«Glossar der Planlosigkeit» heisst die Publikation der Studierenden des MA Kulturpublizistik-Jahrgangs 2020. Darin gehts um verpasste Flüge, Nächte im Moonliner & Reisen ohne bekanntes Ziel. Elf Studierende haben geschrieben, konzipiert, redigiert und Gäste eingeladen. Nach eineinhalb Jahren findet das Projekt im Mai 2022 sein Ende – jedes Exemplar ist ein Einzelstück, das von einem Algorithmus kuratiert wurde.
Mit 101 Bild- und Textbeiträgen von Livio Baumgartner, Laura Breitschmid, Oliver Brunko, Stefanie Ehrler, Nina Gehrig, Livia Grossenbacher, Noëlle Guidon, Vera Mattmann, Moriz Oberberger, Lyenne Perkmann, Noëmi Roos, Natalie Schärer, Sandino Scheidegger, Karoline Schreiber, Ava Slappnig, Tobias Söldi, Alice Sommer, Hayahisa Tomiyasu, Robin Waart und Jonas Wandeler.
In ihrer Masterthesis versammelt Livia Berta theoretische und praktische Wissensressourcen für Festivalveranstalter:innen, die eigene Vermittlungsprojekte konzipieren und umsetzen möchten. Das Endprodukt ist ein Leitfaden in der Form einer Website, die es den Nutzer:innen erlaubt, durch Fragen zur kulturvermittelnden Praxis zu navigieren. Was sie mitnehmen können, sind nicht spezifische Antworten oder konkrete Umsetzungstipps, sondern Handreichungen zu Entwicklung eines Vermittlungsverständnisses, Anstösse zum Nachdenken über die Werte, Ziele und Strukturen der eigenen Praxis sowie einen Überblick über das Praxis- und Diskursfeld der Kulturvermittlung.
Wie kann ich mich als freischaffende strategische Beraterin positionieren und Instrumente zur nachhaltigen Veränderung schaffen, um gezielt Impulse zu setzen und neues Denken zu verankern? (2022)
Diese Arbeit thematisiert die im Rahmen der Digitalisierung veränderten Anforderungen an die Führungs- und Teamebene von Unternehmen. Vor allem diese Personengruppen sind es, die bei der Verankerung von agilen und kreativen Denk- und Arbeitsweisen enabelt werden müssen, um VUCA nachhaltig zu begegnen. Mit dem Ziel, sich als freischaffende strategische Beraterin zu positionieren, nähert sie sich ihrem eigenen Beratungskonzept im Verlauf dieser Arbeit in drei Etappen: in Interviews mit Businesspartner:innen entwickelt sie ein Gespür für die Managementebene, in Interventionen mit Vertreter:innen der jungen Generation erspürt sie deren Puls und Nöte und in einen Design-Thinking-Workshop mit dem Team eines Architekturbüros erprobt sie die Anwendung ihres Coachings. Als Resultat legt sie ihr eigenes Coachingprofil vor.
Thema dieser Arbeit ist die bewusste Gestaltung einer hybriden Arbeitswelt als entscheidende Verankerung für künftiges Arbeiten und Unternehmenskulturen. Als Verantwortliche für Workplace-Konzepte bei der SBB nutzt sie ihre Arbeitgeberin als Reallabor und identifiziert vier Handlungsfelder und sechs Prinzipien für Arbeitsplatz-Gestalter:innen, um Teams bei der Suche nach Lösungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in einer hybriden Arbeitswelt zu unterstützen. Die Erkenntnis: Es gilt, Bewusstsein zu schaffen und zu schärfen; Orientierung durch Inspiration zu geben; das spezifische Potenzial zu kennen; und zuletzt die kulturelle Verankerung der Umsetzungswünsche zu prüfen und sicherzustellen. Alle Erkenntnisse münden in einen handlichen How-To-Guide, der Teams bei der Entwicklung ihrer eigenen Lösung hilft.
Was bedeutet es heute, «employer of choice» zu sein? Die Autorin nimmt die hohe Anzahl offener Stellen der Möbel Pfister AG zum Anlass, der Attraktivität ihres Arbeitsgebers aus designstrategischer Perspektive auf die Spur zu gehen. Mittels Recherche, qualitativer Interviews und Workshops erörtert sie die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden von heute und engt in der Konsequenz ihre Problemstellung auf Personalentwicklung und -förderung ein. Angereichert um Best-Practice-Beispiele testet und entwirft die Autorin einen prototypischen, auf Pfister zugeschnittenen Personalentwicklungsprozess. Dieser erlaubt auch jene Mitarbeitenden langfristig ans Unternehmen zu binden, die nicht zwingend befördert werden wollen. Als Resultat legt sie einige Prototypen aus diesem Prozess vor: den Peer-to-Peer-Workshop, das Upward-Feedback und den Semester-Talk.
