Bitte nicht berühren! In Museen dürfen Plastiken ge-wöhnlich nicht berührt werden, obwohl dreidimensionale Kunstwerke durch ihre räumliche Präsenz und Materiali-tät geradezu dazu einladen, sie zu umkreisen und zu be-rühren. In der Vorstellung tun wir es dennoch: Wie fühlt sich das Objekt an? Weich, hart, kühl, rau, glatt...?
Wir erlauben uns im Praktikum ein Gedankenspiel: Wie wäre es, eine eigene Plastik en miniature zu kreieren und als Handschmeichler jederzeit im Hosensack dabei haben zu können? Im Bildnerischen Gestalten sind neben ande-ren Sinnen die Hände zentrales Mittel zur Erschaffung von Gestaltungsobjekten. Nur sind sie dies meist nebenbei und wie selbstverständlich. In den kommenden Wochen widmen wir uns unseren Händen und ihrem Tastsinn. Mit den Handschmeichlern erschaffen die Schülerinnen und Schüler mit den Händen schmeichelnde kleine Plastiken für ihre Hände. Kunstobjekte, die transportabel und je-derzeit griffbereit sein können.
Geformt von Handbewegungen im Material Plastilin ent-steht eine Sammlung an dreidimensionalen Objekten. Ausgehend von hinterlassenen Spuren und Abdrücken im Plastilin wird eine eigene Formensprache entwickelt. Zum Schluss wird ein Objekt zum Favorit erkoren und in Zinn gegossen, zum finalen Handschmeichler.
Der neue Standort der BG-Räumlichkeiten ausserhalb der Kantonsschule Stadelhofen lädt ein zu einer gestalterischen Erkundung. Aber wie lassen sich räumliche Entdeckungen überhaupt festhalten?
«Ein Bild ist die einzige Möglichkeit, wie wir uns Rechenschaft über das ablegen können, was wir sehen. Doch alle Bilder produzenten sind mit dem gemeinsamen Problem konfrontiert, wie sie dreidimensionale Menschen, Dinge und Orte auf einer planen Oberfläche zusammenbringen sollen.» David Hockney
Die von David Hockney angesprochene Problemstellung bildet die Basis, um in das umfangreiche Thema der Perspektive einzutauchen. In der Unterrichtsreihe RAUMAUFZEICHNUNG gehen wir der Herausforderung nach, wie sich Räume jenseits von akademischer Konstruktion einfangen lassen. In aufeinander aufbauenden Sequenzen nehmen die Schülerinnen ihre Umgebung differenziert wahr, zeichnen diese mit unterschiedlichen Medien (ipad, Dürerscheibe, Stifte etc.) auf und lernen in der Anwendung die Funktion der Perspektive kennen.
Inspiriert von Werken zeitgenössischer KünstlerInnen und (deren Raumaufzeichnungen) erprobt die Klasse experimentelle Zugänge, Räume abzubilden: Wir begegnen Barbara Probst und ihren simultanen Raumaufzeichnungen, fragen uns wie Ingo Giezendanner seine (Stadt)Zeichnungen verdichtet und warum Nanne Meyer den Wunsch verspürt, Postkarten von bekannten Stadtansichten zu entrümpeln.
Mit den verschiedenen Übungen und Erfahrungen als Grundlage setzen sich die Schülerinnen mit der von Hockney formulierten Problemstellung in einer individuellen Collage auseinander. Aus den gesammelten Raumaufzeichnungen wird ein neuer Raum kreiert: die Schülerinnen kombinieren Elemente, und entwickeln so auf der zweidimensionalen Bildfläche eine dreidimensionale Raumwirkung.
In meinem Praktikum entwickeln die Schülerinnen und Schüler ein Spielkartenset. Im Zentrum steht dabei die Technik des Hochdrucks und damit die einfache Vervielfältigung. Wir befassen uns sowohl mit der Geschichte des Hochdrucks, sowie auch mit der Entstehung der Spielkarte und lernen dabei unterschiedliche Künstler kennen. Die SchülerInnen setzen sich mit Rapport, Mustern; Zeichen, Symbolen, Piktogrammen, Ikons und Masken auseinander. Sie entwickeln die Rückseite, neue Farbsysteme und das Motiv für ihre Spielkarte und drucken diese. Dabei erlernen sie die Drucktechnik Linolschnitt und können dessen Mittel wie Reduktion, Positiv/Negativ und Spiegelung bewusst einsetzen. Durch regelmässige gemeinsame Sichtungen und dem Wettbewerb für die Rückseite und das Farbsystem der Spielkarten wird eine Feedbackkultur gefördert und die Herausforderung der Bewertung den SchülerInnen näher gebracht.
