«70 trillion» explores a format between lecture-performance and workshop
around the re-enactment of my own body history.
As a choreographer and artist, my main interest is in the body and its movement.
In the last few years, this has led me to explore cellular activity and movement
during the embryological development as the very base of any kind of human
movement and expression. Further, I have found that in these early stages of
human life, moving means perceiving, and perception is movement. This is a
basic idea which inspires my whole research. In my personal practice as a dancer/
mover, and through my research into experiential anatomy, I have come to
a deeper understanding and differentiation of movement and perception. As a
consequence, as part of this project I am developing an «embryo score» as a tool
for dancers and anybody in order to access pre-consciousness with a concious
mind and body.
My body is my tool for understanding. My body provides the possibilities to generate
knowledge and insight. This project aims to make the insights experienced
by the body communicable, and free them of the spell of their ephemerality.
An einem dunklem, kaltem Moskauer Winterabend sass ich am Fenster und schaute in die Ferne. Der grau-orange, bewölkte Stadthimmel verband sich mit den Dächern der Häuser zu einer einzigen Wand, die den Horizont verschwinden liess. Im nächstem Augenblick hatte die ich die Eingebung, ein Gefühl der Befreiung. Ich hatte mein Thema. Die Wand begann zu bröckeln, der Chor setzte ein. «We don’t need no education, we don’t need no thought control.»
«The Wall» von Pink Floyd ist ein Werk, das es in Form einer Schallplatte, eines Films und als konzertähnliche Performance gibt. Die Band hat zwischen 1979 und 1990 an dem über 30 Millionen Mal verkauften Opus Magnum der Rockgeschichte gearbeitet. In ihm begegnen Musik, Regie und Poesie der Politik und sozialen Missständen. Eine Mischung aus Protest in Form von Kunst und Sinnesbildern, komprimiert zu einer prägnanten Botschaft, ein Bild, aus hunderten von Einzelteilen, dessen musikalische, theatralische, historische, bildliche, filmische, soziologische, politische, ästhetische Dimensionen in meinem Masterprojekt sowohl einzeln wie auch als Ganzes untersucht und analysiert werden. Die Verbindung der poltischen und der ästhetischen Aspekte interessieren mich dabei vor dem Hintergrund meiner eigenen Jugend in Russland zur Zeit des Mauerfalls ganz besonders.
Seit den 1990er-Jahren verschärft sich die Debatte um flüchtende Menschen und in der Folge auch die Gesetzgebung in Europa, seit dem Sommer dieses Jahres sammle ich dazu die Abbildungen aus der Presse. Die aus Zeitungen ausgeschnittenen Bilder ordne ich unter Titeln in kopierten Heften neu an und versuche dabei das Unfassbare zu fassen. Die gezeigten Bilder sind Zeugnisse der medialen Verbreitung des Flüchtlingsstroms nach Europa. Abbildungen als stumme Zeugen für die Geschehnisse.
Nach Erika Fischer-Lichte ist das performative Kunstwerk ein Ereignis, das als wesenhaft selbstreferentiell und wirklichkeitskonstituierend zu gelten hat. Performative Kunst ist an den konkreten Augenblick ihrer Aufführung gebunden, sie muss erlebt und erfahren werden. Mein Interesse gilt unter anderem den wirklichen Effekten, welche diese spezifische «Theaterwirklichkeit» haben kann; für den Akteur sowie für die Zuschauer, die nach Erika Fischer-Lichte und der Akteur-Netzwerk-Theorie (nachfolgend ANT genannt) auch Akteure sind. Die Theorie stellt menschliche und nichtmenschliche Akteure (Aktanten) auf eine Ebene. Sie wurde innerhalb der Wissenschaftsforschung entwickelt, um, schlicht formuliert, der Frage nachzugehen, unter welchen Bedingungen Wissen zustande kommt.
