Nomaden sind in Bewegung. Wie kann diese mobile Lebensweise in einem Ausstellungsraum sichtbar gemacht werden? Ziel der vorliegenden Bachelorarbeit war es, am Beispiel einer nomadischen Familie ein Ausstellungskonzept zu entwicklen, das deren zyklischen Bewegungen auf unterschiedliche Arten visuell vermittelt.
Bei der Konzeption eines Ausstellungsraumes faszinierte mich das Entwerfen einer Vielfalt an Visualisierungen. Herauszufinden, welche Bilder die Lebensweise der marokkanischen Nomaden vermitteln und wie die Visualisierungen im Bezug zum Ausstellungsraum stehen, gab der Arbeit eine für mich reizende Komplexität. Den Inhalt für die Ausstellung bildet das ethnoarchäologische Forschungsprojekt von Dr. Thomas Reitmaier. Seit 2017 dokumentiert er die nomadische Lebensweise einer Familie hinsichtlich ihrer Mobilität. Die aus dem Forschungsprojekt in Marokko resultierenden Daten waren die Inspirationsquelle für den Entwurfsprozess. Durch stetige Reflexion und Gespräche mit Experten kristallisierte sich aus dem breitgefächerten Entwurf ein Ausstellungskonzept. In einer letzten Phase ermöglichte das Entwickeln von Prototypen die Klärung der relevanten gestalterischen Fragen. Die Mobilität der erforschten Familie ist durch den halbjährlichen Weidewechsel geprägt – eine Wanderung von 150 km zwischen dem hohen Atlas und dem südlichen Jbel Sarhro. Das Ausstellungskonzept rückt diese Wanderung anhand zweier raumbildender Installationen ins Zentrum. Die Bewegung der Wanderung wird durch ein 8 Meter langes Höhenprofil (Massstab 1:16’000) veranschaulicht. Die Installation ist eine Miniatur der geografischen Wanderung der Nomaden und zugleich eine Projektionsfläche für eine Animation. Dauer, Distanz und Höhendifferenzen, Pässe und Übernachtungen können auf ihr angezeigt werden. Der Installation gegenüberliegend stehen drei hohe Wandbilder – sie stellen Weideplätze und Wanderung dar. Säulenartig bilden sie gestalterische und inhaltliche Eckpfeiler der Ausstellung.
Das Ausstellungskonzept ist auf den Ausstellungsraum 1001 im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen ausgerichtet. Die hohen Wandbilder fügen sich zwischen den Fenstern ein. Die Grafiken und Fotografien nutzen bestehende Vitrinen und die Installation der Wanderung ist auf den Grundriss des Raumes zugeschnitten. Atmosphärisch eher dunkel gestaltet, hebt sich dieser Raum von seiner Umgebung ab und kommuniziert auch inszenatorisch seinen Sonderausstellung-Status.