FarbTon I
FarbTon ist ein Dialog zwischen animierten Farben und Tönen, eine Rauminstallation mit 10 Beamern für eine 360°-Projektion und 24 Lautsprechern. Sie wurde im FarbLichtLabor als Gemeinschaftsprojekt der Hochschule für Musik und Theater (hmtz) und Hochschule für Gestaltung und Kunst (hgkz) entwickelt.
FarbTon II
Variante der Inszenierung FarbTon als Wandprojektion mit drei Beamern und 12 Lautsprechern.
Die Installation Schattenfarben besteht aus zwei Beamern, deren Lichtstrahl von schräg links respektive von schräg rechts auf eine Wand fällt. Auf der Wand addiert sich das Licht zu einem helleren Farbton.
Nun stellt man ein Objekt so in die beiden Lichtstrahlen, dass zwei Schatten geworfen werden. Da im linken Schatten der rechte Strahl abgedeckt ist, ist nur das Licht des linken Beamers zu sehen, das als Gelb wahrgenommen wird. Im rechten Schatten hingegen erscheint das Licht des rechten Beamers, das als Blau wahrgenommen wird.
Kontrolliert man die Lichtfarben, welche die Beamer tatsächlich aussenden, so stellt man fest, dass von rechts zwar blaues Licht projiziert wird, von links aber nur weißes. Trotzdem wird links Gelb sichtbar.
Man sieht eine Farbe, welche physikalisch so nicht nachweisbar ist. Dieses Kontrastphänomen wird auch als farbiger Schatten bezeichnet.
Wird nun die Lichtfarbe des rechten Projektors auf Grün verändert, zeigt sich im rechten Schatten erwartungsgemäß die Farbe Grün. Im linken Schatten hingegen erscheint diesmal ein feines Magenta, obwohl der linke Strahl noch immer weiß ist. In beiden Fällen ist das projizierte Licht physikalisch identisch, das je nach Kontext aber als andere Farbe erscheint.
Dies steht in Verbindung mit dem Weissabgleich. Dabei werden die gesamten Anteile der verschiedenen Farben zusammengezählt und daraus ein Mittel gebildet, welches das Auge als weiss interpretiert. In unserem Fall erblickt das Auge insgesamt ein Weiss, das mit Blau additiv gemischt wurde. Es entsteht ein Weiss mit einem Blauanteil. Das Auge interpretiert diesen hellsten und flächigsten Farbton als weiss. Entsprechend wird das Grau im Schatten als ein Farbton interpretiert. Es ist stets der komplementäre Farbton. In unserem ersten Fall mit bläulichem Weiss wird das Grau als Gelb gesehen. Im zweiten Fall sehen wir die Komplementärfarbe von Grün, also Magenta.
Ein rotes und ein weißes Feld aus Farbpigmenten sind nebeneinander auf dem Boden ausgestreut. Zuerst werden beide von weißem Licht angestrahlt. Nach einer Weile ändert sich das Licht auf der weißen Seite und wird rot. In dem Moment, wo das weiße Pigment mit rotem Licht angestrahlt wird, gleicht sich die Farberscheinung an das weiß beleuchtete rote Pigment an.
Ohne Kenntnis der Lichtverhältnisse scheinen beide Felder aus rotem Pigment zu bestehen. Man hat hier also eine gleiche Farberscheinung bei beiden Feldern, trotz unterschiedlicher Entstehung.
Nach und nach ziehen verschiedene farbige Lichtflächen über den Pigmentteppich. Ein schmaler Streifen am äußeren Ende der weißen Pigmentfläche dient als Referenz für die Farbe der projizierten Lichtflächen.
Auf dem Feld mit weißem Pigment entsteht z.B. durch die Überlagerung des roten Lichts mit grünem Licht die Farbe Gelb. Durch diese additive Farbmischung wird die Mischfarbe heller. Auf dem Feld mit rotem Pigment wird das weiße Licht sukzessive durch grünes ersetzt. Dadurch erscheint das rote Pigment bräunlich. Es handelt sich um eine subtraktive Farbmischung von grünem Licht und rotem Pigment, die resultierende Farbe erscheint entsprechend dunkler.
Besonders kontrastreich ist die Wirkung bei cyanfarbigem Licht. Durch additive Mischung entsteht aus Rot und Cyan Weiß, während das rote Pigment durch die subtraktive Mischung mit Cyan dunkelgrau erscheint.
