, über künstlerische Authentizität und die vereinbarte Illusion.
Während des Studiums bin ich einem Forschungswerkzeug aus der Theoretischen Biologie begegnet: dem «Prisoner’s Dilemma-Model», das für die Kooperationsforschung entwickelt wurde. Ich habe die Wissenschaftler, die mit diesem Modell arbeiten, befragt, um mehr über diese Form von Erkenntnisgewinn zu erfahren. Diese radikal vereinfachte und nüchterne Berechnung von hochkomplexen Vorgängen hat mich provoziert. Die Frage wie, respektive ob, und falls nicht, weshalb Kooperation in unserer Gesellschaft funktioniert, ist allgegenwärtig und mächtig. Nichtsdestotrotz setze ich mich dieser Frage aus und entwickle mithilfe von verschiedenen Gesprächen mit Theaterexpert_innen und in Zusammenarbeit mit einem Musiker eine Performance für die Theaterbühne. Der Raster des Modells dient mir als Aktgeber. Ein Experiment.
Das Masterprojekt INHERENT CROSS geht mit einer Schimpansengruppe von 16 Individuen der Frage nach einer Selbstmotivation im Umgang mit Malutensilien nach. Über einen Zeitraum von zwei Jahren (2013 – 2015) wurde den Schimpansen in wöchentlichen Sitzungen die Möglichkeit geboten, sich mit Farben, Pinsel und einer Trägerfläche zu beschäftigen. Den Schimpansen wurde es freigestellt zu partizipieren und sie wurden für die Teilnahme auch nicht mit Futter belohnt.
Die Frage, ob das Hinterlassen einer Farbspur auf einer Trägerfläche ein formaler Ausdruck ist, lässt sich nur über die Intention dahinter verhandeln. Die Ersichtlichkeit der bildnerischen Intention zeigt sich aufgrund von Wiederholungen und Alterationen gewisser Handlungen, wie zum Beispiel das wiederholte Herstellen zweier sich überschneidender Pinselstriche. Aufgrund solcher Beobachtungen können wir eher von einer bildnerisch intendierten Handlung und somit von einem formalen Ausdruck sprechen. Die Faktoren, die zu einer solchen Beobachtung führen können, sind weitaus komplexer als den Schimpansen ein Blatt, ein Pinsel und Farbtöpfe hinhalten – soziale, persönliche und Umwelt bedingte Faktoren spielen eine entscheidende Rolle.
Die Masterarbeit INHERENT CROSS befasst sich deshalb genauso mit den Bedingungen, die dem Untersuchungsgegenstand zugrunde liegen: Was bedeutet es nach einer bildnerischen Intention des Schimpansen zu fragen? Was erwarten wir von einer Antwort auf eine solche Frage? Welche kulturellen Parameter machen den Schimpansen überhaupt zu einem Schimpansen?
Der Musiker SY-the-Brain stellt sich der Wissenschaft zu Verfügung. Er ist der erste Komponist weltweit, dessen Hirn vom Restkörper abgetrennt und an die Hirnmusikmaschine angeschlossen wird. Seine imaginierte Musik wird von nun an mittels Neurotechnik direkt ausgestrahlt.
Haben Sie auch schon mal einen dämlichen Popsong für Stunden mit sich im Kopf herumgetragen? Dies ist ein interessantes Phänomen für Klanggestalter und Musizierende: Die Musik im Kopf lässt sich auch durch reine Gedankenspielerei kreieren und durch blosses Denken transformieren. Professionell Musizierende können in Gedanken akustisch hineinzoomen, einzelne Instrumente und Klänge extrahieren, weglassen, hinzufügen, modulieren und die Lautstärke anpassen.
Wie hören sich imaginierte Klangereignisse an? Welches Potential steckt in diesen mentalen Kompositionen? Welche musikalischen Perspektiven eröffnen sich damit? Lässt sich die Musik im Kopf anzapfen, damit wir sie im Lautsprecher hören können?
Für die Suche nach Antworten bietet sich die Neurowissenschaft als geradezu ideale Disziplin an. Die Erkenntnisse aus der Hirnforschung sind vielversprechend und führen zur Hauptthese, die dem Hörspiel-Szenario von «Hirnmusik» zugrunde gelegt ist: Menschen werden in naher Zukunft imaginierte Musik mittels Neurotechnik hörbar machen können.
Vorerst ist diese Behauptung reine Fiktion, mit Bezügen zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, untermauert mit Aussagen von Komponistinnen und Musikern, gespickt mit philosophischen Reflexionen.
Die Arbeit umfasst das Hörspielskript für die persönliche mentale Umsetzung, angereichert mit Kommentaren, Reflexionen und Referenzen – und die klangliche Umsetzung des Hörspiels in Schallwellen.