"Schreiben ist für mich eine Antwort auf das Leben."
Franz Hohler
Die Arbeit sucht und findet Gründe, warum es sich für Armutsbetroffene lohnt, ihren Lebens- und Leidenslagen schreibend zu begegnen. Dabei setzte sich die Autorin mit psychischen Belastungen auseinander, die mit Armut in der Schweiz verbunden sind, sowie mit dem therapeutischen Schreiben. Und sie schlägt die Brücke zum professionellen Schreiben: Die Schweizer Schriftstellerinnen und Schriftsteller Franz Hohler, Tanja Kummer, Thomas Meyer, Milena Moser und Peter Stamm wurden zu ihrem Schreiben befragt: einem Schreiben, das nicht therapeutisch motiviert ist, in fiktive Welten vordringt, dabei aber ebenfalls bereichern, beglücken, befreien kann. Als praktischer Teil wurde in Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Tanja Kummer sowie der Caritas Zürich eine Schreibwerkstatt mit Armutsbetroffenen realisiert und eine Publikation erarbeitet, die alles vereint und verbindet.
Die Appenzeller Bauernmalerei zeigt in ihrer traditionellen Form eine heile Welt mit beschaulichen ländlichen Ansichten. Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie diese Abbildungen aussehen könnten, wenn sie die Gegenwart statt der Vergangenheit und die Realität statt einer Idealisierung darstellten.
Dazu setze ich je ein fiktives Dorf aus den drei Grosslandschaften der Schweiz in Szene: einerseits eine von idyllischer Natur umgebene Ortschaft im Jura, die nicht an einer wichtigen Verkehrsachse liegt und die mit dem Lädeli- und Restaurantsterben zu kämpfen hat; andererseits eine Gemeinde im Mittelland, welche über einen Autobahnanschluss verfügt und sowohl die Vor- als auch die Nachteile dieser Tatsache spürt; schliesslich ein Alpendorf, das im Winter vermehrt unter Schneemangel zu leiden hat und sich deshalb als Ferienort auf der Suche nach möglichen Neuausrichtungen befindet. Die ästhetischen Merkmale der Originale verknüpfen sich mit dem Neuen, damit Assoziationen geweckt und die Vergleichbarkeit der beiden Ansätze begünstigt werden.
Das Ergebnis sind drei Lebenswelten, durch die sowohl positive als auch negative Aspekte von Fortschritt und Wandel veranschaulicht, der Fokus sowie das Bewusstsein auf das Unspektakuläre gerichtet und die Identitätssuche der Schweiz illustriert werden. Dabei sind die behandelten Themen aktuell und omnipräsent in den Medien. Die Motive sind schliesslich dazu geeignet, auf verschiedene Produkte und Souvenirs übertragen zu werden.
Laura Locher setzt sich in ihrer Masterarbeit mit dem Verhältnis von Schnitt beim Filmemachen und Schnitt beim Kleidermachen auseinander. Dabei interessiert sie sich insbesondere für die Schnittstellen zwischen den beiden Bereichen. Für ihren Essayfilm «Schnitt für Schnitt» begleitet sie den Schneider Loran Mscho bei der Eröffnung seiner Schneiderei in Zürich und dokumentiert die ersten paar Monate seiner Geschäftstätigkeit. Der Schnitt des Filmes ist inspiriert von Schnitttechniken aus der Mode, die Locher spielerisch experimentierend auf ihr Filmmaterial anwendet. Der Schnitt als die Wahl, welche Teile des Rohmaterials wie verwendet und zusammengefügt werden, ist entscheidend dafür, was aus einem Stoff wird. Dass dies für das Filmemachen und das Kleidermachen gleichermassen gilt, zeigt Lochers Arbeit exemplarisch auf.
