Hier sieht man, zum Teil zumindest, einen Modelltyp, der sich vorderhand von künstlerischen, wissenschaftlichen und architektonischen grundlegend unterscheidet. Das Modell B777-300 von Boeing dient nicht in erster Linie oder zumindest nicht offiziell der Planung, dem Test oder der Forschung, sondern ist aus einem anderen Grund ein Modell: Durch die Benennung eines solchen Objekts als Modell wird das Augenmerk vom individuellen Objekt weg und auf das Vorbild gelenkt. Jedes nach diesem gebaute Flugzeug wird als Modell B777-300 bezeichnet, womit der Eindruck erweckt wird, dass zwischen den verschiedenen Intanziierungen des Modells, also zwischen verschiedenen Flugzeugen, kein relevanter Unterschied bestehe. Es handelt sich hier um eine versteckte Idealisierung, da sich die verschiedenen Flugzeuge desselben Typs durchaus voneinander unterscheiden, und zwar nicht nur aufgrund unterschiedlicher Kundenwünsche, sondern auch in der Charakteristik ihrer Flugverhaltens und der Art und Weise, wie sie sich für den Plioten anfühlen. Modellbegriffe wie dieser sind interessant, weil sie sich nicht direkt mit herkömmlichen Vorstellungen vereinbaren lassen.
Das Foto bringt das Modell auf schöne Weise mit dem Thema der Skalierung zusammen. Das komplexe Innenleben der Maschine erscheint in den Apparaturen, die zu seiner Herstellung notwendig sind, geradezu nach aussen gestülpt, wo es den Blick auf die aerodynamisch und ästhetisch optimierte Hülle weitgehend versperrt. (rw)
Jean Cocteau skulptiert seinen eigenen Kopf mit Draht. Dieser bereits für sich bedeutungsreiche Vorgang wird durch die Körperhaltung, den Blick, die Position des Werks, die Haltung der Hände, den Schattenwurf des Geflechts auf das Gesicht und auf die Rückwand in ein grosses System von bedeutungsstiftenden Faktoren eingebunden. Dadurch entsteht ein Kräftefeld, das sich unter anderem in Richtung des Verhältnisses von Werk und Modell ausformen lässt: Das Selbstbildnis wirkt auf seinen Schöpfer zurück, erstens, indem es seine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht, zweitens, indem es seine Handlungen und Eingriffe einfordert, drittens, indem es das Gesicht verschattet, die Erscheinung und auch die Selbstwahrnehmung des Künstlers verändert. Cocteau scheint im Begriff zu sein, in das Modell hineintauchen zu wollen. Das Bild macht das "komplexe Gespinst von Effekten und Rückwirkungen" sichtbar, das sich H. Bredekamp zufolge um Modelle herum entspinnt. Dass Cocteaus Körperhaltung zudem an die eines Boxers erinnert, der seinen Gegner zu treffen versucht und sich zugleich vor dessen Schlägen schützen muss, macht deutlich, dass dieses Gespinst nicht immer zart und fragil sein muss.
Es ergibt sich nicht zuletzt daraus, dass beide Seiten Modelle sowohl von- als auch füreinander sind. Innerhalb eines derart kurzen Kreislaufs können die kursierenden Energien hohe Geschwindigkeiten erreichen, von denen nicht nur die Geschichte des Narziss zu berichten weiss. (rw)
"The parsec (symbol: pc) is a unit of length used in astronomy. It is about 3.26 light-years, which is about 30.9 trillion (3.09×1013) kilometres or about 19.2 trillion (1.92×1013) miles. […]
A distance of one million parsecs (approximately 3,260,000 light-years) is commonly denoted by the megaparsec (Mpc). Astronomers typically measure the distances between neighbouring galaxies and galaxy clusters in megaparsecs.
