Es passiert mir beim Lesen von Lucia Berlins Geschichten, dass ich mir eine Theaterbühne vorstelle, auf der ihre Charaktere von Worten zu Menschen werden. Meine Schauspielerinnen-Fantasie ist geweckt und ich meine, dass die Stories ein großes Potenzial für eine Dramatisierung haben. Also habe ich genau das probiert; Ich habe begonnen eine Bühnenfassung zu schreiben - zunächst ganz intuitiv wie Lucia Berlin selbst auch schrieb.
Ich möchte in dieser Thesis nun meine Intuition überprüfen. Haben Lucia Berlins Stories eine Relevanz für die Bühne? Wo liegt ein dramatische Potenzial? Was hat meine Bühnenfassung bereits und was fehlt ihr noch, um als dramatischer Text zu funktionieren? Die EINE, WAHRE Definition dafür, was ein Drama ist und braucht, gibt es heute wohl nicht mehr. Eher gibt es Leitfäden und Kriterien, die die einen für absolut und die anderen für nicht-relevant halten. Im ersten Teil dieser Arbeit werde ich mit Hilfe einer Expertenstimme einige Parameter darüber, was ein Drama ausmacht, zusammenstellen. Diese sollen im zweiten Teil meiner Arbeit zu den Reibungspunkten werden, an denen ich die von mir erstellte Bühnenfassung befragen, prüfen und reflektieren kann. Entsteht hier wirklich ein Drama?