Die performative und installative Arbeit „Schmock 2“ interpretiert und untersucht das gleichnamige ehemalige Münchner Restaurant als Teil jüdischer Gegenwartsgeschichte in Deutschland sowie als Beispiel für die Inszenierung, Kommerzialisierung und Politisierung von Kultur als (gastronomisches) Konsumgut. Das Projekt inszeniert im Rahmen einer 12-Stunden-Performance die Wiedereröffnung des aufgrund antisemitischer Anfeindungen geschlossenen Lokals. In gemeinsamer Arbeit mit Künstler*innen aus Deutschland und Israel wird ein künstlerischer Kommentar zu Antisemitismus in Deutschland, Stereotypisierung, aber auch zur Frage von Archivierungs- und Erinnerungsarbeit im Gegensatz zum lebendigen Diskurs entwickelt. In einer sich anschließenden Ausstellungen werden diese Themen weiter verfolgt.
Eine filmische Dokumentation über zwei Frauen, welche sich in den Iran aufmachten, um eigene Vorurteile über das Leben im Mittleren Osten zu überprüfen. Vorurteile, die aus häufig einseitiger, schleierhafter Berichterstattung und aus Unwissenheit entstanden.
Der Fokus des Filmes liegt auf den persönlichen Erlebnissen der beiden, die sie in einem Land sammelten, in welchem die Verschleierung Gesetz ist – sogar für Touristinnen. Wie gehen sie damit um? Was für Frauen treffen sie an? Was erleben sie in einem Staat, der angeblich von Zensur und Kontrolle bestimmt ist?
Ihre Reise quer durch den Iran bringt die beiden Frauen zu spannenden Menschen, an unbekannte Orte und zur Erkenntnis, dass der Schleier sich nicht auf die Schnelle lüften lässt.
BIOGRAFIE
Vlatko Kultzen, he/him (*1992 in Berlin) studierte Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Dramaturgie in Berlin, Paris und Zürich. Er arbeitet in der Schweiz und Deutschland, war dabei wiederholt für das Berliner Gefängnistheater aufBruch und für die Compagnie Tabea Martin tätig, inszenierte im Kleistforum Frankfurt/Oder an der Bürgerbühne, und entwickelte kollektive Arbeiten zuletzt am Tanzhaus Zürich und an der Gessnerallee mit. Darüber hinaus realisierte er in unterschiedlichen Disziplinen experimentelle Arbeiten wie den Audiowalk STADT ALS TANKE in Zürich, die Gruppen-Videoarbeit WAVE TO HEAVEN im Limmathof Baden, und die Tanz-/Lecture-Performance THE ASSHOLE IS PRESENT fürs TiaR’22.
Vlatko Kultzen war 2021 Stipendiat der Zangger-Weber-Stiftung sowie 2023 Resident am Fleetstreet-Theater in Hamburg.
DIPLOMPROJEKT
Theater zwischen Audiowalk und interaktiver Installation.
Ein volles Parkett täuscht – besser als ein halbvolles es kann – gern darüber hinweg, dass Theater immer schon schlecht besucht waren. Sie werden auch immer schlecht besucht bleiben – weil Repräsentation immer mit Unterrepräsentation einhergeht, egal wie wachsam wir füreinander werden.
Nicht nur zentralperspektivische Sicherheitsarchitekturen, ästhetische Abschottung und akademische Grenzen garantieren also die «Schlecht besuchten Theater», in denen seit Jahrzehnten Millionen Leute fehlen.
Für manche Leute ist allerdings die grosse Leere, die in ihren Tempeln schon so lange herrscht, erst heute sichtbar. Dass sie, angesichts der drohenden Umverteilung dieser Leere in den Theatern, nun behaupten, «das Publikum» bleibe erst neuerdings aus, spricht nur für ihr Unbehagen – angesichts dessen, dass nun Körper, Perspektiven und künstlerische Sprachen die Umverteilung der Unterrepräsentation vornehmen könnten, die lange aus leeren Theatern abgehalten wurden.
Eigenschaft der Repräsentation selbst ist es, Unsichtbarkeit herzustellen und mit Unterrepräsentation gemeinsam zu entstehen.