Galactic distances are sometimes given in units of Mpc/h (as in "50/h Mpc"). h is a parameter in the range [0.5,0.75] reflecting the uncertainty in the value of the Hubble constant H for the rate of expansion of the universe: h = H / (100 km/s/Mpc). The Hubble constant becomes relevant when converting an observed redshift z into a distance d using the formula d ≈ (c / H) × z." (http://en.wikipedia.org/wiki/Parsec)
Zu sehen ist eine Art Screenshot der Millenium Simulation der frühen Bildung von Galaxienhaufen und Quasaren. Die Massangabe von 500 Megaparsec verweist auf gigantische Distanzen, sodass dieses Modell hier die grössten Dimensionen innerhalb unserer Modulus-Sammlung aufweist. Ein Parsec misst 30.9 Billionen (sic!) Kilometer, die weisse Linie misst Fünfhundertmillionen Parsec. Linie und Massangabe stellen eine Als-ob-Verbindung her, indem sie die Betrachtenden anweisen, das im Bild Dargestellte so anzusehen, als habe es die genannten gewaltigen Ausmasse. Dass die angewiesene Denkoperation notwendig an einem Mangel an Vorstellungsvermögen scheitern muss, verleiht dem Bild seinen besonderen Witz. Hier greift die Mathematik derart weit aus dem menschlichen Verfügungsbereich hinaus, dass dessen Grenzen deutlich spürbar werden. Da zudem aus physikalischen Gründen die hier dargestellte optische Wahrnehmung des Universums unmöglich ist, wird die schöpferische Kraft solcher mathematisch-digitaler Modelle und Bilder sichtbar. Wohin gehört das Resultat der Bildbetrachtung? In den Bereich der Mythen? Des spekulativen Realismus? Oder einfach in den des Modells? (rw)
Das Bild zeigt, wie heftige Stürme das Dach eines Gebäudes abheben können. Das Haus wurde aus waagerechtem Blickwinkel aufgenommen, sodass man sich vorstellen kann, dem Geschehen in full size beizuwohnen. Im Kontext einer Versicherungsanstalt gelangt das Bild indes in den Assoziationskreis der Panikmache. (rw)
Der GM-Wind Tunnel als leerer Raum. Die Vorstellung ergänzt den Wind, der durch die Räume streicht, imaginiert diesen als auf den Betrachter/die Betrachterin herströmend. Die Vorstellung ergänzt desweiteren Test- und Messzwecke, denen Raum und Wind dienen. Die Leere erscheint als Potentialität, der Windkanal als Möglichkeitsraum, vergleichbar den leeren Räumen einer Künstlerwerkstatt, einer Galerie oder eines Museums. (rw)
"There was a time when I was devoting my life to making the perfect fish. I would work my job, then stay in the shop until midnight. I was losing girlfriends because they knew I was way more into making the perfect fish than going out with them. Fish replicas are pieces of art that last forever. If done properly they will look just as plump and gorgeous as the day they were caught. A stuffed fish tends to shrink and shrivel.
I've done fish replica full time but couldn't make money, so decoys are my steady job and my plan is to go back to fish replica when I retire. I learned from Ron Pittard in Seaside. He's a legend here and around the nation. I'm determined to keep his legacy alive. He did fish that were so far ahead of their time, and he's retired now and his health is shaky. I'm the only one on Earth who knows his method and I have his molds. He didn't pass that knowledge to any of his kids, he passed it to me." (Dave Smith, http://www.oregonlive.com/O/index.ssf/2008/11/oreg…)
Das Zentrum des Bildes liegt in der linken oberen Ecke und der speziellen Verquickung von Licht und Materialität der bläulichen Linsen der Spezialbrille, des blauen Hemds, den Tiefen- und Bewegungsunschärfen, dem herabrieselnden Fiberglas und dem Kontrast zu den scharfen Zonen. Die Modellierung bleibt im Bild unscharf, wodurch dieses eine schöne visuelle Metapher für diesen mitunter schwer greifbaren Vorgang liefert. (rw)
