Welche visuellen Zeichen enthält der Kleidungsstil türkischer Postmigranten und lässt sich diese Migrationsästhetik in eine Modeästhetik transformieren?
In Metropolen wie Berlin, Hamburg und Zürich findet eine Verdichtung türkischer Migrantenkultur statt. Es riecht nach Ali’s‐Backwaren und Meraba-Dönerimbiss. Halbstarke Türken mit Kickboxfrisuren und gezupften Augenbrauen prägen das Strassenbild. Eine hybride Lebensweise aus zwei Kulturen manifestiert sich in ihrer Stylekultur. Auf der Basis von Fotografien junger türkischer Postmigranten in Zürich und an Hand von Bildmaterial aus ihrer Alltags‐ und Lebenswelt im Social Web werden kleidungsspezifische Zeichen sichtbar gemacht, decodiert und transformiert. Details und Tragweisen ihrer Kleidung dienen als Vorlage für die Kollektion «Türkenstyle Vallah Geil». Sie ist ein Aneignungstool und dient als Vermittlungskonzept dieser Stylekultur. Warum also nicht die Hose hochkrempeln, den Nike Air Max anziehen und die Bauchtasche umschnallen, um den bislang abschätzig behandelten «Türkenstyle» aufzuwerten und zu einem «Must Have» zu erheben.
Wie verändern sich Leben, Wohnen und Einrichten im 2020 und welche Folgen hat das auf den designorientierten Möbeleinzelhandel?
Die Art und Weise, wie wir in Zukunft leben, wohnen und uns einrichten, wird von verschiedenen Faktoren, Themen und Trends beeinflusst. Eine zentrale Rolle spielen der gesellschaftliche Wandel und technische Innovationen. Der Trendreport Furnishing Futures transformiert Zukunftsszenarien in inspirierenden Stories und zeigt Lösungsansätze für den designorientierten Möbeleinzelhandel in der Deutschschweiz auf. Furnishing Futures widmet sich zukünftigen Innovationspotentialen und stellt zukünftige szenarische Lebensstile dar. Mit Hilfe von Experten-‐Interviews wurde relevantes Wissen aus verschiedensten Bereichen generiert und die Inhalte verknüpft und verdichtet. Der Autor erklärt die klassische demografische Zielgruppen‐Definition für ein Auslaufmodell. Es ist absehbar, dass sich die Möbelgeschäfte sehr viel stärker auf die individuellen Bedürfnisse und Lebenswelten einstellen und ausrichten müssen, um in Zukunft relevant und somit auch erfolgreich zu sein.
Wie und mit welchen Mitteln ist es möglich, eine urbane Erlebnislandschaft für den Standort Zürich zu konzipieren und umzusetzen? Wir leben in einer Remixkultur und die Rekombination von Dingen ist omnipräsent. Auch Orte, Events und Gastronomie werden gemixt: Gärten mischen sich in Restaurants, Märkte verwandeln sich zu Rummelplätzen und fahrende Küchen werden zu Erlebniswelten. Bei einer näheren Betrachtung weltweiter Pioniere von verschiedensten urbanen Gastronomiekonzepten lassen sich 11 Erfolgsfaktoren herauskristallisieren, welche Grundlage für die Entwicklung einer Erlebnislandschaft für den Standort Zürich waren. Das Ergebnis ist Frau Gerolds Garten, eine Testoberfläche, die Garten, Restaurant, Shops und Eventfläche vereint und im Verlauf eines
Sommers geprüft wurde. Die massive Resonanz auf das Projekt hat alle Erwartungen übertroffen und beantwortet durch eine fundierte Analyse im Wechselspiel von Theorie und Praxis die Forschungsfrage, wie und mit welchen Mitteln in Zürich ein vergleichbares Projekt realisierbar ist.
Was ist die Vergangenheit der Zukunft?
What is the past of the future?
Wir produzieren im Diktat des Fortschritts laufend Neues – neue Waschmittel, neue Autos, neue Subkulturen, neue Kunst, neue Theorien. Doch irgendwie ahnt man: Das alles ist schon mal
dagewesen. Wir bedienen uns im Archiv des Vergangenen und kombinieren aus Altem Neuartiges. Es ergeben sich Kopien der Kopien der Kopie – wie neu kann das Neue dann überhaupt sein? Die theoretische Untersuchung der Begriffe Original, Kopie und Remix wird in der Masterarbeit in die Praxis übersetzt und durch die Entwicklung eines Kombinationswerkzeugs, bestehend aus 40 Bauklötzen, explorativ untersucht. Diese sind mit 222 Wortteilen von Trendbegriffen wie glocalisation, freemium, urban farming und aerotropolis bedruckt. Damit kann man aus bestehenden Phänomenbeschreibungen unter anderem Neologismen kombinieren und eine spielerische Antwort auf die Leitfrage dieser Arbeit erhalten; ob es in der Tat nichts geben wird, was es nicht schon gab.
Wie kann Ereignisdesign auf eine gesellschaftliche Werthaltung in Bezug auf Fleisch einwirken?
