Ich habe mich entschlossen, meine Bachelorarbeit ausgehend von Michèle Foucaults Konzept der Heterotopie, zu entwickeln.
Die Analyse des Raums ist ein komplexes und vielschichtiges Thema. Ich fand es interessant, eine dieser vielen Facetten anhand
von Heterotopien konzeptuell zu untersuchen.
Um besser zu verstehen, was Heterotopien sind, ist es meines Erachtens wichtig, zunächst den Begriff der Utopie zu erklären. Utopien sind Räume ohne realen Ort und stehen in einem Verhältnis direkter oder umgekehrter Analogie zur Gesellschaft. Sie sind entweder die perfektionierte Gesellschaft selbst oder das Gegenteil von ihr, aber immer Orte, die auf keiner Landkarte zu finden sind, sondern nur in den Gedanken oder Träumen der Menschen.
Es gibt aber auch Utopien, die in der Realität existieren. Reale Orte, die sich aber, wie Utopien, von allen anderen Räumen absolut unterscheiden. Foucault nennt diese lokalisierten Utopien Heterotopien.
Heterotopien stehen also einerseits in einem Spannungsverhältnis zu Utopien, da erstere tatsächlich verortbar sind, während letztere per Definition nicht verortbar sind. Aber es gibt auch eine analoge Beziehung zwischen den beiden, denn beides sind Räume, die alle anderen Orte widerspiegeln und anfechten: Räume, in denen die Normalität untergraben wird. Wenn eine Utopie der Traum von einer anderen und besseren Gesellschaft in einer unbestimmten Zukunft ist, dann ist Heterotopie die Verwirklichung dieser Träume von Verfeinerung
und Verbesserung im Hier und Jetzt. Allerdings in einer Raumnische, die sich von allen anderen Räumen wesentlich
unterscheidet. Als Beispiele für Heterotopien nennt Foucoult Asylantenheime, Gefängnisse, psychiatrische Kliniken, Bibliotheken,
Museen und - interessant für diese Arbeit - Theater.