Innerhalb des praktischen Teiles folgt die performative Untersuchung der Leitfrage: Wie kommt die Aufführung, welche der Zuschauer unmittelbar sieht, zustande? Unter dieser Frage subsumieren sich die Folgefragen: Was sind die Bedingungen dieses Zustandekommens der Aufführung, die zwangsläufig den künstlerischen Prozess und dessen Ergebnis bestimmen? Durch diese Fragen und das signifikante Setting im Kontext künstlerischer Forschung, in dem die Arbeit einzuordnen ist, soll die spezifische Evokation von Erkenntnispotentialen durch wissenschaftliche und künstlerische Verfahrensweisen innerhalb der darstellenden Künste, namentlich dem Theater, untersucht werden.
Mittels Verfahren aus der ANT und der Pedologie soll der künstlerische Prozess im Rahmen einer Aufführung materialisiert und untersucht werden. Die performative Untersuchung folgt dabei grösstenteils dem Text «Zirkulierende Referenz» von Bruno Latour. Er handelt vom Urwald und von der Savanne in der Nähe von Boa Vista und bietet zwei konkrete Bezüge an: einerseits die Methode, das eigene Schaffen zu beobachten und analysieren, andererseits schlägt der Text eine Antwort auf die Frage vor, wie Wissen hergestellt wird.
Mit der Beschreibung und Analyse von Übersetzungsprozesses aus diesen Text soll der Prozess der Aufführungswerdung sowie dessen Bedingungen sichtbar gemacht werden. An der Aufführung soll nicht die Aufführung gezeigt werden, sondern Schritte des Probenprozesses. Selbstverständlich ist die «Nicht-Aufführung» auch eine Behauptung, denn der Probenprozess wird (wieder-)aufgeführt. Doch liegt der Fokus klar auf der Probe. Der Probeprozess ist eine Versuchsreihe, die in der Aufführung ihr Ergebnis findet. Proben ist also ein forschender Prozess und hat zum Ziel, die «Welt», zumindest jene, die an der Aufführung «gezeigt» (erlebt) wird, zu erschliessen.
Ausgehend von den sehr unterschiedlichen Arten von Treppenhäusern und deren Atmosphären stellte ich mir die Frage, ob ein Gebäude infolge einer Instrumentalisierung selber zum handelnden Subjekt werden könnte. Das Toni-Areal besteht aus einer öffentlich klar lesbaren Erschliessung und aus vielen labyrinthartigen kleineren (un)HEIMliche(re)n Gängen und Treppenhäusern. Einige sind Fluchtwege, andere nicht oder mutieren irgendwann im Verlauf(en). Das deutsche Wort "Heimlich" ist doppeldeutig: Einerseits steckt das Wort HEIM darin, welches "heimelig"/"vertraut" bedeuten kann, andererseits kann mit heimlich auch "versteckt"/"verborgen" gemeint sein. Was passiert mit diesen Kippfiguren, bei denen unklar ist, ob man in einem Raum oder ausserhalb (analog der Klein'schen Flasche) ist? Ist das Gebäude Objekt oder Subjekt? Schafft das Sicherheitsdispositiv Sicherheit oder Angst? Ist es heimelig, heimlich oder unheimlich?
Mit meiner praktischen Arbeit versuche ich die 21 mir unheimlichen Treppenhäuser mit Nutzungsänderungen anders zu besetzen. Was ist, wenn man in einem engen, grauen Treppenhaus ohne Fenster, wo man nie sicher ist, ob man trotz Badge wieder einen Ausweg findet, auf etwas Unerwartetes trifft? Auf Gegenstände, Nutzungen oder Personen, die man an diesem Ort nicht vermuten würde? Verändert dies etwas? Welche Spuren davon bleiben real oder in der Erinnerung zurück? Dazu gibt es im November 2015 in den Treppenhäusern 21 Interventionen, welche Spuren hinterlassen...
Am Beispiel eines konkreten historischen Zeugnisses aus dem Bregenzerwald wird in diesem Projekt untersucht, was interdisziplinäres und möglicherweise transdisziplinäres Miteinander an Erkenntnisgewinn über ein historisches Objekt bringen und verändern kann. Dabei interessiert an unserem Umgang mit Geschichte speziell das Unsägliche, das Nicht-mehr- oder Noch-nicht-Sagbare, das in den Künsten besser als in den Wissenschaften zur Wahrnehmung gebracht wird. Im Spannungsfeld von Sagen und Zeigen gelingen Annäherungen an Geschichte, die ein tieferes Verstehen ermöglichen, so die These.