Ausgangslage dieser Arbeit bildet die als instabil empfundene holokratische Organisationsform der Marketing- und Kommunikationsagentur Feinheit. Die Mitarbeiterin und Autorin identifiziert das Phänomen Unternehmenskultur als stabilisierenden Faktor in der Holokratie, die keine Vehikel zur Kulturgestaltung mitliefert. So untersucht sie, wie Unternehmenskultur ausprobiert und gestaltet werden kann und erhebt mit einem Methodenmix die Soll- und Istkultur. Ferner exploriert sie in diversen Interventionen die Umsetzbarkeit und Akzeptanz von Vehikeln zur Kulturgestaltung. Ihr Fazit: Insbesondere das Meetingformat Salon gibt Raum, in dem Spannungen verhandelt und Kulturentwicklung befördert werden kann. Die Autorin legt die auf andere Unternehmen übertragbare Moderationskarte für dieses Meetingformat als praktisches Resultat vor.
Wie können heutige, also ab 2010 geborene Kinder der Generation Alpha, (besser) auf die eigene Mediennutzung vorbereitet werden? Entscheidend ist, so stellt der Autor fest, dass sich die Eltern von 0–4-Jährigen eingehend mit der eigenen Medienkompetenz auseinandersetzen, um ihre Kinder diesbezüglich gut begleiten zu können. Im iterativen Vorgehen eines Strategischen Designers entwickelt der Autor anhand von Gesprächen mit Expert:innen sowie mit Eltern Resultate, die zur Reflexion der eigenen Mediennutzung, aber auch zu ihrer Verantwortlichkeit als Eltern anregen: zehn Thesen, drei Personas, Interventionskonzepte, Memes sowie eine Empfehlung zur Anwendung von Service Design ergeben sich aus der Arbeit. Gleichsam reflektiert der Autor sein Agieren in einem selbstständigen Projekt als Strategischer Designer.
Der zunehmende Hitzeherd aus Asphalt, Beton und dichter Besiedlung mindert die städtische Lebensqualität. Die Stadt Zürich begegnet dieser Entwicklung mit Begrünung, Entsiegelung, Beschattung. Die Umsetzung dieser Massnahmen geht teilweise zulasten des motorisierten Strassenraums und führt zu Zielkonflikten und Verzögerungen. Die Autorin geht davon aus, dass ein partizipativ geprägter Ausbau begrünter Stadträume dem Stimmvolk mehr Zustimmung erführe, je erleb-, sicht- und fassbarer die Visionen eines klimaangepassten Zürichs für die Bürger:innen wären. Die Arbeit adressiert partizipativ entwickelte Lösungsideen an die Stadt und antwortet mit einem Anwendungsmodell auf die Frage: Wie lässt sich eine Sensibilisierung der Stadtzürcher:innen erreichen, damit die hitzemindernden Massnahmen rasch gefördert werden?
Angesichts der Dringlichkeit, auf Fragen der Nachhaltigkeit zu antworten, will die Forschungsgruppe Textil & Design der Hochschule Luzern ihre angewandte Forschung künftig systematisch mit den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der UNO verknüpfen. Wie lässt sich der Strategiewandel angesichts der Komplexität der SDGs sowie der agilen Organisationsstruktur vollziehen? Im Rahmen von Datenerhebungen und deren Auswertungen bestätigt sich die These der Autorin und Mitarbeiterin, dass ihre Kolleg:innen für den Strategiewandel nur aktiviert werden können, indem diese sich selbst, aber auch ihre Projekte im Hinblick auf die SDGs verorten. Im Resultat entwickelt sie zwei Tools (Teamvisualisierungen und Canvas), welche die Projektarbeit, persönliche Weiterentwicklung und Strategieentwicklung im Abgleich mit den SDGs verorten und sichtbar machen.
Mit den Auswirkungen des Klimawandels durch menschliche Aktivitäten verändern sich oder verschwinden Orte, lebende Organismen und menschliche Kulturen schneller, als dass sie katalogisiert werden können.