Erarbeitet mit und von:
Julio Adrian Yanes, Thomas Utzinger, Annika Schäfer, Lea Rüegg, Karl-Matthias Röhm, Carlo Raselli, Merlin Lev Platt, Vlatko Kultzen, Lorenzo Graf, Hanna Donald, Lina Doll, Chih-Ying Lin, Shabnam Chamani und Bruno Brandes.
Fabrice und Lena waren ein glückliches Paar, doch ihre wiederkehrenden Misshandlungen ihm gegenüber lassen ihn in sich zusammensinken. Nach einem erneuten, blutigen Zwischenfall vertraut er sich seinem Freund Tobias an. Eine Entscheidung bahnt sich an.
Hanna und Max ziehen auf ein Haus auf dem Land. Hanna ist schwanger, getraut sich jedoch nicht es ihrem Freund zu sagen. Zudem bemerkt sie die Untreue von Max und das Paar bricht auseinander. Hanna findet einen neuen Mann, der sich jedoch mit dem Kind, welches inzwischen 5 Jahre alt ist, nicht versteht und mit dem Kind um die Gunst Hannas kämpft.
Der Bundeswettbewerb deutschsprachiger Schauspielstudierender – im allgemeinen Sprachgebrauch auch Schauspielschultreffen – findet seit 1990 jedes Jahr am Standort eines der der teilnehmenden Schauspielausbildungs-Institute statt. Er wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und von der Europäischen Theaterakademie GmbH „Konrad Ekhof“ Hamburg organisiert und veranstaltet. Darüber hinaus dient das Treffen dem praktischen Erfahrungsaustausch in Seminaren und Workshops der Schauspielstudierenden und Hochschullehrern untereinander und mit Schauspielern, Regisseuren, Autoren und Dramaturgen aus der Berufspraxis, sowie der Auseinandersetzung mit den technisch-ästhetischen Medien. Das Treffen wird in einer Dokumentation festgehalten und ausgewertet.
In ihrem Praktikum setzen sich Arathy Pathmanathan und Etienne Brandenberg mit dem Schatten auseinander. Sie fördern und vertiefen curriculares Denken am Objekt des Schattens. Schattenbilder werden installativ und performativ erprobt. Die Schülerinnen und Schüler gestalten im Raum Schattenwelten mit Gegenständen, ihrem Körper, Licht, Farbe, Bewegung und Zeit.
Die Umdeutung der Gegenstände wird als Bild sichtbar und nonverbal vermittelt. Wie wird eine bestimmte Atmosphäre erzeugt? Wie zeigt sich das Objekt-Raum-Verhältnis? Welche Materialien funktionieren, welche nicht? Was kann ich weglassen? Wie muss ich mich entscheiden?
Die Umsetzung erfolgt seriell durch Text, Zeichnung, Fotografie, Fotogramm sowie Cinemagramm. Die Serie von Bildern steht in direktem Zusammenhang mit der Narration. Performance, Symbolisierungen und Metamorphosen tragen wesentlich zum erzählerischen Charakter bei und schreiben spontan entstandenen und ambivalenten Bildern neue Deutungen und Geschichten zu.
44 Gipsplatten 28 × 30 × 30 × 5.5 cm
12 × 23 × 30 × 5.5 cm
4 × 12 × 30 × 5.5 cm
Gesamtgrösse: 319 × 128 cm
Wie kann ein Schlagschatten, welcher sich als Fläche in den Raum legt, eine Materialität bekommen und selbst körperlich werden?
Ausgangslage für die Arbeit waren ein nüchterner Seminarraum und sein Inventar, welcher die Bühne für Schattenprojektionen darstellten. Der Schwerpunkt meiner Beobachtungen lag auf der differenzierten Wahrnehmung des Schattens im Raum. Die gewisse Sterilität im Seminarraum ermöglichte mir, die Projektionen genau auf perspektivische Veränderungen und Abstufungen feinster Farbnuancen zu untersuchen.
Das Wissen um die Unmöglichkeit einer abschliessenden Lösung trieb mich durch die diffusen Lichtverhältnisse und diente mir als Strategie für mein gestalterisches Handeln.