Die Halskette besitzt die Form eines Modells der chemischen Struktur von Endorphin. "Endorphine regeln Empfindungen wie Schmerz (Analgesie) und Hunger. Sie stehen in Verbindung mit der Produktion von Sexualhormonen und werden mitverantwortlich gemacht für die Entstehung von Euphorie. Das Endorphinsystem wird unter anderem in Notfallsituationen aktiviert." (http://de.wikipedia.org/wiki/Endorphine) Das Tragen eines Modells der chemischen Struktur dieses körpereigenen Wirkstoffes verweist freilich weniger auf die Welt der Chemie, als auf die des körperlichen Erlebens. Das Modell als Halskette weist seine Trägerin vielleicht als affektbetonte, lebhafte Persönlichkeit aus. Der direkte Kontakt des Objekts mit der Haut, zudem jener am Hals, unterstreicht diese Assoziation noch zusätzlich. Es wäre davon auszugehen, dass die Trägerin ihre starken Gefühlsregungen ebenso als einen Schmuck ihres Charakters versteht, wie das Modell als ein Schmuck ihres Körpers. (rw)
Das Modell wurde in einer Schulklasse aus Knetgummi und Süsswaren hergestellt. Die Brillianz des Resultats und der Fotografie scherzen unbeabsichtigt über die gegenwärtige naturwissenschaftliche Vorliebe für brilliante Bilder. Anders als dies in Fachkreisen gerne behauptet wird, sind diese keineswegs nur auf Laien und Aussenstehende gemünzt. In der Nanotechnologie etwa spielen die Bilder eine zentrale Rolle bei der Einwerbung gigantischer Drittmittelsummen. (rw)
Der Miniatur"güggel" ist in der Umgebung seiner Entstehung gezeigt, dem 3D-Drucker. Unschärfen weisen auf die Kleinheit des Gezeigten hin. Die Schichten des Objekts sind ebenso klar zu erkennen wie die Grate, die in einem manuellen Arbeitsschritt abzuschleifen wären. Der Bildtitel setzt den 3D-Drucker mit einem Ei gleich, und ruft damit eine reiche Metaphorik über den Ursprung des Lebens und der Kunst auf. Zugleich wird durch die Anspielung auf organisches Leben der Eindruck erweckt, als würde der Güggel noch wachsen. Zeit und Vergrösserung treten als Funktionseinheit auf und prägen die Interpretation des Bildes. (rw)
Beim Boot handelt es sich nicht um ein Skalenmodell. Im Bild wird es aber, insbesondere im Kontext unserer Modulus-Bildersammlung, leicht als ein Skalenmodell wahrgenommen. Das Bild dient als Beispiel einer solchen visuellen Verwechslung. (rw)
"Obwohl Lastkraftwagen (Lkw) durch ihre ungünstige Aerodynamik erheblich an der Umweltverschmutzung durch Abgase beteiligt sind, wird ein Großteil der Güter innerhalb Europas mit Sattelzügen transportiert. In Lkw-Testfahrten auf dem Fliegerhorst der Bundeswehr in Faßberg hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Lasermessverfahren untersucht, wie man die Aerodynamik von Lkw verbessern, den Abgasausstoß verringern und so die Umwelt schonen kann." (http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10…)
Der nach links in die Dämmerung fahrende LKW hinterlässt eine Rauchspur, die sich durch den Fahrtwind verwirbelt. Diese Verwirbelungen werden durch einen Laser sichbar gemacht, der in Form einer senkrechten Fläche von der Wagenmitte nach hinten ausstrahlt. Auf diese Weise entsteht ein Profilschnitt durch ein dreidimensionales dynamisches Feld, das weitgehend aus den Turbulenzen innerhalb des Nachlaufs besteht.
Das Setting ist im Blick auf Modelle und Windkanäle interessant, weil hier bis auf Rauch und Laserstrahl auf sämtliche Elemente verzichtet wurde. Der LKW ist sozusagen Wirbelerzeugen und Messfahrzeug zugleich. Im Vergleich zum Windkanal sind die Verhältnisse teilweise umgekehrt worden. (rw)
Das Bild zeigt zahllose weitere Bilder, deren Bildräume sich in visueller Konfusion miteinander vermischen. Sie sind nicht auf einer zweidimensionalen Fläche, sondern im dreidimensionalen Raum angeordnet und verwandeln das Tableau in ein räumliches Objekt mit unzähligen unterschiedlichen Erscheinungsformen. Die Zwischenräume, Interferenzen und Unklarheiten schlagen, mit G. Boehm gesprochen, in einen Überschuss an Sinn um. Das Bild steht damit als visuelles Modell für unsere Arbeit mit Bildern, Bildtableaus, Präsentationen, Webseiten etc. (rw)