Martin Fueter
Geboren am 7. August 1944 in Zürich als Sohn des Filmproduzenten Heinrich Fueter und der Schauspielerin Anne-Marie Blanc. Schon früh spielt er zusammen mit seinem Bruder Peter Christian in Werbefilmen der CondorFilms mit und tritt in verschiedenen Spielfilmen wie S’Vreneli vom Ettisberg, Frühlingslied (Hans Albin, 1954) auf. Durch die Firma des Vaters mit der Filmproduktion vertraut, beginnt Martin Fueter ab 1960 für die englische Fernsehagentur Views–News aktuelle Ereignisse von der Seegfrörni bis zu den Globusunruhen filmisch festzuhalten (bis 1968). Er engagiert sich im Mittelschulfilmclub, tritt 1963 als Kameramann in die väterliche Firma ein und übernimmt 1965 den neuen Bereich der Fernsehwerbung, den er kontinuierlich ausbaut, indem er und ästhetisch immer wieder Neuland betritt. 1972 tritt Fueter zusammen mit seinem Bruder Peter Christian die Nachfolge des Vaters in der Leitung der Condor an. Als praktisch veranlagter Patron legt er selbst Hand an und fördert junge Mitarbeiter. Martin Fueter lässt sich 2009 pensionieren, gibt aber die Arbeit für die Condor-Films nicht vollständig auf.
Peter Christian Fueter (PC Fueter)
Geboren am 28. Dezember 1941 in Zürich als Sohn des Filmproduzenten Heinrich Fueter und der Schauspielerin Anne-Marie Blanc. Peter Christian Fueter studiert bis 1966 Germanistik und Theaterwissenschaften, nach seinem Studienabbruch arbeitet er als Regieassistent an internationalen Sprech– und Opernbühnen. 1966 tritt er in die väterliche Firma ein und ist als Aufnahme- und Produktionsleiter für Condor tätig. Ab 1972 leitet er die Firma zusammen mit seinem Bruder und produziert Auftrags- und Dokumentarfilme, Fernsehshows, Serien und Spielfilme. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören Violanta (1977), Klassäzämekunft (1988), Quicker Than the Eye (1989) und der Oskar-prämierte Film Reise der Hoffnung (1990). 1973 bis 1980 ist er in der Eidgenössischen Filmkommission tätig. 1997 spaltet er auf Druck der neuen Eigner der Condor Films, der TA-Media AG, den fiktionalen Teil der Firma ab und gründet mit Peter Reichenbach und Edi Hubschmied die C-Films, der er bis heute vorsteht. In dieser Funktion produziert er die Schweizer Soap Lüthi und Blanc. Daneben betreut er regelmässig Kino– und Fernsehspielfilme, so Mein Name ist Eugen (2005) oder Grounding. Die Letzten Tage der Swissair (2006). Sein Sohn Tobias Fueter ist als Drehbuchautor und Regisseur tätig. Peter-Christian erhält 2012 am Filmfestival Locarno seinen Leoparden für sein Lebenswerk.
Aufbauend auf dem Forschungsprojekt Cinémémoire.ch, eine mündliche Geschichte des Schweizer Films 1960–1979 entsteht ein umfassendes Nachschlagewerk über wichtige Phasen der schweizerischen Film (und Fernseh-)geschichte. Über vernetzte Texte und Videos kann auf einmalige Interviews zugegriffen werden, die im Detail den Übergang vom alten zum neuen Schweizerfilm bereitstellen.
Ausgangslage
Wie und mit welchem Material haben Cutter in den siebziger Jahren gearbeitet? Wie sah der Alltag einer Kinobetreiberfamilie in den sechziger Jahren aus? Wie arbeiteten Filmschaffende mit Fernsehkameras? Macht es für Schauspielerinnen einen Unterschied, in einem „alten“ oder in einem „neuen“ Schweizer Film zu spielen? Auf welche Arten experimentierten immer wieder neue Generationen mit Film, in Glauben und Hoffnung, ihn nochmals zu erfinden? Was hat sich für Regieführende, Verleiherinnen, Skript, Filmtechnikerinnen und Vermittler geändert im Vergleich zu heute? Diese und unzählige weitere Fragen stellten wir und liessen uns immer wieder überraschen von lebendigen Antworten und Erzählungen.
Mit Hilfe von ‚erfragten Erinnerungen’ hob das Forschungsprojekt „Cinémémoire.ch“ der Zürcher Hochschule der Künste in den letzten Jahren einen Schatz an Erfahrungen und Wissen, welcher sich für weitere Recherchen und für die Einordnung von Erkenntnissen und Fakten als bedeutend erwies. Beide filmhistorische Forschungen des Institute for the Performing Arts and Film mündeten in Publikationen , das zweite ausserdem in zwei Ausstellungen , und genossen eine erfreuliche öffentliche Resonanz.