Das gewählte historische Zeugnis ist ein Kanapee im Bregenzerwald (aus der Biedermeierzeit), das sich bei einer Restaurierung Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts als unerwarteter Träger von geschichtlicher Überlieferung gezeigt hat. Auf dem Rückwandfries, unter der Polsterung, steht ein mit Zimmermannsbleistift geschriebener Satz, der vom Verfasser Anfang der 40er Jahre unterschrieben und datiert wurde. Dieser verborgene Satz beinhaltet eine ausdrückliche Positionierung gegenüber der nationalsozialistischen Herrschaft. Da Objekt ist verschollen, greifbar sind ein Zeitzeuge und eine Erzählung.
Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Disziplinen und Fachgebiete sind eingeladen, sich auf ihre jeweils spezifische Art und Weise mit diesem Objekt auseinanderzusetzen. In einer gemeinsamen Konferenz wird das Gesuchte, das Erfahrene und das Entwickelte erkundet, erlebt und besprochen und in der Folge ausgewertet.
Im Sinne einer «Archäologie der Gegenwart» untersucht die Arbeit «Labitzke Farben» das ehemalige Labitzke-Areal in Zürich-Altstetten mit wissenschaftlichen und ästhetischen Mitteln. In der ehemaligen Farbenfabrik siedelte sich während einer rund 25-jährigen Zwischennutzungszeit, die bis Mitte 2014 andauerte, eine bunte Mieter_innenschaft an, die im Stadtraum Zürichs je länger desto weniger Platz findet. In vielerlei Hinsicht kann das Areal als exemplarisch für urbane Veränderungsprozesse betrachtet werden.
Im Rahmen einer teilnehmenden Beobachtung konnte ich als Bewohnerin des Areals mit unterschiedlichsten disziplinären und methodischen Zugängen wie Interviews mit Nutzer_innen, Fotografie, Video und der symbolischen Sicherung von Objekten durch Zeichnungen experimentieren. In der Auseinandersetzung mit dem Areal verfolgt die Arbeit verschiedene Fragestellungen. Was ist an diesem Ort entstanden? Was lässt sich anhand seiner Objekte darüber sagen? Was lässt sich von ihm weitertragen? Was ist verloren gegangen? Wo haben die Nutzer_innen einen neuen Ort gefunden? Die Untersuchungen werden in einem Video-Walk und einem «Stadtplan», der u.a. eine «Ausgrabungskarte» und einen Textteil enthält, zugänglich gemacht. Indem Vergangenes auf Gegenwärtiges und Zukünftiges trifft, werden die Ebenen der Zeitlichkeit des Ortes freigelegt. Der historische Ort wird so wieder sichtbar gemacht und ins Zentrum gerückt.
This project deals with possibilities for change that are considered scientifically impossible, or of high levels of difficulty. It consists namely of an agency that offers transformation and teleportation services to the public for a certain fee, employing methods of simulation to do so. Interested people can get in contact with the agency through its website to request a preliminary meeting. The goal of the first meeting is to identify the exact transformation or teleportation wish, and to discuss possibilities of doing so together with the client. Once the deci-sion is made, a second meeting is arranged for the realization of the wish. The price varies according to the distance in time, space, and species; every case is unique. The process can be interrupted and the result is reversible at any time. Documentation is available afterwards for research purposes.
Transformation deals with changing form. Teleportation involves either the transformation of the environment or – in accordance with quantum physics – disassembling and reassembling our molecular structure in the exact same form but in a different place. For this reason, Star Trek experts claim that as soon as you are teleported, you are no longer the same person. We could then argue that transformation and teleportation are two almost opposite processes, though both deal with an unknown result regarding consciousness and identity. Therefore, in Metaphorai you proceed on your own risk.