Ressourcenverknappung und technischer Fortschritt wird den Fleischkonsum verändern. Geprägt durch unsere gesellschaftliche Werthaltung akzeptieren wir manche Entwicklungen, andere lehnen wir ab. Die neue Herausforderung im Umgang mit unserer Ernährung: Mmh! oder Hmm? In dieser Arbeit wird die Werthaltung zu Fleisch mittels Ereignisdesign untersucht. Iterative, gestalterische Experimente dienen zur Datenerhebung. Es wird überprüft, ob und wie mit Ereignisdesign auf die kulturelle Konditionierung eingewirkt werden kann. Aus den Untersuchungen resultiert die MMHorHMM Future|Meat|Gallery, eine Meinungsbildungsplattform, auf der man durch eine körperlichsubjektive Erfahrung zukünftigen Fleischkonsum und Esskultur spielerisch reflektiert und über Alternativen nachdenkt.
Mit welchen Problemen sieht sich ein/e Expert Designer/in in der Erarbeitung und Ausführung sozial ausgerichteter (Design-)Projekte konfrontiert?
Die Welt verändert sich grundlegend und mit ihr auch Design. Als eine der flexibelsten Disziplinen erlebt sie gerade in Krisenzeiten ihr innovativstes Potential. Vor dem Hintergrund ökonomischer und Ressourcen bedingter Diskussionen, auf der Suche nach Sinn-Jobs und unterstützt durch den Konnektivitätstrend entwickelt sich Social Design für Gestaltende zu einem versprechenden wicked-problems-Löser. Doch mit welchen Problemen sieht sich ein Expert Designer/in in der Erarbeitung und Ausführung sozial ausgerichteter (Design-) Projekte konfrontiert? Mit Hilfe von autoethnografischen und partizipativen Methoden ging ich in Mexiko auf die Suche nach Praktiken und sammelte Beobachtungen sowie Erfahrungen. Das analysierte Wissen, das ich durch ein Toolkit ergänze, welches für jedermann zugänglich und überall produzierbar ist, bereitet Social Expert Designer/innen auf Projekte vor, sensibilisiert auf zentrale Themen und assistiert im Feld.
Wie ist es möglich, mit Kindern an einer utopisch‐schöpferischen Zukunftsgestaltung zu arbeiten? Und wie entwickeln sie Fähigkeiten, um eine tragende Rolle in der Umgestaltung unserer Welt übernehmen zu können?
How can we collaborate with kids to create an utopian‐creative future design? And how can children develop skills to reshape our world?
Im Angesicht der Herausforderungen unseres Zeitalters ‐ Klimawandel, Überbevölkerung, Armut und Energiekrise ‐ scheint unsere Gesellschaft gelähmt. Die Probleme sind mittlerweile zu komplex für einen lösungsorientierten Diskurs. Um zu einem produktiven Handeln zurückzukehren, müssen wir die Zukunftsgestaltung für vermeintlich Unbeteiligte öffnen. Was es für eine frische Denkweise braucht, das haben Kinder weltweit gemeinsam: Einen offenen Geist, Unvoreingenommenheit, Erfindungsgabe und Kooperationsvermögen. Doch wie ist es möglich, mit Kindern an einer utopisch‐schöpferischen Zukunftsgestaltung zu arbeiten? Dieses Projekt beschäftigt sich mit Design Thinking als Methode, um mit Kindern an unkonventionellen Zukunftsvisionen zu arbeiten. Dass Design dazu beitragen kann, mit Kindern ein Bewusstsein für die Notwendigkeit eines Umdenkens bezüglich unserer gemeinsamen Zukunft zu schaffen, dieser Erkenntnis widmet sich das Artefakt meiner Arbeit – das Future Mavens Lab.
Wie können wirkungsvolle Interventionen für Partys konzipiert werden, die Freizeitdrogenkonsumenten zur Selbstreflexion anregen?
How can effective interventions for parties be designed to encourage self-‐reflection among recreational drug consumers?
Auf geht’s, ab geht’s, drei Tage wach! Eine Linie Koks da, eine Pille hier, etwas Amphie dort: In den Nächten des Wochenendes dem Alltag entfliehen. Die Nacht zum Tag machen. In eine andere Realität eintauchen. Das ist für manche Menschen fester Bestandteil ihres Lebens. „Merksch scho öppis?“ untersucht mit unterschiedlichen Methoden die Lebenswelt von Freizeitdrogenkonsumenten. Beobachtungen vor Ort sowie bei Beratungsstellen, verteilte Cultural‐Probes‐Pakete für zu Hause und Netnographie als Analyse eines Internetforums geben spannende Einblicke in die Welt der drogenkonsumierenden Partygänger. Die anschliessende Analyse des vielfältigen Datenmaterials gibt Aufschluss, wie Interventionen innerhalb solcher Lebenswelten konzipiert und gestaltet werden können. Anhand der Intervention party*ANIMALS wird exemplarisch das Potenzial der gewonnenen Erkenntnisse gezeigt: Eine partizipative Clubaktion, die Freizeitkonsumenten zur Selbstreflexion anregt.
