Anna Gschwend, Sopran;
Sofia Pollak, Alt;
Sunnyboy Vincent Dladla, Tenor;
Pierre Héritier, Bass;
Bachelor-Semesterchor der ZHdK;
Mathias Clausen, Klavier;
Nenad Ivkovic, Klavier Secondo;
Marco Amherd, Harmonium;
Markus Utz, Leitung
montag , 17.02.2014
19.30 Uhr
Zürcher Hochschule der Künste
grosser Saal , Florhofgass e 6, Zürich
www.zhdk.ch/spektrum7
Gioacchino Rossini (1792–1868): Petite Messe solennelle
Kyrie Soli (SATB) con Coro (SATB)
Gloria Soli (SATB) con Coro / Et in terra pax – Soli, Coro / Gratis agimus tibi –
(Soli ATB) / Domine Deus – (Tenore solo) / Qui tollis – (Soli SA) /
Quoniam – Basso solo / Cum Sancto Spiritu – Soli con Coro
Credo Soli, Coro / Crucifixus – Soprane solo / Et resurrexit – Soli, Coro /
E t vitam venturi – Soli con Coro
Offertorium (Prélude religieux)
Sanctus Ritournelle / Soli con Coro
O salutaris hostia Soprane solo
Agnus Dei Alto solo, Coro
Mezzosopranistin Sofía Pollak absolvierte ihr Diplom in Sologesang bei Ahlke Scheffelt, später beim Tenor Rodrigo del Pozo an
der Pontificia Universidad Católica de Chile. Im Mai 2011 schloss sie ihre Gesangsausbildung mit summa cum laude ab. Aktuell
studiert sie an der ZHdK im Master Music Performance (Konzert) bei Werner Güra. Der Auslandaufenthalt wird ihr durch ein Stipendium
des chilenischen Staates ermöglicht.
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Von Kindesbeinen an spielt Anna Gschwend Violine und Viola und sang in Chören mit. Im Sommer 2010 debütierte sie als Barbarina
in der Oper „Figaros Hochzeit“, im Jahr 2012 interpretierte sie die „Nanette“ in der Oper „Der Wildschütz“ bei den Werdenberger
Schlossfestspielen. Seit September 2010 studiert sie an der ZHdK klassischen Gesang bei Lina Maria Åkerlund.
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Auch Pierre Héritier singt bereits als Kind in Chören, nimmt später Gesangsunterricht an den Konservatorien von Sitten und
Freiburg (CH) und beginnt daselbst seine Ausbildung zum Solisten. 2012 erhält er den Bachelor in Gesang der Haute Ecole de
Musique de Genève in der Klasse von Gilles Cachemaille. Seine Ausbildung führt er nun bei der Mezzospranistin Isabelle Henriquez
weiter.
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Der Tenor Sunnyboy Vincent Dladla hat seit September 2013 einen der weltweit begehrten Ausbildungsplätze am Internationalen
Opernstudio Zürich, wo er kürzlich in zwei Produktionen mitwirkte. 2009 erhält er an der University of Cape Town sein Postgraduate
Diploma in Opera mit Auszeichnung. Im Anschluss beginnt er ein Masterstudium an der Musikhochschule Lübeck, das er nach
der Aufnahme ins Opernstudio Zürich an der ZHdK weiterführt.
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Pianist Mathias Clausen studierte am Conservatoire de Lausanne, an der HMT Zürich und an der Haute École pédagogique de
Lausanne mit den Hauptfächern Klavier, Orgel und Schulmusik. Neben seiner Konzerttätigkeit unterrichtet er Klavier und wirkt als
Korrepetitor. Mathias Clausen ist Gründer und künstlerischer Leiter von Rencontres Musik Raron.
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Nenad Ivković studiert Klavier an der ZHdK bei Konstantin Scherbakov. Nenad begann das Klavierspielen mit sechs Jahren,
nahm ab 2001 Unterricht bei Robert Kolinsky an der Musikschule Konservatorium Zürich und begann früh mit kurzen Auftritten
und spielte mit grösseren Ensembles sowie als Solist mit Orchester. Er gewann den 1. Preis am Schweizerischen und am Zürcher
Jugendmusikwettbewerb.
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Marco Amherd studiert an der ZHdK Orgel im Hauptfach bei Andreas Jost, Improvisation bei Tobias Willi und Dirigierunterricht
bei Markus Utz und Beat Schäfer. Neben solistischen Auftritten ist er regelmässig als Begleiter von Chören und Solisten sowie als
Korrepetitor tätig. Seit 2008 ist er ebenfalls Chorleitungsassistent im Oberwalliser Vokalenensemble.
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Der Bachelor-Semesterchor setzt sich aus Studierenden mit instrumentalem Hauptfach im ersten Studienjahr zusammen.
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Markus Utz war von 2001 bis 2008 Bezirkskantor und Musikdirektor am Konstanzer Münster. Er wirkt dort noch als Münsterorganist.