Leitend war die Methode der Oral History im Forschungsprojekt Cinémémoire.ch, das auf vierzig lebensgeschichtlichen Interviews mit Filmschaffenden, die in der Schweiz der sechziger und siebziger Jahre aktiv waren.
Ein wesentlicher Teil der gewonnenen Informationen war bislang weder in Archiven noch in der Literatur zu finden. Wichtig war uns bei der Wahl der Methode der Oral History die subjektive Dimension, die Vielfalt von vierzig individuellen und kollektiven Erinnerungen (in einer ersten Phase werden 20 Interviews integral veröffentlicht). Neben den Filmen selbst und den schriftlichen Quellen bildeten sie einen wichtigen Grundstock für die gedruckten und audiovisuellen Publikationen beider Projekte, deren Recherchephasen vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert wurden.
Die Fülle an Material, aber auch eine Reihe zu Beginn der Recherche noch nicht vorhandener technischer Möglichkeiten (Webbandbreite, noch nicht existierende Filmplattformen und Datenbanklösungen) hielt die Projektverantwortlichen Thomas Schärer und Christian Iseli (Cinémémoire.ch) bislang davor ab, alle Interviews zugänglich zu machen.
Öffentlichkeits-Prinzip
Zunehmend werden Verantwortliche des beiden Forschungsprojektes angefragt, ob bestimmte (oder alle) Interviews integral zugänglich seien – über die erschienen Publikationen hinaus. Auch öffentlich wurde dieser direkte und integrale Zugang zu allen Interviews gefordert – zu Recht.
Bis anhin konnte der Zugang zu Transkripten und Filmfiles nur mit einigem Aufwand gewährleistet werden. Mit dem vorliegenden Open-Access-Projekt kann dieser endlich auf ein Minimum reduziert werden.
Wichtig ist uns dabei eine unmittelbare, intuitiv zu erfassende Verknüpfung von Bild und Text und die Pflege des Audiovisuellen. Wer bei der Lektüre oder Volltextsuche im Transkript auf interessierende Stellen stösst, soll unmittelbar die entsprechenden Stellen im Film/Audiofile finden und möglichst auch umgekehrt. So lässt sich effizient und intuitiv sowie nahe an den Originalquellen arbeiten.
Ausgeprägter als bei anderen Quellenarten ist bei Oral-History der Zugang zu den aufgezeichneten Quellen von eminenter Wichtigkeit. Das Transkript eines Gesprächs ist eine Abstraktion und bringt mindestens zwei Übersetzungsschritte mit sich: Die Transformation und Reduktion von Oralem und Visuellen in Text und in unserem Falle die Übersetzung der auf Dialekt geführten Gespräche in die Hochsprache. Verloren gehen Sprachmelodie, Habitus, bei der Bildaufzeichnung auch der Gestus und die Mimik, die ganze nonverbale Kommunikation.
Erschliessung
Da das Material sehr umfangreich ist (über 120 Stunden Filmfiles und über 2000 Transkriptseiten bei Cinémémoire.ch) wäre es mangels Orientierungsmöglichkeiten nicht angebracht, die Files tel quel online zu stellen.
Erst eine gute Erschliessung, die Suchbarkeit – idealerweise in Volltextsuche – und wie erwähnt eine enge Verknüpfung von Bild- und Textebene, macht aus dem reichen Rohmaterial ein für die interessierte Öffentlichkeit wertvolles, gezielt abfragbares Online-Archiv.
Vorgehen
Alle teilweise auf HDV-Kassetten aufgezeichneten Interviews sind digitalisiert. Die Transkripte der Gespräche, sind redigiert, annotiert und segmentiert.
Nach einer einheitlichen Redaktion wurden die bis zu 5 Stunden dauernden Interviews (mit annährend hundertseitigen Transkripten) in thematisch in sich geschlossene Sequenzen von 2 bis 8 Minuten unterteilt. Diese Segmente strukturieren die langen Gespräche thematisch und ermöglichen ein rasches Auffinden der jeweiligen Videosequenzen, respektive vice versa. Wie die Unterkapitel auf einer DVD sind diese Segmente auch in den Filmfiles auffindbar. Ein kapitelweiser Zugriff wird ebenso möglich sein wie ein integrales Sichten. Das Medienarchiv der Künste der Zürcher Hochschule der Künste wirkt dabei als Basis-Archiv, auf das im Rahmen des DIZH-geförderten Projektes Research-Video im Format Modcast zugegriffen wird. Über diese neue Plattform können ab Frühjahr 2023 die im Madek archivierten Video Gespräche plus Transkripte sowie weitere Dokumente, in eine unmittelbare, intuitiv such- und navigierbare Co-Präsenz gebracht werden.
ts/19.5.2022