Diplomarbeit von Daniela Kienzler in der Fachklasse Fotografie 2006:
"Die „Athletinnen“ sind junge Frauen, die eine Kariere im Spitzensport anstreben. Sie alle sind Schweizer Nachwuchstalente und Hoffnungen und können bereits nationale und internationale Erfolge vorweisen. Ich fotografiere die Frauen in ihrer Wettkampfkleidung an Orten, wo die entsprechende Disziplin ausgeübt oder trainiert wird.
Die Motivation zur Arbeit entsprang autobiografischen Ereignissen. Ich betrieb Skirennsport und wollte Skirennfahrerin werden. Im Unterschied zu meiner Jugend, wurde die Nachwuchsförderung und das Training deutlich professionalisiert. Die Athletinnen entscheiden sich Ausbildung, Tagesablauf und Freizeit an ihrer Zukunft im Spitzensport anzupassen und gehen einen oft harten und anspruchsvollen Weg. Es war die Entscheidung, der jungen Frauen für den Sport und somit gegen den gewöhnlichen Alltag eines Teenagers, die mich beeindruckte. Diese Entscheidung zeigt sich einerseits in ihrer Entschlossenheit, andererseits auch in ihren Körpern und ihrer Haltung.
Die Fokussierung auf junge Frauen beschloss ich sehr früh. Einerseits, da ich selber eine Frau bin, andererseits bilden die Frauen in der eher von Männern dominierten Sportwelt nicht nur in einzelnen Disziplinen immernoch eine Minderheit. Dazu kommt, dass im Gegensatz zum Mann, wo ein durchtrainierter und muskulöser Körper den gängigen Schönheitsidealen entspricht, dieser bei Frauen befremdlich wirken kann.
Die Thematisierung des Körpers und der Gestalt war zentraler Aspekt meiner Arbeit. Mich interresiert, wie sich eine Tätigkeit in die Körper einschreibt und so ablesbar wird. Die Physis der Athletinnen ist geprägt durch die Ausübung der unterschiedlichen Disziplinen. Die Ganzkörperportraits zeigen die spezifisch ausgebildeten Muskeln und Haltungen. Die formale Entscheidung der gleichbleibenden Position der Modelle im Bild, soll die Vergleichbarkeit der Figuren untereinander ermöglichen.
Ich beschloss die Frauen in ihrer Wettkampfkleidung zu fotografieren, da die Kleidung eine wichtige bezeichnende Rolle übernimmt. Sie besitzt eine Funktionalität, sie ist weit oder eng, um Bewegung zuzulassen oder Luftwiderstand zu verringern, usw. Diese funktionalen Eigenschaften verweisen auf Eigenarten der Disziplin, welche die Athletin ausübt. Das Posieren in der Wettkampfkleidung bestärkt die Frauen auch in ihrer Rolle als Sportlerin. Bis zu einem Gewissen Grade übernehmen sie die Rolle einer Fechterin oder einer Judoka, und ihre Persönlichkeit tritt in den Hintergrund."