Die Arbeit «The Sensible Entrepreneur» ist eine künstlerische Reflexion einer Modedesignerin über die Arbeitsbedingungen in ihrer Branche. Ihrer Beobachtung nach sind diese Arbeitsbedingungen von einem Dilemma geprägt: Entweder begibt sich der Designer in ein Angestelltenverhältnis und fühlt sich, nicht zuletzt durch die stark ausdifferenzierte Arbeitsteilung, von seiner Arbeit entfremdet und in die Rolle des Dienstleisters gedrängt, oder er wird selbstständiger Unternehmer und befindet sich in einer Situation maximaler Selbstbestimmung, aber gleichzeitig auch in existentieller Unsicherheit.
Anhand visueller Essays versucht «The Sensible Entrepreneur» ein Verständnis für die diesem Spannungsfeld zugrundeliegenden Zusammenhänge zu entwickeln. Das «Unternehmerische Selbst» (Ulrich Bröckling) wird dabei zur zentralen Figur, anhand derer sich die Dynamik aus vielfältigen Ansprüchen an das Individuum sowie seine Lösungsstrategien nachzeichnen lassen. Ein hauptsächlicher Fokus der Arbeit liegt auf der Rolle des Körpers: Fühlen sich die ständigen, zum Teil internalisierten Forderungen an wie eine Zwangsjacke oder brauche ich sie, damit das innere Korsett mich hält?
Die Recherche nährt sich aus der Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Modellen, Erkenntnissen aus der Arbeitspsychologie, soziologischen Studien und Mythen der Gegenwart.
Unterschiedliche Filmessays geben der Auseinandersetzung mit diesem Dilemma eine greifbare und zugängliche Gestalt, und der Autorin die Möglichkeit, ihre Designkenntnisse auf ein neues Medium zu übersetzen. Jedes Essay ist eine Zusammenarbeit mit einem Vertreter einer anderen Disziplin.
«Die Regelungsdichte im öffentlichen Raum nimmt ständig zu.» «Der Staat versucht die Menschen immer mehr zu gängeln.» Dies sind gängige Aussagen zur Frage der Disziplinierung im öffentlichen Raum, die an jeder Podiumsdiskussion zu hören sind. Die Frage ist nur: Ist dem tatsächlich so, oder ist die reflexhafte Anschuldigung «des Staates» nicht vielmehr ein Trugschluss? Liegen diese Mechanismen, die zweifellos stattfinden, nicht viel eher in der Hand von privaten Körperschaften, Sicherheitsdiensten und effizienten Facility Managern? Sind wir Menschen vielleicht in unserer Selbstdisziplinierung bereits soweit fortgeschritten, dass wir gar keine Verhaltensanweisungen von aussen mehr benötigen?
Und wie reagieren Bürgerinnen und Bürger auf diese sich subtil verändernden Formen von Disziplinierung? Wehren sie sich? Nehmen sie sie überhaupt wahr? Alle diese Vorgänge erweisen sich als sehr vielschichtig und komplex: Nicht eine einzige Institution diszipliniert und nicht eine einzige Gruppe wird diszipliniert. Als Opfer wie als Täter sind wir alle Teil dieses Disziplinierungs-Dispositivs. Indem Disziplinierungen privatisiert und internalisiert werden, verändert sich unsere Wahrnehmung von Sicherheit, von städtischem Raum und letztlich auch von Öffentlichkeit ganz allgemein.
Die Arbeit «Erlaubt ist, was nicht stört» versucht, diese Entwicklungen exemplarisch in Zürich aufzuzeigen und zu hinterfragen; das Resultat ist ein essayistischer Text und ein Stadtrundgang, der die Menschen für ihr eigenes Umfeld sensibilisieren und mobilisieren soll. Dabei wird ein emanzipatorischer Ansatz verfolgt: Versuchen wir doch, die kleinen, aber gewichtigen Veränderungen in unserem Quartier, unserer unmittelbaren Umgebung wahrzunehmen und zu erkennen und ihnen, falls nötig, mit geistreicher Agitation entgegenzutreten.