Beschreibung | - Wann haben Sie sich das letzte Mal mit einem Menschen 30 min lang unterhalten, mit dem Sie nicht verwandt waren, oder aus Beruflichen Gründen zu tun hatten und der eine vollkommen andere Generation vertritt als Sie? –
Können Sie sich daran erinnern?
David, 22, Student an der ETH Zürich und Walter, 71, Ehrenämtler beim Sportclub Oerlikon. Der eine steht vor dem Beginn seines Berufslebens, der andere hat das Rentenalter bereits erreicht. Beide sind Teil einer Zürcher Gesellschaft. Beide haben die gleichen Rechte und politisch jeweils eine Stimme. Sie sind beide in der Schweiz aufgewachsen. Sie leben beide mit einer Frau unter einem Dach. Sie schauen beide gern Fußball, trinken gerne Bier, haben ein Fable für Technik. Und dennoch sind sie sehr verschieden. - Auf Grund ihrer Generation? –
Wir betreiben Altersforschung, schreiben und lesen Berichte in Zeitungen über die Interessen einer Generation x, y, oder z und glauben, eine Ahnung von den Menschen zu haben, die zu ihr gehören. Doch wann begegnen wir uns im wirklichen Leben, „Live“, „Face to Face“, nehmen uns wahr? – Kitas, Kindergärten, Schulen, Ausbildungszentren, Universitäten, Alters- und Pflegeheime, etc. sind öffentliche Institutionen, die bis auf wenige Ausnahmen (z.B. ihre Lehrer, Betreuer, Ärzte) eine Peergroup vom Rest der Gesellschaft trennen. – Und auch privat sieht es nicht anders aus. Selten gibt es noch ein 3-Generationen-Haus. Patchwork-Familien sterben aus. Frisch ausgezogene Auszubildende haben wenig Zeit für ihre Großeltern, geschweige denn für andere in ihrem Alter. Sie sind mit ihrer eigenen Zukunft beschäftigt.
Immer mehr institutionelle Angebote für zu separierende Altersklassen: Kindergärten bieten verlängerte Öffnungszeiten an, um den berufstätigen Eltern unter die Arme zu greifen. In den Schulen gibt es Nachmittagsunterricht, in dem Schüler noch länger, weiteren Input bekommen um möglichst schnell in ein Studium einsteigen zu können. Große Firmen bieten ihren Mitarbeitern auf ihrem Campus vom Supermarkt über Fitnessstudios, Entertainmentprogrammen bis hin zu eigenen Wohnungen alles an, um sie an das Unternehmen zu binden. Betreutes Wohnen bietet dem alten Menschen schon früh ein sicheres zu Hause und dessen Kindern weniger Aufwand. Man optimiert, um sein eigenes Leben effizient gestalten zu können. - Natürlich macht man sich immer mal wieder Gedanken, wie es wohl werden wird, wenn im Jahr 2040 nur noch 2 Arbeitnehmer auf einen Rentner kommen. Ist das noch würdevoll finanzierbar? Interessiert sich dann noch jemand junges dynamisches für einen Berufsabgänger? Auch wenn es bis dahin noch etwa 24 Jahre(für einen jungen Menschen eine lange Zeit!) dauern wird, ist der Trend zu noch separierteren Parallelgesellschaften ein scheinbar unaufhaltsamer. Es sei denn wir beginnen uns wieder mehr für einander zu interessieren und auf einander Acht zu geben.
Anstatt uns „kurios“ zu finden und übereinander zu sprechen, sollten wir miteinander kommunizieren und uns austauschen.
David und Walter, zwei Generationen in ein und der Selben Gesellschaft, in einer Straße, in dem selben Haus. Sie sind Nachbarn. Noch kennen sie sich nicht. Warum nicht mal einfach klingeln?
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