De l'Antiquité à nos jours, le théâtre, la plus ancienne forme d’art de l’humanité, nous projette en pleine face nos délires humains ancestraux et immuables : crimes abjectes, drames humains, ignominies, meurtres, etc. Si l'on en croit Antonin Artaud, « sans un élément de cruauté à la base de tout spectacle, le théâtre n'est pas possible ». Pourtant, porter l'horreur sur scène fait débat, notamment dans une société où l'on est constamment rattrapée par l'horreur du monde : « les images de la violence, de cette violence sans cesse rallumée aux quatre coins du monde, sont omniprésentes et sont, à la fois ou alternativement, indécentes,
choquantes, nécessaires, déchirantes ». Il est vrai que cette horreur est bien réelle. Le siècle précédent (et le début du nôtre) a donné naissance à des violences inouïes. Deux guerres mondiales, des génocides, l'affrontement entre la moitié est et ouest de la planète, ainsi que la chute de ce que Freddy Decreus appelle les « constructions paradisiaques » de tous types : idéologiques, religieuses ou philosophiques. Notre vie moderne nous dispense d'innombrables occasions de considérer les horreurs qui adviennent dans toutes les parties du monde.
Qu'est-ce que cette violence renvoie de notre société et des valeurs censées nous animer ?
Les artistes en prise réelle avec notre époque manifestent également cette barbarie grandissante. La scène contemporaine semble vouloir remplir cette tâche de dénoncer l'horreur du présent. Est-elle pensée, représentée, mise-en-scène comme objet de dénonciation ou matière à réflexion ? Serait-ce pour en dénoncer les rouages, faire histoire ou par curiosité et fascination pour la mort, le sang, la transgression ? La violence au théâtre interroge précisément la notion de représentation. Alors que pour certains, la violence est aujourd'hui exhibée de façon gratuite, pour d'autres, elle est purgative et peut jouer un rôle pédagogique.
Im Theaterbereich eine Masterthesis über Handlung zu schreiben ist naheliegend und nicht besonders kreativ. Theater lebt von Handlungen, es ist Darstellen von Handeln. Mein Hintergrund ist aber nicht der des klassischen Theaters – das sich im Übrigen ja auch immer wieder und weiter vom handlungsorientierten Erzählen entfernt –, sondern liegt eher im Bereich des Social Designs und Kunstschaffens in einem weiten Sinn. In dieser Arbeit geht es auch nicht darum, über (Bühnen-)Handlungen zu schreiben, sondern darum, zu analysieren, was ich tue, wenn ich Kunst mache.
Die Idee für meine Thesis entspringt drei Beobachtungen. Ursprünglich war ich inspiriert von Bruno Latours Text «Zirkulierende Referenzen» (Latour 2000, S.36ff). Darin beschreibt Latour sehr detailliert – und in meinen Augen in diesem Detailreichtum auch leicht ironisch – eine Expedition in den Amazonaswald, deren Ziel es ist, zu erforschen, ob der Wald zurückweicht oder ob die Steppe vorrückt, und die er als soziologischer Beobachter begleitet, um die Forschungsmethoden seiner naturwissenschaftlichen Kolleg*innen zu dokumentieren. In den beschriebenen Tätigkeiten, die die Forscher*innen zum Erreichen ihres Forschungsziels verfolgen, sah ich performatives Potenzial. Ich fragte mich, was geschehen würde, wenn Schauspieler*innen ohne naturwissenschaftliches Fachwissen die gleichen Tätigkeiten ausüben würden. Würden sie das gleiche tun wie die Wissenschaftler oder, obwohl sie formal die gleichen Handlungen ausüben, etwas anderes?
In dieser Arbeit erörtere ich den Begriff der Gewalt, insbesondere die Ästhetisierung von Gewalt in der Kunst und im Theater. Zunächst war es mir ein Anliegen, für meine geplante Diplom-Inszenierung zu recherchieren. Für diese Inszenierung habe ich mir aus verschiedenen Gründen den Roman «Lolita» von Vladimir Nabokov ausgewählt; ich würde gerne herausfinden, wie ich ein literarisches Format für die Bühne übersetzen kann, zumal ein Format, das sich durch seine sprachliche Qualität auszeichnet. Natürlich interessiert mich auch der Umgang mit einem tabuisierten Sujet wie Kindesmissbrauch, wie es dort ganz
ausdrücklich zur Sprache gebracht und verhandelt wird.
Der Roman hat aber nicht nur aufgrund des Tabubruchs so viel Erfolg eingebracht, sondern vor allem weil es Nabokov über die verführerische bildreiche und poetische Erzählweise gelingt, Mitgefühl mit dem Täter und Ich-Erzähler Humbert Humbert zu erwecken. So sehr man sich dem verwehrt und natürlich jederzeit bewusst sagen könnte, dass der Protagonist schlichtweg ein gewissenloser Verbrecher ist, befindet man sich im Leseprozess doch in einer Ambivalenz der Haltung, da es dem Erzähler immer wieder gelingt, sein Begehren als hilflose und romantische Liebe auszugeben. So wird der Leser automatisch zum Komplizen aller Taten, die Humbert an der 12-jährigen Dolores Haze vollzieht, zunächst der psychischen Gewalt in Form von Drangsalierung, Manipulation und Übermächtigung, schließlich der Taten physischer Gewalt, die eine Intoxikation durch Betäubungsmittel und immer entgrenztere sexuelle Übergriffe beinhalten. Möchte man diese Romananlage also für die Bühne übersetzen, stellen sich jede Menge Fragen der Ethik, des Geschmacks, der Repräsentation von Tätern und Opfern, und Fragen nach der Darstellung von Gewalt im Theater.