Das folgende Paper versucht eine Adaption einer Fragestellung der postkolonialen Kritik auf die kuratorische Praxis, indem die Frage der indischen Philosophin Gayatri Chakravorty Spivak: «Can the Subaltern Speak?» auf Künstler:innen, angewendet wird, die vom Kunstbetrieb ausgeschlossen werden. Spivaks Konzept der epistemischen Gewalt wird auf eine Bevölkerungsgruppe angewendet, die sich zwar nicht ethnisch von der Mehrheit unterscheidet und doch von Machtstrukturen, die sich geschichtlich manifestiert haben, ausgeschlossen wird. Im Transfer aus dem klinischen in das Kunstfeld durch Jean Dubuffet 1949 ist mit dem Begriff Art brut eine Vereinfachung und Pauschalisierung passiert, die noch heute nachwirkt. In der Mythenbildung des Anderen durch die Kunstrezeption spielen Begrifflichkeiten eine wichtige Rolle. Die von Michel Foucault genannten Effekten des Diskurses bestimmen das Aussen und das Innen. Diese nicht materielle Infrastruktur kann durch die Präsentation, die Rezeption und das Publizieren neugeordnet werden. Anhand zeitgenössischer Projekte wird die Frage untersucht, inwieweit die kuratorische Praxis diesen Prozess der Neuordnung unterstützten kann, um Künstler:innen in den Kunstbetrieb einzuschliessen, bzw, um sie selber sprechen zu lassen, denn nach Spivak geht es darum, Infrastrukturen für die aufzubauen, die von den Strukturen des Staates abgeschnitten sind. Denn es sind keine Positionen von Aussenseitern, sondern verschiedene Stimmen aus der Gesellschaft und erst in der Zusammenführung und Gegenüberstellung diverser Positionen, wird eine gemeinsame Narration gebildet.