Wie muss eine Strategie entwickelt werden, die das Selber-‐Reparieren von Haushaltsgegenständen in Zürich fördert?
Die Lampe hat einen Wackelkontakt, der Küchenstuhl kippelt und der Mixer mixt schon lange nicht mehr. Es richten zu lassen wäre schön, aber teuer. Darum: Repariere es selbst! Aber wie? Zürich verfügt über eine erstaunliche Dichte an Angeboten, die beim Selber-‐Reparieren unterstützen können. Der Reparaturwillige kennt oder nutzt diese aber kaum – so die Kernerkenntnis der empirischen Untersuchung. Entwickelt wurde „Reparieren am Dienstag“ – eine Veranstaltungsreihe für den Dienstagabend in Bars. In diesen Momenten der Musse wird Selber-Reparieren inszeniert. Durch aktive Teilnahme der Besucher wird die Freude daran erfahrbar gemacht und im Gespräch auf bestehende Angebote hingewiesen. Ergänzend zu dieser Vermittlungsstrategie schliesst ein Online‐Reparaturatlas die Lücke zwischen Reparaturwilligen und Angebot. Das Projekt ist Anstoss zum Selber-‐Reparieren, denn: Wer’s einmal macht, wird’s wieder tun!
Können Reisebekanntschaften zwischen jungen Besuchern und älteren Gastgebern die gegenwärtige intergenerationelle Kontaktarmut in eine bereichernde Generationenbeziehung verwandeln? Freundschaften pflegen und Kontakte knüpfen sind altersunabhängige Grundbedürfnisse. Einsamkeit entsteht oft dadurch, dass der Bekanntenkreis im Alter kleiner wird. Vorsorge bieten neue Kommunikationsformen in sozialen Netzwerken. Virtuelle Gemeinschaften können jedoch
reale Begegnungen nicht ersetzen. voy‐age.com macht aus Online‐Bekanntschaften Offline‐Erlebnisse, indem es Jung und Alt über das Reisen vernetzt: unterschiedliche Generationen begegnen sich als weltoffene Gastgeber und inspirierende Besuchende. Während der Austausch auf Couchsurfing zwischen Jüngeren stattfindet, öffnet bei voy‐age.com die Generation 60+ ihre Türen: Junge Reisende werden zu Akteuren authentischer Geschichten und zu Avantgardisten einer neuen Reisekultur, dem Vintage‐Travelling. Der soziale Mehrwert liegt auf der Hand: Durch das Teilen von Ressourcen (Raum, Zeit) und Erfahrungen (Wissen) zwischen Generationen profitieren Gast, Gastgeber und die Gesellschaft.
Wie manifestieren sich Geschichten über Fundobjekte in Grenzgebieten?
Die Protagonisten meines Projekts sind in Grenzgebieten gefundene Objekte. Kleider, deren Etiketten entfernt wurden, um jegliche Spur zur Identität des Trägers zu löschen, Turnschuhe mit einem Stück Teppich an den Sohlen, um Fussabdrücke zu verhindern, oder Taschenspiegel, die zum Senden von Signalen dienten, falls Rettung benötigt wurde. Diese Dinge beschwören Geschichten herauf und lassen uns über ihre politische Relevanz nachdenken. Ich sammle diese Objekte und verwende sie in dieser Diplomarbeit, weil ich erforschen möchte, wie sie als Idee in die Welt kamen, wie sie gemacht, benutzt
und zurückgelassen wurden. Durch Cultural Probes, kreatives Scheiben und ethnografische Forschung an der Grenze zwischen den USA und Mexiko möchte ich herausfinden, wie sich ihre versteckten Geschichten in ihrer ästhetischen Dimension manifestieren. Als Ergebnis meiner Forschungsarbeit entwerfe ich eine Videoinstallation. Indem ich mit Erwartungen und dem Element der Überraschung spiele, zeige ich eine Reihe von mit weisser Farbe verdeckten Objekten und eine Projektion, wo drei Jungen, die geflohen sind, über die Bedeutung dieser Objekte sprechen.
Was für künftige Szenarien können für die Modeindustrie im Jahr 2040, basierend auf aktuellen Veränderungen und Trends, erstellt werden?
Mode ist aus der Mode. Die Beschleunigung des Prozesses, Kollektionen zu entwerfen, hat zu einer Stagnation der Kreativität in der Modeindustrie des Westens geführt, der es versäumt hat, mit den neusten Entwicklungen Schritt zu halten: Kundenspezifische Produkte, Nachhaltigkeitsprinzipien und digitales Networking zwingen das System, sich neu zu erfinden. MADE IN 2040 untersucht sowohl Trends als auch Innovationen und überträgt sie in die Zukunft. Unter Verwendung explorativer Szenarios beschreibt das Projekt Visionen für morgen: Wird die Modeindustrie schnell, funktional, gesund, kundenspezifisch, digital, langsam sein? Der vorausschauende Bericht MADE IN 2040 bereitet in der Modebranche tätige Berufsleute für langfristige Entwicklungen vor und regt die Diskussion über die Zukunft der Mode an – sind Sie prêt-(à-porter) für die Zukunft?