Seit 2007 ist er Professor für Dirigieren und Chorleitung an der Zürcher Hochschule der Künste. Neben Wettbewerbserfolgen
als Organist war er Stipendiat der Scandinavian Bach Academy, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und Finalist
beim „Eric Ericson Award“. Markus Utz ist einer der gefragten jungen deutschen Chordirigenten und Leiter des „ensemble cantissimo“,
mit dem er sich mit besonderen Programmen, zahlreichen Rundfunk-Produktionen und hoch gelobten CD-Einspielungen
einen hervorragenden Namen im In- und Ausland gemacht hat.
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Gioachino Rossini (1792-1868), der in 15 Jahren mehr als 40 Opern geschrieben hatte, zog sich mit nur 37 Jahren von der
Öffentlichkeit zurück und komponierte in den restlichen 38 Jahren seines Lebens, mit Ausnahme des Stabat Mater (1842) und
der Petite Messe solennelle (1863), nur noch kleinere Gelegenheitsstücke. Die Petite Messe solennelle entstand als Auftragskomposition
für den befreundeten Grafen Frédéric Pillet-Will, in dessen kleiner Privatkapelle am 14. März 1864 die Uraufführung im
privaten Rahmen stattfand.
Der fast ironisch anmutende Gegensatz von „petite“ und „solennelle“ im Titel des Werkes charakterisiert die in der Kirchenmusik
einzigartige Komposition auf treffende Weise. So klein die Besetzung mit Soli, Chor, 2 Klavieren und Harmonium ist, die Musik ist
einer Missa solemnis gemäß abendfüllend und in einem großen Gefühlsgestus komponiert. Mit dem ihm eigentümlichen Humor
schrieb Rossini im Autograph an das Ende des Agnus Dei in französisch die folgenden Worte an den lieben Gott, die mit der
doppelten Bedeutung des Wortes „sacré“ („heilig“ und „verflucht“) spielen: „Lieber Gott – voilà, nun ist diese arme kleine Messe
beendet. Ist es wirklich heilige Musik [musique sacrée], die ich gemacht habe, oder ist es vermaledeite Musik [sacrée musique].
Ich wurde für die Opera buffa geboren, das weißt Du wohl! Wenig Wissen, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und
gewähre mir das Paradies.“
In diesen halb-spaßigen Worten schwingt mit, dass sich Rossini durchaus bewusst war, dass seine geistliche Musik vor allem im
protestantischen Deutschland als zu opernhaft, sinnlich, spielerisch und unterhaltsam angesehen wurde. „Das ist keine Kirchenmusik
für Euch Deutsche; meine heiligste Musik ist doch immer nur semi-seria“, erklärte Rossini dem berühmten Wiener Kritiker
Eduard Hanslick, als der ihn bei einem Besuch nach der Petite Messe solennelle fragte.
Tatsächlich hatte man nördlich der Alpen ein anderes Verhältnis zur Kirchenmusik als in Italien. In Deutschland stand die Kirchenmusik
weitgehend in der Tradition der Musica poetica eines Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bachs, nach der die Musik im
Dienst der theologischen Aussage, des Wortes, steht. Rossinis Zugang zeugt hingegen von einer mehr sinnlichen als intellektuellen
Religiösität, nach der der Text nicht Wort für Wort ausgedeutet, sondern auf mehr emotionale Weise erfasst wird, die Raum für
schöne und gefällige Melodien lässt.
Dass Rossini jedoch gerade in seinen letzten Jahren das Werk Johann Sebastian Bachs intensiv studierte, ist in der Petite Messe
solennelle zu spüren, insbesondere in den Fugen des Gloria und Credo, den nach August Wilhelm Ambros „reizenden, geistreichen
Sätzen, um deren Factur jeder Contrapunktist ihren Schöpfer beneiden darf,“ sowie im „Prélude religieux, einem meisterwürdigen
Stück, [...] zu dem der alte Sebastian beifällig lächeln würde“.
Doch ist es vor allem die intensive Ausdruckskraft dieser Messe, die das Werk berühmt gemacht hat. Der Komponist mag seiner
Messe nach außen hin mit ironischen Späßen begegnet sein, sie ist aber ein Werk, in dem sich, in den Worten des Rossini-Biographen
Osborne, „die Hoffnungen, Freuden und Ängste eines Menschen ausdrücken, für den aufrichtige Zweifel und damit eine
gewisse düster brütende Melancholie Bestandteil eines Glaubens ist, an dem er unabdingbar festhält.“
PETITE MESSE SOLENNELLE
Anna Gschwend, Sopran;
Sofia Pollak, Alt;
Sunnyboy Vincent Dladla, Tenor;
Pierre Héritier, Bass;
Bachelor-Semesterchor der ZHdK;
Mathias Clausen, Klavier;
Nenad Ivkovic, Klavier Secondo;
Marco Amherd, Harmonium;
Markus Utz, Leitung