Die Rauminstallation Weiss bis Weiss besteht aus versetzt angeordneten Stellwänden in fünf parallelen Reihen. Diese sind stumpfmatt pulverbeschichtet in folgenden Weiss-Nuancen (NCS-Farben):
- Gelbliches Weiss (S 0502-Y) | | | | |
- Rötliches Weiss (S 0502-R) | | | | |
- Weiss (S 0500-N) | | | | |
- Bläuliches Weiss (S 0502-B) | | | | |
- Grünliches Weiss (S 0502-G) | | | | |
Mittels einer programmierten Farb-Licht-Partitur werden die Wandflächen mit AWB-LED-Licht (Amber, White, Blue) von Warmweiss bis Kaltweiss bespielt.
Die Installation zeigt das grosse Spektrum von Nuancen materieller Weisstöne in Abhängigkeit von verschiedenen Beleuchtungssituationen. Dabei können folgende Phänomene beobachtet werden:
- Ist die gesamte Installation neutral weiss beleuchtet, treten die Unterschiede der materiellen Farben deutlich hervor
- Wird die Installation in warmweisses Licht getaucht, wirken die warmen Weisstöne wärmer, die kalten vergraut
- Bei kaltweissem Licht wirken die kalten Farbtöne kälter, die warmen vergraut
Ohne Vergleichsmöglichkeit würden uns die unterschiedlichen Weisstöne wegen der Farbkonstanz immer ähnlich weiss erscheinen.
Die grosse Variabilität von Weiss birgt insbesondere im Hinblick auf eine Anwendung diverser Weisstöne und Lichtquellen im Architekturbereich subtile Gestaltungspotenziale.
Bei der Wandinstallation Farb-Licht-Muster sind 272 pulverbeschichtete Bleche mit unterschiedlich glänzenden und texturierten Oberflächen, von stumpfmatt bis hochglänzend, in den folgenden vier Farbbereichen vertikal angeordnet:
Blau – Gelb – Grün – Rot
Innerhalb dieser Bereiche variieren die Farben bezüglich Farbton, Sättigung und Helligkeit. Zusätzlich sind einzelne unbunte Farben – Weiß, Schwarz oder Grau – beigefügt.
An der Decke befinden sich zwei RGB-LED-Leuchten, die so programmiert sind, dass sie die Bleche mit unterschiedlich farbigem Licht in folgender Reihenfolge anstrahlen:
Weiss – Cyan – Rot – Grün – Blau
Die Installation zeigt exemplarisch, wie sich die Farbwahrnehmung unter Lichteinfluss verändert. Es entstehen subtraktive Farbmischungen, die zu Farbtonverschiebungen, Helligkeitsveränderungen und Änderungen der Sättigung bis hin zur Vergrauung der Farben führen.
Wenn wir die verschiedenen Oberflächenfarben genau beobachten, sehen wir, dass verschiedene Oberflächeneigenschaften einer gleichen Farbe, wie Glanz oder Strukturen, die Wahrnehmung mit beeinflussen.
Die 25 Meter lange Rauminstallation Farb-Licht-Klaviatur besteht aus 15 grossformatigen Wandelementen, welche auf der einen Seite alle mit demselben Grau und auf der anderen Seite mit verschiedenen hochpigmentierten Farben jeweils monochrom bemalt sind:
Die Oberflächen werden durch eine animierte Farb-Licht-Partitur mit wechselnder farbiger LED-Beleuchtung bespielt. Diese ist in einer Endlosschlaufe, bestehend aus folgenden Beleuchtungsschritten, programmiert:
- Weisses Licht (bestehend aus RGB):
Die Farben erscheinen uns so, wie wir sie im Alltag wahrnehmen
- Überlagerung der einzelnen Wandfarben mit jeweils gleichfarbigem Licht:
Die Farben erscheinen uns hoch gesättigt, zum Teil wie selbstleuchtend
- Überlagerung der einzelnen Wandfarben mit jeweils komplementärfarbenem Licht:
Die Oberflächenfarben erscheinen uns vergraut
- Im letzten Teil der Endlosschlaufe lässt ein »Farbwind« die Installation pulsieren
Durch die Begehbarkeit der Installation können die dynamischen Farb-Licht-Wechselwirkungen unmittelbar in einem räumlichen Kontext erlebt werden. Die Installation weist damit auf das grosse inszenatorische und dramaturgische Potenzial derartiger Farb-Licht-Kompositionen für die darstellenden Künste hin.
Die Farb-Licht-Koje ist eine begehbare Rauminstallation, in der ausgewählte Phänomene zu Kontrastwirkungen farbigen Lichts dynamisch inszeniert werden können:
Diese Phänomene zeigen die große Abhängigkeit der Wahrnehmung einer Farbe von ihrem Umfeld sowie die Beeinflussung durch einen vorangehenden Farbeindruck.
Im Alltag werden die Einflüsse des räumlichen und zeitlichen Kontextes auf die Wirkung einer Farbe jedoch selten bewusst wahrgenommen, da die unmittelbaren Vergleichsmöglichkeiten in der Regel fehlen.