«Impermanent Earth» ist ein Kunstprojekt und digitales Archiv, das als Reaktion auf diese Veränderungen geschaffen worden ist und das die Lücken zwischen wissenschaftlicher Forschung, professionellem Journalismus und mündlicher Erzählung schliessen will. In diesem Projekt wird versucht, lokale Geschichten von sich verändernden Räumen über alle Medien hinweg zu sammeln, um das kollektive Gedächtnis zu bewahren.
Ausserdem möchte die Arbeit dazu anregen, über die sich verändernde Welt um uns herum nachzudenken. Je mehr Einträge gesammelt werden und je grösser das Projekt wird, desto besser sollten wir verstehen können, welche Auswirkungen der Klimawandel auf unser Leben hat, wie Menschen andernorts mit diesem Wandel umgehen und wie sie sich anpassen.
Im Jahr 2017 wurde Yumna Al-Arashis Vater aufgrund der «Executive Order 13769» die Einreise in die Vereinigten Staaten untersagt. Mit der Eskalation der Migrationskrise schwand seine Bewegungsfreiheit – und das nur, weil er einen jemenitischen Pass besass. Da er weder in die USA noch nach Europa reisen konnte, bat Yumna ihren Vater, ihr Keramikgefässe per Post zu schicken, um einen physischen Austausch zwischen zwei Orten und zwei Menschen zu ermöglichen, der nur auf dem Postweg möglich ist.
«Salt» ist eine aktiv wachsende Skulptur, basierend auf einem Gespräch zwischen Tochter und Vater, über Entfernung und Zeit hinweg. Wenn Yumna die handgefertigten Tongefässe erhält, aktiviert und reinigt sie die porösen Objekte mit Salzwasser. Mit der Zeit verwandeln sich die Objekte. Seit ihrer Kindheit spielt Salz in Al-Arashis Familienleben eine wichtige Rolle, wird doch Salz dafür gepriesen, negative Energien zu beseitigen. Das Versenden der körperähnlichen Objekte durch ihren Vater wird zu einem Protest der Bewegung, das Empfangen durch Yumna zu einem Akt der Fürsorge.
Die Zeitung «The Guardian» titelte bereits vor Ausbruch des Bergkarabach-Krieges 2020: «Monumental loss: Azerbaijan and the worst cultural genocide of the 21st century».
Die Journalistin Dale Berning Sawa beschreibt darin die blinde Zerstörungswut der aserbaidschanischen Regierung gegen armenische Kulturgüter. Der vom Autokraten Ilham Aliyev über mehrere Jahrzehnte strukturell konstruierte Hass gegen die Armenier:innen und ihre Kultur hat sich im Herbst 2020 im Krieg mit mehreren Tausend, davon vielen sehr jungen, Opfern brutal entladen.
Während des sechswöchigen Arbeitsaufenthaltes mit dem Projekttitel «Ծիրան եւ նուռ – Apricot and Pomegranate» trifft Simona Winkler-Fishyan sechs armenische Kulturschaffende zum Gespräch, um sie zu befragen, mit welchen Narrationen, Bräuchen und Symbolen die Menschen im Angesicht der mannigfachen Belastung, der Kriegsfolgen, der instabilen politischen Situation seit Kriegsende und der Coronakrise Hoffnung und Resilienz schaffen. Die Künstlerin möchte ihr Wissen über die armenischen Symbole und Bräuche erweitern und nach ihrer Gültigkeit für die junge Generation erforschen. Welches zeitgenössische Verständnis armenischer Kultur herrscht vor und wohin entwickelt es sich? Wie wird dies von jungen Künstlerinnen und Künstlern aufgegriffen und wie spiegelt es sich in ihren Werken wider?
Die Gespräche mit den sechs Kulturschaffenden werden in Form einer Publikation mit Einleitungstext im Verlag INKFISH des Studio Inkfish Zürich (www.inkfish.ch) erscheinen.
Wissend, dass die armenische Kunst und Kultur gefährdet sind und in Teilen dieser Welt bewusst zerstört werden, will die Künstlerin einen Beitrag zur Erhaltung leisten. Dies wird durch Sichtbarmachen erreicht, denn was sichtbar ist und bezeugt werden kann, ist weniger einfach vernichtbar.
Durch die Publikation «Ծիրան եւ նուռ – Apricot and Pomegranate» werden aktuelle politische Diskurse und kulturelle Aktivitäten in und um Armenien in die Schweiz getragen. Kunst- und Kulturschaffende unterschiedlicher Nationen und unterschiedlicher künstlerischer Disziplinen können in einen Austausch treten und im Sinne der Friedensförderung Diskurse über Politik, Gesellschaft und Kultur führen.