Um diese Kontextabhängigkeit der Farben in einer Installation mit farbigem Licht darzustellen, wurde eine Koje mit Zwischenwand und Fenster gebaut, sodass ein vorderer und hinterer Raum entsteht. Beide Teilräume werden getrennt voneinander mit dynamischen RGB-LED-Lines ausgeleuchtet.
Vom vorderen Raum aus wird das Fenster als ein zentrales Farb-Licht-Feld wahrgenommen, dessen Kontext durch die Lichtfarbe dieses Raums gebildet wird. Obwohl etwas Licht vom vorderen Raum immer auch in den hinteren gelangt und umgekehrt, sind die zu beobachtenden Phänomene deutlich wahrnehmbar.
Dieser Aufbau ermöglicht es, die Farbkontraste im Sinne einer Ganzfeld-Erfahrung zu erleben.
AM GAA AA ist ein kollaboratives Ausstellungs- und Aufführungsprojekt mit Naturjuuzer/in- nen aus Muotathal und Kunststudierenden der Zürcher Hochschule der Künste. 14 Studierende begaben sich eine Woche lang nach Muotathal (SZ), um im traditionellen Gasthaus Hirschen bei Maya Mattiolo zu arbeiten und zu wohnen. Ein besonderes Anliegen dieses Aufenthalts war es, ortsspezifisch und im Austausch mit lokalen Leuten zu arbeiten. Das 400-jährige Haus wurde so gleichermassen zum Ausgangsort für Besuche im Dorf als auch zur Stube für Besu- cherInnen aus dem Dorf. Im Laufe der Woche ermöglichten die Muotataler Viehschau und ein Workshop im Naturjuuzen einen besonderen Einblick in die lokale Kultur. Ausgehend von der eigenen Praxis versuchten alle Ausstellenden eine Annäherung an diesen Ort. Anknüpfungs- punkte für künstlerische Auseinandersetzungen wurden unter anderem in der Geschichte des Tals, in der ländlichen Kommunikation, in lokaler Architektur und bäuerlichem Dekor und im speziellen Naturraum des Bödmerenwaldes gefunden.
Die Besucher aus Zürich und die sechs Sängerinnen und Sänger aus Muotathal und Umgebung freuen sich, an diesem Abend Gäste im Hirschen empfangen zu dürfen.
Ein kollaboratives Ausstellungs- und Aufführungsprojekt mit Naturjuuzer/innen aus Muotathal und Kunststudierenden des Bachelor-Studiengangs in Fine Arts der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Die Studierenden und lokale Musiker laden in den Gasthof Hirschen in Muotathal, welcher während einer Woche als Arbeits- und Ausstellungsort gedient hat, und präsentieren was sie erarbeitet haben. Suppe und Getränke werden offeriert.
Im Rahmen des ZHdK-Projekts «Arts for Change» sind in Ouagadougou, Burkina Faso, Kooperationen mit der École Supérieure de Théâtre Jean-Pierre Guingané (ehemals CFRAV), der Université Ouaga 1 (Lettres, Langues et Arts), dem internationalen Theaterfestival «les récréatrâles» und der Volksschule «Saint Viateur» initiiert worden. Konkretes Ziel für die einzelnen Kooperationsprojekte ist es gewesen, Theater als Kraft für soziale Austauschprozesse zu untersuchen und Erzählwillen zwischen gesellschaftlicher Kritik und Empathie für Zuschauende verschiedener Subkulturen zu praktizieren.
Von 2016 bis 2019 sind fünf Unterrichtsmodule, zusammen mit den Partner/innen in Ouagadougou, konzipiert und durchgeführt worden. Insgesamt haben daran rund je 25 Studierende aus Zürich (Praxisfelder Theaterpädagogik, Dramaturgie, Regie und Bühnenbild) und Ouagadougou (École Supérieure de Théâtre Jean-Pierre Guingané und Universität) teilgenommen.
Der inhaltliche Fokus auf Rechercheverfahren und dialogischen Vermittlungsformaten sowie das Etablieren von transnationalen Modellen des Co-Teachings und der wechselseitigen Besuche auf struktureller Ebene sind dabei handlungsleitend und im Praxisfeld Theaterpädagogik verortet gewesen.
Infolge Covid-19 hat der zweite Teil der zweiten Ausgabe des Moduls «Recherche (v)ermitteln» (Kollaboration mit der École Supérieure de Théâtre Jean-Pierre Guingané, Ouagadougou) von Mai 2020 auf frühestens Dezember 2020 verschoben werden müssen.
Die grosse Problematik dieses Projekts besteht ausserdem weiterhin in der langfristigen, stabilen Finanzierung der Kooperation.